Selbsterkenntnis

Die weiße Anstalt will allen Kunden eine Weihnachtskarte mit einem Foto der Belegschaft schicken. Hmpf! Haha! (Ich lache und klatsche mir mit der flachen Hand so auf das Gesicht als hätte mir jemand eine aufgedröselte Bananenschale draufgeworfen.)
Das letzte Jahr bin ich ja davongekommen. Da war ich beim Fototermin zufällig… grade auf Rauchpause… irgendwo anders. Für die Unterschrift, die ein paar Tage später jeder Mitarbeiter auf alle fünfzig Karten kritzeln musste, hatte ich eine hervorragende, ja geradezu ideale Lösung. Ich schrieb nicht Matla, sondern Leckmi. Sieht im Unterschriftenstil genauso aus wie Matla. Drückt aber eher das aus, was ich empfinde.
Weil ich aber kein Unmensch bin – Weihnachten ist ja das Fest der Wirtschaft und von der hängt unser aller Arsch ab – werde ich noch einmal an die Intelligenz der Geschäftsführung appellieren: Gebt mich niemals auf ein Foto! Niemals! Zeigt niemandem, dass ich mit eurer Firma irgendetwas zu tun habe! Tut das nicht!
Ich weiß ja, warum… ich bin da ganz realistisch und brauche mir nichts schön reden. Wer mich sieht, denkt zu allererst, dass er mir eine betonieren muss. Ist so. Ist schlicht und einfach die natürliche Reaktion aller Menschen auf mein Erscheinungsbild. Und das war schon immer so. Es gibt ein Foto meiner Eltern mit mir in ihren Armen, gleich nach der Geburt im Krankenhaus. Noch nie habe ich enttäuschtere Gesichter gesehen. In der Schule der Klassiker. Immer der letzte, der in eine Mannschaft gewählt wurde. Wer mich sieht, weiß, dass man mit mir nichts gewinnt. Keine Spiele, keine Kunden, kein Geld. Alles, was man von mir ernten wird, ist bittere Enttäuschung. Niemals werden Erwartungen erfüllt. Niederlagen ohne Ende. Leid, nie enden wollender Kummer. Immer der, der niemals eingeladen wird, mit dem niemals jemand freiwillig ein Gespräch sucht.
So ist das.

Ich aas:
1 Knacker

Volver, verfickte Paloma, volver!

Und doch verbinden uns viele Dinge. Nicht nur die gegenseitige Missgunst und der unaussprechliche Hass aufeinander, sondern auch, ja, auch die Musik. Genauer gesagt, die Mariachimusik. Der Krawutzikrautkopf verwendet sie zwar zum Quälen seiner armen Nachbarn – die ihm nun wirklich gar nichts getan haben – , für mich jedoch ist sie – ich kann es ruhig sagen – Lebenszweck. In guten wie in schlechten Zeiten heilt mich die Musik der Mariachis von allen bösen wie guten Gedanken. Und das war schon immer so.
Deswegen möchte ich euch zwei meiner Lieblingslieder vorstellen.

Zunächst hätten wir da den Mariachi-Klassiker schlechthin: Cucurrucucu Paloma. Einem Täubchen gleich besingt hier der arme Pedro Infante die Frau seiner Träume. Welche Frau wünscht sich nicht so einen Mann? Auch wenn sie noch so hässlich ist?

[youtube JU-lANuwEbc nolink]

 

Und nun kommen wir zu einem Mariachi-Song, der mir aus der Seele spricht. Ein Alkoholiker, der völlig besoffen besseren Zeiten und seiner Frau nachjammert. „Volver, volver„, was soviel bedeutet wie „Komm‘ zurück, komm‘ zurück“. Der legendäre Vicente Fernandez!

[youtube ugNQ5uIN09Q nolink]

 

Dazu muss man nichts mehr sagen. Ich aas laut mitsingend:
1 Apfel
1 EKG