Die Wüstenlösung

Ich hatte heute Nacht einen irr- und tiefsinnigen Traum. Ich fahre mit der Nachbarin am Beifahrersitz in einem alten Ford Mustang durch die amerikanische Wüste. Die Fenster offen, es ist heiß. Die Nachbarin bespricht mit mir ein dringendes Problem, das sie mit mir hat. Wie immer verstehe ich kein Wort und höre auch gar nicht richtig zu. Sie redet und redet, sieht finster drein. Nach einer Weile – der Seidenschal und der breite Strohhut der Nachbarin flattern im Wind – hört sie auf und wird fröhlicher. Sie blickt herum, durch ihre dicke Sonnenbrille, beginnt zu lachen, im Takt der Musik zu wippen. Und urplötzlich sind alle Probleme, alle Streitigkeiten wie weggeblasen! Auf einmal wird die Reise viel, viel wichtiger! Die Landschaft, der Weg, die Musik. Alles so herrlich.

Als ich aufwachte, wusste ich nicht, was ich mit dem Traum anfangen soll. Dachte zuerst, dass es einfach eine sinnlose Hirnwichserei wäre, aber… naja… es ergibt doch irgendwie Sinn… Die Moral des Traums ist ja die: wenn du mit jemandem ein Problem hast, fahr mit ihm in die Wüste. Im Idealfall ist die Reise so schön, dass sie die Probleme auflösen. Andernfalls kannst du ihm den Schädel einschlagen und im Sand vergraben.

Ich aas:
1 Teller Sardinen mit Spaghetti

Die Wüstenlösung

Du Reissack!

Habe in der weißen Anstalt angerufen. Hexenschuss. Kann nicht kommen. Bei Ausreden, um mir Arbeit vom Hals zu schaffen, bin  ich sehr kreativ.
War aber vielleicht ohnehin ein Fehler, weil mich dafür die Nachbarin sekkiert hat. Sie hat gekocht und mir befohlen, ein Kaffeehäferl mit Reis zu füllen. Ich habe mich grün und blau geärgert. Und sie, die Nachbarin, weiß ganz genau, dass ich mich beim Kochen immer grün und blau ärgern muss!
Beispiel: die Nachbarin kauft den Reis nämlich immer in einem Plastiksack, der, sobald man in auch nur irgendwie berührt, nach allen Seiten aufreißt. Nur nicht dort, wo er aufreißen soll! Das sieht dann jedes Mal so aus, dass der Reissack – für mich ist das wie ein Schimpfwort: du Reissack – einen Riss von der oberen Mitte senkrecht nach unten hat. Der Effekt davon ist, dass, egal wie man ihn beim Umfüllen dreht und wendet, der Reis völlig überstürzt aus dem Reissack fällt und zwar nicht dorthin, wohin er soll, nein, sondern über die ganze Arbeitsfläche und auf den Boden. In schmale Ritzen, ins Bier. Überall hin. Nur nicht in das Scheißkaffeehäferl!

Gerechtigkeit muss jedoch sein. Ich starte meinen Gegenangriff mit – und das hasst die Nachbarin – Helge:

Ich aas:
1 Thunfisch mit Reis aus dem Reissack

Du Reissack!

Geübte Apokalypse

Eine Alarmglocke läutet.
Die Apokalypse ist eingetroffen.
Ich esse die Konserven.
Irgendeiner schreit in mein Zimmer „Feueralarm!“.
Ich frage: „Übung?“
Er: „Ja.“
Na dann.

Ich bleibe, übe für die Apokalypse.
Und esse diese köstlichen Birnenhälften.

Ich aas:
1 Dose Birnenhälften

Zur Hälfte Apokalypse

Weidmanns Guy

Stand in der weißen Anstalt gerade in der Küche im Weg herum, als die Alte vom Empfang hereingeschossen kommt.
„Matla, Matla! Stellen Sie sich Ihnen vor, die XY vom Personalbüro ist gekündigt worden!“
Sie war ganz aus dem Häuschen. Ich war etwas irritiert und wusste nicht gleich, was ich antworten sollte. Gerade als ich kommentarlos das Weite suchen wollte, vernahm ich ein Hämmern, so als würde jemand im Haus einen Nagel in die Wand schlagen. Da setzte ich mir ein besorgtes Gesicht auf, drehte ich mich zur Alten um und flüsterte:
„Hörst du das? Immer wenn einer gekündigt wird, hört man danach dieses Hämmern.“
Die Alte zog ihren Kopf ein, blickte ganz nervös in Küche herum, als wären überall Mikrofone und Kameras versteckt.
„Wirklich?“
„Jaja. Und ich weiß auch, warum. Die werden nicht gekündigt. Die werden gekreuzigt. Und dann bei lebendigem Leib entweidet.“
Ich wollte noch mehr sagen, aber die Alte wurde ganz blass im Gesicht und lief Richtung Toiletten.
Guy Fawkes lässt grüßen.

Ich aas:
1 Glas Teufelsroller, um den Kater zu vertreiben

Weidmanns Guy

Wie die Dinge so laufen

Wenn ich in der weißen Anstalt aus dem Fenster schaue – und das tue ich fast ständig – sehe ich, wie bereits irgendwann erwähnt, auf ein verlassenes Grundstück, das in der Mitte ein Riesenloch hat. Schon alles mit Gestrüpp und Unkraut zugewachsen. In diesem Loch nach Regen manchmal ein kleiner Teich, in und auf dem sich allerlei Getier herumtreibt.
Als ich heute Richtung Billa an dem Grundstück vorbeilatschte, fiel mir der Segeltörn vom letzten Jahr ein. Wo wir zum ersten Mal in der Türkei waren und uns wunderten, wo die ganzen Türken hin sind und in der türkischen Küstenstadt Bodrum gestrandet waren und drauf kamen, dass Bodrum früher Halikarnassos hieß und eines der Sieben Weltwunder der Antike, nämlich das Mausoleum von Halikarnassos, beherbergte, und wir die herrlichen Abbildungen davon am Touristenstadtplan bestaunten und dann voller Enthusiasmus den ganzen Berg hinaufkeuchten, inklusive einer halsbrecherischen Überquerung der Autobahn, und dann vor einem Loch mit einem Stein daneben landeten, weil der Rest des Weltwunders schon lange durch unzählige Kriege, Erdbeben und Räubern zerstört worden war.
Ja, und da kam mir heute der Gedanke, als ich so vor diesem Loch stand, vielleicht ist das ja auch so ein Weltwunder gewesen. Dieses Loch, in diesem Grundstück, in Wien. Vielleicht stand hier auch solch ein imposantes Grabmal wie in Halikarnassos. Und vielleicht sind dann sogar während der ersten oder zweiten Türkenbelagerung die Türken selbst hier gestanden und haben sich gesagt: „Das sieht nicht aus wie unser Mausoleum in Halikarnassos.“ Und dann haben sie alles abgerissen und ein Loch geschaufelt, bis sie zufrieden mit den Köpfen nickten: „Ja. Jetzt sieht es aus wie unser Mausoleum in Halikarnassos.“
Und dann dachte ich mir. Schon seltsam, wie die Dinge in der Welt ihren Lauf nehmen.

Ich aas:
1 Mohnflesserl mit EKG

Wie Dinge so laufen

Anstaltskonservenreserve

Ich weiß nicht, warum die Nachbarin jeden Morgen schon um 7 Uhr herumrennen muss. Ich funktioniere nur, wenn ich bis 8 Uhr schlafen kann. Sooft habe ich ihr schon gesagt: „Schlaf doch länger. Dann bist du auch den ganzen Tag viel entspannter. Und leistungsfähiger.“
„Nein, nein, nein. Ich muss zur Arbeit!“
Ts. Lächerlich.

Ich bin in der weißen Anstalt. Habe mich mit Konserven eingedeckt. Rechne jeden Augenblick mit der Apokalypse. Nicht mit der globalen, aber mit der Anstaltsapokalypse. Hier rennen alle so nervös hin und her (wahrscheinlich zu wenig Schlaf). Ich befürchte, sie werden irgendwann die Ein- und Ausgänge verschließen, zuschweißen, die Fenster zunageln, sodass ich nicht mehr in den Supermarkt kann.

Ich aas:
1 EKG

Weiße Apokalypsenreserve

Aluhut mit Reis

Nun weiß ich, was los ist. Herbstdepression. Zwei Wochen regungslos im Bett gelegen und heute wieder in der Anstalt. Zwei Wochen. Und heute angejammert worden von zwei Typen. Hab nicht alles verstanden. Mein Gehirn noch immer im Ruhemodus.
Nein. Nicht zwei Wochen regungslos. Zweimal mit der Nachbarin im Auto rumgefahren. Ich habe den Tod erhofft. Fast wäre ich erlöst worden. Fast.

Beim Chinesen keine Lust zum Lesen der Speisekarte.
„Huhn, süßsauer, mit Nudeln.“
Der Chinese versteht nichts, nur die Speisekarte.
Musste Speisekarte lesen.

Deshalb ich aas:
1 Tegel mit Mangohuhn
1 Aluhut mit Reis

Aluhut mit Reis

Flachmannpraxisprüfung

Vorgestern hatte die Nachbarin wieder einmal Führerscheinfahrprüfung… ich will nicht lästern, aber das ist schon zur Gewohnheit geworden. Alle paar Wochen so eine Scheißpraxisprüfung. Wie immer musste ich sie zum Treffpunkt, einem Übungsplatz, bringen. Nur für den Fall, dass sie wider Erwarten die Prüfung schaffen sollte und dann gleich nach Hause fahren konnte. Und so stand ich also wieder auf diesem Platz. Wind, Regen, Kälte.
Dieses Mal war es wenigstens etwas unterhaltsamer. Etwas abseits der Prüflinge stand ein Kerl, ungefähr in meinem Alter, und trank regelmäßig unauffällig aus seinem Flachmann. Das sah vielversprechend aus, also stellte ich mich neben ihn.
„Na“, begann ich, „Siehst du auch zu?“
„Nein. Ich mache heute Fahrprüfung.“
„Nicht schon zu alt dafür?“
„Mir haben sie vor einiger Zeit den Schein abgenommen, weil ich betrunken gefahren bin.“
Eigentlich wollte ich ja nur einen Schluck aus seinem Flachmann, aber ich konnte es mir nicht verkneifen:
„Und du glaubst, wenn du die Fahrprüfung besoffen schaffst, darfst du dann besoffen Autofahren?“
Ich lachte böse.
„Geh scheissn“, sagte er, warf sich einen Kaugummi ein und wankte davon.
Während die Nachbarin ihre Übungshütchen und -steckchen umfuhr, beobachtete ich die Prüfung des Gsoffenen. Dauerte nicht lange. Bald sprangen alle aus dem Wagen und vertieften sich in ein gestenreiches Wortgefecht.
Schön.

Ich aas:
1 Mohnflesserl mit EKG
1 Apfel

Flachmannpraxistest

Tiefe Waldstrudelluft

Vor ein paar Tagen aas ich ja die Graumohnzelten, die meine Phantasie gar so sehr anregten. Heute mach ich mich an den Graumohnstrudel… und das ist ein größeres Projekt. Mehr Masse, mehr Waldviertel, mehr Bauern, mehr Bio und so weiter und so fort.
Daher hole ich jetzt ganz tief Luft… und ab!

Tiefe Waldstrudelluft

 

Arme Lehre

Meine gute Tat heute – wie jeder weiß, bin ich ja ein Menschenfreund – vollbrachte ich heute bei Billa. An der Theke stand ein verschwitzter Lehrling, völlig mit den Nerven am Ende, die Augen fast am Übergehen. Seine Chefin lauerte etwas abseits und beobachtete ihn mit finstrer Miene.
Ich bestellte ein Mohnflesserl mit Kalbspariser, Gouda und Gurkerl. Standardmenü. Weil er mich gar so verzweifelt angesehen hat, wieß ich ihm mit einem deutlichen Fingerzeig den Weg zu einem Mohnflesserl.
Dann fragte er: „Wie war das bitte? Mit Ketchup und was noch?“
Ich nannte ihm ein paar Mal die Zutaten, damit er nicht so sehr in Stress geriet. Es half zwar nicht viel, denn er tropfte mit seinem Angstschweiß die Wurst voll, aber egal. Er hatte es schwer genug. Der Lehrling belegte das Mohnflesserl auch… naja… sagen wir mal „verbesserungswürdig“. Er stopfte nämlich die Wurst und den Käse in die Mitte des Gebäcks und legte links und rechts eine Scheibe Gurkerl ins Trockene.
Bemitleidenswert.

Ich aas, nachdem ich die Belagen neu angeordnet habe:
1 Mohnflesserl mit Kalbspariser, Gouda und Gurkerl

Arme Lehre