Heimkehr aus Griechenland, Teil 4

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

Die Nachbarin und ich standen also in dieser Agentur, in der man Fahrkarten für die griechische Eisenbahn kaufen konnte. Eine Viertelstunde vor Büroschluß. Ich war sehr glücklich. Langsam und deutlich erklärte ich der Frau am Schalter, mit welchen Zügen wir verkehren wollten. Zuerst Athen nach Thessaloniki und dann den Nachtzug von Thessaloniki nach Belgrad.
„That is not possible.“
„Do not make me unhappy, lady!“, erschrak ich
„DON’T MAKE HIM UNHAPPY!“, zuckte die Nachbarin leicht aus.
Warum es nicht möglich war? Ganz einfach. Das erste Ticket, Athen-Thessaloniki, konnten wir hier in dieser Agentur gerne kaufen, doch nicht das internationale.
„Whyyyyyyyy?“ Meine Stimme versagte.
Ein internationales Eisenbahnticket könne man nur im Hauptbüro der OSE kaufen. Nicht hier, nicht am Bahnhof, nur im Hauptbüro.
Die Frau begann uns auf einem Stadtplan die Fahrt zum Hauptbüro zu erklären. Doch was hörte ich da schnaufen? Etwas schon die Eisenbahn? Nein. Es war die Nachbarin.
„Du Scheißtussi, du verschissene! Gib uns jetzt die Tickets!“, plärrte die Nachbarin mit rotem Kopf der Frau ins Gesicht. Die sah mich mit großen Augen an, sie verstand ja kein Deutsch.
Ich erklärte der Agenturdame in aller Ruhe die Lage – es war ein Wechselspiel zwischen der Nachbarin und mir. Zuckt sie aus, werde ich ruhig und umgekehrt. Automatisch spielten wir stets „Guter Kunde – Böser Kunde“.
Jedenfalls verstand die Griechin nun unsere Verzweiflung. Sie sagte, sie werde bei der OSE anrufen.
Wir warteten.
„Good news.“, kam sie nach ein paar Minuten dahergerannt. Wir könnten beide Fahrkarten direkt am Bahnhof, welcher bis um 21 Uhr geöffnet hätte, kaufen. Ich freute mich.
„Are you happy now, Mr. Matla?“
„Yes, I am.“

Die Nachbarin und ich verließen die Agentur, noch immer ohne Tickets, und fuhren zum Bahnhof. Metrostation Larissa. Wir hatten schon seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken und gegessen und es war bereits nach 18 Uhr. Obwohl wir bis Schalterschluß noch fast drei Stunden Zeit hatten, legten wir ein verdammt hohes Tempo ein. Alles im Laufschritt. Wer wußte denn schon, was noch alles passieren mochte.

Der Bahnhof in Athen war leicht zu finden. Wir stürmten die Eingangshalle. Nach einem kurzen Rundumblick entdeckte ich einen besetzten Schalter mit der Aufschrift „Information for international tickets“. Mit einem Sprung standen wir dort. Hinter der Glasscheibe mit Sprechloch saß ein ziemlich fetter Widerling. Sein Hemd und sein Hosentor waren weit offen. Er hatte einige Nüsse vor sich liegen, die er mit einem Hammer und einem spitzen Messer auseinandernahm. Ich sagte dem Fettarsch, welche Tickets ich kaufen wollte. Er verstand kein Wort, runzelte nur die Stirn.
„Athen to Thessaloniki, Thessaloniki to Belgrad. Beograd.“, sprach ich laut und deutlich.
„Beograd?“
„Yes.“
Wie ein Affe im Urwald zeigte er uns mit ein paar knappen Handbewegungen, daß wir irgendwoanders hingehen sollten. Raus und dann links.
„Leck mich, du fetter Wichser.“, sagte die Nachbarin mit funkelnden Augen durch die Scheibe und zeigte ihm den Finger.
Auf ins nächste Büro.

Morgen erzähle ich, Odysseus, der eigentlich nur nach Hause wollte, wie es tatsächlich zu einem teilweisen Ticketkauf kam.

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Um auch etwas aus der Gegenwart zu erzählen:
Gestern verabschiedete ich mich offiziell vom Sommer. Zu diesem Zwecke wagte ich den Aufstieg auf die pyramidenartige Hauptbücherei Wien und ließ mich von der untergehenden Sonne überbelichten. Auf Wiedersehen.

Was für ein Foto!

Und heute legte ich mir nach sorgfältiger Planung die Herbstvorräte an und aas:
1 Menge Kronprinz Rudol Äpfel
1 Menge Käse
1 Menge Tomaten

Wirtshauspissoir

Meine abgespaltene Persönlichkeit Johannes, der kleine Gimp, hat es gestern genau erkannt: das Wirtshauspissoir ist ein Ort der meditativen Reinigung.
Man sitzt in der Stube oder steht am Tresen beim Brandinesa, plaudert mit den anderen verkommenen Arschlöchern und jagt sich dabei ein Glas nach dem anderen rein, stundenlang. Da staut sich natürlich einiges an. Man spürt so einen Druck, einen Drang irgendwas loszuwerden, bald beginnt man zu schwitzen, nervös herumzusteigen, steckt sich eine Hand in den Hosensack, um sich unauffällig seinen Schwanz zu drücken. Und wenn es dir zuviel wird, wenn du glaubst, du müßtest schon bald wie eine Wasserbombe explodieren und du an dem Punkt angelangt bist, an dem deine Willensstärke endet, dann rennst du aufs Häusl, reißt dir die Hose auf, packst deinen bereits freudig zuckenden Schlauch aus und pisst los. Erleichterung! Leuterung! Heilung! Du atmest heftig erregt, beginnst entspannt zu grinsen, lehnst dich cool mit einer Hand oder gar mit der Stirn gegen die Wand, wischt dir den Schweiß ab.
Jetzt wird alles gut. Der ganze Dreck verläßt den Körper, der Alkohol bleibt in ihm. Und während du Gott für diese Wohltat dankst, bist du wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Nun siehst du auch die Gespräche und Ereignisse der letzten Stunden in einem neuen Licht. Beherzt quetscht du auch noch den letzten Tropfen ins Pissoir, schüttelst und würgst den Penis, spannst ruckartig die Bauchmuskeln an, auf daß auch nicht ein einziger Tropfen der Pisse mit dir zurück in die Gaststube gelange. Neuer Mut! Tatendrang! Ja, das ist Leben!

Ich aas:
1 Schlierbacher – der letzte der Fünferpackung
1 Afperl
1 halbes Käsestangerl

PS: Wer in Wien den Little Buddha besucht, darf sogar in einen Wasserfall brunzen. Ein Erlebnis der anderen Art!

Wochenbeginnchecklist

Das Spiel Weckerläutenabstellen dauert Montags am längsten. Bis ich hoch gekommen bin, haben sich die meisten Menschen schon in ihren Büros verkrochen. Ich setze mich auf die Bettkante, kratze mir den Kopf, den Bart, die Ohren, das linke Schulterblatt, die Eier und die rechte Kniekehle. Tappe mit den Füßen nach den Schlapfen, finde sie nicht, scheiß drauf. Trete dafür ein paar leere Dosen zur Seite (die liegen hier schon seit Wochen rum). Nehme die Zigaretten, nehme das Zippo, zünde die Tschick an, ziemlich zittrig, mache einen tiefen Lungenzug. Ich stehe auf, latsche Richtung Clo und steige dort auf etwas Feuchtes. Ich wills gar nicht wissen und stelle mich, die Augen konzentriert auf den dunkelgelben Strahl gerichtet, ziemlich akrobatisch auf eine Clopapierrolle, die die Schweinerei von den Füßen saugen soll. Pinkeln. Pinkeln ist gut. Pinkeln ist sogar sehr gut. Schütteln, Haare von der Eichel entfernen, in die Hose mit dem Schwanz und ab in die Küche.  Häferl aus der Spüle nehmen, alten Kaffee wegschütten, Wasser in den Kocher, neuen löslichen Kaffee und Zucker ins Häferl, am Fenster stehen, noch eine rauchen und warten, daß das Wasser gekocht ist. Dabei Arsch und Eier kratzen, Schwanz im Kreis drehen. Husten. Husten, husten. Schleim in die Spüle spucken. Gekochtes Wasser ins Häferl. Mit dem Löffel die Asche aus dem Kaffee holen. Ein Socken liegt am Boden. Anziehen. Wo ist der Scheißaschenbecher schon wieder.
Das ist wie eine Checkliste, die von meinem Gehirn automatisch abgearbeitet wird. Alles passiert von allein. Das ist gut. Die Checkliste allerdings endet nicht mit dem „Wo ist der Scheißaschenbecher“. Nein, nein, die endet erst mittags, wenn es mir so vorkommt, als hätte ich Hunger.

Ich aas also gerade:
1 Krapfen
1 Cookie – das gibts jetzt neu in der Bäckerei

Von der Leichtigkeit des Kuchens

Ich hocke im Rattenloch und erfreue mich des Lebens. Admiral Kuckkuck tänzelt summend und lachend im Zimmer herum, während ich mir den iPod auf den Kopf geschnallt habe und mir lustige Musik reinziehe. Obwohl der Kuckkuck etwas blad ist, tanzt er wie eine kleine Fee. Drehungen auf einem Holzbein sind für ihn kein Problem.
Ein Neuer sitzt auch in der Zelle. Der schaut mich manchmal ziemlich sauer an. Wahrscheinlich mag er es nicht, wenn ich mit Admiral Kuckkuck rede.
Ja, übrigens kann ich deine Bedenken ein für allemal beseitigen. Um jeglichen Peinlichkeiten vorzubeugen, habe ich nämlich den Admiral gefragt, ob er den Neuen sehen kann.
„Ja, natürlich, mein lieber Matla!“ Also du siehst, alles klar. Der Neue ist echt.
Vor einer Stunde hatte ich eine Phase, in der mich die Musik in meinen Ohren regelrecht mitriß! Im Takt der Musik öffnete und schloß ich den Reißverschluß meiner Hose. Der Admiral und ich haben sehr gelacht. Sogar ein echter Lachkrampf war drin, als sich ein Büschel Schamhaare im Hosentor verhedderte. Der Neue hat den Raum verlassen.
WOW! Ja, ich bin gut drauf! So richtig euphorisch! Am liebsten würde ich den Monitor vom Tisch reißen und versuchen, ihn mit viel Schwung durch das Panzerglas zu werfen. Oder mit der Tastatur die Glatze des Neuen polieren. Weißt du, solche Sachen. Doch Admiral Kuckkuck nimmt mir die zu werfenden Dinger immer wieder aus der Hand und dreht sich ein paar Mal mit mir im Kreis herum. Das ist ein Spaß!

Ich aas:
1 Teller mit weißen Würfeln und Senf
1 Gebäck
1 Apferl
1 Kaffee
1 kleinen Kuchen

Ich, der suchet und nichts findet – nur Kopfschmerzen

Ich komme gerade vom Frühstück im Kaffeehaus zurück. Aus mir unerfindlichen Gründen bin ich heute morgen sehr spät aus dem Saufkoma erwacht. Das Bett war vollgekotzt und auf die Wand vom Clo hat irgendjemand etwas mit Scheiße geschrieben… ich kann es nicht entziffern. Du siehst sicher ein, daß man in so einer Bude nicht vernünftig frühstücken kann und so bin ich halt ins Kaffee runter.
Dort bin ich dann gehockt, wie ein Häufchen Elend, der Sichtbereich stark eingeschränkt und jeder Gedanke im Dreisekundentakt durch einen heftigen Pocher im Gehirn unterbrochen. Mit gekrümmten Rücken, ungewaschen, ungekämmt, unrasiert sowieso, das ausgewaschene gelbe Hemd mit ekelhaften Flecken nur halb in der Hose drin und die Schuhe haben auch schon bessere Zeiten gesehen. So bin ich gesessen, den Blick auf meine übermäßig behaarten und zitternden Hände fixiert, und habe mir gedacht, daß schon seit Jahren die ersten Stunden eines jeden einzelnen verfluchten Tages meines kummervollen Lebens von Kopfschmerzen beherrscht werden. Was ich doch alles für eine Welt tun würde, in der man trinken kann, OHNE VERFICKTE KOPFSCHMERZEN ZU BEKOMMEN! Stell dir das mal vor bitte!
Und noch eins! Weißt du, was es bedeutet, ein Leben zu führen, in dem man ständig auf Suche ist und NICHTS findet? Weißt du das? Mann, wieviele Monate meines Lebens ich wohl schon auf vergeblicher Suche nach meiner Brille verbracht habe, auf Suche nach irgendwas, was man als Klopapier verwenden kann, Socken, die zueinander passen, Unterhosen… ich hab doch grade noch eine Dose Bier in der Hand gehabt! WO IST DIE SCHON WIEDER HIN VERDAMMT!

Hier ist mein Frühstück… und zugleich Mittagessen:
1 schwarzer Tee
1 Weckerl
1 Packung Butter

PS: mir ist das alles danach bald wieder aus dem Gesicht gefallen

Ihre Heimlichkeit im Stillblog

Pssst. In aller Heimlichkeit bringe ich den Beitrag für gestern nach.

Ein Vergehen! Ich weiß. Doch ist es nicht meine Schuld. Vielmehr ist es ein ganzes Sammelsurium an Schuld.
Ich habe dir ja schon erzählt, wie die Hupe meiner Karre unter meiner Faust zerbröselt ist. Nun. Jetzt sind auch noch die Scheibenwischer eingerostet – sie bewegen sich nicht mehr. Das Schloß auf der Fahrerseite ist auch verrostet und vorne sind nun endgültig alle Lichter kaputt. So kann man in der Nacht keine Straßenrennen mehr fahren. Ich brachte die Kiste gestern also in die Werkstatt. Die Werkstatt liegt auf der anderen Seite von Wien – es ist leider die einzige Werkstatt in Wien, die mir seit Jahren trotzdem noch das Pickerl fürs Auto gibt.
Gut. Deshalb mußte ich also zuerst durch ganz Wien kurven und dann den ganzen Schweißweg mit den Scheißöffentlichen zurück. Bin ein paarmal falsch eingestiegen, zu spät ausgestiegen…. ich verstehe das System der Wiener Linien einfach nicht.

Und die HÖHE war ja folgendes! Ich zeige der Nachbarin meine Zeichnungen – die von vorgestern – und was sagt sie dazu? WAS SAGT SIE?
„Warum trägst du Strapse?“
„Was? Was soll das? Welche Strapse?“
„Na auf dem zweiten Bild – da trägst du eindeutig Strapse!“
„Das sind keine Strapse. Das sind meine verdreckten Beine und eine weiße Unterhose.“
„Du hast keine einzige weiße Unterhose.“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil du Wäschewaschen haßt und nur schwarze Kleidung kaufst.“

Siehst du? Mit so einem Käse mußte ich mich abgeben. Also bitte! Nimm es mir nicht übel, daß ich gestern nichts von mir hören habe lassen.

In diesem Chaos aas ich trotzdem:
1 Semmel mit Bauernschinken, Emmenthaler und Senf
1 Apferl Nichtkronprinz

Reinigungsgeräte von Stabilo

Wieder im Rattenloch, endlich wieder die Wurstsemmel zum Mittagsmahl. Sie wird mich schlank und schön
machen.

Es scheint, als bestünde mein Gehirn nur aus Popel – auch bekannt unter den Namen Nasenmann, Nasenstein, oder wie es bei uns so schön heißt: Rawuzer. Ein Arzt würde das Zeug Nasensekret oder Borke nennen.
Aber was ich eigentich sagen wollte, ist, daß ich mir schon den ganzen Tag diese Dinger aus der Nase ziehe und sie nicht weniger werden. Im Gegenteil: sie wachsen immer schneller nach.
Das ist sehr schlecht für die Arbeit, denn eigentlich sollte ich hier den Androiden beibringen, wie man Kugelschreiber richtig zusammenschraubt. Ich muß aber ständig gegen den Drang kämpfen, die Kugelschreiber als Nasenputzgerät zu nutzen.
Dazu verwende ich aber einen Stabilo-Stift, der sehr elastisch in der Nase liegt.

Ich esse:
1 heilige Semmel mit Extrawurst, Gouda und Gurkerl
1 geile Banane
1 Stabilo point 88 fine 0.4, den ich aber für das Foto extra an der Hose abgewischt habe

Avocado im Eimer

Ich esse gerade etwas sehr verschwenderisches:

1 Packung Jausenbrot mit Speck
1 Avocado
2 Mandarinen (ein neuer Versuch – noch sehe ich sie)
1 Snickers (von der Firma Masterfoods, die mir äußerst verdächtig vorkommt)

Ja, verschwenderisch. Ich kann es mir leisten. Unzählige Trucks, Schiffe und Flugzeuge mußten gebaut werden, einige
Liter Erdöl mußten gefördert werden, damit ich, der verirrte wirre matla im Rattenloch, jetzt eine Avocado und 2 Mandarinen aus Ländern, die ich wahrscheinlich nicht einmal auf der Landkarte finde, in meiner dekadenten Art  runterwürgen kann. Herrlich!

Die Avocado esse ich mit meinem Pseudo-Schweizer-Taschenmesser. Ein Stück des glitschigen Avocado-Inneren ist mir gerade auf die Hose gefallen. Vorsichtig nehme ich es von der Hose (gerade dort will ich keine Flecken), es rutscht mir aus den Fingern und klatscht direkt auf mein grün-rosa Samthemd. Der Tag ist im Eimer!