90 Jahre Schwedenbomben

Meine heißgeliebten Schwedenbomben gibt es nun schon seit 90 Jahren. Ja, wie die Zeit vergeht. Niemetz veranstaltet deshalb ein Gewinnspiel. Kreative Geburtstagswünsche können irgendwelchen Schrott gewinnen. Da mache ich natürlich sofort mit.
Das folgende Gedicht entstand im Schweiße meines Angesichts:

Schon vor 90 Jahren
ist Oma auf sie abgefahren.
Auch Mutter liebte sie so sehr,
damit ging auch ich in diese Lehr‘.
So trank ich schon als kleiner Knilch,
die Bomben mit der Muttermilch.

Später hieß es: „Iss nicht zu viel von den Süßen,
sonst musst du es eines Tages büßen.“
Ich hörte nicht und aß sie täglich.
Sie sind ja eh so gut verträglich.

Ich hab kein Diabetes,
und noch immer schmeckt es.
Die Zähne alle drin,
der Magen auch nicht hin,
nicht mal 80 Kilogramm,
fress ich sie noch immer z’samm.

Die braunen und die Kokosschweden
gibt’s zum Glück in allen Läden.
Seh ich sie, greif ich gleich zu,
Die Gier darauf gibt eh nie Ruh.

Egal was ist, sie werden mich begleiten.
Und das bleibt so für alle Zeiten!
Ach, ich lieb‘ die Packung mit 6 Stück.
Drum zum Geburtstag alles Glück!

Ich erwarte mir, dass ich dafür wenigstens ein Sixpack Schwedenbomben gewinne.

Heute aas ich:
1 Teller Tralala

90 Jahre Schwedenbomben

Nix tuta kapiern

So unwahrscheinlich es auch für manche Menschen in meiner Umgebung klingen mag: ich dusche. Und zwar nackt. Aber eben nicht einfach täglich, sondern nur, wenn ich es als notwendig erachte. Ist doch intelligent gelöst oder nicht?
Gestern war es wieder soweit. Ich stand unter der Dusche. Nackt. Und die Nachbarin hatte sich aus der Küche eine leere Bierkiste geholt und sich damit mit genug Sicherheitsabstand zu mir gesetzt. Sie beobachtete mich. Beim Duschen. Ich war nackt.
„Was wird’n das?“, fragte ich sie, meine Stirn genervt gefurcht. Duschen. Nackt.
Das Wasser rann mir in die Ohren, ich verstand nur etwas wie „Valium“.
„Was is mit’n Valium?“
„Ich evaluiere!“, berichtigte mich die Nachbarin mit neugierigem Blick.
Gut, soll sie doch, dachte ich mir und fragte nicht. Ich duschte weiter. Nackt.
Nach einiger Zeit sprang sie plötzlich von ihrer Bierkiste auf und rief:
„Ha! Das gibts doch nicht! Du nimmst meine Seife, wäscht dir damit den Arsch und danach seifst du dir damit die Haare und das Gesicht ein? Was ist denn das für ein beschissenes System?“
Ich verstand nichts und massierte mir in aller Ruhe den Seifenschaum in die Kopfhaut ein, während ich den Mund der Nachbarin mit meinen Augen fixierte.
„Du hast kein eigenes Duschgel, nimmst nicht mal Shampoo für die Haare! Was soll das?“
Ich steckte mir die eingeseiften Finger in die Ohren und kratzte den Dreck heraus.
„Was sind das denn für seltsame Fragen?“ Ich stand voll auf der Leitung. „Ich dusche.“
Die Nachbarin schnappte ihre Bierkiste und verließ mit einem lauten Türknallen das Badezimmer.
„Und ich bin nackt!“, plärrte ich ihr hinterher.
Danach roch die Nachbarin an meinen Haaren. Natürlich versuchte sie dabei zu begrapschen, aber sie schlug meine Hand weg und grunzte nur.

Was auch immer ich falsch mache, es tut mir leid.

Oder auch nicht. Ich aas:
1 Mohnflesserl mit EKG

Nix tuta kapiern

Dienstag. Nicht anders als gestern.

Bin wieder mit Dr. Sowieso unterwegs gewesen. Auf der Alserstraße haben wir kurz gehalten. Mit Parkplatz Glück gehabt. Zwei Kübel Reis mit Sauce geholt. 3,50 pro Kübel. Guter Preis.
„Zahl du, Matla.“
„Sicher net. Du zahlst!“
Während Dr. Sowieso zum Bankomaten lief, rauchte ich einen Tschick vor der Reisbude. Nachdem die Verkäuferin alles eingepackt hatte, stellte sie sich zu mir und schnorrte mich um einen Tschick an. Meine Zünder waren alle, darum zündete ich ihre mit meiner an.
„Scheiß Hockn, aber gutes Essen. Stimmts?“
Sie seufzte und inhalierte lang und tief.

Ich aas:
1 Kübel mit Reis und Sauce

Dienstag. Nicht anders als gestern.

Das große w

Heute ist alles verkehrt herum. Ich merkte es schon beim Aufwachen. Wollte mir die Eier kratzen, erwischte aber meine Nase. Auf der Straße die Menschen… sie liefen auf ihren Händen herum. Die Autos schlitterten auf ihren Dächern über die Landschaft. Ich ging lieber zu Fuß in die weiße Anstalt. Hatte auf Kopfstand in der Straßenbahn keinen Bock. Einige Trapezkünstler traf ich unterwegs. Sie gruben sich bis zum Hals mit vollem Schwung durch den Asphalt. Radfahrer, gerädert. Zwischen die Speichen geflochten. Vor der klingonischen Botschaft stand ein lässiger Hippie und lutschte lachend an einer leiwanden Lilie herum.
Die Frau, die mir in der weißen Anstalt, gegenüber sitzt, ist heute keine Frau. Auch kein Mann. Nur ein schwarzes Loch, das mich gierig anstiert. Wie ein sechsarmiges Tier, mit Beinen aus Metall. Darf mich nicht darin verlieren. Konzentriere mich auf das Weiß der Wände. Wirklich weiße Wände! Wut, Wahnsinn. Was wird das werden? W, w, w, oh W!

Ich aas:
1 Packung belegte Brote

Das große w

Tintig geschissen

Gestern war ich mit Tintinger und Etschi unterwegs. Meine Freundschaft mit Etschi hat dabei allerdings etwas gelitten. Auf dem Nachhauseweg nämlich hat er in eine Bushaltestelle geschissen. Er findet so etwas lustig. Ich nicht. Tintinger fand es übrigens auch nicht lustig, als er ein paar Spritzer auf seine nackten Beine abbekommen hat. Er läuft nämlich selbst im Winter mit kurzen Hosen herum, damit man seine Gefängniskunstwerke, die auf seinem ganzen Körper verteilt sind, bewundern kann. Darum sein Name. Tintinger.
Tintinger verpasste Etschi einen Faustschlag in die Magengrube. Ich selbst schüttelte dezent den Kopf und latschte wortlos davon.

Und heute aas ich leicht verkatert:
1 MohnFLESSERL mit Extra und Gurkerl, weil der Wappler ohne Hausverstand bei Billa den Gouda vergessen hat!

Tintig geschissen

Waldviertler Tradition und Handwerk

Graumohn Zelten

Graumohn Zelten – handgemacht und traditionell. Ich komm ins träumen. So schön! Solche Lebensmittel wollen wir. Da schiebt der Bauer dir fast selbst das Essen vom Feld in den Mund. Handgemacht und traditionell.
Man wünscht sich ja so ein Leben! So ursprünglich, so grün! Ich stelle mir vor, wie das sein würde:
Ich stehe im Vierkanthof, blicke durchs Fenster, sehe, wie die alte, buckelige Bäuerin im Mohnblumenfeld steht, die Dinger mit der Hand pflückt und jede einzelne Blüte in einen handgemachten und traditionellen geflochtenen Korb auf ihren krummgeschufteten Rücken wirft… nein, bettet. Ist der Korb voll, bringt sie die Ernte mit Freudentränen in den Augen zum Jungbauern, der im windschiefen Holzstall zwischen Kühen und Heu solange auf die Blüten eindrischt bis nur mehr der Mohn übrig bleibt. Den tragen die schlanken, rotbackigen Kinder in die Küche zu ihrer Mama, zur Jungbäuerin, die wie direkt dem Jungbauernkalender entsprungen, nur mit einer Schürze bekleidet die Graumohnzelten backt. Mit ihrer feuchten Hand bastelt sie die Zelten, die zunächst sehr oft die Form eines Penis bekommen, weil sie an ihren sehr gesunden, dauergeilen Jungbauern denken muss, der sie bloß auf seinem Schwanz aufgespießt durchs Gehöft tragen kann. Teig vom Feld, Mohn vom Feld, Schweiß vom Feld. Handgemacht, traditionell.
Dann bringt die Bäuerin die fertig gebackenen, duftenden, noch warmen Mohnzelten in mein Zimmer. Ich schnuppere daran, freue mich, schaue der Bäuerin verstohlen auf ihren nackten Arsch, während sie die gute Stube verlässt. Ich bin für den letzten Arbeitsschritt zuständig. Ich nehme jede einzelne Graunmohnzelte, zieh diverse Spritzen auf und injiziere dann die restlichen Zutaten, die auf der Verpackung stehen müssen: Mono- und Diglyceride, Kaliumsorbat, Betacarotin, Sorbinsäure und schließlich noch die Vitamine A und D, weils ja auch gesund sein soll.
Zum Schluss tunke ich die Graumohnzelten noch in eine kochende Kunststoffsuppe, damit alles Luftdicht verpackt ist, und klebe nach ein paar Stunden, wenn das Plastik abgekühlt ist, vorne und hinten die Pickerl drauf.

Ich aas:
1 köstliche Graumohnzelte

 

Handgemacht und traditionell

 

Erkenntnis am Montag

Der Hunger trieb mich durch die weiße Anstalt. War auf der Suche nach Nahrung. In der Küche nahm ich schließlich die Dose Pfirsichhälften, die schon seit jeher dort herumstand. Jemand kam herein, ich fragte:
„Gehört das dir?“
Keine Antwort, nur Montagsmiene und Schulterzucken. Alles klar, das gehört mir.
In der Zelle fragte ich die Frau, die mir gegenüber sitzt:
„Gehört das dir?“
„Ich glaube, das gehört niemandem.“
Sie schenkte mir einen Schokoriegel. Ich, skeptisch:
„Warum?“
Wieder Schulterzucken. Seltsamer Tag. Montagsmiene. Machte mir an der Dose zu schaffen.
Die Frau, die mir gegenüber sitzt:
„Vielleicht gehört die Dose auch dem, der vor zwei Jahren aus dem Fenster gesprungen ist.“
Ich dachte mir:
„Eigentlich unfassbar, wie lange man Dinge haltbar machen kann.“

Ich aas:
1 Dose Pfirsichhälften
1 KitKat

Erkenntnis am Montag

Industrieschwein

Industrieschwein

Sieht das nicht köstlichst aus? Hm? Diese Ausgeburt an Industriefett und Industriezucker und Salat- und Fleischersatz. Hm? Ein Gordon-Burger mit Industriekäse, hergestellt aus Industrierinderblutfetten. Hm? Wo man vorher schon weiß, dass einem nachher kotzübel sein wird. Die Industriedauergastritis lässt mit einem kleinen, gesunden Sticherl grüßen! Hm!

Ich aas.

Freiheit

Heute, als ich die weiße Anstalt betrat, passte mich Dr. Sowieso ab.
„Matla! Gut, dass Sie kommen. Herr XY will mit Ihnen sprechen.“
„Aha“, sagte ich mit dunkler Morgenmiene, „Und wer soll das sein?“
„Na, der Chef!? Geschäftsführer! Habe ich Ihnen schon zwei Mal erklärt. Kommen Sie gleich mit mir!“
Gut, wir gingen also in irgendein Zimmer, in dem ein Typ mit rotem Kopf und einer… also…. einer echt… also einer echt…wie soll ich sagen… ja, einer echten Schweinsnase im Gesicht saß. Die schiarche Sau murmelte irgendwas und zeigte auf die Stühle ihm gegenüber. Dr. Sowieso und ich setzten uns. Und gleich gings los. Die Schweinsnase begann zu reden und zu reden… du weißt ja schon, wie das bei mir läuft. Hirn-Mund-Polarität
Aber heute versuchte ich wirklich, dieser Sau zu folgen, zu verstehen, was er von sich gab, es zu begreifen, zu erfassen. Wirklich! Jedoch… ergebnislos. Schon bald schweiften meine Gedanken ab und ich begann, seine verschissene Visage zu beobachten, versuchte, etwas Schönes darin zu entdecken. Auch das ergebnislos.
Dann musste ich grinsen. Mir fiel nämlich eine Textzeile eines Songs ein, den ich in den letzten Tagen zufälligerweise an verschiedenen Orten gehört hatte. Diese Zeilen schwirrten die ganze Zeit in meinem Kopf herum:

Freedom’s just another word for nothing left to lose
Nothing don’t mean nothing, honey, if it ain’t free

Jaja, so ist das. Danach konzentrierte ich mich wieder auf die Sau. Sie kam mir jetzt noch hässlicher vor. Der Kopf jetzt tiefrot, wie eine Kirsche fast. Lustig.
Auf einmal hörter die Sau auf zu reden und zu gestikulieren. Er blickte mich irgendwie… krank… oder ärmlich, erbärmlich an. Er tat mir ja geradezu leid.
Ich wandte mich zu Dr. Sowieso und sagte:
„Ich hab‘ kein Wort verstanden. Was hat er gesagt?“
Die Sau sprang vom Sessel hoch, sodass dieser umkippte, und rannte wie abgestochen aus dem Raum.
Dr. Sowieso kicherte.
„Gut gemacht, Matla. Entweder sind Sie Ihren Job los oder es ändert sich genau gar nichts.“

Gut, auch recht. Ich aas:
1 Plastikverpackte Kornsemmel mit Inhaltsstoffen von Billa

Freiheit

Gemma Zirkus

„Gemma Zirkus, Matla?“, fragte mich die Nachbarin und… es ist nämlich so… die Fragen, die sie mir stellt, sind manchmal nicht so klar, nicht so einfach… es könnten Tests sein… oder versteckte Hinweise auf etwas, das ich vergessen habe… oder eine subtile Aufforderung zu extraordinärem Sex… oder die Fragen sind absichtlich mehrdeutig gestellt, um meine Einstellung zu irgendeinem Thema zu erfahren… wie dem auch sei… falsche oder unrichtige oder auch nur teilweise richtig beantwortete Fragen können mein Leben tagelang sehr negativ beeinflussen.
Darum musste ich Zeit gewinnen bzw. mehr Information erhalten.
„Hääää?“, meinte ich näselnd mit weit aufgerissenen Augen, die Zungenspitze auf der Unterlippe, und zog dabei meine Mundwinkel absichtlich nach unten, um möglichst dumm auszusehen… wie einer, dem man Fragen immer mehrmals stellen und ihm diese auch noch erklären muss.
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Zirkus… Zirkus… vielleicht meint sie Zirkus im Sinne von „Diskussion mit lauthals geschrienen Argumenten, die eigentlich Beleidigungen sind“ oder… eine kleine Rauferei? Vielleicht soll ich mich auch als Löwenbändiger verkleiden, um die Nachbarin mit unserer Reitgerte wie ein Wildkatze zu Gehorsam zu zwingen. Oder habe ich vielleicht vor ihrer Frage etwas Falsches getan? Etwas Provokantes, das zu einem blutigen Handgemenge führen könnte? Ich fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes Opferlamm.
Die Nachbarin klärte mich lächelnd auf:
„Na, weil du das Ketchup im ganzen Gesicht hast. Wie ein Clown schaust du aus… wie ein nicht ganz intelligenter.“

Nun. Ich aas im Scheißheislrestaurant:
1 Teller mit Köstlichem

Gemma Zirkus