Was für ein herrlicher Tag! Ich fahre mit dem Rad ins Rattenloch, die Strecke ist perfekt. Am Morgen meist im Leerlauf der aufgehenden Sonne entgegen, am Abend mit einer letzten Anstrengung direkt in den Untergang.
Von meiner Wohnung aus geht’s zuerst ein paar Häuserblöcke bergab. Ich steig voll rein! Jage die Straße runter! Geil! Nichts und niemand kommt mir nach. Freiheit! Ein kurzer Blick nach rechts, da sah ich vor zwei Jahren einmal ein Paar Titten im Fenster hängen. Ein kurzer Blick nach links oben, wo der Arsch wohnt, der mir Kratzer ins Auto reißt. Vorsicht, Straßenbahn! Hätte Nachrang, aber wen kümmert schon ein armseliger Hund auf seinem verreckten Drahtesel. Unten angekommen mit Vollgas in den Frühverkehr. Autos, Straßenbahnen, Menschen, alles kreuz und quer. Irrsinn! Ich winke den Kindern aus der Nachbarschaft zu. Die laufen in Anbetracht der nahenden Sommerferien nun schon hoffnungsvoller zur Schule. In die Seitengasse, Abkürzung. Vorbei am Haus des Fiakers. Manchmal fährt er grade raus, Richtung Innenstadt, dann häng ich mich hinten an und lass mich ganz gemütlich ein Stückchen ziehen. Obwohl alles nach Pferdescheiße stinkt, ist der Kutscher sehr freundlich. Spätestens in der Straße mit den vielen Geschäften trennen sich unsere Wege. Kopfsteinpflaster, ich poltere darüber hinweg, der Talg rinnt mir aus den Poren. Ich fahre zwischen den kreuzundquerparkenden Lastwagen der Lieferanten durch. Einer schenkt mir hin und wieder ein Kipferl aus der Retourware, ich hab ihm mal im Winter geholfen. Wenn er kein Kipferl hat, grüßen wir uns im Vorbeifahren.
„Heeeeeyyyyy Matla!“
„Heeeeeey LKW!“
Dann kommt der Schleichweg durch das kleine Grätzl mit engen Gassen und einfachen alten Fassaden. Ein kühles Lüftchen, Wäsche hängt zwischen den Häusern. Es kommt mir vor, als wäre ich irgendwo im Süden. Eine gute Gelegenheit, um mir den Schweiß aus den Speckfalten zu wischen. Dort sehe ich auch öfters vor dem heruntergekommenen Haus ein altes Weib ohne Zähne sitzen, die dem Ewigbesoffenen mit Strohhut und kalter Tschibuk erlaubt, ein bisschen seinen Kopf in ihren Schoß zu legen.
Vorbei an den Hinterhöfen des Krankenhauses. Seltsamer Geruch. Ich stelle mir vor, wie dort in der Hitze des Sommers die amputierten Gliedmaßen verfaulen. Und dann, ja dann kommt der Ort meines höchsten Glückes: mein Arbeitsplatz, der G-Punkt meines Lebens, das Scheißrattenloch. Da binde ich das Fahrrad an eine Laterne, gleich neben dem Mistkübel, den ich manchmal benutze, wenn mein Kreislauf zusammenbricht und ich kotzen muss. Bevor ich ins Rattenloch gehe, drehe ich mich noch einmal um. Es stimmt. Ich liebe diese Stadt. Wien. Mein Zuhause.
Es kommt mir alles wie in einem lächerlichen Heimatfilm vor.
Schlagwort: Mistkübel
Chefe Cholera
Ich bin nicht in der Anstalt, um irgendetwas Bestimmtes zu tun. Scheinbar genügt es, dass ich anwesend bin. Niemand fragt, wie es mir geht, wo wir stehen oder wann ich fertig bin. Niemand. Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn ein Gespräch mit einem dicken kleinen Typen mit luchsartigen Haarbüscheln in den Ohren hatte. Er hat mir ganz aufgeregt und enthusiastisch meinen Aufgabenbereich erklärt. Ich habe zwar kein Wort verstanden, weil er so herumgehudelt hat, ich wollte aber nicht unhöflich sein und nachfragen. Er hat auch sehr cholerisch gewirkt, darum werde ich ihn irgendwann in die Weltuntergangsmaschine stecken müssen. Spätestens dann, wenn er wirklich einmal kommen und fragen sollte, wann ich fertig bin und ich ihm sagen muss, dass er mir das alles nochmals erklären soll. Ich habe schon mit der Putzfrau über ihn geredet… ich weiß nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind… aber sie hat mir interessante Dinge aus seinem Mistkübel gezeigt. Sie hat das kommentiert mit: „Chefe imma Terrorist, in alle Firma.“
Ich aas:
1 Packung Hummus
Die Lösung aller Probleme dieser Welt befindet sich in meinem Hirn
Ich glaub, ich bin wieder da. Der Jänner war… naja… ganz interessant. War im Krankenstand und Urlaub… eher Krankenstand als Urlaub. Eine Verkühlung, die ich noch immer nicht ganz los bin. Herumgelegen, gependelt zwischen Aschenbecher, Schneuztüchl (Schneiztiachl), Scheißhaus, Mistkübel, Fensterbrett. Ein Dämmerzustand… die Nachbarin war auch keine Hilfe. Mit ihren Tees und Suppen und Cremchen und Arzneien. Tee! Ich könnte kotzen, wenn ich nur das Wort Tee höre!
Aber egal. Es ist ja nun vorüber. Ich jedenfalls habe die Zeit genutzt und mir überlegt, wie die ideale Gesellschaftsform aussehen müsste. Und ich war erfolgreich! Eigentlich steckt seit ein paar Tagen die Lösung aller Probleme dieser Welt in meinem Kopf! Ist das nicht der Wahnsinn!
Ich aas
1 Semmel mit Schwarzwälder, Käse und Gurkerl
In Humbug
Um das Sommerarschloch mit Inhalt zu füllen, noch weitere wertlose Fotos von meiner Europatournee. Heutiges Special: Hamburg.
Im Zug nach Hamburg. Fad, aber schnell:
Hamburgs fortschrittliche Solarmistkübel:
Die berühmte Dings-Kirche in Groß:
Hier macht Schnitzelessen Spaß:
Bier in Hamburg:
Ich aas:
1 Mohnflesserl mit EKG
1 Birne Forelle, die wie das Maurerdekollete aussieht!
Die Mistkübelraucher
Man nimmt sich ja eh schon immer Extratschick mit, wenn man irgendwo neu ist. Dann stellt man sich mit den anderen in das Raucherzimmer, ins Raucherstiegenhaus, in den Raucherhof oder ins Raucherclo und – inhalier, inhalier – ein paar Lungenzüge später hat man sich mit der halben Belegschaft angefreundet.
In der neuen Anstalt geht das aber so nicht. Es funktioniert einfach nicht. Ich versuche das jetzt schon den dritten Tag – oder ist es gar schon der vierte? Ständig auf der Lauer, ob nicht einer sein Zimmer verlässt, renne ich dann sofort hinterher in den Raucherhof. Leider – und ich sage das mit großer Wehmut – laufen dort die Dinge falsch. In diesem Hof steht in jedem Eck ein Mistkübel und neben jedem Mistkübel steht einer, der raucht. Gesenktes Haupt, den Blick aufs Handy gerichtet.
Heute habe ich zum aller letzten Mal versucht, mit so einem Mistkübelraucher Kontakt aufzunehmen. Es ist so sinnlos. Sie reagieren nicht oder nur widerwillig auf Annäherungsversuche. Gestern hat gar einer so getan, als müsste er sich plötzlich innigst um den Mistkübel kümmern, als er mich in seine Richtung latschen sah.
Jetzt scheiß ich drauf und hoffe, dass ich immer einen unbesetzten Mistkübel im Hof finde, an den ich mich wenden kann.
Ich aas:
2 Kornstangerl mit EKG
Ein Zug voll Hass
Das Leid geht weiter. Jedoch ist es heute nicht so sehr seelischer denn körperlicher Natur. Nach dem aufreibenden gestrigen Tag bin ich heute eher derangiert unterwegs. Schlimm war es am Morgen, als ich trotz enormen Katers zur Anstalt musste… ich wurde zum Hassobjekt eines ganzen U-Bahnzuges. Schon kurz nach dem Einsteigen erntete ich vernichtende Blicke als ich kurz vor dem Schließen der Türen noch schnell auf den Bahnsteig kotzte. Obwohl ich den nächsten Schwall bis zur nächsten Station bei mir behalten konnte, ging es letztendlich doch schief. Scheinbar erwischte ich beim nächsten Halt irgendwie einen Teil der Lichtschranke oder was – die Türen wollten nicht zugehen. Ich zog mir mein Hemd über die Hände und wischte an den Türen herum, die so plötzlich schlossen, dass ich vor Schreck fast hinausgefallen wäre. Eine Oma stand neben mir, wahrscheinlich ohnehin zornig, weil sie keinen Sitzplatz bekommen hatte, und schimpfte mit mir. Ich stand nur wie versteinert da und dachte: „Zwing mich nicht den Mund aufzumachen, Oma, sonst hast du alles im Gesicht!“
Schließlich war ich an meinem Ziel angelangt. Ich sprang aus dem Wagon – jede Menge böser Worte begleiteten mich – und suchte nach einen Mistkübel. Keiner da. Leider, ich kotzte auf die Wand. Glaub‘ mir. Es war unvermeidlich. Als ich würgend zur Seite blickte, sah ich, wie der U-Bahnfahrer schadenfroh aus dem Fenster grinste und mir den Finger zeigte.
Mittlerweile hat sich alles gelegt. Ich aas nun doch:
1 Käseleberkäsesemmel mit Senf und Pfefferoni
Der Gutmensch in Umamatlarumma
In Wien zu leben ist hart. Vor allem für Gutmenschen wie mich. Stets ein fröhlichgekräuseltes Lächeln auf den Lippen schreite ich einher, verneige mich höflichst und anerkennend vor der vorbeiwandelnden Frauenschaft, ja, ich bin das kleine Helferlein der öffentlichen Verkehrswege. Ich springe herbei, wenn sich jemand beim Einparken schwer tut, weise ihn ein, blockiere für greise Damen die Hauptdurchzugsstrassen Wiens, um ihnen ein ungefährdedes Passieren zu ermöglichen. Auf Kaugummis steige ich absichtlich, damit es keinem anderen passiert und Hundekot lade ich gekonnt auf meine Schuhspitze, um ihn humpelnd und artistisch in den nächsten Mistkübel zu hiefen. Ja, so bin ich.
Und was ist der Dank dafür? Vierzehnjährige, die mich in der Strassenbahn Idiot nennen, weil ich einen Scherz mit ihnen versuchte, alte Weiber, die mir mit Strache als Bürgermeister drohen, weil ich nicht ihren wirren Idealen entspreche… ach! Was solls! Ich habe Glück, dass ich kein Österreicher bin. Ich bin Umamatlarumma.
Ich aas:
1 Zipfer Märzen gross…. just für die Nerven
1 Stück Salami
1 Stück Käse
1 Apfel Kronprinz Rudolf
2 Scheiben altes Brot
Nächtlicher Unrat an der Rattendecke
Ja und jetzt war ich einige Tage und Nächte im Rattenloch. Das ist ganz schön gruselig dort. Besonders die Nächte.
Erst gestern Nacht hat mich so ein depperter Androide erschreckt. Ich schlich ganz vorsichtig durch die stockdunklen Gänge – ich kam gerade von einem super Schiss – , da sehe ich vor einer Kreuzung einen Schatten von rechts nach links. Und dieser Schatten sah so aus, wie ein typischer Schatten eines Androiden mit Tötungsabsicht halt so aussieht. Ich, Samurai, der ich bin, schärfte meine Sinne, schätzte blitzschnell die Situation ein und wußte sofort, was zu tun war. Etwas vor mir hing von der Decke so ein Notausgangsschild, das ein kleines kümmerliches grünes Licht von sich gab. Mit nur einem Schritt Anlauf sprang ich hoch und fasste das Schild. Ich wollte mich natürlich an diesem Schild nach oben in die Lüftungsschächte katapultieren.
Leider riß es ab. Es hielt nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde. Statt dessen hielt ich nun einen Teil der Deckenverkleidung, etwas Draht und ein leicht zersprungenes grünes Notausgangsschild in den Händen. Doch das hielt mich nicht auf. Ich wußte, der Androide hatte den Lärm des herabfallenden Neonröhrenbeleuchtungskörpers, der auf dem Teil der Deckenverkleidung in meinen Händen hing, mit Sicherheit gehört. Reagiere! Reagiere! Das sagte ich mir und öffnete die Tür zum Raucherzimmer neben mir. Das war die Rettung. Mit einem leisen ausfallenden Schritt begab ich mich in den Raum. Endlich in Sicherheit zündete ich mir eine Zigarette an. Mit vorgehaltener Hand, denn der Riß im Lüftungsrohr am Gang erzeugte einen solchen Luftzug, daß es fast schon windig war in der Selchkammer. Nun zog ich den ganzen Unrat, der von Decke geflogen war, zu mir und schloß die Tür zum Gang. Ich mußte mir ganz schön viel Mühe machen, um den Krempel derart kleinzubekommen, daß er in die diversen Aschen- und Mistkübel paßte.
Heute bin ich mal wieder daham und aas:
1 Brot
1 Haufen Tomate
1 Käse
1 Stiegl
Was mir beim Futtern durch den Schädel strömt
Mmmmpf… ich schieb mir grad nen Apfel rein…. gut… süß….. shit….. innen verfault……. weg damit! Peng in den Mistkübel! Oje, zu fest geworfen, ein paar Flecken mehr auf der Wand….. hm….. mein Arschloch juckt seit gestern… ziemlich weit innen…. ich komm nicht gscheit ran… Apokalypse… naja….. das Toastbrot… hm…. alt…. trocken….. fad…… vielleicht sollte ich mir mit dem restlichen Toastbrot das Arschloch kratzen…. oder mir die harte Haut von den Füßen hobeln….. oder ich schieß es diesem dummen Vogel dort am Fensterbrett auf die Birne…. na… ich ess es…..
Und schon ist die Mittagspause aus, während derer ich aas:
1 Toastbrot trocken
1 Apfel alt