Der Zwerg am Scheideweg

Ich hatte einen Traum. Ich stehe auf einem Weg neben einem dürren Baum. Es ist heiß. Der Schweiß brennt in meinen Augen und ich versuche instinktiv, mich besser unter das bisschen Schatten des Baumes zu flüchten. Es funktioniert nicht, ich komme nicht von der Stelle. Da erkenne ich, dass ich einen Karren hinter mir her ziehe… aber noch schlimmer! Meine Hände sind an den Griffen des Karren festgenagelt! Ich stoße ein kurzes, erstauntes Oh aus.
„Was ist, Dummkopf?“, höre ich plötzlich eine krächzende Stimme. Ich zucke zusammen… denn ein Zwerg hockt auf meiner rechten Schulter! Zuerst will ich ihn wie ein Insekt von meiner Schulter fegen, aber meine Hände waren ja festgenagelt, dann beginne ich irre tänzelnd mich zu rütteln und zu schütteln. Der Zwerg jauchzt nur entzückt wie ein Rodeoreiter!
„Matla, du bist ein Trottel!“, ruft er begeistert.
Ich gebe auf und frage keuchend: „Was soll das? Wo bin ich?“
„Wo du bist? Das ist dein Weg. DEIN Weg!“
Ich sehe mir den Weg an und verziehe das Gesicht. Gerade, vollkommen gerade, mit tiefen Spurrinnen! Dann blicke ich nach hinten – was mich etwas Mühe wegen der angenagelten Hände kostet – und sehe denselben Weg. Vollkommen gerade, mit tiefen Spurrinnen. Schwer da rauszukommen.
„Siehe“, spricht der Zwerg, „das ist dein Weg. Er war es schon immer. Seit du denken kannst, gehst du ihn. Angenagelt an diesen Karren, mit dem du die Dinge schleppst, von denen du glaubst, dass sie wichtig sind, weil dir das jemand gesagt hast, als du zu denken begannst… und nun, sieh dich um und schau die Sonne!“
Heiß, ich erkenne nichts, nichts Konkretes, die Luft flimmert, undeutliche Leere. Wo ist die Sonne? Aber ich weiß, wenn ich mir Mühe gebe und mich konzentriere, kann ich die Sonne finden. Ich kneife die Augen zusammen und ahne bereits langsam, wo die Sonne steht. Doch da beginnt der Zwerg auf meiner Schulter, unruhig hin und her zu rutschen.
„Hör auf“, sagt er bestimmend, „lass es! Die Sonne würde dich ohnehin nur blenden! Willst du erblinden?“ Jetzt lacht der Zwerg böse und fährt fort:
„Der sterbende Baum neben dir heißt Augenblick. Geh den Weg weiter. Bleib in der Spur, die andere für dich gemacht haben! Das ist wichtig… und du kommst eines Tages wieder genau über den Weg hinter dir hier her zurück!“
Jetzt hatte ich ihn, diesen Zwerg!
„Ha!“, rufe ich. „Die Zeit ist ein Kreis, jaja, ich weiß. Aber zu Friedrich hast du gesagt, dass alles Gerade lügt und die Wahrheit krumm ist. Warum also ist der Weg gerade?“
Da beißt mir der Zwerg ins Ohr!
„Friedrich ist tot und Gott lebt, du Idiot!“, kreischt der Zwerg, springt mir von der Schulter und beginnt, sich in die staubige Erde zu graben.
„Warte“, rufe ich ihm hinterher, „wie heißt du?“
„Ich heiße Beleidigte Leberwurst!“
Und weg war er, der Zwerg. Verschwunden in einer Wolke aus Dreck.
Dann ging alles schnell. Ich riss mir die Hände vom Schubkarren, eine blutige Angelegenheit, Haut und Fleischfetzen blieben an den Nägeln hängen… aber ich war frei! Vor Schmerz taumelnd lief ich quer feldein, weg von diesem langweiligen, sinnlosen Weg, auf dem sich nichts niemals änderte und alles immer zum selben führte! Dann war ich ein Löwe und fraß mich selbst auf, bis ich zu einem Baby wurde und neue Hoffnung keimte.

Ich aas bei der Nachbarin:
Reste, die wie eine Art Chili aussehen


Einsam von Natur aus

Interessantes schreibst du, Johannes – und es stimmt: mi zahts momentan a net so wirklich… aus sehr ähnlichen Gründen! Und ich habe gerade erkannt, dass ich alleine da stehe. Ja, das habe ich gerade erkannt: es gibt in meinem Umfeld niemanden, wirklich niemanden, der so denkt und handelt wie ich. Niemanden! Aber warum!? Übertreibe ich? Sehe ich Dinge zu eng? Zu negativ? Übersehe ich etwas?

Niemand, den ich kenne, scheint auch nur die geringste Notwendigkeit zu sehen, irgendetwas an seiner Lebensweise und an seinen Wertigkeiten ändern zu müssen. Freunde planen im Sommer mit dem Auto durch Europa zu fahren, planen Flugreisen, sogar Wochenendtrips per Flugzeug in nahe Städte, Badeurlaube in Wüstengebieten… ich verurteile das ja nicht! Ist ja jedes Menschen eigene Entscheidung. Aber warum werde ich komisch angesehen oder sogar mit einer leichten Aggression befragt (manchmal sogar ausgelacht), wenn ich mit dem Zug aufs Land komme (meist als einziger) und sage, dass ich kein Auto möchte und nicht mehr fliegen werde? Ist das so unverständlich? So abartig?

Und nochmal: ich verurteile niemanden – steht mir gar nicht zu, denn perfekt bin ich natürlich auch nicht! Ich möchte nur heraus aus dieser destruktiven Komfortzone. Möchte möglichst nur Produkte kaufen, die nicht rund um den Planeten geflogen werden, möglichst kein Fleisch (ich weiß, ist schlecht für meine Wurstsemmeldiät), möglichst keinen überflüssigen Konsum, sich nichts mehr schön reden. Möglichst nichts tun, wofür ich die Rechnung den armen Würschteln aufhalse, die in fünfzig Jahren auf diesem Planeten leben müssen… denn genau das passiert! Wenn ich mit dem Zug fahre, dann zahle ICH JETZT den Preis dafür: höhere Kosten, mit längerer Fahrtzeit, weniger Bequemlichkeit (alles abhängig natürlich von Strecke und Dauer usw). Bei jeder Fahrt mit dem Auto und mit jedem Flug verlange ich, dass künftige Generationen den Preis für meine Zeitersparnis und meinen Luxus zahlen.
Nebenbei: dass das am Land anders ist als in der Stadt, ist völlig klar! Die Zersiedelung erfordert eine gewisse individuelle Mobilität. Aber Hand aufs Herz: geht es wirklich manchmal nicht doch anders?

Manchmal frage ich, wie das mein Umfeld sieht. Entweder höre ich, dass man die Welt ohnehin nicht mehr retten kann – alles zu spät. Oder: solange die Chinesen nichts ändern, bringt es nichts, wenn wir uns bemühen. Oder: naja, keine Zeit, die Kinder usw. Oder: wir leben eh naturverbunden im Grünen und essen dreimal im Jahr Salat aus dem eigenen Garten (aber das hatten wir schon). Ja, alles sehr bequem! Da müssen wir nichts ändern an unserem Verhalten, sondern können einfach weiter machen wie bisher!

Also, Johannes, drück den Knopf! ODER: erklär mir, was ich falsch sehe! ODER: zeig mir die, die ähnlich denken!

Normaler Boykott

Liebe Christina, lieber Johannes!
Was ich jetzt schreibe, tut weh. Und es ist eine Schande. Eine Schande, dass man über so etwas im 21. Jahrhundert (und das erste Viertel davon haben wir auch bald hinter uns) überhaupt reden muss. Pfui, ihr Menschen, pfui! Und das ist mein vierter Boykott. Ein Boykott des Normalen, denn das gibt es nicht!
Letztens beim Branntweiner war’s wieder so weit. Ein Held betrat die Bühne und stenkerte herum: „Das ist ja nicht normal, dieser ganze LGBTQ-Scheiß! Warum können die Leute nicht einfach normal sein? Herr und Frau, Mann und Weib, halt einfach normal!“ (Wenn du ahnst, was jetzt kommt, dann spar dir die folgenden Sätze und zieh weiter – denn darüber schreiben Bessere als ich und viel mehr.)
2022. Ja, traurig. Wenn mir einer auf die Tour kommt, beginne ich wieder mit der alten Leier (denn habe ich das nicht auch schon vor dreißig Jahren gesagt?) – so wie: du Depp sagst mir nicht, was für mich normal zu sein hat. Oder: vor nicht allzu langer Zeit war es normal, Sklaven zu halten, war es normal, dass Frauen nicht wählen, ohne Mann keine Bankgeschäfte machen durften, dass Kinder in der Schule und die Angestellten vom Chef geschlagen wurden, dass es keine Arbeitnehmerrechte gab… die Liste ist an dieser Stellt noch sehr, sehr lange fortzuführen…
Und genau dafür, dass all das heute nicht mehr möglich ist und ganz anders ist und dass das für uns „normal“ ist, sind Menschen ermordet, geschlagen und gefoltert worden. Deswegen gab es Unruhen, Leid und Kampf.
Ich weiß schon, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat, wünscht man sich keine großen Veränderungen mehr. Da wäre es einem am liebsten, wenn alles so weiter gehen würde, wie man es kennt – aber das ist ein IRRTUM! Die Menschheit ist noch lange nicht am Höhepunkt oder gar am Ende ihrer Entwicklung, oh nein, da gibt es noch einen sehr weiten, steinigen Weg zurückzulegen. Und es wird immer so sein und es soll immer so sein, dass jeder für seine Rechte eintreten darf. Und es muss dabei immer Wirbel geben! Die, die etwas ändern wollen, müssen das bis ins Extreme treiben, damit die, die mit aller Gewalt nichts ändern wollen, sich zu bewegen beginnen. Und dann werden wir uns – wie bei allen Verhandlungen – in der Mitte treffen und uns die Hand reichen. So meine Hoffnung… vor allem, dass in ferner Zukunft nicht nur endlich die Gleichstellung der Frau erreicht sein wird, sondern dass das „Geschlecht“ sogar irrelevant ist. Welche Relevanz hat das „Geschlecht“?

Ich habe Kuchen geschenkt bekommen. Ohne Butter.

Ich aas das.

Multipler Boykott

Lieber Leser!
Deine multiple Persönlichkeitsstörung wird schlimmer: ich begrüße Christina, Schirrmi, hajonnes und Johannes!
Um dich davon zu kurieren, damit du und deine Persönlichkeiten wieder ins Nirvana verschwinden, möchte ich ein drittes Mal boykottieren – das taugt mir grade so! Und zwar das, was dir scheinbar so unendlich wichtig ist: deinen wertlosen Nachkriegs-Way-of-Life!
Es geschah irgendwann im Herbst, als ich bei Freunden in einem niederösterreichischen Kuhdorf gastierte und an einem schönen Abend mich auf einer Anhöhe erging. Ich war früher schon einmal hier. Saftige Wiesen, die sich sanft im Winde wanden, bis zum Dorf hinunter… sie waren weg! Statt dessen ein neuer Ortsteil voll mit Neubauten junger Familien… aber etwas stimmte hier nicht! All das hätte man auch vor fünfzig, sechzig Jahre genaus so gebaut! Konnte das wahr sein? Hatten wir denn NICHTS dazugelernt? Noch immer viel zu große Häuser, noch immer riesige Garagen, noch immer Rasen, der gemäht und gegossen werden muss, Gärten mit Pflanzen, die Unmengen an Wasser und Pflege brauchen! Neben jedem Haus große eckige Behälter mit Wasser versenkt! Unmengen davon! Zum Schwimmen!
Und die süßen Gemüsegärten! Putzig. Damit wir sagen können, dass wir so gesund und nachhaltig leben, wenn wir dreimal pro Jahr Grünzeug aus dem eigenen Garten essen können! Und deswegen leben wir ja auch am Ortsrand, weil wir wollen ja unsere wertvolle Natur genießen können! Zersiedelung? Schauen wir weg!
Ja, wir müssen dann eben mit zwei Autos jeder allein zur Arbeit und zum Einkauf fahren – nein, geht leider nicht anders, weil mit x Kindern haben wir für etwas anderes leeeeeiiiiiideeeeerrrr keine Zeit!
Und damit der Kitsch perfekt ist, nehmen wir uns auch noch einen Hund, damit wir genau das sind, was sich auch schon unsere Großeltern für unsere Eltern gewünscht haben. Was sie uns eingetrichtert haben. Pflanz dich fort! Bau ein Haus auf Kredit, liebe dein Auto wie auch deinen Griller, flieg in den Urlaub, mach den ganzen Scheiß genau wie wir! Die Bilderbuchfamilie! Dann können wir in unseren hässlichen Gärten beim Griller stehen, mit den noch hässlicheren Nachbarn und besprechen, was man nicht für einen Stress hat, mit dem Haus, dem Garten, dem Hund, den Kindern, der Arbeit, und uns so richtig erwachsen fühlen, weil wir alles nach Plan machen. Und der mit dem größten Haus und den meisten Kindern ist der Leithammel… aber wir fliegen im Sommer eh zur Erholung in den Süden und im Winter gehen wir Schifahren. Was für ein perfektes Leben!
Und im Ortszentrum? Da leben die Alten, die genauso gedacht haben. Aber schade: die alten Witwen jetzt, die in viel zu großen Häusern auf viel zu großen Grundstücken alleine dahinvegetieren… was will man machen. Die Kinder sind halt weg. Man hätte gedacht, dass alle im Haus wohnen bleiben.
Ist das nur in Niederösterreich so? Wo die eine Partei, die von allen gewählt wird, Affen nominieren kann und diese dann automatisch Bürgermeister werden? Diese Affen, die ohne Visionen für die nächsten fünfzig Jahre nur bis zur Gemeindegrenze denken können. (Entschuldigung, ihr wirklichen Affen) Denn auch: wenn der Nachbarort ein Gemeindezentrum hat, brauchen wir unbedingt auch eines! Ist ja wurscht, wenn dann beide keiner nutzt und wie kommen wir dazu, dass wir ein einziges für das ganze Tal bauen!?

Passt. Nun habe ich so ziemlich alles beleidigt, was du liebst: Fussball, Weihnachten und dein armseliges Dasein. Lebwohl!

Ich aas:
Knoblauch mit Zucker?

Mein Mittagessen?



X-Boykott

Liebe Christina, lieber Johannes!
Als Zweites schlage ich vor, wir boykottieren Weihnachten. Ergibt das Sinn für euch?
Mir als Atheist bedeuten christliche Traditionen ja nichts. Nun, wir wissen schon, dass Weihnachten, Ostern usw. aus heidnischen Bräuchen entstanden sind; und da – Achtung Verschwörung – die Kirche diese Bräuche durch erfundene eigene verdrängen wollte, hat sie hier bei der Terminwahl ganz gezielt gearbeitet (Wintersonnenwende etc)… weil leiwaunde Heidenfestln wird man nicht anders als durch List und Tücke los! Prost!
Ich verstehe es ja: die großen Kinderaugen, das heimelige Glitzern und Leuchten, der leck’re Punsch am Christkindlmarkt, heiße Maroni, der Weihnachtsbaum, der schööööne Weihnachtsbaum, die Glöckchen, der Schnee, die Kekse, … mir wird gleich schlecht! Aber was solls! Zu Weihnachten ist es uns egal. Da darf man! Umwelt kaputt, Krieg, Krisen überall, und wir sind ja so umweltbewusst und tun alles, damit die Welt für unsere Kinder lebenswert bleibt, mein Gott, was tun wir nicht alles! Aber zu Weihnachten, da werden wir zu kleinen Wichteldeppen! Ist ja egal, dass ein paar Kilometer weiter die Leute keinen Strom haben und frieren, wir wollen unseren Christkindlmarkt und der muss leuchten verdammt! Und im Garten auch und vor der Tür… ja, nur kleine Lichterl, wenige, weil übertreiben wollen wir nicht, was sagen sonst die Nachbarn! Die könnten ja sonst glauben, die Umwelt und die Energiekrise wär‘ uns wurscht!
Na, und das Spielzeug, den ganzen schönen Kunststoff, und die Elektronik für Mami und Papi… das alles lassen wir uns zweimal um den Planeten fliegen, damit es rechtzeitig eintrudelt – und billig und bequem ist es noch dazu!
Ach, wie schön die Weihnachtszeit doch ist! Auf zum Christkindlmarkt, Kinder! Na klar, mit dem Auto!

Gut. Nach diesem Blödsinn, den ich da verzapft habe, werde ich morgen wieder nur einen einzigen Leser haben (wenn überhaupt). Und das ist gut so.

Ich aas:
2 Semmelstücke



Boykott, Johannes!

Hallo Johannes, wollen wir nicht gemeinsam „Dinge“ boykottieren?
Als Erstes würde ich gern die WM boykottieren. Weißt du, was ich meine? WM ist die Abkürzung für Weltmeisterschaft und die wird gerade aufgeführt. Mit Fußbällen.
Ich tu mir grad so leicht mit Boykottieren – schließlich habe ich diesen Misthaufenblog hier nun auch schon jahrelang boykottiert – und gerade beim Fußball! Generell interessiert mich Sport, den mir fremde Menschen treiben, nicht. Nämlich überhaupt nicht. Wie käme ich auch dazu? Ich meine, es ist schön, wenn Menschen Sport machen. Das hält sie fit und gesund und jung und das entlastet das Gesundheitssystem. Es ist klug und sinnvoll. Früher war ich da etwas steif und habe Fußball „Deppensport“ genannt. „Deppert einem Ball nachlaufen“. Aber das war nur früher so. Bald danach war es mir einfach nur wurscht. So richtig wurscht. Wenn meine Umgebung von Fußball gesprochen hat, habe ich einfach an lustige Dinge gedacht. Zum Beispiel wie einer mit aller Wucht auf einen Fußball tritt, aber nicht weiß, dass er aus Kuhscheiße gemacht ist und damit das halbe Stadion düngt.
Jetzt ist es mir aber nicht mehr wurscht. Die WM in Katar ist mir nicht wurscht! Nein, ich finde sie widerwärtig, abstoßend, hirnrissig. Schon klar, es sind nicht alle für alles schuld und man muss unterscheiden. Aber mir genügt’s. Ich hör‘ nicht hin, seh‘ nicht hin und so wird’s mir wieder wurscht.

Ich aas etwas zu Mittag, aber ich sag nicht waas:
(das ist ein Archivbild)

PS: ich hoffe, es stört nicht, Johannes, wenn ich dich direkt adressiere. Schließlich bist du mein einziger Leser.

Matla verabschiedet sich.

Na gut denn. Lebt wohl, ihr Säcke! Morgen ist es soweit. Die Apokalypse. Morgen gehen wir alle Maya.
Das heißt, dieser Beitrag ist für mich die letzte Chance euch, die ihr hier unbedingt und unaufgefordert eure Kommentare hinterlassen musstet, zu beleidigen. Lassen wir euch also mal Revue passieren:

  1. „Johannes“ – durchaus der Hauptkommentator hier in diesem Misthaufenblog. Mitarbeit: sehr gut. Ich denke hier zum Beispiel an das Bildnis des heiligen Matlas oder an das Portrait von Darth Entwader. Ach Meister Gimp, gehab dich wohl!
  2. „knofl“ – meine persönliche Blogstalkerin, und Hure. Auf Grund ihrer breitbeinigen Fotos, die mich manchmal im Stundentakt erreichen, kenne ich ihre primären Geschlechtsmerkmale wahrscheinlich besser als sie selbst. Ach knofl, geh‘ endgültig scheiss’n!
  3. desertmum – die wüste Mutter, Wüstenmutter, früher regelmäßige Gastkommentatorin. Nach einem Streit im Fratzenbuch hat sie sich von mir abgewandt. desertmum, ich vermisse dich noch immer (aber nur bis morgen, denn dann wirst du in Flammen aufgehen, Schätzchen).
  4. Vanacoud – hehe
  5. Herr Rudolf – der stocksteife Umstandsmeier, der alles formuliert, als spräche er vor der Europäischen Kommission.
  6. Alle anderen – fahrt mit mir gemeinsam zur Hölle!

Abschließend will ich noch sagen, dass ich alles getan habe, um die Welt und eure Seelen zu retten. Beides ohne Erfolg. Ich selbst trachtete ein Leben in Würde und Menschlichkeit, im Einklang mit der Natur, zu leben. Geraucht habe ich nur Sachen aus dem eigenen Garten, gefressen nur, was billig und bereits angemodert war. Gesoffen alles, was Gott uns auf dieser Erde geschenkt hat. Misslungen jedoch ist mir das Unterfangen, die Frauen zu verstehen (doch seid mir nicht böse, ihr seid mir trotzdem lieber als Männer).

Als kleinen „Joke de l’Apocalypse“ hier noch das Futter der Endzeit:

Das war’s.

Weißer Engel – Abgesang

Ich stand vor dem Anstaltsleiter, er sprach von Deadend und Verzug.
Da sah ich sie hinten am Fenster, sie schwebte herab, strahlend
mit Zähnen aus Plutonium, sie ist ein weißer Engel, mit sechs Titten.

Ich stand vor dem Anstaltsleiter, verstand kein Wort.
Sie lächelte, mit ihren Zähnen aus Plutonium und hauchte zart
bitter wie damals, als ich sie zum ersten Mal sah, im Reaktorkern.

Ich stand vor dem Anstaltsleiter, wollte ihm ins Gesicht furzen.
Doch sie sandte ihren Segen aus Cäsium durch ihn hindurch.
Wie mit Gottes Finger durchs arschnasse Clopapier.

Ich stand vor dem Anstaltsleiter, aber er nicht mehr vor mir.
Oh, Jesus, ich reierte auf den Tisch, sei nicht traurig,
es war nur das Material des Strahlentodes, mit etwas Eiter.

Ich stand vor dem Strahlenengel, sie sagte ‚Strahlemann‘.
Kann sie nicht riechen, kann sie nicht schmecken, kann sie nicht mal.
Nur laufen. Die Beine verbrennen, die Seele leuchtet, grün. Oder gelb.

Ich aas, der Engel in mir:
1 Atomspitz mit Salat

Die fünf Tode des Brunnens

Vor einigen Wochen berichtigte ich ja vom Abriss der alten Fabrik, die ich durch das Scheißhausfenster sehen kann. Nun, sie ist jetzt dem Erdboden ebenbürtig. Manchmal steige ich noch immer auf den Clodeckel, um den Arbeitern zuzusehen und siehe da! Seit gestern ereignen sich merkwürdige Dinge:
Anscheinend sind sie gerade dabei, das ganze Grundstück auszubaggern, um einen Keller bauen zu können. Gestern beobachtete ich, wie der Bagger kurz innehielt und die zwei Arbeiter, die sonst nur dem Bagger zuschauen, herbeigelaufen kamen, um sich über etwas zu wundern, das der Bagger gefunden hatte. Zuerst konnte ich nichts erkennen, aber dann schaufelte der Bagger eine größere Fläche um den Fund frei. Die Entdeckung sah aus, wie ein großer, gemauerter Brunnen. Den Durchmesser würde ich mal auf vier bis fünf Meter schätzen. Das Mauerwerk zeigt sich teils mit gepreßten Ziegelsteinen, doch teilweise auch mit wilden Felsbrocken. Dieser „Brunnen“, wenn es ein solcher überhaupt ist, hat jedoch keine Öffnung. Auf ihm drauf liegt ein gewaltiger flacher Granitblock, der scheinbar nur mit einfachem Werkzeug gerundet und geflacht worden ist!
Bis heute haben sie den Felsdeckel und den „Brunnen“ in Ruhe gelassen. Es waren bloß einige Leute hier und haben ihren Senf abgegeben. Jetzt gerade stehen auch ein paar Typen am „Brunnen“, die Arbeiter machen dem Bagger gerade einen riesigen Luftdruckhammer dran.
Jetzt wird’s spannend. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  1. Es wurde das seit Jahrhunderten verschlossene Tor zur Hölle gefunden. Sobald der Granitblock bricht, strömt der Brodem des Teufels auf die Welt. Wien wird zur Außenstelle der Hölle.
  2. Die Arbeiter entdecken ein extraterrestrisches Artefakt, das von einem alten, aber sehr weisen Volk eingemauert wurde, um die Erde vor Schaden zu bewahren. Das Artefakt schaltet sich bei Kontakt mit Sonnenlicht ein und beginnt zu leben. Wien wird dem Erdboden gleichgemacht (warum auch immer).
  3. Hitler war tatsächlich im Besitz der Atombombe, konnte sie aber nicht mehr einsetzen! Der „Brunnen“ ist ein Raketensilo für diese Atombomben aus dem zweiten Weltkrieg. Felsenteile fallen auf den vermodernden Zündmechanismus und Wien explodiert.
  4. Wir haben das Böse aus den vergangenen Zeitaltern geweckt. Zu tief und zu gierig haben die Menschen gegraben. Ein Balrog, der angeblich von einem antiken Zauberer getötet worden war, lag die Jahrtausende bloß im Koma, erwacht jetzt auf Grund der tollen Wiener Luft und nimmt Rache an Mittelerde. Wien verbrennt.
  5. Der „Brunnen“ ist eine Art Tempel der Druiden, die damals in der Gegend um Wien wohnten. Dieser Tempel war das Zentrum eines alten Friedhofs. Wir, die dämlichen Wiener, entweihten ihn einst, weil wir eine Fabrik darauf gebaut haben, und entfachten so einen bösen Fluch. Die Massenselbstmorde, die unangenehmen Blähungen und die Geistererscheinungen in  meinem Wohnblock haben nun endlich eine Erklärung gefunden. Durch die Zerstörung des Tempels wird dem „Brunnen“ ein übelriechender, teuflischer, feuchter Materialfurz entfahren – der Fluch ist gebrochen. Die Vögel fallen vom Himmel, die Wiener ersticken, ich kann in Ruhe schlafen. (Und ich habe einen Ort gefunden, an dem ich die verschissene Katze der Nachbarin verscharren kann)

Ich aas:
3 Paradeiser
1 Kren
1 Sandwichgurken
1 Eckerlkäse
1 Kräuterkäse

Reis mit roten Bohnen

Ist es okay für dich, wenn ich bei minus zehn Grad Celsius was warmes esse? Ja? Geht das?
Du weißt, normalerweise bin ich nicht so der Fan von aufwendig zubereiteter Nahrung – ist völlig für’n Arsch – aber jetzt an diesem Wochenende hatte ich richtig Lust auf heißes, kochendes, dampfendes, prodelndes, völlig überhitztes Essen.
„Kochst du mir was?“, ging ich die Nachbarin an.
„Haben sie dir ins Gehirn geschissen?“, war ihre schlagfertige Gegenfrage.
„Nicht direkt, aber wenn ich dir das Zeug beschreibe, kannst du es dann machen?“
Sie musterte mich von oben bis unten mit einem ihrer kritischten Blicke. Ich mußte etwas sagen:
„Ich werde auch ganz nett sein zu dir.“
„Richtig nett?“
„Ja, ganz richtig nett.“
„Okay, was willst du?“
„Reis mit roten Bohnen.“, erklärte ich ihr meine Vorstellung.
„Hm, sprich weiter.“
Ich erklärte meiner Nachbarin alles, was ich über dieses Essen wußte. Sie stellte mich auch tausend Fragen dazu – ich kenn mich nicht aus, könnte dir daher nichts über dieses Gespräche erzählen, ohne mich selbst noch lächerlicher, als ich ohnehin schon bin, zu machen.

Ich kann dir sagen, die Nachbarin hats geschafft! Das Essen wurde genauso, wie ich es von früher kannte! Und sie hat auch gleich einen riesigen Topf davon gemacht, damit ich die ganze Woche daran naschen kann.

Und ich aas auch jetzt:
1 Teller Reis mit roten Bohnen

… es tut mir sehr leid, aber diese gottverdammten Fotos kommen immer noch nicht aus meinem Handy raus!!! …