Dekadentes Schächten der Zettelfetischisten

Ich brauche Geld. Ich brauche ja sowas von Geld! Mein dekadenter Lebenswandel zwingt mich permanent dazu, Kinder und alte Weiber auszurauben. Und trotzdem bekomme ich links und rechts den Arsch nicht zusammen. Ständig auf der Kippe.
Jetzt muß ich mir auch noch was wegen El Carro überlegen. Schon mehrmals ist er dem Tod am Autofriedhof nur knapp entkommen, doch es wird sich nicht aufhalten lassen. Eines Tages wird er nicht mehr sein. Leider. Dabei haben wir soviel gemeinsam durchgemacht! Denke zum Beispiel nur an den Stossstangenfetischisten (den ich übrigens demnächst unauffällig schächten werde, wenn es wegen des globalen Finanzkollapses zu bürgerkriegsähnlichen Straßenschlachten kommen wird)!
Der Abgang von El Carro muß jedoch seiner würdig sein.  Wenn El Carro wirklich kaputt ist, wenns endgültig aus ist mit ihm, dann werde folgendes machen. Siehst du das?

Diese Zetteln, diese gottverdammten Zetteln da auf den Fotos habe ich im Laufe der Zeit in die Autotür gesteckt bekommen (ich sammle sie erst seit ein paar Wochen). Es sind Visitenkarten von Autohändlern, die mir – ich zitiere – „jetzt oder irgendwann“ mein Auto abkaufen, egal ob mit gültigem Pickerl oder nicht. Weißt du, was ich damit machen werde? Ich werde ALLE diese Typen zu einem bestimmten Termin zusammenkommen lassen und wenn sie dann völlig ratlos um El Carro stehen, werde ich ihnen vom Fenster aus zurufen, daß derjenige El Carro bekommt, der zuletzt auf beiden Beinen steht. Und dann lehne ich mich zurück und schaue mir die Massenkeilerei an.
Ich denke, das könnte ein wirksames Mittel gegen diese Typen sein, die allwöchentlich einen Zettel in der Dichtung der Autotür versenken.

So soll es sein. Und ich aas:
,

Fleischhacker beim Heurigen

Seit Montag habe ich El Carro zurückbekommen und eigentlich könnte ich nun wieder öffentliche Verkehrsmittel aus meinem Bewußtsein löschen. Aber weißt du was? Ich bin erst einmal mit El Carro herumgefahren. Ich nutze weiterhin die Wiener Linien!
Ich glaube, wenn man sich erst an die abstoßende Widerwärtigkeit der Menschen gewöhnt hat, kann man ganz gut mit ihnen zurechtkommen. Die frühe Fahrt der letzten Tage ins Rattenloch war geradezu ein Genuß! Ich las, hörte Musik und beobachtete die Menschen. Und, du glaubst es nicht, mir ist dabei zum ersten Mal in meinem Leben aufgefallen, daß jeder Mensch anders aussieht. Wenn man sich Mühe gibt, erkennt man in diesem grauslichen Gewühl von Gesinde tatsächlich Individuen. Fast könnte man dem Irrglauben anheimfallen, es wäre interessant, mit dem Einen oder Anderen zu kommunizieren. Ich wage es kaum zu sagen, aber manche dieser Humanoiden könnte man doch eventuell wirklich beinahe als…. ja… möglicherweise sogar als „schön“ bezeichnen. Auch eine gewisse Form von Intelligenz ist mancherorts zu beobachten.
Geht es mir nun wie dem Fleischhacker in Ruhestand? Der nun, befreit von seiner mordenden Berufung, beginnt, Tiere zu lieben, sie als solches wahrzunehmen, ihre Seele zu erkennen?

Ich aas wie beim Heurigen:
1 Käseteller mit Liptauer und Käse
1 Gebäck
1 Kaffee
1 angeschwollener Ring

El Carro und die Laune der Lemminge

Morgen bekomme ich El Carro zurück. Und weißt du, was diese Aussicht auf ein besseres Leben bewirkt? Meine gute Laune ist wieder da! Ich kann wieder klar denken, der Körper schmerzt nicht mehr! Du glaubst ja nicht, wie froh ich bin! Wenn ich weiterhin mit so einem Überfluß an Menschen zusammentreffen müßte, wie es in öffentlichen Verkehrsmitteln nun einmal leider der Fall ist, ich verzweifelte und würde aus einer Bitterkeit heraus in einer vielleicht lächerlichen Situation völlig überreagieren.
Erst in den letzten Tagen habe ich etwas bemerkenswertes gesehen. Die Menschen scheinen Angst vor der Natur zu haben. Anstatt sie anzubeten, haben sie Angst vor ihr! Stell dir das vor! Ja! Da gehe ich ins Rattenloch und es beginnt zu regnen. Plötzlich fangen die Lemminge an zu laufen. Normalerweise zu faul für die geringste Bewegung, krümmen sie ihre Rücken, fangen zu fluchen an, verstecken sich vor dem Wasser vom Himmel, halten sich Zeitungen oder sonst was über die Schädel und beginnen fast schon wie eine Haufen überdrehter Tunten zu kreischen! Sag mal, was soll das? Es ist nur Regen, Wasser!
Ich hingegen ging extralangsam, drehte die Handflächen nach oben und konzentrierte mich auf die Tropfen, die meine Haut berührten. Ich spürte, wie sie am Körper auftrafen, wie sie sich in verdreckten und verkrusteten Körpermulden sammelten, überliefen und dann in größeren Bächen hinabsprudelten. Der Regen reinigt, es ist gut, wenn du vom Regen besucht wirst.
Erinnere dich an das Wort zum Freitag vor drei Jahren!

Ich aas:
1 Topfen – fast leer
1 Frühstückskuchen – ganz leer

Der Kronprinz am Motorrad

El Carro hätte ich sowieso früher oder später in der Donau versenkt. Seebestattung. Und, ehrlich gesagt, ich bin eigentlich froh, daß er jetzt endlich verreckt ist. Scheißkiste.
Ich will ja nicht, daß es so aussieht, als wäre ich nicht fähig, ein Versprechen zu halten, aber die ewge Treu, die ich ihm gestern schwor, war wohl etwas übertrieben. Nun, ist ja verständlich. So in der ersten Aufregung sagt man schon einmal Dinge, die man nicht so meint. Aber wer weiß! Wenn sich die Motorradausrüstung in den letzten dreißig Jahren in ihrer Fähigkeit, Wasser abzuhalten und Wärme zu spenden, verbessert hat, kann ich vielleicht ganzjährig mit so einem zweirädrigen Eisen herumgurken. Wäre nicht übel.
Und um desertmums Billigtankidee in die Tat umzusetzen, könnte ich die Nachbarin fragen. Das Problem ist nur, daß sie auf einem Motorrad zu auffällig wäre, um ohne zu bezahlen von der Tankstelle abzuwetzen. Denn ihre ledrige Haut und die Hängetitten würden wie eine Flagge hinter unserem Motorrad nachflattern, wenn wir davonbrausen.

Aber heute ist ein Freudentag:
1 Sack Kronprinz Rudolf Äpfel!!! ENDLICH!!!
1 Dose Speisetopfen
1 Packung Käse Seebodner

PS: El Carro war ein Toyota Corona. Oder so.

Adios Carro und ewge Treu!

El Carro ist tot. El Carro war mein Auto. Fast genau fünfzehn Jahre hat El Carro mich begleitet. Durch gute Zeiten, aber großteils durch schlechte Zeiten.
Heute Morgen ging El Carro von mir. Ich stand in der Mitte einer Gürtelkreuzung als der Zahnriemen riß und das Herz El Carros zertrümmert wurde. Das wars. Und während er im Sterben lag und ich ihn fluchend und spuckend, von einem zermürbenden Trauerhupkonzert begleitet, den Gürtel entlang schob, schwor ich ihm ewge Treu. Keine andere Mistkarre soll mehr meinen Körper durch diese todgeweihte Stadt bewegen.

Das heißt, ich werde mir wieder ein Motorrad zulegen.

Und bis dahin quäle ich mich per pedes herum und ich aas das Friedhofsmahl:
1 süßer Ziegel
1 Becher Joghurt – wenn ich mich recht erinnere, ist das der dritte Becher Joghurt seit es dieses Blog gibt

Adios Carro und ein paar Worte noch für dich:

Weine nicht ob der Zeit, die nun kommen mag, sondern lache wegen den Tagen, die waren.

PS: und somit verschwindet auch das Beweismittel für den Stoßstangenfetischisten. Hehehe.