Guter Hoffnung

Seit ungefähr acht Monaten warte ich auf die Niederkunft des Einen, des Reinen, des Besten aller. Wann wird es soweit sein? Ich beginne mir langsam Sorgen zu machen.

Ich spreche von Rudolf. Von Rudolf, dem Kronprinzen. WANN, in Gottes Namen, wird es endlich wieder Kronprinz Rudolf Äpfel zu kaufen geben? Tag für Tag schaue ich bei Billa in der sonst so ungeliebten Obstabteilung – auf der Suche nach Rudolf. Doch stets vergebens. WO BIST DU?

Ich esse in freudiger Erwartung:
1 EKG
1 Apfel Gala irgendwas – bloß ein matter Abklatsch eines Apfels!

Das kleine Fläschchen, das du da im Hintergrund siehst – neben der allmächtigen Kaffeebechersammlung -, begleitet mich nun schon längere Zeit hier im Rattenloch. Ob ich ihr Name und Status geben soll? So wie einst Lola und Lili? Ich bin mir noch nicht sicher….

Jubiläum

Du lieber Himmel! Ich habe ein wichtiges Datum vergessen! Wie oberflächlich von mir!

Am 1. Juni war ja Jahrestag! Zwei ganze Jahre gibt es schon dieses Misthaufenweblog! Ist das zu fassen? Und was in dieser Zeit alles passiert ist!!! Ich hatte zwei Flaschen. Lola und Lilli! Beide nun verloren wie Tränen im Regen. Weg sind sie! Das Auf und Ab meiner Persönlichkeitsspaltung! Die Psychotherapie! Das Rattenloch!
Das Rattenloch war ja zu Beginn ein Abstellraum ohne Fenster, in dem ich praktisch all meine Tage fristete! Der Wechsel der Anstalt! Der Umzug in eine neue Wohnung! Meine ertragreiche Marihuana-Ernte im letzten Jahr!

Mannomann! Was für ein Durcheinander! Aber es gibt auch konstante Faktoren in meinem Leben: Das Gurkerl und das  Semmerl! Die Wurstsemmerldiät. Wer hätte das gedacht?

Zur Feier des Tages esse ich in der heiligen Kantine des Rattenloches:
1 feierliche Sternchensuppe
1 frohlockenden Kümmelbraten mit lustigen Gummiknödel
1 Flasche Hip Hip Kiwano!
1 Schüssel mit welken Blättern – wahrscheinlich Zierpflanzen

Valentin in der Republik

Lili,

wollte ich hier niederschreiben, was ich für dich empfinde, müßte ich die fesselnden Ketten der Grammatik sprengen. Doch das vermag ich nicht. Ich kann dich nur betten auf den Symbolen unserer unsterblichen Liebe: dem Ei, der Semmel von Willendorf, dem heiligen Schlierbacher Klosterkäse und Schokoladeherzen aus Milch von unseren schönen Alpen, die im
Sommer nicht so bevölkert sind wie im Winter. Und Landfrischkäse.
Tag für Tag gibst du mir durch dein feuchtes Inneres die Befriedigung meines Durstes. Labsal ist die heilende Flüssigkeit für meinen gepeinigten und vor Sehnsucht nach dir sich verzehrenden Körper. Durch dich bin ich.
Bildnissen nackter Frauen in Zeitungen, die zum Beispiel in der U-Bahn in Wien liegen, bedarf ich nicht, denn du bist mehr als nackt. Du bist transparent.
Wir zwei Flaschen gehören zueinander wie die Wurst und die Semmel. Auf ewig.

Im Namen der Republik: ich liebe dich.

Braungebrannte Skrupel

Ach, verdammt! Die Monsterfanpersönlichkeit Lolly hat mich in den Kommentaren gestern erwischt. Am Foto befindet sich weder Lola noch Lilly. Es ist eine neue Flasche in mein Leben getreten. Ja. In der Nacht wurde mir meine Grausamkeit bewußt und ich wollte heute Lilly wieder aus dem Mist holen – quasi als Wiedergutmachung -, jedoch war der Putztrupp nur allzu gründlich. Jetzt ist sie dahin. Aber was solls, das Leben geht weiter – zumindest meines.
Ha! Die neue Flasche heißt übrigens auch Lilly – so fällt mir das Vergessen der alten abgelutschten Lilly noch leichter. Morgen weiß ich bestimmt gar nicht mehr, daß die neue Lilly neu ist.
Ich habe für Lilly heute außerdem einen braungebrannten Macho gekauft – sie verstehen sich gut.

Damit es nicht wieder heißt, ich esse ungesundes, weil kalt, esse ich heute ganz viel warmes. Ich war bei dem lustigen Schitzlhaus-Standerl und habe mir gekauft:
1 Rio Grande Spar Menü 9,95 Euros statt 12 Euros mit 1 RioGrandePutenSchnitzerl mit Pommes und Gurkensalat und Cola.

45% des Schitzerls werde ich wahrscheinlich auf meinem Tisch liegen lassen. Vielleicht habe ich ja morgen oder übermorgen wieder Lust auf Schnitzel.

Neue Flasche unter den Rauchern

Zurück im Räucherhaus. Ich hoffe, daß ich die Leute nicht beim Rauchen störe, wenn ich neben ihnen esse.
Ich habe mir heute für hier eine Flasche gekauft, weil Lola unter den Engeln und Lili im Rattenloch mir fehlen. Diese neue Flasche werde ich erst gar nicht nach ihren Namen befragen. Ich werde sie benutzen und dann entsorgen.
Wie im Rattenloch gibt es auch hier einen Mangel an Geschirr. Gott sei Dank habe ich mein McGuyver-Messer immer dabei.

Zum Essen gibts ein Kontrastprogramm zu gestern:
2 Dinkelmaislaibchen
2 Rispenparadeiser
1 Dose Bresso mit Kräutern der Provence
1 Schachtel Camembert
1 Kronprinz Rudolfapfel (das ist die einzige Sorte, die mir wirklich schmeckt – alle anderen Sorten esse ich nur, um mein Gewissen zu beruhigen)

Gemischter Salat mit Röcheln

Neben mir sitzt nun ein anderer Verdammter, der sein Dasein für eine gewisse Zeit in
diesem Rattenloch fristen muß. Er röchelt schon seit heute morgen neben mir so dahin, während meine Tränen nicht aufhören wollen zu fließen.
Wenn ich heute nach Hause gehe, werde ich erst wieder am Montag in diese Hölle kommen, denn in den nächsten beiden Tagen ziehe ich um. Ich werde mein 3m2-Kabinett verlassen und in eine 20m2-Wohnung ziehen. Die kann ich mir endlich leisten.

Heute esse ich etwas sehr gesundes:
1 gemischten Salat mit Schinken und Käse komfortabel verpackt
in einem Baguette
1 Apfel Gala aus Südtirol
1 Sack Leibniz Mini Choco, der von gestern übrig ist

Lili, die Flasche, wird hier auf mich bis Montag warten. Das ist sehr nett.

Mahlzeit.

28. Juli 2005

Es wurde nun schon öfters die Frage aufgeworfen, ob ich mich denn im Gefängnis befände, in Einzelhaft, weil ich in einem kleinen, grauen Rattenloch ohne Fenster sitze. Nun, ja und nein. Um das zu erklären, muß ich etwas weiter ausholen.
Ich bin gefangen in meinem Körper, denn ich bin in Wirklichkeit (nun muß ich mich ja endlich outen) ein Gott. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Körper festsitze, weil ich bestraft werde, oder weil ich von meiner extrem geilen göttlichen Existenz genug hatte und endlich einmal die Vor- und Nachteile der Fleischwerdung kennenlernen wollte (ich bin noch auf der Suche nach den Vorteilen). Nun verstehst du, lieber verwirrter Fan, sicher, warum mich Kommentare der Gesundheitsapostel, die mir ein kurzes Leben vorhersagen, einfach kalt lassen. Was macht es im Vergleich zur Ewigkeit des göttlichen Daseins für einen Unterschied, ob ich 40 oder 90 Jahre in diesem Körper stecke?

Mittagessen heute:
2 Kürbiskernlaberl mit Pikantwurst, Käse und Essiggurkerl
1 Dose Heidelbeer-Fru fru (das ist gerührte Sauermilch)
1 Apfel Cripps Pink (#4128) – ich wollte schon immer mehr Cripps.

Lili trägt heute einen Poncho von Billa. Sie geht mir langsam
auf die Nerven.

Heil mir, matla!

21. Juli 2005

Ich habe schon am Montag erklärt, wo ich bin. Um es nocheinmal zu verdeutlichen: kleiner Raum, keine Fenster, alles grau und ich bin allein (mit Lili).
Lili ist keine große Hilfe. Ihre Oberfläche spiegelt die Farben der Umgebung wieder bzw. verzerrt, was dahinter liegt.
Als ich heute morgen auf Grund meiner Verzweiflung und Müdigkeit mit der Stirn auf die Tischkante geknallt bin, sind mir zwei Dinge aufgefallen, die (noch) nicht grau sind: ich selbst und die kleinen blauen Punkte am grauen Fußbodenbelag. So eine Umgebung erstickt jegliche Kreativität schon im Keim.

Deshalb habe ich mir gerade buntes Essen besorgt:
2 Grahamweckerl mit Leberkäse und Bergbaron (Brauntöne, Fleischrosa und Käsegelb)
1 roten Paprika (ein herrliches kräftiges Rot mit einem grünen Stengel)
1 Dreierpackung ‚viele viele bunte Smarties‘
Ich habe bereits damit begonnen, die Smarties gleichmäßig im Raum zu verteilen.

18. Juli 2005

Nun beginnt die Zeit, da ich zwei Wochen mit Lili verbringen darf. Und fürwahr! Ich freue mich! Lili habe ich bis jetzt immer sehr vernachlässigt. Wir werden sehr viel Zeit für einander haben – mehr als ihr vielleicht lieb ist.

In einem Nicht-Raum
Etwas größer als mein
Heimatliches Clo
Keine Fenster
Künstliches Klima
Arktische Temperaturen
Ein Radio
Das nur den falschen Sender empfängt
Kein Ausweg

Das war mein Gedicht. Ich nenne es ‚Verschissener Montag‘ – verzeih mir den derben Ausdruck meiner Gefühle!

Zum Essen gibts:
2 Semmeln mit Pikantwurst, je 2 Scheiben Edamer und Gurkerl
1 Sack Minis Choco (von Leibniz)
1 Apfel Granny Smith (#4139)

Auf Wiedersehen.

12. Juli 2005

Ich bin bei Lili! Wenn ich Lili mit Lola vergleiche, dann kommt mir Lili so jung und unverbraucht vor. Ja, ich weiß – ich werde wieder beschimpft werden.
Aber ich habe dennoch beschlossen, in den nächsten Wochen mehr Zeit mit Lili zu verbringen. Ihr durchsichtiges Wesen – ihr ansprechendes Produktdesign… sie ist so einheitlich…. so perfekt.

Heute esse ich:
1 Schinkenbaguette groß – das ist sehr gesund! In einer anderen Zusammensetzung würde man dazu ‚Gemischter Salat mit Schinken und Gebäck‘ sagen.
1 Packung Manner Kokos-Schnitten

Lola verzeih mir.