Das Leiden des jungen O.

Zusammengefahren bin ich, als wäre neben mir der Blitz eingeschlagen! Da sitze ich nichtsahnend auf einem Stapel alter Pornomagazine, rauche mit der Shisha etwas Dope und überlege gerade, ob ich den Montag mit Arbeit nutzen oder mit Alkohol vergessen soll, als ein Knall an der Wohnungstür meine sonnigen Frühlingsgehirnwellen ins Chaos stürzt.
Ich zuckte, mit der Zehenspitze trat ich dabei an die Wasserpfeife, die drohend zu wackeln begann. Die gerade erst richtig in Fahrt gekommene Kohle wäre schon fast auf die am Boden zerstreuten Zeitschriften gefallen, ein flammendes Inferno auszulösen. Ich konnte das Schicksal ändern, ich entkam dem feurigen Tod. Verwirrt sprang ich auf, rannte zur Tür, riss sie auf, egal was da kommen mochte! Und was sah ich? Du meine Güte! Ein liebes, süßes, kleines, ganz unschuldiges, zartes, zerbrechliches, blaues Osterei. Oh nein! Es war verletzt! Mit Tränen in den Augen hob ich es vorsichtig vom kalten Boden auf, trocknete vorher noch meine zittrigen Handflächen an meiner Unterhose ab, beschützte das kleine Ei vor der gausamen Welt. Ich führte meine Hände an den Mund, hauchte behutsam in die kleine Öffnung, die ich ließ, um es nicht unabsichtlich zu ersticken. Flüsterte dem Ei beruhigende Worte entgegen. „Schschschsch, kleines Ei. Brauchst keine Angst nicht haben, ich bin ja da. Jetzt wird alles gut.“
Ich sah, wie das kleine Osterei litt. Es hatte Schmerzen, mehrere Sprünge zogen sich auf einer Seite quer über seinen gesamten Körper.
„Ich werde dich abschälen und dir ein neues Zuhause bauen. Weißt du, ich hab unterm Bett etwas Gips.“
Um weiteres Leid zu vermeiden, entnahm ich dem kleinen blauen Ei die verletzte, zersprungene, kaputte Hülle.  Wie niedlich es mich ansah, das liebe Ei, aus dankbaren Augen! Ich stellte es auf einen Teller, mein Gott, das Arme! Es konnte kaum aufrecht stehen bleiben! Mit gemeinsamer Anstrengung schafften wir es aber schließlich doch noch. Wacker hielt es wie ein müder Wächter die Stellung!
Ich zündete mir eine Zigarette an, ohne das kleine blaue Ei aus den Augen zu lassen. Ich zog den Rauch tief in meine Lunge ein. Machten wir uns nichts vor. Es war so gut wie tot. Ohne schützende Hülle würde das Ei nicht lange überleben. Und ich konnte nicht immer da sein, um es zu behüten. Nein, das würde nicht gehen. Ich konnte mein Leben nicht für das Osterei aufgeben.
„Kleines Ei. Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“, fragte ich das Ei, um es abzulenken und steckte ihm die brennende Zigarette in den Mund.
„Mach mal einen tiefen Zug, mein Kleiner.“
Das Ei wurde zuerst etwas grünlich, dann grau.
„Weißt du, ich will ehrlich sein zu dir. Es geht mit dir zu Ende.“
Ein erleichteter Seufzer. Das arme Ei! War es schon so weit, dass selbst die Nachricht des nahen Todes wie eine frohe Botschaft für es war? Ich nahm mir die Zigarette wieder und streichelte das Osterei zärtlich mit meinem Zeigefinger. Es sollte nichts von alldem mitbekommen, es würde schnell gehen.
„Ich verspreche dir eines. Ich werden den finden, der dich an meine Tür geworfen hat. Auch sein Kopf wird zerschellen!“
Prack! Meine flache Hand landete am Ei und zerquetschte es mit einem gekonnten Hieb! Rasend unerwartet, tödlich einfach.
Lebwohl, kleines Osterei.

Ich aas:
1 Krokodilsbirne
1 blaues Osterei
1 Brot

Grippetod auf Hawaii

„Werde ich sterben, Matla?“, röchelte mich die Nachbarin mit blutunterlaufenen Augen an. Sie hat seit mehreren Tagen starkes Fieber, zittert am ganzen Körper.
„Wenn eines auf dieser Welt sicher ist, dann das.“, antwortete ich ihr in einem tröstenden Ton.
Aber das nur nebenbei. Ich hab mich in ihrer Küche umgesehen. Sie hat so ein Ding, in das man den rohen Toast legt und ihn mittels starker Hitze rösten kann. Ich glaube, man nennt es: „Toaster“. Und weil ich ein Mensch mit Gefühlen bin, machte ich mich mit dieser Maschine vertraut und servierte der Nachbarin auf ihrem Sterbebett „Toast Hawaii“.
Sie freute sich und ich sagte:
„Der Toaster sieht jetzt wie eine eitrige Brandwunde aus. Mußt das halt nachher putzen.“

Ich aas – wie die Nachbarin:
1 Toast Hawaii

Wirtshauspissoir

Meine abgespaltene Persönlichkeit Johannes, der kleine Gimp, hat es gestern genau erkannt: das Wirtshauspissoir ist ein Ort der meditativen Reinigung.
Man sitzt in der Stube oder steht am Tresen beim Brandinesa, plaudert mit den anderen verkommenen Arschlöchern und jagt sich dabei ein Glas nach dem anderen rein, stundenlang. Da staut sich natürlich einiges an. Man spürt so einen Druck, einen Drang irgendwas loszuwerden, bald beginnt man zu schwitzen, nervös herumzusteigen, steckt sich eine Hand in den Hosensack, um sich unauffällig seinen Schwanz zu drücken. Und wenn es dir zuviel wird, wenn du glaubst, du müßtest schon bald wie eine Wasserbombe explodieren und du an dem Punkt angelangt bist, an dem deine Willensstärke endet, dann rennst du aufs Häusl, reißt dir die Hose auf, packst deinen bereits freudig zuckenden Schlauch aus und pisst los. Erleichterung! Leuterung! Heilung! Du atmest heftig erregt, beginnst entspannt zu grinsen, lehnst dich cool mit einer Hand oder gar mit der Stirn gegen die Wand, wischt dir den Schweiß ab.
Jetzt wird alles gut. Der ganze Dreck verläßt den Körper, der Alkohol bleibt in ihm. Und während du Gott für diese Wohltat dankst, bist du wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Nun siehst du auch die Gespräche und Ereignisse der letzten Stunden in einem neuen Licht. Beherzt quetscht du auch noch den letzten Tropfen ins Pissoir, schüttelst und würgst den Penis, spannst ruckartig die Bauchmuskeln an, auf daß auch nicht ein einziger Tropfen der Pisse mit dir zurück in die Gaststube gelange. Neuer Mut! Tatendrang! Ja, das ist Leben!

Ich aas:
1 Schlierbacher – der letzte der Fünferpackung
1 Afperl
1 halbes Käsestangerl

PS: Wer in Wien den Little Buddha besucht, darf sogar in einen Wasserfall brunzen. Ein Erlebnis der anderen Art!

Gefangen im Flachspüler

JETZT bin ich durch! Mit wildem Geplodere flutschte ich aus den Gedärmen, endlich!, und landete da, wo wir alle sind. In der Closchüssel des Lebens. Hier drängen wir uns, jeder kämpft für sich um den besten Platz im Flachspüler. Keiner möchte im Wasser der Vorhölle stehen, jeder erhofft sich ein trockenes Plätzchen, auf dem er wartet bis Gevatter Tod ihn endgültig ins Nirvana spült.
Das Fieber, das mich befallen hatte, schwindet. Nervenfieber. Der Sumpf negativer Gedanken, Tötungsphantasien und Todesvorstellungen ließ mich den Körper vergessen, der – viel zu kalt gelagert – irgendwo saß und auf die Rückkehr der Seele wartete.

Nun aas ich:
2 Brot
1 Schlierbacher

Muttertag 09-I

Das Wochenende war ein Fiasko. Die Nachbarin und ich machten uns, wie abgemacht, am Samstag zeitig in der Früh auf den Weg in die Berge, um meine Mutter zu besuchen. Mit meiner verkackten Closchüssel fuhren wir zunächst zur nächsten Tankstelle, wo ich mit ein paar gezielten Fußtritten pflichtbewußt den Reifendruck kontrollierte und uns für die lange Fahrt mit Treibstoff, Rotwein und Tschick versorgte.
Die Fahrt an sich war ereignislos. Wir brausten mit der Höchstleistung des alten Wagens waghalsig über die stumpfsinnigen österreichischen Autobahnen, umringt von Lärmschutzwänden, ohne viel Gespräch – ist bei dem Lärmpegel, den die alte Kiste erzeugt, sowieso sinnlos.
Irgendwie kam keine rechtge Stimmung auf. Zum Ende der Fahrt hin war sie sogar schon etwas gereizt und die Nachbarin und ich rutschten nervös auf unseren Sitzen hin und her. Unsere Rücken schmerzten, wir hatten Hunger, der Wein war schon fast alle und der kleine Aschenbecher voll.
„Ich halts nicht mehr aus, Matla.“
„Wir sind gleich da.“
„Ich hab Hunger.“
„Ich auch.“
„Ich muß pinkeln, Matla.“
„Ich nicht.“
„Kannst du nicht irgendwo stehenbleiben, Matla?“
„Das bringt nichts. Schau! Da vorne ist schon die Ortseinfahrt.“
So knapp vor dem Ziel wollte ich nicht mehr Halt machen. Ich wollte endlich raus aus dieser Falle!
Wir passierten die Ortseinfahrt, das Haus von Muttern war schon zum Greifen nahe! Nur noch ein paar Minuten!
Doch da stand plötzlich dieser jämmerliche Dorfpolizist wie Jesus am Kreuze mitten auf der Straße und sperrte den Verkehr ab.
„Shit, will der überfahren werden?“
„Scheiße, weiß nicht.“
Schneller als ich reagieren konnte, bäumte sich die Nachbarin am Beifahrersitz auf und stemmte sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf die Hupe. Dabei stieß sie mich derart zur Seite, daß ich mit dem Schädel gegen das Fenster geknallt wäre, wenn es nicht offen gewesen wäre.
„Haumsda ins Hirn gschissn?“, schrie ich und merkte leider zu spät, daß ich diese Frage zwar an die Nachbarin stellte, mein Kopf aber aus dem Seitenfenster ragte und auf den Polizisten sah.
Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen. Mit ein paar Erklärungen und Besänftigungen konnten wir den Polizisten wieder beruhigen und zum Glück war er sowieso zu beschäftig. Er sperrte die Straße nämlich ab, weil ein ewiglanger Prozessionszug aus dem Haus der freiwilligen Feuerwehr, das sich gleich am Ortsbeginn befand, kam und Richtung Kirche dahinpilgerte. Der Polizist stand jetzt wieder ganz wichtig in der Mitte der Straße und ließ uns nicht aus den Augen.
„Ich muß pinkeln, Maaatlaaaa.“, zischte die Nachbarin mit zusammengepreßten Lippen und sah mit funkelnden Augen auf den Polizisten.
„Ich kann jetzt nichts machen.“
„Ich sags dir, ich halt das nicht mehr lange aus!“
„Ich kann jetzt nichts machen, verdammt!“
Endlich hörte die Fleischmasse auf, sich aus dem Feuerwehrhaus zu erbrechen. Der Polizist verließ seinen Posten und marschierte hinter der Prozession her. Und wir mußte hinter dem Polizisten herfahren – schon als Kind haßte ich diese Prozessionen.
Wir fuhren also in einem Tempo, das langsamer als Schritttempo ist, der Straße zur Hölle entlang.
„Matla, Matla, Matla. Pinkeln, pinkeln, pinkeln.“, sagte die Nachbarin und verfluchte die Prozession vor uns. Sie schwitzte schon etwas, hopste am Sitz herum und drückte die Beine zusammen.
„Jaja.“
„Bleib jetzt sofort stehen, ich pinkel neben das Auto, Matla.“
„Bist du verrückt? Vor uns geht der Kiwara!“
„Gut, es muß jetzt sein. Ich pinkel in den Kaffeebecher. Mir ist das jetzt wurscht! Ich halts nicht mehr aus. Die schauen eh alle nach vorne.“, sagte sie keuchend.
„Na von mir aus. Aber schau, daß du nichts vollpißt!“
Die Nachbarin schob ihren Rock hoch, zog sich blitzartig das Höschen aus und rutschte nach vor, um in den Becher zu pinkeln. Irgendwas störte die Nachbarin jedoch an dieser Stellung.
„Matla, es ist mir wurscht.“ – sie war völlig am Ende.
Und jetzt beging sie einen großen Fehler. Aus einem mir nicht ganz nachvollziehbaren Grunde wollte sie im Stehen pinkeln. Sie stand auf und drehte sich gebückt zu mir, der rechte Fuß am Boden, der linke am Beifahrersitz. Der Arsch der Nachbarin sah dabei wie ein staunendes Gesicht ohne Augen aus dem rechten Seitenfenster.
„Bist du sicher?“, fragte ich sie und war bereits mit der Situation überfordert. Der Verkehr, der Polizist, die nahende Menschenmenge am Straßenrand.
„Mir wurscht.“
„Ich meine ja nur. Da vorne stehen Leute.“, sagte ich etwas unsicher.
„Ohhhhh, ist das schööööön.“
So stand sie also im Auto, hielt den Arsch zum Fenster und pinkelte mit genussvoller Befriedigung in den Kaffeebecher, währende ich weiterhin mit zusammengekniffenen Augen der Prozession hinterherfuhr. Die Nachbarin sah zwischen ihren Beinen durch, konnte so den Urinstrahl genau in den Becher steuern, sie sah, wie die Pisse über ihre Finger rann, weil das Fassungsvermögen des Bechers zu bald erschöpft war, sie sah im Hintergrund, wie wir an ein paar alten strammstehenden Männern vorbeifuhren, die mit Orden bestückt vor dem Kriegerdenkmal salutierten.

Morgen geht die Geschichte weiter.

Ich aas:
1 Brot
1 Paprika
1 Aufstrich

Fehlerhafter Montag nach wilder Sexparty

Nach der wilden Sexparty von letzter Woche ist nun endlich diese großflächige Abschürfung an der Innenseite meiner Vorhaut verschwunden. Die Schwellung ist ebenfalls kaum mehr vorhanden und der Juckreiz unter Kontrolle. Somit kann ich endlich wieder den wichtigen Dingen des Lebens meine Beachtung schenken – nachdem ich den heutigen Tag damit verbracht haben werde, diese zu eruieren.
Auf Nahrungssuche begab sich mein Körper jedoch völlig autonom. Ich brauchte nur in ihm zu verweilen und die Geschehnisse zu überwachen. Es lief alles glatt. Mein Körper kaufte gute Dinge ein:

Oh! Nein, tschuldigung. Das ist das, was ich aas – irgendein Gorgonzola R.I.P

Was der Körper kaufte war das:

… ach Scheiße, das Foto kommt nicht daher… also stells dir einfach vor.

Nein, also gut. Das Foto ist doch gekommen. Also hier!

Bier, Bier, Bier. Und der Frühling der Hormonlosen.

Ja, schön ists draußen. Bin heute am Fensterbrett gesessen, solange die Sonne da war, hab meine Speckfalten beleuchten lassen und Bier getrunken. Manche vorbeifahrenden Autos sind langsamer geworden, um meinen Luxuskörper genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich! Was sonst? Und die alte Fuchtel von schräg Vis-à-vis hat sich auch nicht hinter ihrem Vorhang bewegt.

Der Frühling! Ja! Der in Wien nach Hundescheißdreck riechende Frühling! Heiler des Seelenschmerzes, Freudenspender der Hormonlosen! Alles wird gut.

Ich trank und aas
1 Brot
1 Käse
1 Aufstrich
1 Apfel

Todesmeditation mit Krapfen

Das Training, das ich gestern mir vornahm, hat begonnen. Ich gehe nun den Weg des Kriegers, den Bushidô.
Teil dieser Ausbildung ist natürlich auch täglich mentale Übung. Zum Beispiel diese:

Stirb jeden Morgen

Stell dir jeden Morgen aufs neue vor, daß du bereits tot bist. Halte dich jeden Morgen, wenn dein Geist friedvoll ist, ohne Unterlaß für tot, denke über verschiedene Arten des Todes nach, stelle dir deine letzten Augenblicke vor, wie du von Pfeilen, Kugeln und Schwertern in Einzelteile zerfetzt wirst, von einer Woge weggespült wirst, in ein rasendes Feuer springst, von einem Blitz erschlagen wirst, in einem großen Erdbeben untergehst, von einer schwindelerregenden Klippe stürzt, an einer tödlichen Krankheit leidest oder plötzlich tot umfällst.
Ich hörte einen Älteren sagen: „Nur einen Sprung vom Dachgesims des eigenen Hauses entfernt, findet man sich von toten Körpern umgeben; einen Schritt von der Haustür entfernt, trifft man auf Feinde.“ Das wird nicht aus Vorsicht gesagt. Es drängt uns vielmehr, eine geistige Einstellung zu formen, mit der man fähig wird, sich selbst für bereits tot zu halten. [Quelle: Hagakure – Der Weg des Samurai]

Das ist nun meine tägliche Übung nach dem Erwachen aus dem Koma. Ergänzend stelle ich mir vor, an einem Krapfen zu ersticken.

Apropos Krapfen. Ich hatte nichts für ein Frühstück nach der Todesmeditation, daher ging ich einkaufen:

Ich aas:
8 Minikrapfen von Kuchenpeter
6 Krapfen aus der Bäckerei

Topfengehirn aus Pudding

Wochenende ereignislos. Freitags in der Bodega gesoffen, Samstags in der Obenohnebar versumpft, den Sonntag verraucht und verschlafen.

Ich, mit einem inhaltslosen, puddingartigen Montagsgehirn, gab der Nachbarin die beiden Puddingtortenzrezepte. Mal sehen, was sie damit anfängt.

Krank an Geist und Körper muß ich bei der Nahrungsaufnahmen etwas aufpassen und es langsam angehen. Daher aas ich:
3 nur kleine Flascherln Biertschi
1 Banane
1 Packung Topfen
1 Packung Käse
1 Brot