Wenns draußen bitter kalt ist, wenn der Schnee fast bis zum Dach reicht, wenn die Landschaft nur mehr unförmige weiße Unendlichkeit ist, wenn die fast zugewehten Fenster der warmen Backstuben am frühen Morgen güldern leuchten und nun auch am Abend, weil emsig viele Weihnachtsleckerein gebacken werden müssen, wenn die Straßen nach Zimt und Kardamom riechen, dann ist es nicht mehr fern, das hohe Fest. Deine ganze Sehnsucht gilt dem prasselnden Kaminfeuer, Geborgenheit durch Wärme, unerhöhrt schöne Weihnachtsmusik, die die Heerscharen der Engel, den Herren und die glorreiche Geburt seines Sohnes lobpreisen, in den Ohren, du kuschelst dich ins Schafsfell am Sofa, und schlürfst selbstgemachten Tee mit Heilkräutern. Du denkst an Menschen, die du liebgewonnen hast, und die dir fehlen. Weihnacht überall!
Weil auch ich mich diesen Gefühlen mit voller Gewalt hingebe, beschloß ich gestern Abend, ein paar Leute anzurufen, mit denen ich schon lange nicht mehr gesprochen habe. Ich nahm mein Handy und öffnete die Kontaktliste – ich wollte einfach Eintrag für Eintrag durchgehen, um zu sehen, wen ich denn da finden würde. „Arschloch“, so der erste Eintrag. Okay, den überspringen wir. „Arschloch1“, nein, auch nicht. „Arschloch11“, na gut, den probier ich. Da hob keiner ab. „arshlöcher“, mit dem hatte ich Erfolg… immerhin ein Tonband einer sozialen Einrichtung. Dann kam „Muttern“. Nein, mit der rede ich schon lange nicht mehr. Der Eintrag danach war auch schon der letzte. „Unaussprechlich Häs“, nun, ich war sehr gespannt, wer sich melden würde. Die Nachbarin.
„Ich telefoniere nur mit Arschlöchern.“, sagte ich.
„Und? Was rufst du mich da an?“, fragte die Nachbarin.
„Naja, es hört nicht auf.“, antwortete ich und legte ganz vorsichtig auf, fast so, als hätte ich Angst, ihre rächende Faust könnte direkt aus dem Telefon auf mich fahren.
Und ich aas:
1 Apfel
1 Käsemonstrum
1 Gabelbissen
Du bist zu sensibel für diese Welt.
ich dachte schon fast nach dem ersten absatz… naja.
war ja nicht anderes zu erwarten, vom matlachen 🙂
schreib mir mal, dann geb ich dir meine handynummer 😎
das mit der arschlochliste im telefonbuch ist eine gute idee. werde ich vielleicht auch machen.
aber wird das nicht unübersichtlich mit der zeit?
Du kannst ja die Liste anpassen. Vielleicht ist ja einer darunter den man am besten „Idiot“ oder „Prolet“ oder „Arroganzler“ oder so nennen kann!
Für mich sind alle Menschen gleich.
Johannes, es waren ja nur sechs Einträge, von denen ich danach fünf wieder löschen konnte.
So kannst du wenigstens nie den Überblick verlieren!
ja, du bist gut organisiert – ich rede auch nicht mehr mit meiner Mutter – das macht nicht nur Weihnachten, sondern alles leichter.