Die Welt ist ungerecht. Zu tiefst ungerecht. Da ich ja nun meine Seele an die Großmutter des Teufels verkauft habe, muss ich tun, was die Sau verlangt. Am Samstag zum Beispiel: mit ihr einkaufen gehen.
Du weißt, grundsätzlich bin ich gegen das Einkaufen. Vor allem gegen das komplexe Einkaufen von Kleidung. Mir entzieht sich der Sinn von schöner Kleidung vollkommen. Ich verstehe nicht, wozu ich mich schön und aufwendig kleiden soll. Ein Stück Stoff, das die Genitalien in der Öffentlichkeit bedeckt, reicht normalerweise aus (Grüße an Thoreau). Ich weiß, mit dieser Ansicht stehe ich allein, mit beiden Beinen.
Und so bin ich dann eben mit der Nachbarin zur Mariahilferstrasse – sie kauft am liebsten dort ein – und rannte den halben Tag lang wie ein Idiot ihrem Rockzipfel hinterher. Keine Angst, ich lass sie das schon spüren… nicht offen, aber subtil. Mit Sudern, mit Dummstellen, mit Überhören, mit Keineahnungvonnichts. Ich glaub, ich hab auch mal was über die Millionen von armen Schafen gesagt, denen die Baumwolle vom Fell geschoren wird.
Im letzten Shop, in dem wir besonders lange verharrten, weil die teuflische Nachbarin auch mir etwas kaufen wollte, wurde ich beinahe handgreiflich, als sie mir irgendeinen Fetzen an den Bauch hielt und an mir herumzupfte.
„Finger weg, Großmutter!“, schoss es aus mir fassungslos hervor.
„Warum nennst du mich in letzter Zeit ständig ‚Großmutter‘?“
„Ich hau ab!“
Fluchtartig rannte ich zur Eingangstür, des Teufels Großmutter hinterher. Ich sah zwar die Menschenansammlung vor der Geschäftstür, aber das war mir egal. Die Nachbarin wollte mich zurückhalten, ich verstand nicht warum, zusammen stolperten wir vor das Geschäft. Ich zuckte zusammen. Ein Wahnsinniger stand da vor mir, mit einem Megaphon in der Hand und sang mir den alten Danzer-Song „Hupf in Gatsch und schlog a Wölln“ direkt ins Gesicht! Er war gerade bei dem Teil „…wö aner allan konn doch net so deppert sein…“ Jemand spuckte mir ins Gesicht.
Ja, so war das. Die Nachbarin zog mich nach hinten davon, während mir schnell erkaltender Speichel übers Gesicht rann. Die Nachbarin trocknete mir mit einem mehrfach durchgewaschenen Papiertaschentuch das Auge und die Nase. Ich selbst stand mit offenem Mund da und betrachtete ungläubig, wie die Tierpelzdemonstranten zum nächsten Geschäft weiterzog. „Tiere haben Rechte und Recht geht vor!“, schrien sie im Chor.
Ich aas:
1 Packung Lebkuchen, ich habs mir verdient.