Ribisel am Atomreaktor

Vor ein paar Tagen war ich auf einer Grillparty in einem Schrebergarten. Tolles Wetter, knackige Würstchen, kalte Getränke, Radio Burgenland. Geil, wenn das Leben so läuft!
Nach dem Fleisch standen wir bei den weißen Ribiseln, riesig, saftig, g’schmackig, und ich fragte so nebenbei, was das denn für ein scheißhäßliches Hochhaus quasi am Nachbarsgrundstück sei.
„Ein Atomreaktor.“
„So? Das wußte ich gar nicht“, meinte ich dazu, während ich mir die Ribisel ins Maul stopfte und  mit lauwarmen Dosenbier nachspülte.
Einer erzählte, dass sie das wie in Japan machen. Sie sagen einem stets, dass die austretende Strahlung gering sei, die Sicherheitszone müsse nur geringe Ausmaße annehmen, usw.
Zuhause las ich nach. Wikipedia meint dazu:

…am Donaukanal wurde in den sechziger Jahren des 20. Jh. der Forschungsreaktor der Hochschulen errichtet. Trotzdem ist der Prater auch heute noch ein beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet. – Quelle: wikipedia

Diese Ribisel werde ich nie vergessen.

Ich aas:
1 Wrap
1 Krapfen

Katana Skills

Weils gestern Fragen gab, eine kurze Zusammenfassung für die Unkundigen:

Im alten Japan gab es drei höchst angesehen Berufe. Alle hatten mit Schwertern zu tun.
An oberster Stelle stand der Schwertschmied. Klar, er war der, der die Katanas herstellte. Willst du ein Katana beurteilen, so kannst du das unter anderem an der Gravur der Schwertschmiede machen, die du an der Schwertangel findest.
War der Schmied mit seiner Arbeit fertig, kam der Schwertfeger an die Reihe. Eine sehr schwerer Beruf – saß der Schwertfeger doch zusammengekauert da, das Schwert zwischen den Füßen eingeklemmt und schliff und polierte und schliff und polierte.
Nicht minder im Ansehen stand der Schwerttester, der die fertigen Samuraischwerter versuchte und beurteilte. Zu diesem Zwecke ging er dorthin, wo die zum Tode verurteilten verweilten und probierte an ihnen die Fähigkeiten des Schwertes. Ich könnte mir vorstellen, dass es für manche Verbrecher eine Ehre war, als Schwerttestdummy zu sterben. Gab es keine lebenden Testobjekte, wurden Tote verwendet. Schwerter mit einer sehr guten Schneidefähigkeit bekamen vom Schwerttester noch eine zusätzliche Gravur auf die Schwertangel. Zum Beispiel: „Zwei Köpfe mit einem Streich.“

Wichtig: mit einem Samuraischwert sägt man nicht und hackt man nicht – ein guter Samurai schneidet.

Ein paar Einzelheiten anhand meines Schwertes:

Die Scheide, in der das Schwert steckt, nennt man „Saya“. Das schwarze Schnürl, das du an der Saya herumgewickelt siehst, ist das „Sageo“.
Vom Schwert siehst du jetzt nur die „Tsuba“, das ist das Stichblatt, und die Tsuka, den Schwertgriff. Der Griff wird an der Schwertangel mit kleinen Stiften (Mekugi) verankert. Innerhalb des Griffes befindet sich eine Rochenhauteinlage, die mit dem Griffband umwickelt ist. Den Abschluss des Griffes bildet die Kashira.

Wenn man das Sageo öffnet und das Schwert etwas aus der Saya zieht, sieht das ganze so aus:

Ich aas vor lauter Mordlust:
1 Brot mit Topfen
1 Käse
1 Apferl

Der Schrecken der Takeda Ryu am 8. Kirschhainfest auf der Donauinsel

Gestern war ich auf dem von der japanischen Botschaft veranstalteten 8. Kirschhainfest auf der Donauinsel. Anlässlich des 1000-Jahr-Jubiläums Österreichs 1996 haben japanische Partnergemeinden von Wiener Bezirken der Stadt Wien nämlich eintausend Kirschenbäume als Symbol der österreichisch-japanischen Freundschaft gestiftet. Am 30. April 2002 wurden die letzten Bäume gepflanzt. Das Kirschenhainfest soll an diese Geste erinnern.
Das Fest war schön und gab viel her. Meine tod- und verdrußbringenden Kampfgenossen von der Takeda-Schule hatten eine umfangreiche Präsentation ihrer Ausbildung. Zuerst wurden sie gar nicht so sehr beachtet, doch bereits kurz nach dem Beginn der Präsentation, während der ständig das Blut der Demonstrierenden ins Publikum spritzte, liefen einzelne Zuseher aus Furcht schreiend davon. Als der Fürst und seine Samurais nach der Präsentation ihre Bühne verließen, brach überhaupt Panik unter dem niederen Volke aus. Eltern brachten ihre Kinder wie gackernde Hühner in Sicherheit und Männer bemühten sich generell, als Gegner und Opfer möglichst unattraktiv zu wirken.
Bis zum blutigen Ende gab es Workshops für Shodo (Kalligraphie) und Origami, Manga, die Teezeremonie und jede Menge mehr.

Und ich aas:
1 Portion Shushi
1 Tasse Grüner Tee mit aufgeschäumter Sojamilch

Die Beweisfotos des Blutbades wurden vernichtet.

Seppuku wegen Pesto Negro

Wie man in den gestrigen Kommentaren gesehen hat, verstehen einhundert Prozent meiner beiden Leser die Kommandosprache der Budokünste und sprechen auch sonst fließend japanisch. Nur mit dem Begriff Harakiri bin ich nicht sehr zufrieden. Das, was du glaubst, daß Harakiri ist, heißt eigentlich Seppuku. Dazu kommen wir noch.

Heute beschäftige ich mich viel mehr mit dem Mittelalter. Denn die Nachbarin war bei mir und hat mir etwas zu essen gebracht. Unaufgefordert wie immer.
„Matla, ich bringe dir was leckeres zu essen. Warmes Toastbrot und Pesto.“
„Du schleppst mir die Pest ins Haus?“
„Pestooooo, P-e-s-t-o, ein italienisches Saucenzeugs.“
„Pesto negro. War das im Mittelalter nicht der italienische Name des schwarzen Todes?“
„Nein, das glaub ich nicht, Matla. So, hier. Das Pesto schmierst du dir aufs Brot. Sonst noch was auszusetzen?“
„Ist es sehr warm? Ich vertrage warmes Essen nicht so gut. Was ist das Braune dort? Ist das süß?“

Ich aas:
1 Lappen Toastbrot mit der schwarzen Pest
1 Kaffee mit braunen Süßziegeln

Outing für das Kaiserreich Japan

In meine Wohnung kommt nie Sonne. Vorteil im Sommer, Nachteil im Winter. Nur einige Tage im Frühling und im Herbst scheint die Sonne, wo ich wohne. Und zwar scheint sie da quasi parallel zum Erdboden durchs Fenster und läßt die ganze Wohnung erstrahlen. Vorteil für die etwaige morgentliche Masturbation am Sofa, Nachteil für die Pizzareste am Teppich, Tisch und Schrank. Herrlich!

Die Erklärungen, die ich meinen beiden Lesern nun aufgrund meines Arbeitsoutings schuldig bin, muß ich wohl bald liefern (Nachts im Rattenloch, Fernseher am Kopf, Schweißerschirm, Motorsägenhartgummidildo,…). Wenn einmal Zeit ist, werde ich es tun. Vorab nur soviel: als Samurai diene ich nur einem, nämlich dem Kaiser von Japan. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß ich nicht alles über die japanischen Atommülllagerstätten unterhalb Wiens verraten kann.

Ich aas:
1 Käse
1 Brotrest
1 Apferl

PS: sollte dieser Blogmisthaufen nicht bald ständig erreichbar sein, werde ich bei inode eigenhändig ein paar Köpfe abhacken!

Die japanische Kaffeezeremonie

Die einen glauben, sie hätten alles durchschaut, die ultimative Lebenseinstellung, die alles beinhaltet. Schmerz, Krankheit, Verlust, Tod, Armut. Die anderen denken gar nicht darüber nach und leiden still in sich hinein. Aber in Wirklichkeit versucht ein jeder, das beste aus der ausweglosen Situation zu machen. Wenn dir der Tod in den Arsch beißt, wenn du an dir schon den Hauch der Verwesung hochkriechen siehst, dann suchst du dir noch schnell was, damit dein jämmerliches Leben wenigstens in Würde ein Ende nimmt.
Ich für meinen Teil habe mich für den Weg des Kriegers entschieden. Bushid?. Ich bin Samurai. Ein Samurai, der noch schnell japanisch lernt, bevor er abkratzt. Und ich übe mich in der japanische Kaffeezeremonie.

Für die japanische Kaffeezeremonie brauchst du eine Kaffeekanne, mit der man griechischen Kaffee zubereiten kann und eine Packung türkischen Kaffees (z.B. Kurukahveci). Gib in die Kanne Wasser für eine Tasse Kaffee. Gib in die Kanne zwei Kaffeelöffel Tee – nein umgekehrt. Gib in die Kanne eine Brise Salz. Gib in die Kanne Zucker, nach Belieben. Gib die Kanne auf den Herd. Gib der Kanne Vollgas. Gib die Kanne von der Herdplatte, wenn der Kaffee hochkocht. Gib die Kanne auf den Herd. Gib die Kanne von der Herdplatte, wenn der Kaffee das zweite Mal hochkocht. Gib die Kanne eine Minute zur Seite. Gib dir dann den Kaffee in die Speiseröhre.
Wichtig: rühre den Kaffee nur um, wenn du ihn gerne mit etwas sandigem Material versehen trinken möchtest.

Ich zeichnete außerdem die nächtlichen Zustände im Rattenloch:
Horrorcomic

Ich aas und trank:

Arigato Gozaimashita im Sarg

Als mich der Tod fragte, was denn mein letzter Wunsch sei, reagierte ich überraschend lebendig und sagte: „Ich mag Japanisch lernen.“
„Waaaaas?“, fragte das Skelett mit schreckgeweiteten Augenhöhlen.
„Ja. Und zwar in Wort und Schrift.“
Damit rechnete der Tod nicht und versank schreiend in die flammende Tiefe des lodernden Küchenbodens. Somit bleibe ich am Leben und lasse mir nun genüßlich Zeit, um diese Sprache zu lernen.

Mein zweiter Geburtstag animiert mich zu umglaublich unvernünftigen Dingen. Zum Beispiel esse ich heute Tomaten im Sarg und trinke dazu eine Flasche Barrique-Apfelessig:

Die Nachspeise soll nicht minder schmackhaft sein: Kipferl mit Mokka!

In diesem Sinne sage ich ein höfliches:
Arigato Gozaimashita
(Sprich das letzte ‚i‘ nicht aus)

Nasenblut auf Japans Schnee

Ich liebe Tage, an denen es schneit. Tonnen weißen Schnees rieseln auf Tonnen von Hundsdreck. Überziehen diese verkommene Stadt mit einem Schleier der Unschuld. Ist zwar nur oberflächlich, aber das genügt mir.
Den ganzen Tag schon sitze ich da und schaue raus. Ich beobachte wie die Schneeflocken vor meinem Fenster verspielt wie junge Katzen auftauchen, neugierig, freudig die Welt untersuchend, und dann langsam und unaufhaltsam in den Abgrund stürzen. Das beruhigt. Ja, das beruhigt mein sorgenschweres Gemüt. Dieses hypnotisierende Dahinschweben läßt auch meinen Geist davontreiben. Und zwar dorthin, wo der Schnee am schönsten fällt. In die Berge Japans.
Um mich von diesen nostalgischen Erinnerungen aber nicht zu sehr in die unendliche Tiefe der geistigen Einsamkeit ziehen zu lassen, bin ich jetzt grad in der Pizzeria gewesen. Dort ist es auch  nicht schlecht. Der Chef, ohnehin schon einen explosionsgefährdeten Rotkopf, strauchelt von Asthmaanfall zu Asthmaanfall, während er versucht, dem Pizzakoch aus Favoriten, der an einer Art ewigen Nasenblutens leidet, meine Bestellung zu erklären. Nun, ich mache es selbst:

1 Quattro Formaggio mit Extrakäse