Wiedersitzen

Gestern bin ich gleich nach dem Blogeintrag zur Nachbarin rauf – da sieht man die Prioritäten.
„Wo warst du die letzten zwei Monate, du Arsch?“, fragte sie mit müden Augen.
„Ja, weißt du“, erklärte ich und hin und her.
„Gut, dass du wieder da bist“, sagte sie nach einer Weile. Sie hatte mich in ihre Wohnung gelassen und mir ein Glas Wein gegeben. Sie zündete zwei Zigarreten an, steckte mir eine davon ins Maul und nun hockten wir wieder im Halbdunkeln herum und sogen wie die Irren Alkohol und Rauch ein.
Nach einer Weile kam mir der Gedanke, dass es doch angenehm zu wissen war, irgendwohin zu gehören. Aber davon sagte ich ihr nichts.

Ich aas:
1 Mohnsemmel mit Wursträdern und Bier

Auch nun zu nichts nutze

„Sie müssen das tun, Matla!“
„Aber mich interessiert das nicht.“
„Ihr Blog war doch sehr erfolgreich. Hatten Sie nicht einmal sehr viele Stammleser?“
„Ja, aber ich hasse sie. Und den Misthaufenblog hasse ich auch.“
„Als ‚literarisch hochwertig‘ wurde er doch auch einmal bewertet, haben Sie mir erzählt, Matla.“
„Ja und? Scheiß der Hund drauf. Ich mache mir nichts aus Kunst und Literatur.“
„Wie gesagt: sie müssen das tun“, sprach der Psychiater.

Ich hab’s aufgegeben, den Widerstand, und schreib‘ jetzt dann wieder. Nach meiner mehrwöchigen – sagen wir mal – „Abwesenheit“ wegen des Problems mit – sagen wir mal – „König Minos und seinem Labyrinth“, sind nun meine ersten geschriebenen Worte – in Gedanken verfluche ich dich ohnehin seit jeher – an dich, den nichtsnutzigen Leser:
Steck dir den Finger in den Arsch und schau mit dem Ofenrohr ins Gebirge.

Ich aas:
EKG

 

Verhasste Nasszonen

Shit! Jetzt wäre ich bei der Nachbarin oben fast Amok gelaufen! Stell‘ dir vor, ich scheiß‘ mir einen ab, oben bei ihr, und will zum Papier greifen – keines da!
„Hearst, wo is das Arschpapier?“, schrei‘ ich durch Gestank und Tür.
„Nimm die Feuchttücher!“, schreit sie zurück.
„Was’n das?“, frag‘ ich mich und seh‘ neben mir so eine verdächtige Dose stehen. Hellgrün mit gelben Blümchen drauf. Angewidert mach‘ ich das Ding auf und tatsächlich: feuchte Tücher. Blauäugig zieh‘ ich eins heraus und wisch‘ mir den Arsch ab. Hose rauf und… SCHEISSE! Die Arschspalte ist nass! Ich hasse das! Renn‘ aus dem Scheißhaus, rüber ins Wohnzimmer, rauf‘ mir die Haare, rein in die Küche, weiß nicht, versuche mit den Händen die Arschspalte auseinander zu ziehen, alles umsonst, ich kollabiere gleich!
Die Nachbarin steht mit großen Augen da, ich reiß ihr das Geschirrtuch aus der Hand, Hose runter und trockne mir den Arsch ab. Ahhhh, was für eine Erleichterung, endlich trocken! Die Nachbarin versucht erfolglos zu sprechen und schaut mich entgeistert an. Ich werfe ihr das Geschirrtuch zu und frage:
„Wie kannst du nur so leben?“

Ich aas (bei mir daham haha):
1 Brot mit Leberpastete und Tabasco

 

Vom Semmeltempel

Zumindest einmal im Monat muss ich der Semmel meiner Nachbarin dienen. Dieser Effekt wird durch den herannahenden Frühling noch verstärkt. Da habe ich vor meiner Nachbarins saftigen Spalte zu sitzen, ob ihrer göttlichen Macht zu staunen und der zuckenden Gottheit zu huldigen. Eine Gottheit jedoch, der ich nur zu gerne diene! Ja, ich bin sogar ein sehr eifriger Messner, der alles erdenkliche tut, um die Gottheit zu erfreuen. Rauchwaren und duftende Feuerwässerchen bringe ich dar, mit einem demütigen Buckel und gesenktem Blick wedle ich hechelnd mit dem Schwanz.
Doch die Gunst der Göttin ist nicht leicht zu erhalten. Sie quält mich und fordert immer mehr und mehr Opfer von mir… bis die erste himmlische Belohnung über meine sterbliche Hülle rieselt. Da spricht die Göttin:
„Und nun, du Nichts, nun darfst du am Tempel schnuppern…“
Und schon fahre ich in meiner religiösen Verzückung blindlings ins Verderben.
„Halt, du Narr! Von Anfassen hat niemand etwas gesagt! Unwürdiger!“
Dann stößt sie mich mit wütenden Blicken aus den Himmeln zurück auf die freudlose Erde. Alles beginnt erneut. Die Kämpfe um die göttliche Gunst.
Schließlich, wenn ich lange Zeit als Sklave der immerwährenden Geilheit brav gedient habe und mich keiner weiteren Sünden schuldig gemacht habe, ist es soweit. Dann kommt die ganze unendlichen Macht der Göttin über mich und ich mir wird der direkte Tempeldienst befohlen… dann drückt die verrückte Nachbarin mein Gesicht mit aller Kraft auf ihre Möse, umklammert mich derart mit ihren Beinen, dass ich glaube, mein letztes Stündlein hätte geschlagen… ist mir aber jedesmal scheißegal: orale Befriedigung mit anschließendem Genickbruch – gibt es einen schöneren Tod?
Doch seltsam. Wenn mir dann der Feigensenf übers Gesicht rinnt und ich beinahe bewußtlos versuche, etwas Luft zu erhaschen, schießen mir immer wieder die Worte meiner Mutter ins Gehirn: „Iss nicht so schnell, du wirst noch daran ersticken!“

Ich aas:
1 schwer beschädigten Punschkrapfen

Traumberuf im Internet

Ich mag die Kugelschreiberbranche nicht mehr. Hab einfach keine Lust mehr dazu. Kugelschreiber hier, Kugelschreiber da… leckt mich, ihr Kugelschreiber! Dreht euch doch selbst zusammen – oder laßt es!

Beim Brandweiner hat mir einer von einer Tätigkeit erzählt, die mich viel mehr interessieren würde. Er konnte mir zwar nicht sagen, wie genau dieser Beruf heißt, aber es hat etwas mit Internetgeschwindigkeit zu tun… jaja, ich merke schon, meine vom Kugelschreiberzusammendrehen geschwollenen Handgelenke jauchzen!
Und das wurde mir erklärt: man kann über das Internet telefonieren – warum auch immer – und da gibt es Leute, die diese Verbindungen auf Qualität prüfen. Da sitzt einer z.B. in Wien und einer in Indien und die Internettelefongesellschaft (wahrscheinlich) bezahlt die beiden dafür, dass sie den ganzen Tag übers Internet Verbindung halten. Das Einzige, das der Wiener und der Inder machen müssen, ist ununterbrochen „Hallohallohallohallohallohallo“ zu sagen. Und zwar alle beide gleichzeitig und gleichmäßig. Die Herausforderung beginnt dann, wenn einer den anderen auf einmal schlechter hört. Dann nämlich muss der so laut es geht – und noch viel schneller als zuvor –  „HALLOHALLOHALLOHALLOHALLO“ ins Mikrofon schreien. Solange bis sich die Gesprächsqualität wieder normalisiert hat.
Kein Wunder, dass das Internet so viele Fans hat.

Mein Traumberuf. Ich aas:
1 Stück Brot mit Leberpastete und Senf

Die Katze im Eiter

Sogar die Republik Österreich ist sich des Bildungsauftrages meines Misthaufenblogs bewußt! Bekam ich doch diese Woche ein sehr rührendes Email aus dem Bundesministerium für eitrige Angelegenheiten:

Hallo Matla !

Weg mit dem Rotwein und runter von der Nachbarin.
Wo sind die unappetittlichen neuen Gschichtln ???

Vollkommen richtig! Weg mit dem Rotwein… nur runter von der Nachbarin… das geht nicht… hab bei ihr grad wieder bisserl ausgeschissen, weißt du? Letztens nämlich saß ich mit ihr vor dem Fernseher, plötzlich spürte ich etwas Pelziges unter meiner Hand und begann es unbewußt zu würgen und an den Haaren zu reißen… ich dachte, es wäre die Scheißkatze. Da schreit die Nachbarin auf! Ich erkannte meinen Irrtum und klärte sie auf: „Oh, ‚tschuldige. Habe gerade deine Unterschenkel mit der Katze verwechselt.“

Ich aas vor ungefähr zwei Wochen:
1 Teller …äh… weiß nicht mehr…

Wie man den depperten Chef von Heimarbeit überzeugt

Nur mehr zwei Vormittage schleppe ich mich in die Anstalt, um Kugelschreiber zusammenzubauen. Lästig genug.
Gestern hockte ich wieder dort, als die Tür aufsprang und einer schrie:
„Matla! Der Chef will sie sprechen!“
„Wer ist das?“
„Na, der Herr Sauerkopf! Was für eine Frage!“
„Und wo ist der?“
„Im Zimmer gegenüber.“
Na gut. Ich ging in dieses Zimmer und hockte mich hin. Niemand grüßte.
„Darf man hier rauchen, Sauerkopf?“, fragte ich und holte die Zigaretten heraus.
„Natürlich nicht, Matla!“, schrie er empört auf.
Da er mich einige Sekunden nicht beachtete, stand ich wieder auf, um zu gehen.
„Moment, warten sie, Matla. Tschuldigung, bin gleich so weit.“
„Also?“
„Wollen Sie nicht mehr für uns arbeiten? Ich meine: mehr Stunden?“
„Nein.“
„Was ist das Hinderniss, Matla?“
„Ich komm‘ mir dämlich vor, wenn ich zwischen den Schwachköpfen da drüben hocke.“
Der Mann, der der Chef sein wollte, blicke mich amüsiert an.
„Außerdem“, fuhr ich fort, „Alles Zeitverschwendung. Und die Verbindung mit den Öffentlichen hier her ist auch für’n Arsch. Ich muss einmal umsteigen…“
„Verstehe, Matla. Hören sie. Wenn sie zu Hause arbeiten könnten, würden Sie dann einige Stunden mehr für uns machen?“
„Naja, weiß nicht. Hab‘ eigentlich keine Lust…“
„Matla, es wäre nicht schwer. Ich hätte hier ein paar Dokumente, die sie durchgehen müssten. Ich will ihre Meinung dazu hören.“
„Nein, echt, keine Lust.“
„Kommen Sie, Matla, es ist ja nicht kompliziert!“
„Naja, ich könnte die Dokumente mal mit nach Hause nehmen, mir unter den Kopfpolster legen und schauen, was passiert.“
„Na, sehen Sie, Matla? Geht ja.“
„Aber mehr kann ich nicht versprechen.“
„Matla, das ist ok.“
„Wie machen wir das mit den Stunden?“
„Aufschreiben und mir dann sagen.“

Heute Nacht hatte ich die Scheißzetteln bereits unter meinem Kopfpolster liegen.
Notiz: 5,25 h – Dokumentenanalyse (bisher ohne Ergebnisse)

Ich aas:
2 Brote mit Knoblauchsalami
1 Stück Käse

Vielleicht lege mich jetzt für ein Stündchen hin und analysiere weiter.

Die neun Todsünden

Heute Vormittag hat die Nachbarin spitzgekriegt, dass ich daham arbeite. Ich wollte es zwar vor ihr verheimlichen – aber wir alle wissen, man kann vor „ihnen“ nichts verbergen. „Sie“ kommen auf alles drauf, es ist nur eine Frage der Zeit… und dann haben „sie“ dich am Arsch!
Es passierte, als ich mich vorsichtig aus dem Haus schlich, um einkaufen zu gehen. Ich hatte auch den falschen Bart um… und den Zylinder am Kopf, doch es war alles umsonst. Die Nachbarin erkannte mich wohl an meiner dreckigen Hose, oder am Geruch.
„Halt!“, schrie sie.
Ich ging weiter, vielleicht war sie sich ja nicht sicher.
„Matla! Bleib stehen, du Suffkind!“
Ich gab’s auf.
„Warum bist du nicht in der Arbeit?“
„Ich bin in der Arbeit.“
„Arbeitest du daham?“
„Ja“, antwortete ich leise und war zum Sprung bereit.
„Wie lange wolltest du das vor mir verheimlichen?“
„Das ist alles nur ein Mißverständnis.“
„Wie viele Tag hast du schon daham gearbeitet, Matla?“
„Heute sind es Neun.“
„Neun Tage, Matla? NEUN?“

Und eben brachte die Nachbarin mir ein Brot vorbei – siehe Foto. Ich glaube, sie wird mich lange leiden lassen.

Ich aas:
mein wahrscheinlich letztes Brot mit Leberaufstrich und Senf

Dauercamper

Daham habe ich es mir wie am Campingplatz eingerichtet. Hier bin ich gerne Dauercamper. Vor allem jetzt, wo ich wieder daham arbeite.
Campingeinrichtung hat den einen riesigen Vorteil, dass ich einfach den kompletten Inhalt meiner Bude wegschmeißen kann, wenn er zu vergammelt ist – ich brauch‘ ja nicht viel. Einen Tisch, einen guten Klappsessel für mich, einen weniger guten für lästige Besucher …. weißt du, es sind so Kleinigkeiten…. Plastikteller zum Beispiel… Plastikteller sind extrem praktisch… weil sie nicht zerbrechen, wenn ich am Morgen aus dem Bett heraus direkt auf sie drauflatsche… ich kann sie vom Tisch fegen, wenn mir das Essen nicht schmeckt… und man kann sie zum Reinigen einfach übers nasse Gras schlittern lassen… ach… den Tisch zusammengeklappt in den Regen stellen (den Rest fressen die Ameisen – meine eigene kleine Müllpolizei).
Alle Dinge sind so leicht, ich kann sie ohne große Anstrengung durch das Fenster direkt in die Mülltonnen werfen… mit etwas Glück treff ich dabei auch nicht das Auto vom Hausmeister.
Und wenn ich etwas Grünes, etwas Waldathmosphäre, möchte, lass ich einfach ein paar Pizzareste herumliegen bis Moos und Pilze auf ihnen wächst.

Ich aas auf meinem Campingtisch:
2 Liptauerbrote mit je einem Raderl Pfeffersalami
1 Käse

Die überraschendste Wendung in meinem Leben. Bisher.

Ich dachte, mich könnte nichts mehr überraschen. Bei den Menschen. Einer ist wie der andere. Stinklangweilig und trotzdem nervtötend und sowieso alle für’n Arsch. Doch gestern war ich erstaunt. Ja, das war ich! Da war es mir für einen kurzen Moment gegönnt, die große, weite, unbekannte Welt wie ein kleines, neugieriges Kind zu sehen. Ich war nämlich im Kugelschreiberhaus, um mich mit jemandem aus der Kugelschreiberbranche zu treffen. Und kurz vor dem Termin kommt einer daher – so ein Kugelschreibervertreter – und sagt, er müsse unbedingt mir reden. Ich hatte natürlich keinen Bock und erfand irgendwas, aber der blieb hartnäckig. Um mich endgültig verabschieden zu können, sagte ich: „Hearst, Oida.“ So auf die Art, und: „Ehrlich gesagt muss ich scheißen gehen. Dringend nämlich, also tschüss mit Ü.“ Sag’s, sprang auf und rannte auf nächste Clo. Aber stell‘ dir vor! Der ist mir nachgerannt! Ich sperr‘ mich in die nächste Kackkabine – und was macht der? Der hockt sich in die Übernächste! Und beginnt zu reden! „Gut“, denk‘ ich mir, „Kann er haben.“ Ich drück‘ drauf, was geht, furze, mache Pressgeräusche wie eine Hochschwangere, die Scheiße klescht mit Gedonnere in die Muschel. Und glaubst du, der lässt sich aus der Ruhe bringen? Keineswegs! Scheißt der doch mit noch mehr Getöse in seiner Kabine und plaudert munter weiter!

Schließlich musste ich mich geschlagen geben. Keinen größeren Scheißer auf dieser Welt gibt es als diesen Typen. Ich hatte zwar kein Wort von dem, was er sagte, verstanden, aber ich zog meinen Hut vor ihm.

Was für eine überraschende Wendung in meinem sonst so tristen Leben. Und ich aas:
1 Salzstangerl
1 Pikantwurst