Du Reissack!

Habe in der weißen Anstalt angerufen. Hexenschuss. Kann nicht kommen. Bei Ausreden, um mir Arbeit vom Hals zu schaffen, bin  ich sehr kreativ.
War aber vielleicht ohnehin ein Fehler, weil mich dafür die Nachbarin sekkiert hat. Sie hat gekocht und mir befohlen, ein Kaffeehäferl mit Reis zu füllen. Ich habe mich grün und blau geärgert. Und sie, die Nachbarin, weiß ganz genau, dass ich mich beim Kochen immer grün und blau ärgern muss!
Beispiel: die Nachbarin kauft den Reis nämlich immer in einem Plastiksack, der, sobald man in auch nur irgendwie berührt, nach allen Seiten aufreißt. Nur nicht dort, wo er aufreißen soll! Das sieht dann jedes Mal so aus, dass der Reissack – für mich ist das wie ein Schimpfwort: du Reissack – einen Riss von der oberen Mitte senkrecht nach unten hat. Der Effekt davon ist, dass, egal wie man ihn beim Umfüllen dreht und wendet, der Reis völlig überstürzt aus dem Reissack fällt und zwar nicht dorthin, wohin er soll, nein, sondern über die ganze Arbeitsfläche und auf den Boden. In schmale Ritzen, ins Bier. Überall hin. Nur nicht in das Scheißkaffeehäferl!

Gerechtigkeit muss jedoch sein. Ich starte meinen Gegenangriff mit – und das hasst die Nachbarin – Helge:

Ich aas:
1 Thunfisch mit Reis aus dem Reissack

Du Reissack!

Rock-Credo – vorletzer Teil (V)

Dies ist die vorletzte Rock-Predigt. Vieles wurde bereits gesagt, viele Leben wurden geändert, Seelen gerettet. Das nächste Gebot der x Gebote des Rock ist:

Du sollst dich in den Gewändern des Rock kleiden.

Der häufigste Fehler bei der Interpretation dieses Gebots ist der, dass man denkt, die Gewänder des Rock seien auf den Stoff auf der Haut beschränkt. Irrtum! Dieses Gebot beinhaltet ebenso das Haar. Haar am Kopfe, im Gesichte, am Arsche und an den primären Geschlechtsmerkalen. Ganz wichtig! Bein-, Brust- und Rückenbehaarung sind vernachlässigbar.

Reale Umsetzung:
Als Rocker und Led-Zeppelin-Gläubiger hat man zum Glück – im Vergleich zu anderen Religionen – sehr viel Freiheit, was das äußere Erscheinungsbild betrifft. Denn nicht die Hülle macht den Rocker, sondern seine Plattensammlung! Dennoch gibt es Richtlinien, an die zu halten man angehalten ist.

Hier daher einige Vorschläge für die Rocker-Umhüllung:

 

Ich denke, der Novize hat nun eine Ahnung, in welche Richtung das alles gehen kann.

Ich aas… da die Nachbarin plötzlich verschwunden war, habe ich versucht, aus dem bisschen Vorhandenen ein Essen mit besonderem kulinarischen Genuss zusammen zu stellen:

1 Apfel Kronprinz Rudolf
1 Kugel Geheimratskäse
2 Stifterl Rotwein

Stift Rock

Entkoffeinierter Nikolo

Schwerer Ausnahmefehler! Kaffeedose leer!

Also habe ich heute Morgen nur etwas Kuhsaft getrunken – nicht viel, ist ja eigentlich nur eine Zutat für Kaffee.
Deshalb schlecht gelaunt aus dem Haus… ich ärgerte mich darüber noch, als ich auf die U-Bahn wartete.
„Bitte zurückbleiben“, tönte es aus den Lautsprechern.
„Ihr Trotteln! Ihr seid ohnehin alle zurückgeblieben!“, wollte ich schreien.

Und als ich in der Anstalt eintraf, was musste ich sehen? Der Nikolaus hatte mir auf den Tisch geschissen:

Ich aas:
3 Schokokugeln
2 Nikoläuse

 

 

Männerbummel

Ich bin noch immer vom Wochenende erledigt. Komm‘ einfach nicht auf Touren. Gestern in der Anstalt sagte ich zu einem: „Hearst, hau ma bitte ane in de Goschn, damit i munta wia.“

Ja, das Wochenende. Habe mich von der Nachbarin wieder zu einem Bummel durch die Mariahilferstrasse überreden lassen… rückblickend gesehen, war es nicht schlecht… obwohl die Stimmung der Nachbarin nicht gerade die Beste war.
Wie durch ein Wunder war ich beim Einkaufsbummel sehr geduldig – das könnte eventuell mit meinem kontinuierlichen Drogenkonsum zu tun haben. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich, während die Nachbarin in den Kaufhäusern ewig lang irgendwelche Kleidungsstücke durchsuchte, mit hängenden Schultern einfach nur in der Gegend herumstand und sinnlos „Dinge“ anstarrte. Z.B. Probiersocken, Babyschuhe, die Nippel von kopflosen Kleiderpuppen, Hosenträger, leere Schuhschachteln, meine Gürtelschnalle im Spiegel und sowas. Die Nachbarin brauchte mich nur von Laden zu Laden schieben. Irgendwann fand ich mich auf einem Stuhl im Freien wieder. Kaffeepause. Die Nachbarin saß mir gegenüber und beobachtete mit gerunzelte Stirn die Lemminge, die am Gehsteig hin und her rannten. Sie machte einen tiefen Lungenzug von ihrer Tschick und fragte mich dann:
„Hast du die Typen gesehen, Matla?“
„Was?“
„Die Typen! Hast du die gesehen? Und da! Die beiden da auch! Schau mal! Siehst du die?“
„Was is?“
„Fällt dir dabei gar nichts auf? Und der da! Schau! Matla! Schau!“ Die Nachbarin wurde immer lauter.
„Tschuldige, aber ich sehe nur unklare Farbflecken vor meinen Augen wandeln.“
Die Nachbarin tat so, als hätte sie mich nicht gehört.
„Hier laufen doch nur Waserln herum, Matla! Da schau! Noch so ein Hosenscheißer! Wo sind hier die echten Männer?“
„Welche Männer? Wovon sprichst du?“ Wenn die Nachbarin mit solchen Sachen begann, verstand ich kein Wort. Ich bestellte zum Kaffee ein Vierterl Rotwein, die Nachbarin nur Rotwein.
„Sieh nur, wie sie gekleidet sind, wie sie sich verhalten! Wie sie sprechen! Ihre Piepsstimmen! Das gibt’s ja nicht! Ist das noch normal? Haben die überhaupt Eier? Weißt du, früher, da hatten die Männer noch Eier! Und schau, was die Schlampen neben uns essen! Salat! Die Weiber heute sind auch schon für’n Arsch!“ Während die Nachbarin immer lauter wurde und sich furchtbar über alles mögliche aufregte, musste ich grinsen. Inzwischen hatten wir die finsteren Blicke aller uns umgebenden Menschen auf uns gezogen.
„Hast du deine Tage?“ (Schwerer Fehler.)
„Du bist auch so ein verblödetes Arschloch!“, brüllte sie, sprang auf, schleuderte mir ihre Handtasche um die Ohren und rannte davon. Ich blieb noch eine Weile, trank alles aus und wankte dann nach Hause.

Wer weiß schon, wie es weitergeht. Ich aas:
Marillen – und zwar schon den zweiten Tag, aus einer Kiste heraus. Ich scheiße inzwischen wie ein Miststreuer!

KKK W4 – Teil VI (Ende)

Teil I
Teil II
Teil III
Teil IIII
Teil V

Der Regen begann heftig zu werden. Wir hockten uns unter das Vordach des Buffet und lachten uns tot, weil Kotzlocke seine Hose im Dunkeln nicht mehr gefunden hatte und nackt, mit seinem Riesenschwanz in der Hand, neben uns stand.
„Lass mal deinen Beidl rausstehen und sieh nach, ob es noch regnet.“ „Kann ich mein Bier mal darauf abstellen?“ „Oder weißt du was? Können wir uns unterstellen?“
Kotzlocke fand das gar nicht lustig und rannte durch den Regen zurück zum See, um seine Hose zu bergen.
Als der Regen nach kurzer Zeit aufgehört hatte, klarte es sofort wieder auf. Wir schienen nun den Sternen noch näher zu sein!
Doch irgendeiner machte einen Fehler. Einen schweren Fehler. Irgendeiner begann nämlich zu fragen, in welche Richtung sich die Sterne eigentlich drehten. Dies löste eine äußerst heftige Diskussion aus, denn seien wir uns ehrlich: Hobbyastronome sind wir alle! Nach ungefähr einer halben Stunde erreichte die Diskussion ihren Höhepunkt. Längst hatten wir begonnen, unseren Argumenten mit Lautstärke Aussagekraft zu verleihen. Außerdem hatte ich es geschafft, alle Beteiligten und die leeren Bierdosen so zu verteilen, dass nicht nur unser Planetensystem mit dessen Rotationen nachgestellt wurde, sondern auch die Erdkrümmung inklusive Sichtweisen auf der Nord- und Südhalbkugel. Ich selbst stellte den Österreicher auf der Nordhalbkugel dar, indem ich mich nach Norden gedreht hatte und riskant nach vorne beugte. Mit dem Alten stand ich Rücken an Rücken und schrie ihn gerade an, weil er sich Richtung Süden nach vorne beugen sollte, damit er verdammtnochmal ein Buschmann in Afrika sein konnte! Und der andere Rastaheini – wo war eigentlich Kotzlocke abgeblieben? – sollte sich doch endlich um seine eigene Achse und gleichzeitig um uns herumdrehen!
In diesem Augenblick passierten mehrere Dinge auf einmal. Plötzlich kam eine Taschenlampe um die Ecke gebogen. Der sich drehende Rastamann jauchzte in seinem Delirium: „Da! Hurra! Das ist die Sonne! Das nehmen wir als Sonne, die gerade aufgeht!“ Hinter mir begann der Alte zu schreien. Ich drehte mich blitzartig um.  Da tauchte Kotzlocke gerade aus dem Dunkel auf. Er hatte seine Hose gefunden, war aber über und über mit Schlamm bedeckt. Der Alte begann wegzurennen und als er die Taschenlampe sah und erkannte, dass dahinter jemand in weißem Gewand war, brüllte er in panischer Angst: „Der Ku-Klux-Klan! Rennt um euer Leben!“ Er rutschte aus und hoppelte wie ein Feldhase davon. Dabei war es ja nur die Chefin, die gekommen war, um uns an die Scheißnachtruhäää zu erinnern. Sie war wirklich erbost und begann mit ihrer Haßpredigt. Als sie aber bemerkte, wie sich der völlig verschlammte Kotzlocke, der sich seine Hose auf den Kopf gesteckt hatte, mit Wasser aus einer Pfütze seinen Riesenschwanz abwusch, begann sie zu stammeln und sagte nur noch: „Morgen verschwindet ihr… mein Gott, was für ein Ding!“

Ja, so war das. Und ich aas:
1 Käseleberkäsesemmel mit Senf und Pfefferoni

Dumm, dümmer, Arschspalte

Wie zuletzt besprochen gibt es zwei Möglichkeiten dem Stress und schlechten Gedanken zu entgehen: Alkohol und Fernsehen. Beide Varianten für sich machen bekanntlich dumm. Zusammen ergeben sie eine Mischung, die tödlicher nicht sein kann.
Da ich mein Leben voll im Griff habe und stets interessiert bin, neue Wege zu beschreiten, wollte ich gestern sehen, was passiert, wenn ich keines der beiden Verdummungsmittel zu mir nehme. Ein Fehler, den zu machen ich in Zukunft tunlichst vermeiden werde! Ich war müde, lag im Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, probierte verschiedene Ruhepositionen, alles vergeblich. Dann schlief ich endlich gegen drei Uhr morgens ein. Doch war der Schlaf erholsam? Nein, die Gedanken, die mich zuerst am Einschlafen hinderten, sorgten im Schlaf für böse Träume. Am Morgen schreckte ich hoch, außer Atem, viel zu früh, der Angstschweiß stand mir in der Arschspalte!

Jetzt bin ich im Rattenloch. Und bin ich es nicht mehr, werde ich mir so sehr die Birne zuschütten, dass ich es nicht einmal merke, wenn ich einschlafe.

Ich aas in der Cantina:
2 Brote
1 Flasche Rotsaft

Traumbelästigung

Im Glauben, Wien würde endlich durch den After Gottes vernichtet, soff ich mich am Wochenende kaputt. Gestern, Montag, erwachte ich daher erst spät aus dem todgleichen, süßen Schlaf. Unsanft geweckt. Das Handy, das ich leider im Hosensack vergessen hatte, läutete erbarmungslos ununterbrochen.
„Alarm! Kugelschreiber!“, schrie mich einer mit blechener Stimme an. Er brauche auf der Stelle massig Kugelschreiber.
„Die Kugelschreiber gehen gar nicht richtig!“, jammerte mich kurz darauf ein anderer an, „Sofort reparieren!“
Und so ging das den ganzen Tag dahin. Das Telefon läutete und läutete, alle möglichen Leute sekkierten mich, belästigten mich mit ihren wertlosen Anliegen, ich hudelte an der Werkbank herum, um alle Bedürfnisse stanta pede zu befriedigen.
Am Abend ging ich zeitig zu Bette. Erschöpft. Ohne etwas getrunken zu haben. Das war ein Fehler. Mit klarem Geist zu schlafen, läßt böse Träume und Erinnerungen erwachen. Fratzen, Quälgeister und anderes Gesocks.
Heute, natürlich schlecht gelaunt, kämpfe ich noch immer gegen diese… alten…. Gedanken. SHIT! Und vorallem gegen Lärmbelästigung! Ein Klingone zieht hier im Haus ein und hämmert an den Wänden herum! Ich glaub, ich geh ein!

Ich, völlig weich in der Birne, nichts versteinert, aas:
1 Brot
1 Liptauer
1 Kräuterkäse
1 Apfel
1 Eckerlkäse
1 Kren

Heimkehr aus Griechenland, Teil 1

Der seglerische Teil unseres Urlaubs war also zu Ende: siehe Törnbericht Golf von Korinth 2009

Die ursprünglich gebuchten Flüge, von Athen nach Wien, fielen ins Wasser (Sky Europe) und andere Flüge waren der Nachbarin und mir zu teuer bzw. zu indirekt. Weil ich schon längere Zeit nicht mehr mit der Eisenbahn unterwegs gewesen war, kam mir die Idee, einfach nachzufragen, wieviel denn die Fahrt von Athen nach Wien kosten würde. Ungefähr 180€ pro Person für die gesamte Strecke ergaben meine Nachforschungen.
Der Plan für unsere Reise war schnell aufgestellt:

  1. 26.09.2009 – Athen nach Thessaloniki, 10:51 bis 15:50, IC 52
  2. 26.09.2009 – Thessaloniki mit Nachtzug nach Belgrad, 17:04 bis 05:44, D 334
  3. 27.09.2009 – Belgrad nach Budapest, 07:30 bis 14:54, IC 344
  4. 27.09.2009 – Budapest nach Wien, 15:10 bis 18:08, EC 968

Wir wären also am Samstag um 10:51 in Athen abgefahren und am Sonntag um 18:08 in Wien angekommen. Eigentlich nicht schlecht. Zweiunddreißig Stunden.

So ging ich also gleich am nächsten Morgen zum Westbahnhof, um die Tickets zu kaufen. Sollte ja gehen.
Fehler. Geht nicht. Der ÖBB-Schaltermaxi erklärte mir, die Züge in Griechenland seien reservierungspflichtig, er könne von hier aus nichts tun, das System sei für Griechenland gesperrt.
„Und wos moch i jetzt, Oida?“
Das Beste sei, direkt in Griechenland, sofort nach der Ankunft, die Reservierung vorzunehmen oder, noch besser, die Tickets gleich zu kaufen.
„Wiedaschaun.“

Ich bin von Natur aus Personen gegenüber mißtrauisch, die mir Auskunft erteilen. So suchte ich mir sicherheitshalber die Internetseite der griechischen Eisenbahngesellschaft heraus. OSE. Ich fand eine Telefonnummer für Reservierung, die aber nur innerhalb Griechenlands erreichbar war. Also schrieb ich eine Email über das Kontaktformular auf der OSE-Seite, hinterließ Name, Telefonnummer und meine Absichten. Ich erwartete mir nichts.

Eine Woche verging. Die ungelösten Fragen ließen mir keine Fragen.
Die Nachbarin: „Weißt du schon, wie das mit den Fahrkarten geht?“
„Na.“
„Wann kümmerst du dich darum?“
„Eh boid.“
„Muß ich es wieder selbst machen? Hm?“
„I ruaf jo eh scho au.“
Auf anderen Internetseiten fand ich Telefonnummern von Büros der OSE. Ich rief an. Niemand sprach Englisch. Shit.
Plötzlich läutete mein Telefon, es war eine Frau der OSE. Ich war völlig baff. Man schreibt eine Email an eine griechische Firma und wird tatsächlich zurückgerufen? Wahnsinn, die globalisierte Welt funktioniert doch irgendwie! Die Frau sprach gutes Englisch und erklärte mir folgendes: das einzige, was ich tun müsse, wäre in Griechenland 72 Stunden vor Abreise die Telefonnummer 1110 zu wählen und zu reservieren. Die Tickets bräuchte ich erst direkt vor Abreise am Schalter zu bezahlen. Ich bedankte mich sehr herzlich für dieses ausgesprochen ungewohnte Service.
„Thank you, lady. I am very happy with you.“

Nun war alles geklärt, die Nachbarin fand ihren Frieden.

Morgen geht die Geschichte weiter. Sie findet ihre Fortsetzung auf dem Segelschiff. Ungefähr achtzig Stunden vor der Abreise mit dem Zug in Athen.

>> zum 2. Teil der Heimkehr

Ich aas:

1 Guglhupf – das ist Heimat pur!

Muttertag 09-I

Das Wochenende war ein Fiasko. Die Nachbarin und ich machten uns, wie abgemacht, am Samstag zeitig in der Früh auf den Weg in die Berge, um meine Mutter zu besuchen. Mit meiner verkackten Closchüssel fuhren wir zunächst zur nächsten Tankstelle, wo ich mit ein paar gezielten Fußtritten pflichtbewußt den Reifendruck kontrollierte und uns für die lange Fahrt mit Treibstoff, Rotwein und Tschick versorgte.
Die Fahrt an sich war ereignislos. Wir brausten mit der Höchstleistung des alten Wagens waghalsig über die stumpfsinnigen österreichischen Autobahnen, umringt von Lärmschutzwänden, ohne viel Gespräch – ist bei dem Lärmpegel, den die alte Kiste erzeugt, sowieso sinnlos.
Irgendwie kam keine rechtge Stimmung auf. Zum Ende der Fahrt hin war sie sogar schon etwas gereizt und die Nachbarin und ich rutschten nervös auf unseren Sitzen hin und her. Unsere Rücken schmerzten, wir hatten Hunger, der Wein war schon fast alle und der kleine Aschenbecher voll.
„Ich halts nicht mehr aus, Matla.“
„Wir sind gleich da.“
„Ich hab Hunger.“
„Ich auch.“
„Ich muß pinkeln, Matla.“
„Ich nicht.“
„Kannst du nicht irgendwo stehenbleiben, Matla?“
„Das bringt nichts. Schau! Da vorne ist schon die Ortseinfahrt.“
So knapp vor dem Ziel wollte ich nicht mehr Halt machen. Ich wollte endlich raus aus dieser Falle!
Wir passierten die Ortseinfahrt, das Haus von Muttern war schon zum Greifen nahe! Nur noch ein paar Minuten!
Doch da stand plötzlich dieser jämmerliche Dorfpolizist wie Jesus am Kreuze mitten auf der Straße und sperrte den Verkehr ab.
„Shit, will der überfahren werden?“
„Scheiße, weiß nicht.“
Schneller als ich reagieren konnte, bäumte sich die Nachbarin am Beifahrersitz auf und stemmte sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf die Hupe. Dabei stieß sie mich derart zur Seite, daß ich mit dem Schädel gegen das Fenster geknallt wäre, wenn es nicht offen gewesen wäre.
„Haumsda ins Hirn gschissn?“, schrie ich und merkte leider zu spät, daß ich diese Frage zwar an die Nachbarin stellte, mein Kopf aber aus dem Seitenfenster ragte und auf den Polizisten sah.
Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen. Mit ein paar Erklärungen und Besänftigungen konnten wir den Polizisten wieder beruhigen und zum Glück war er sowieso zu beschäftig. Er sperrte die Straße nämlich ab, weil ein ewiglanger Prozessionszug aus dem Haus der freiwilligen Feuerwehr, das sich gleich am Ortsbeginn befand, kam und Richtung Kirche dahinpilgerte. Der Polizist stand jetzt wieder ganz wichtig in der Mitte der Straße und ließ uns nicht aus den Augen.
„Ich muß pinkeln, Maaatlaaaa.“, zischte die Nachbarin mit zusammengepreßten Lippen und sah mit funkelnden Augen auf den Polizisten.
„Ich kann jetzt nichts machen.“
„Ich sags dir, ich halt das nicht mehr lange aus!“
„Ich kann jetzt nichts machen, verdammt!“
Endlich hörte die Fleischmasse auf, sich aus dem Feuerwehrhaus zu erbrechen. Der Polizist verließ seinen Posten und marschierte hinter der Prozession her. Und wir mußte hinter dem Polizisten herfahren – schon als Kind haßte ich diese Prozessionen.
Wir fuhren also in einem Tempo, das langsamer als Schritttempo ist, der Straße zur Hölle entlang.
„Matla, Matla, Matla. Pinkeln, pinkeln, pinkeln.“, sagte die Nachbarin und verfluchte die Prozession vor uns. Sie schwitzte schon etwas, hopste am Sitz herum und drückte die Beine zusammen.
„Jaja.“
„Bleib jetzt sofort stehen, ich pinkel neben das Auto, Matla.“
„Bist du verrückt? Vor uns geht der Kiwara!“
„Gut, es muß jetzt sein. Ich pinkel in den Kaffeebecher. Mir ist das jetzt wurscht! Ich halts nicht mehr aus. Die schauen eh alle nach vorne.“, sagte sie keuchend.
„Na von mir aus. Aber schau, daß du nichts vollpißt!“
Die Nachbarin schob ihren Rock hoch, zog sich blitzartig das Höschen aus und rutschte nach vor, um in den Becher zu pinkeln. Irgendwas störte die Nachbarin jedoch an dieser Stellung.
„Matla, es ist mir wurscht.“ – sie war völlig am Ende.
Und jetzt beging sie einen großen Fehler. Aus einem mir nicht ganz nachvollziehbaren Grunde wollte sie im Stehen pinkeln. Sie stand auf und drehte sich gebückt zu mir, der rechte Fuß am Boden, der linke am Beifahrersitz. Der Arsch der Nachbarin sah dabei wie ein staunendes Gesicht ohne Augen aus dem rechten Seitenfenster.
„Bist du sicher?“, fragte ich sie und war bereits mit der Situation überfordert. Der Verkehr, der Polizist, die nahende Menschenmenge am Straßenrand.
„Mir wurscht.“
„Ich meine ja nur. Da vorne stehen Leute.“, sagte ich etwas unsicher.
„Ohhhhh, ist das schööööön.“
So stand sie also im Auto, hielt den Arsch zum Fenster und pinkelte mit genussvoller Befriedigung in den Kaffeebecher, währende ich weiterhin mit zusammengekniffenen Augen der Prozession hinterherfuhr. Die Nachbarin sah zwischen ihren Beinen durch, konnte so den Urinstrahl genau in den Becher steuern, sie sah, wie die Pisse über ihre Finger rann, weil das Fassungsvermögen des Bechers zu bald erschöpft war, sie sah im Hintergrund, wie wir an ein paar alten strammstehenden Männern vorbeifuhren, die mit Orden bestückt vor dem Kriegerdenkmal salutierten.

Morgen geht die Geschichte weiter.

Ich aas:
1 Brot
1 Paprika
1 Aufstrich

Heisse Nachbarin mit Schwanzwedel und Guglhupf

Meine Einladung zu einem Ausflug in die Berge hat das Leben der Nachbarin völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie, die scheinbar sonst das Leben eines Maulwurfes führt, ist ganz aus dem Häuschen. Wenn sie keine Krähe sondern ein Hund wäre, würde sie wahrscheinlich unaufhörlich um mich herum scharwenzeln und mit dem Schwanz vor meinem Gesicht wedeln (Oh! Da fällt mir wieder ein Detail der Drogensexparty ein! Peinlich.). Ständig ruft mich die Nachbarin an, um mir irgendwelche neue Ideen zu ihrem Outfit fürs Wochenende mitzuteilen oder um Details über Route und Wetter zu erfahren.
Jetzt brachte sie mir gar einen Guglhupf vorbei, den ich mit ihr essen mußte:

Und ENDLICH konnte ich wieder einen meiner Lieblingsschmähs anbringen – mit Hilfe meines kleinen Moccakochers Albert, den du am Foto siest.

„Da. Trink den Kaffee, solange er noch schön warm ist.“, sagte ich und reichte der Nachbarin, die mit ihren kleinen Gedanken irgendwo verschwunden war, mit unschuldiger Miene einen Tasse Mocca.
„Danke, Matla.“, antwortete sie geistesabwesend.
Ich beobachtete sie gespannt und hoffte auf ein bestimmtes Ereignis. Und tatsächlich! Unachtsam, zu unachtsam, führte sie die Tasse zu ihrem Lästermaul. Man merkte richtig, wie sie in dem Moment, bevor der Schmerz ihr Gehirn erreicht hatte, wohl noch den glühendheißen Dampf des Moccas auf ihrem Gesicht spürte, einen Blick auf mich, der ich sie mit erwartungsvollen Augen ansah, warf und zu spät erkannte, einen Fehler gemacht zu haben. Sie verbrannte sich böse die Lippen und schüttete sich auch noch etwas Mocca auf die Oberschenkel – dabei einen kleinen aber feinen Fluch ausstoßend.
„Heeeeiiiiiß?“, fragte ich mit einem dämonischen Grinsen im Gesicht.
„Scheiße, ja!“
„Nau, kochn muaß i eahm owa scho.“, antwortete ich jegliche Schuld abweisend und zu tiefst befriedigt, weil ich endlich wieder diesen Satz sagen konnte.

Und wer weiß, woher dieser Dialog stammt, ist mein Freund.

Ich aas:
1 Kuchen
1 Mocca