Vorgeschlechtliches Lungenspiel

Gestern hat mich Kuckuck Kautschuk in ein Studentenheim im 9. Bezirk mitgeschleppt. Wir hockten in einem dunklen Abstellraum auf einem alten, verdreckten Sofa, und rauchten. Das Zeug, das man heute raucht, ist wesentlich stärker als das, welches wir damals hatten. Und die Getränke sind auch viel besser! Als ich vor langen Jahren selbst noch diese verschissenen Grundsatzdiskussionen über den Sinn des Lebens führte, mussten wir von Cola mit Inländerrum leben.
Der kleine, fensterlose Raum war jedenfalls nichts besonderes – aber gemütlich. Neben den typischen Abstellraumklassikern, wie Heimtrainer, alter Riesenfernseher, kaputter Staubsauger, verstaubter Koffer usw., standen noch jede Menge chemischer Mittel gegen Pilz herum und ein Vogelkäfig aus Stroh mit einem mumifizierten Wellensittich am Boden. Und schließlich für das Bier ein riesiger Kühlschrank, der rumpelnde Geräusche von sich gab.
Ich mit meinem grauen Haar und meiner Warze an der Nase brachte den Studentenkindern bei, wie man einen Joint richtig baut, und welche Methoden es beim Rauchen gibt – darunter den klassischen präkoitalen Lungenzug: der geile Bock saugt sich am Joint die Lunge voll und bläst dann den Rauch dem Girl in den Mund – quasi Mundzumundbeatmung mit darauffolgendem Zungenkuss und Dröhnungsgarantie. Wirkt Wunder.

Heute aas ich mit rauher Stimme:
1 Palette kleiner Törtchen – standen im Kühlschrank – weiß der Teufel, wieso!

Wöwö matope

Um mich etwas von der Nachbarin zu distanzieren, war ich gestern mit Kuckuck Kautschuk unterwegs. Nein nein, Kuckuck Kautschuk hat nichts mit meinem alten Freund Admiral Kuckkuck zu tun. Kuckuck Kautschuk heißt nicht einmal Kuckuck Kautschuk, sondern sein Name ist eine Mischung aus den Worten Kuckuck und Kautschuk. Ich merke mir das nicht. Knuwutschuk oder Tschuwaukwuck, keine Ahnung, ist mir auch scheißegal, ich nenne ihn einfach Kuckuck Kautschuk. Er ist Afrikaner, Student, klein und dünn, wohnt im dritten Stock und man kann sich köstlich mit ihm amüsieren – obwohl ich nicht mal ein Drittel von dem verstehe, was er von sich gibt. Das Faszinierenste an Kuckuck Kautschuk ist allerdings das Tempo, mit dem er sich durch den Tag bewegt.  Schon als Kind habe ich Prozessionen gehasst, weil da so langsam gegangen wird, ich bekam schnell Rückenschmerzen, dem kleinen Kuckuck Kautschuk hingegen macht das überhaupt nichts. Er bewegt sich noch zehnmal langsamer! Wem man Kuckuck Kautschuk beobachtet, könnte man meinen, Gott hätte sich mit seinem gewaltigen Arsch auf die Fernbedienung gesetzt und versehentlich den Zeitlupemodus eingeschaltet. Hinter Kuckuck Kautschuk einherzugehen ist zwar ein ständiger Kampf gegen den eigenen Jähzorn, doch in zugedröhntem Zustand ist seine langsame Gesellschaft äußerst angenehm.
Auch die Lebenseinstellung von Kuckuck Kautschuk finde ich sehr ansprechend. Für Kuckuck Kautschuk ist alles ‚Wöwö matope‘ – keine Ahnung, wie man das schreibt, auf jeden Fall spricht man es genau so aus: Wöwö matope. Kuckuck Kautschuk konnte mir zu verstehen geben, dass ‚Wöwö matope‘ soviel bedeutet wie: ‚Schas im Wald‘. Schafft er eine Prüfung nicht: wöwö matope. Ist das Geld alle: wöwö matope. Hat er Blähungen: wöwö matope. Jammert seine Freundin: wöwö matope

Ich aas:
1 Wöwö matope

Selbst ist der Wahnsinn

Gestern saß ich bei der Nachbarin und stocherte lustlos im Mittagessen herum.

Das seltsame Verhalten der Nachbarin, das ich die letzte Zeit vermehrt beobachte, irritiert mich nämlich. Zum Beispiel ihre Füll-Matlas-Glas-auf-und-schau-dass-er-dadurch-noch-schneller-säuft-Taktik. Außerdem das, was sie mir zu essen gegeben hatte, schmeckte etwas seltsam.
„Was ist das?“, wollte ich wissen.
„Thunfisch und Kartoffeln. Nichts besonderers.“ Alles nur billige Ausreden.
Die Nachbarin hockte neben mir am Tisch, rauchte und sah mir beim Essen zu.
„Warum isst du eigentlich nichts?“, fragte ich sie und kaute langsam, um den Ausdruck in ihren Augen zu beobachten.
„Kein Hunger.“ Seltsam, seltsam.
Nach einer Weile sagt sie so nebenbei:
„Ich habe deine Wäsche gewaschen.“
Ich dachte, ich dreh durch! Das Essen blieb mir im Hals stecken!
„Du Wahnsinnige!“, schrie ich. Was im Mund war spuckte ich auf den Teller, sprang auf und rannte aus ihrer Wohnung, als hätte mir der Teufel seinen Finger in den Arsch gesteckt.

Am Abend rief sie mich an:
„Hast du dich beruhigt?“
„J…Ja…Jein.“
„Was war denn das heute für ein Anfall?“
„Verstehst du das denn nicht? Siehst du das denn nicht?“, rief ich.
„Was?“
„Du hast für mich gekocht! Du hast meine Wäsche gewaschen!“
„Ja und? Ich dachte, ich mache dir damit eine Freude.“, sagte die Nachbarin erstaunt.
„DU BELEIDIGST MICH DAMIT! HALLLLOOOOO!“
Sie kapierte es einfach nicht, und ich erklärte es ihr: Wenn eine Frau einem Mann kocht, ihm die Wäsche wäscht, bügelt, seinen Dreck wegräumt, dann macht die Frau den Mann zum Krüppel. Absichtlich! Sie möchte, dass der Mann von ihr abhängig wird! Oder sie tut es, weil sie glaubt, dass der Mann dazu unfähig, zu blöd dafür ist!

Ich aas heute, ALLEIN (und ich erwarte mir eine Entschuldigung):
1 Käsewurst
1 Apfel

Vin Doux – Der Wandler der Leere

Die Nachbarin kann einem schon manchmal das Fürchten lehren. Vor allem dann, wenn sie mit ihren philosophischen Fragen daherkommt – passiert meistens dann, wenn wir mehrere Tage hindurch Party hatten.
„Was erwartest du dir eigentlich noch vom Leben?“, fragte sie in ihrer geistigen Umnachtung.
Keine Ahnung.
„Willst du ewig so weitermachen?“, kam es dann noch zwischen ihren lippenstiftverschmierten Zähnen hervor.
Yep.
„Saufen? Kiffen? Zeittotschlagen?“
Yep.
„Aber das kann nicht alles sein!“, schreit sie verzweifelt und drückt mir ihre rotlackierten Krallen in die Schultern.
Ich habs ihr schon so oft erklärt. Für mich gibt es nur zwei Alternativen:
Die Erste: ein Leben führen, das eigentlich einem langen qualvollen Tod im Folterkerker gleicht – erfüllt von seelischem Schmerz, ohne Freude, ohne Inhalt.
Die Zweite: ein Leben im Suff – der Folterkerker wird zur Wohnung, der seelische Schmerz zu körperlicher Liebe, das Fehlen der Freude zu Alkoholkoma, die Leere zu Purple Haze.
Nach diesem Gespräch gestern, blickte die Nachbarin auf das Ettiket der Flasche Samos, schüttelte den Kopf und seufzte: „Ach Gott, du bist mein kleiner Vin Dousel.“ Angeblich gibts einen Schauspieler, der so ähnlich heißt.

In diesem Sinne aas ich:
1 Flasche Samos – Vin Doux

Gar nicht knorke!

Ich gehe im Kreis, habe nichts zu tun. Die hohe Zeit der Kugelschreiberbranche ist vorbei, ich weiß nicht, was ich mit der Zeit anfangen soll. Vieles würde mir einfallen, aber es kommt selten zum ersten Schritt. Rauchen, trinken, rauchen, trinken, rauchen, trinken. Musikhören, Gitarrespielen, Nasenbohren läßt den Tag vergehen, auch Internetbrowsen.

Was ich aas:
2 Brot mit Kümmelbraten
1 Paprika gelb

Was ich dachte:

Ursprung eines Verhaltensmusters

Ich hab ihn erwischt, den Ursprung des Verhaltensmustersm, die Sau! Erwischt!
Du weißt selbst, wie das ist. Man baut sein Lebtag die gleiche Scheiße und kommt gar nicht auf die Idee, nachzudenken, warum man das eigentlich so ist.
Mag sein, dass es Zufall war, mag sein, dass es an dem langweiligen Porno lag, aber ich hab die Sau erwischt: den Ursprung eines Verhaltensmusters!
Am Wochenende wars:
Ich seh mir grad mit der Nachbarin einen Porno an. Irgendwas irritiert mich an dem Film… ich glaub, es ist das viele Gequatsche… oder etwas anderes…. ich fühle mich abgehetzt, gejagt… wie ein Tier, das um seine Nahrung kämpft…. da bemerk ich aus den Augenwinkeln, dass die Nachbarin ganz unauffällig mein leeres Glas nimmt, es mit Rotwein füllt und es dann leise wieder zu mir herüberstellt. Kaum steht das Glas mit dem roten Gold vor mir, als auch schon meine Finger zu zucken beginnen. „Rasch, greif zu! Runter damit, bevor alles aus ist!“, brüllen mich meine Gedanken an. Ich denk mir: „Warum denkt das Gehirn sowas?“ Und sage mir: „Bleib sitzen. Rühr dich nicht und wart mal ab.“ Und siehe da! Nach einer Weile ergreift die Nachbarin mein Glas, ohne hinzusehen, trinkt es fast leer und stellt es wieder zu mir hin. Ich beginne zu schwitzen. „Glas fast leer, Glas fast leer! Trinken, schnell!“, rast es mir durch die Birne. Wie ein geölter Blitz spring ich auf und zum Glas hin, doch die Nachbarin hat bereits mein Glas in der Hand.
„Warte, du hast ja fast nichts mehr drin.“, sagt sie beiläufig, trinkt den Rest Rotwein mit einem rasanten Schluck aus und füllt mein Glas wieder voll.
„Darf ich?“, fragt sie, hebt mein Glas Rotwein und sieht mich dabei gelangweilt an.
„Darfst du ‚WAS‘?“ Panik kommt in mir auf. Ich fühle meinen Puls an der Halsschlagader.
„Na einen Schluck von dir trinken.“, sagt sie und tut so, als wär ich völlig hinüber.
„Warum hast du kein eigenes Glas? Hm? Eigentlich. Warum?“, frag ich leicht atemlos.
„Keine Lust zum trinken heute.“, sagt sie, sauft das halbe Glas in einem Zug leer und stellt es wieder zu mir.
Ich setze mich, versuche mich zu beruhigen und greife zum Glas. Da! Schon wieder war sie schneller!
„Hab ich dich erwischt, du Sau!“, schrei ich sie an, klatsche laut in die Hände, ziele mit dem linken Zeigefinger genau zwischen ihre Augen und reiß ihr das Glas aus der Hand.
„Was is’n mit dir los, heute?“, fragt sie ganz unschuldig und zeigt mir den Vogel.

Ich jedenfalls weiß jetzt, warum ich immer so schnell besoffen bin, wenn die Nachbarin bei mir ist: es ist die Angst! Die reine existenzielle Angst, die mich ein Glas mit einem Schlucke austrinken läßt, sobald es auf dem Tisch steht! Die nackte Angst um meine Nahrung, die mich den Kellnern mein Glas, das sie grade anschleppen, förmlich aus der Hand reissen läßt. So ist das und ich habe es entdeckt.

Doch es wird nichts ändern und so aas ich:
1 Rest des 5 Kilokäsemonsters, das ich geschenkt bekommen habe – den Schimmel schneide ich wahrscheinlich vorher weg

Bewusstseinskiwarei

Gestern wurde ich gerufen, weil ein paar Jungs vom Revier mit einem Typen nicht klarkamen. Sie hatten sein Auto angehalten, verdächtiges Verhalten, der Fahrer begann zu randalieren.
Als ich zum Schauplatz komme, hatte der Fahrer bereits die Flucht ergreifen können. Über Funk hatten sie schon durchgesagt, dass eine Motorradstreife die Verfolgung aufgenommen hat. Einer durchsucht noch immer das Auto. Im Aschenbecher hatte er grüne Zigarren gefunden. „Seltsamer Aschenbecher“, denk ich mir.
Da trau ich meinen Augen nicht! Ein blader Zivilist kommt auf einem Polizeimotorrad angefahren, unkontrolliert, in Schlangenlinie und verschwitzt. Von Weitem schreit er schon, dass der Kiwara, der auf dem Motorrad gesessen ist, jetzt dort unten ums Eck auf der Strasse liegt, wie eine abgestochene Sau blutet und um sein Leben schreit. Ich sag dem Zivilisten, er soll mich mit dem Motorrad dorthin bringen, ich fahre gerne hinten mit, aber bitte links und rechts schauen und nicht so herumwackeln.
Das Gewinsel des Kiwaras ist nicht zu überhören, ich lass mich vom Motorrad fallen, der Zivilist knallt mit dem Polizei-Bike in die Auslage eines Babyausstatters. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie einer sein Sakko aufreißt und eine Pistole aus dem Gürtel zieht. Eine Falle!

Dann bin ich aufgewacht und hab mich gewundert, weil ich auf der falschen Seite des Gesetzes stand. Bewußtseinserweiternde Drogen beflügelten schon immer meine Phantasie.

Und dabei aas ich ja nur:
2 Brot mit Liptauer und Krakauer
2 Käse
1 Apfel rot

Kackragout

Ich stell mir immer vor, dass der Magen viel weniger Arbeit nach dem Essen hat, wenn das Essen bereits wie Scheiße aussieht.

Aber ich habe mich geirrt. Die Wampe steht, es ist Schnaps notwendig.

Die Nachbarin hat mir ständig zugeflüstert: „Friss nicht wie eine Sau!“

Ich aas:
1 Hirschragout, das wie magenkranke Scheiße aussah
1 Semmelknödel
1 rotes Marmelade dazu

5 Kilo 2011

Ich bin mit dem Buch fertig. Am letzten Tag im alten Jahr bin ich fertig geworden, der beste Tag des ganzen Jahres. Nun endlich bin ich wieder frei für neue Abnormalitäten, Schweinerein und mehr sinnloses Zeug. Erwarte dir also nichts anderes für 2011.

Ich aas:
2 Brote mit Extra
1 Gouda – jemand schenkte mir ein 5 Kilo-Eck Gouda.
1 Paprika
1 Apfel rot

Schmelztod in der Weihnachtsbäckerei

Warm ist’s seit einer Woche in meiner Lieblingsbäckerei. Wenn die Chefin lacht, weil Kinder und Menschen mit offenem und triefendem Munde vor den frischgebackenen Leckerein stehen und staunen, bebt ihre Brust wie Pudding (und trotzdem sieht man sich vor, um nicht von dem weichen Fleisch erschlagen oder erstickt zu werden). Es riecht nach Zimt, Kardamom und anderen Gewürzen. Eine Welt des Staubzuckers erstreckt sich in der Auslage, Schokoladeberge, Karamelseen und Vanillebäume, von hier nach da, von oben bis untenhin. Man kann nicht widerstehen, man muss es haben. Die braunen Kügelchen, die weißen Kipferl und die gelben Sternchen! Jeder gutgemeinte Vorsatz (den sich die Idioten genommen haben, die ständig auf Diät sind) ist dahin! Ich weiß, es genügt nur ein Wort und meine Seele wird pickert. Weihnachtsgeist (der Dritte), gib mir die Kekse in der Stunde meines süßen Todes!
„Na, was darf’s denn sein, Herr Matla?“
„Das. Und das. Und das. Und das. Und das. Und das. Und das auch. Und das. Und das. Und das sowieso. Und kann ich nächstes Jahr zahlen, wenn ich das Urlaubsgeld bekomme?“ Die Chefin weiß, es ist gelogen. Ich bekomme nie Urlaubsgeld und trotzdem gibt sie mir alles, was ich will.
Ich verlasse die Weihnachtsbäckerei, greife das Sackerl, hole mir das erstbeste Stück heraus und schlucke es. Hoppla! Ich vergessen zu beißen! Kein Geschmack! Noch ein Versuch. Es klappt nun. Ich schmelze auf der Stelle und fließe in den Kanal.

Ich bin heute nach unzähligen Schmelztoden wieder normal auferstanden und aas:
2 Brot
1 Liptauer
1 Käse
1 Apfel Kronprinz Rudolf
1 Apfelkren
1 Bavaria blu