Künstler unserer Zeit

Die geradzu extatische Verehrung, die man mir entgegenbringt, die sakrale Verzückung, der religiöse Wahnsinn, der um meine durchaus heilige Person aufgebaut wird, geht weiter.
Nachdem man meine Wandlung vom Bringer der Extrawurstsemmel zum  astralen Gott des Krapfens erkannt hat, tauchen bereits erste Ikonen auf. Meister Gimp, der erste meiner Jünger, der iBaptist, ist der angesagteste bildende Künstler unserer Zeit: Matla, der Krapfenheilige. Sehr treffend, Alter! Ein Platz an meiner Seite ist dir gewiss. Wenn du eingehst, auf Erden, wirst du danach in mein Krapfenreich einfahren. Auch du sollst verzehret werden.

Ich aas – aber schon am Freitag – meine heilige Kür:
1 Käsestangerl
1 Krapfen

Kra-kra-kra

Wenn man die richtigen Leute kennt auf  dieser Welt, kann man diese Welt bewegen.
Seit Montag gab es keine Krapfen mehr in meiner Ankerfiliale neben der Anstalt. „San aus“ oder „Na, gibts net“ hieß es. Das bedeutet Apokalypse für mich. Ich rief eine alte Freundin an, von der ich wußte, dass sie Einfluss hatte. Ich heulte ihr was am Telefon vor und bat um dringende Hilfe. „Und sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“, flehte ich sie an.
Gestern besuchte ich erneut die Ankerfiliale meines Vertrauens.
„Kra-kra-kra-kra… äh… Kra-äh-kra-krapfen bittebitte.“ Zitternd erhoffte ich auf eine zufriedenstellende Antwort und konnte es beinahe nicht glauben, als ich vernahm:
„Owa sicha, Klana. De schmeckanda, gö?“
Ein Tag ohne Krapfen ist nur ein halber Tag.

Ich aas frohen Gemüts:
1 Kra-kra-krapfen

Fasching!

Fasching! Ich rannte wie ein Irrer zur Nachbarin hoch und schrie: „Schnell zieh dich aus, es ist lustig!“ Sie riss sich die Fetzen vom Körper und atmete erwartungsvoll. Ich hatte alles dabei. Augenbinde rauf, zum Sessel geführt und geknebelt und gefesselt. Sie lachte, ich lachte, ich legte einen tropfenden Krapfen auf ihren Schoß und knabberte ihre heißen Schenkel freihändig sauber. Dann setzte ich mich genau ihr gegenüber und sah sie an.
„Was ist los?“, fragte sie und zuckte mit dem Kopf wie ein Wellensittich. Ich fasste sie bei den Knien und sagte ihr, dass ich mein Gehirn voll mit Geschichten hätte.
„Hast du schon wieder diese seltsamen Träume, Matla?“
„Ja! Ist das nicht geil?“, rief ich ganz aufgeregt und erzählte ihr sofort die neuesten Stories, während ich heimlich ein paar Fotos mit dem Handy schoss. Vom Besuch bei meinem alten Kunstlehrer in der Wildniss, wo er die schönsten Mammutbäume zersägt und in einer Halle wider allen Gesetzen der Schwerkraft aufgehängt hatte. Oder wie ich in den Siebzigern in einem stockdunklen Parkhaus von einer Bande gejagt wurde, weil ich beobachten konnte, wie sie sich in Zombies verwandelt hatten.
„Ok, mach jetzt weiter!“, flehte die Nachbarin. Die Augenbinde stand ihr hervorragend.
„Warte mal, mir fällt was ein!“ Wie ein geölter Blitz rannte ich zu mir und holte den angebrochenen Doppler Rot.
„Eine offene Flasche Wein!“, rief ich, wieder zurück, „Das ideale Gastgeschenk!“
Plopp! Ausgesoffen! Und dann ging die Post ab.

Heute verkatert und gestern aas ich:
2 Eiercrossoints vom Anker
1 Krapfen vom Anker

Satanskrapfen in WWW-Saft

Gestern konnte ich dir nicht deinen heißersehnten Matlamittagsbeitrag geben, ich weiß. Aber ich habe ein gute Ausrede: ich habe kein Internet! Die Typen haben mir gnadenlos den WWW-Saft abgedreht, bloß weil ich zwei oder drei Monate nichts bezahlt habe. In was für einer kalten Welt leben wir eigentlich?
Ich hocke gerade bei der Nachbarin. Die hat auch das Internet. Aber langsamer. Doch mir wird immer klarer, daß es ein Fehler war, die Nachbarin um Internet zu bitten. Sie ist gerade krank und erwartet sich von mir nun etwas Hilfe und Pflege. Darum, du Leser du, mache ich es kurz. Obwohl ich jetzt DIE Gelegenheit hätte, um mich für ihre teuflische Folter zu rächen! Jetzt jedenfalls werde ich mich an ihren Kühlschrank heranpirschen, ihr Bier schnappen und sehen, daß ich schleunigst von hier wegkomme.

In Liebe
Dein Herrscher aus dem Weltall

PS: ich muß mein Alkoholproblem besser unter Kontrolle halten. Ich MUSS dafür sorgen, daß immer genug Geld für das Internet da ist.

Ich aas zum Frühstück:
1 Krapfen
1 Kaffee

Mittagessen weiß ich noch nicht – muß hier erst mal rauskommen!

Und gestern im Rattenloch – als Nachtrag der Ordnung halber:
1 Kuhflade mit Kaffee

Als Krapfen getarnte Faschistenpunschkrapfen aus dem Weltall!

Bin heut wieder im Rattenloch. Draußen fällt der Schnee, hier drinnen fallen die Nasenmänner. Die Luft steht, die Fenster sind zugeschweißt, die Klimaanlage pumpt Viren in den Raum. Kein Wunder also, daß sich jede Menge Rawuzer in der Nase bilden.
Im Raum sitzt ein Android mit blauem Filzhut. Ich hätte Lust, ihm den Kopf abzuhacken.
Ich habe herausgefunden, daß es um 13 Uhr im Rattenloch mühsam ist, einen freien Platz auf einer Kackschüssel zu ergattern. Das ist der Grund schlechthin, warum faschistisches Gedankengut nicht schlüssig ist! Alle, wirklich ALLE im Rattenloch müssen um ein Uhr scheißen. Alle. Rote, gelbe, braune, schwarze, weiße Ratten. Und wir Herrscher aus dem Weltall ebenfalls.

Und ich aas im Rattenloch:
1 Semmel mit Käse
1 Saft
1 Kaffee
1 Krapfen mit Kokos bestreut – gefüllt war das Ding mit etwas braunem, das auch in den Punschkrapfen drin ist

Identitätsvorräte

Ja, gestern wars nix. Stell dir vor. Fahre ich gestern nicht ins Rattenloch und was finde ich in meiner Lade? Das Geld! Es entsprach fast der Menge, die ich erwartet hatte! Das kam mir ganz recht, schließlich stecke ich ja gerade in einer Identitätskrise. Ich weiß nicht mehr, wer oder was ich bin. Fernseher, Roboter, Jesus, Samurai, Hartgummidildo. Keine Ahnung. Da hab ich natürlich gleich die Scheine geschnappt und bin wieder abgepascht.  Bin bisserl herumgezogen, einen hier, einen da, hab nachgedacht, über die Krise, über die Persönlichkeitsspaltung, über die reale Virtualität, über das Abschlachten….. war schon ein seltsames Gefühl, mittags besoffen auf offener Straße rumzulatschen.

Heute jedenfalls packte ich die Gelegenheit und kaufte ein paar Vorräte ein – bevor ich das Geld ganz versaufe. Ich konnte auch nicht einer Packung Krapfen widerstehen.

Ich aas Teile davon:

Und hievon:

Wochenbeginnchecklist

Das Spiel Weckerläutenabstellen dauert Montags am längsten. Bis ich hoch gekommen bin, haben sich die meisten Menschen schon in ihren Büros verkrochen. Ich setze mich auf die Bettkante, kratze mir den Kopf, den Bart, die Ohren, das linke Schulterblatt, die Eier und die rechte Kniekehle. Tappe mit den Füßen nach den Schlapfen, finde sie nicht, scheiß drauf. Trete dafür ein paar leere Dosen zur Seite (die liegen hier schon seit Wochen rum). Nehme die Zigaretten, nehme das Zippo, zünde die Tschick an, ziemlich zittrig, mache einen tiefen Lungenzug. Ich stehe auf, latsche Richtung Clo und steige dort auf etwas Feuchtes. Ich wills gar nicht wissen und stelle mich, die Augen konzentriert auf den dunkelgelben Strahl gerichtet, ziemlich akrobatisch auf eine Clopapierrolle, die die Schweinerei von den Füßen saugen soll. Pinkeln. Pinkeln ist gut. Pinkeln ist sogar sehr gut. Schütteln, Haare von der Eichel entfernen, in die Hose mit dem Schwanz und ab in die Küche.  Häferl aus der Spüle nehmen, alten Kaffee wegschütten, Wasser in den Kocher, neuen löslichen Kaffee und Zucker ins Häferl, am Fenster stehen, noch eine rauchen und warten, daß das Wasser gekocht ist. Dabei Arsch und Eier kratzen, Schwanz im Kreis drehen. Husten. Husten, husten. Schleim in die Spüle spucken. Gekochtes Wasser ins Häferl. Mit dem Löffel die Asche aus dem Kaffee holen. Ein Socken liegt am Boden. Anziehen. Wo ist der Scheißaschenbecher schon wieder.
Das ist wie eine Checkliste, die von meinem Gehirn automatisch abgearbeitet wird. Alles passiert von allein. Das ist gut. Die Checkliste allerdings endet nicht mit dem „Wo ist der Scheißaschenbecher“. Nein, nein, die endet erst mittags, wenn es mir so vorkommt, als hätte ich Hunger.

Ich aas also gerade:
1 Krapfen
1 Cookie – das gibts jetzt neu in der Bäckerei

Verheerende Nahrung im apokalyptischen Kopf

Du meine Güte! Erst jetzt, da ich mich nur mehr von Topfen ernähre, erkenne ich, was die Krapfen mit mir angerichtet haben! Am ganzen Körper bin ich von eitrigen Pusteln überzogen, mein Rücken ist stark gekrümmt, sodaß mein Kehlkopf bei jedem Schritt abwechselnd von der linken und der rechten Kniescheibe getroffen wird. Dazu kommen noch verheerende Kopfschmerzen, die mich an meinem Verstand zweifeln lassen. Sind das Entzugserscheinungen? Oder sind das bloß physische und psychische Halluzinationen als Ergebnis der Kopfschmerzen?
Rotwein lindert den Schmerz etwas. Rotwein aus dem Tetrapak. Aktion Eichhörnchen ist in meinem Haushalt bereits gestartet.

Ich aas ganz apokalyptisch:
1 Kaas
1 Topfen
1 Brot
1 Apfel
1 Rotwein

Krisenkrapfen

Heute ist der letzte Tag für lange Zeit, an dem ich mich von Krapfen ernähre. Morgen beginnt wieder das Apokalypsennahrungstraining (parallel zum Training gegen Tötungshemmung). Daß dieser Tag mit dem Ende des Faschings und dem Beginn der Fastenzeit zusammenfällt, ist eher auf meinen ausgeprägten Hang zum Symbolismus zurückzuführen. Das Ende der Krapfenzeit – das Ende der fetten Jahre. Der Beginn der Fastenzeit – der Beginn der Apokalypse, welcher sich durch diverse Klima- und Wirtschaftskrisen äußert.

Ja, es geht dem Ende zu. Glaubst du es nicht? Dann laß mich ein bißchen Panik verbreiten: laut TAZ rät sogar schon die deutsche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) zum Anlegen von Vorräten für mindestens 14 Tage: Aufruf zum Hamstern. Das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Blablabla hat auch schon eine eigene Internetseite für Ernährungsvorsorge angelegt: Ernährungsvorsorge in Deutschland. Ja, so schauts aus. Also auf auf! Laß mich durch! Ich muß zum Weinregal!
Und so werde ich von nun an und weiterhin Topfen und Brot essen, den Magen an schlechte Nahrung gewöhnen (genauso, wie ich meinen Geist ans Töten gewöhne – und auch ans Totsein), werde weiterhin Tetrapakrotwein bunkern.

Krisenvorsorge. Ich habs dir gesagt, also tritt mir nicht die Haustüre ein, wenn dir der friedenspendende Alkohol ausgeht, der dir selbst die schlimmste Krise wie einen sonnigen, vollgefressenen Nachmittag in einer Blumenwiese mit Pflanzen, gegen die du nicht allergisch bist, vorkommen läßt.

Ich aas zum Abschied:
Krapfen Krapfen Krapfen

PS: mein Tipp: Krisenvorsorge