Ja! Natürlich.

Heute ist einer jener Tage, die man nur durch Erinnerungen an schönere Zeiten durchsteht. Und ich erinnere mich an das letzte Wochenende. Ich war im Landhaus einer ehemaligen Freundin zu Besuch. Damals war sie fast doppelt so alt wie ich – heute ist sie das nicht mehr.

Es war ein herrlicher Tag! Die Sonne schien, die Bäume blühten. Zuerst lagen wir unter ihrem gewaltigen Kirschbaum und liesen uns von den herabfallenden Blüten wie mit einem weißen Grabestuch bedecken. Wir blieben ganz ruhig und stellten uns vor, zusammen begraben zu sein. Dann lachten wir laut auf, weil doch die Erinnerungen zurückkamen.
Später gingen wir in ihren Kräutergarten und sahen uns um. Sie wollte ein bißchen Grünzeug einpflanzen und ich bot ihr meine Hilfe an. Sie fand das sehr passend, denn in der Zwischenzeit würde sie uns was tolles auf den Grill schmeißen und die rituellen Waschungen durchführen. Sie gab mir so ein kleines Ding – weiss der Teufel wie das heisst – zum Herumgraben. Da ich damit nichts anfing und auch nicht nachfragen wollte, ging ich in das Gartenhaus und holte Krampen und Spaten. Ich legte mich ganz schön ins Zeug.
Als sie nach zwei drei Stunden zurückkam, sagte sie: „Leopold, du hast dich nicht verändert.“ Ich habe ihr nie meinen richtigen Namen verraten – man weiss ja nie. „Ich will hier keinen Elefanten beerdigen – ich will Blümchen anpflanzen!“
Während ich das Grab wieder zuschaufelte, lachten wir sehr herzlich, denn wir erinnerten uns daran, was wir damals mit ihrem fetten Ehemann gemacht haben.

Ich esse – wie in Trance:
1 Semmel EKG
1 Apferl

Gelsen sind furchtbar oder das perfekte Ende einer Geschichte

Das Wochenende war schön. Mein Gott (jeder beliebige), war das Wochenende schön! Ich war bei Freunden außerhalb der Stadt. In einem alten Landhaus mit einem kleinen See, wo wir den Sommer schon als Kinder verbrachten. Alles sieht dort sehr nach Ikea-Katalog aus.
Wir saßen unter riesigen Weiden im Schatten, tranken Rotwein und die Schmetterlinge, die uns vor der Nase herumflogen, verjagten wir. Nachmittags eine kleine abkühlende Ruderbootfahrt am See, die Schwäne neben uns und die Gelsen hinter uns. Am Abend entfachten wir ein Lagerfeuer, um zu grillen. Jemand hatte Bratwürste aus Tofu mitgebracht. Unter lautem Gelächter waren wir uns einig: hier, in dieser Idylle, wollten wir uns nur von natürlichen Lebensmitteln ernähren. Kein künstliches Fleisch!
Als die Hitze am größten war, ziegte mir die Herrin des Hauses ihr riesiges Glashaus.
Sie sprach: „Spürst du die angespannte Stille und die unangenehme Hitze hier?“
„Ja.“ Man hörte nur ein paar Schmeißfliegen, nichts bewegte sich.
„Paß auf, ich zeige dir etwas.“ Die Herrin begann die Pflanzen zu gießen und ein altes Lied zu singen. Wie eine Tänzerin bewegte sie sich zwischen den riesigen Blumentöpfen und goß mal hier und mal da. Auf einmal merkte ich eine Veränderung. Die Pflanzen begannen sich zu bewegen, ein kühlender Luftzug entstand. Die Herrin tanzte immer schneller, drehte sich immer mehr und sang dabei: „Sie leben, sie leben, ich werd‘ ihnen Wasser geben!“ Im Glashaus toste es schon, der Wind brauste, die Pflanzen bewegten sich im Takt des Liedes und mir rannen die Tränen übers Gesicht.
Da erkannte ich es. Hier stehen vielleicht alle unter Drogen und jetzt ist die Geschichte aus, weil ich muß jetzt weiterarbeiten.

Mit einer Jacke sitze ich hier im Rattenloch. Die Heizung ist kaputt, es ist saukalt.
Trotzdem esse ich:
1 Apfel
1 Extrawurst-Gouda-Gurkerl-Kombination in einer klassischen Kaisersemmel