Das konterminierte Langwürstchen

ie Wohnung ist durch verschiedene Anti-Naturgifte konterminiert. Ich geh rauf zur Nachbarin, klopfe an. Sie öffnet, das Handy in der Hand, telefoniert gerade. Sie winkt mich herein und sagt zu ihrem Gesprächspartner am Telefon:
„Ja, mein Nachbar, der Matla, hat auch so ein langes Würstchen.“
Ich wundere mich und flüstere:
„Mit wem sprichst du bitte?“
Die Nachbarin schüttelt den Kopf, setzt sich zu ihrem neuen Laptop und sagt:
„Oh doch. Er hat dort links auch so eine lange Wurscht runter. Warum hab ich das nicht?“
Ich stell mich hinter sie, sehe auf den Bildschirm, um zu erkennen, mit wem sie telefoniert. Vielleicht mit ihrem Psychiater, mit der Telefonseelsorge oder mit der Irrenanstalt. Aber mir fallen nur unendlich viele geöffnete Fenster auf ihrem Laptopmonitor auf.
„Ach Gott! Warum verstehen sie mich nicht? Ich dachte, sie sind der Spezialist! Wissen sie was? Mein Nachbar ist jetzt eh da, er solls mir zeigen! Auf Wiedersehen.“, schreit sie, die Nachbarin, ins Telefon und knallt das Handy auf den Tisch.
Ich gehe ein paar Schritte zurück, man weiß ja nie, was gerade in sie gefahren ist, und halte meine Hände unauffällig schützend vor meinen Geschlechtsbereich.
Rasch klärt sich alles auf. Ein Missverständnis. Sie hatte eine Telefonnummer angerufen, die sie in einem der Handbücher, die mit ihrem neuen Laptop mitgeliefert worden waren, gefunden hatte. Nichts anderes wollte sie, als auf der linken Seite der Microsoftfenster die Spalte mit den Dateien zu sehen – wenn du verstehst, was ich glaube, dass die Nachbarin mit meinem Würstchen verwechselt hat.

Ich aas noch nichts – muss mir erst überlegen, wie ich das Zeug, welches ich eben in der Bäckerie kaufte, mit Mundschutz im Gesicht essen kann:
1 Ziegel Edamer
1 Dose Liptauer
2 Stück Krapfen
1 Laib Brot

Öffentlich fährt das Salzgurkerl

Ich beobachte mich. Seit gestern schaue ich mir zu und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß an meinem traurigen Zustand eine dunkle Macht schuld ist. Und eine Manifestation der dunklen Macht sind die Wiener Linien (man denke nur einmal an Lord Entwader), welche ich leider benutzen muß, seit ich kein Auto mehr habe. Und du kannst dir ja ausmalen, daß U- und Straßenbahnfahren für mich, der ich doch so wenig Erfahrung  mit öffentlichen Verkehrsmitteln und sozialem Kontakt habe, sehr schwer ist. Darum versuche ich, meine Sinne zu betäuben, wenn ich mich zwischen den Menschen bewege. Mit iPod die Ohren, mit Buch die Augen, mit Mundschutz Geschmacks- und Geruchssinn. Funktioniert ganz gut. Aber nur bis zu einem gewissen Level. Niemand darf sich außerhalb meines Sichtbereiches befinden (schon gar nicht HINTER mir) und niemand innerhalb meiner Reichweite.
Das war gestern nicht so. Ich weiß nicht warum, aber die Transportmittel waren gestern gesteckt voll. Und zwar so voll, daß ich von Menschen berührt wurde. Und obwohl ich den iPod mit voller Lautstärke laufen hatte und mir das Buch ziemlich nahe vor die Augen hielt, konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich hatte so ein Gefühl, als würde jeden Moment irgendetwas passieren. Nicht etwa, daß die Straßenbahn in einem gigantischen Feuerball explodieren würde oder endlich die Sintflut kommen und die U-Bahntunnels fluten könnte. Nein, nein. Es war mein Instinkt, der die Musik in meinen Ohren und das Buch vor meinen Augen verschwinden ließ. Ich war auf der Hut. War auf jede nur mögliche Anomalie in dieser schleimigzähen Menschenmasse gefaßt. Auf plötzliche Messerattacken, Mütter, die ihr Baby beschützen wollen und die Pumpgun aus den Kinderwagen ziehen, Obdachlose, die mir in den Kragen kotzen, Regierungsbeamte, die mich exekutieren müssen, Schwarzkappler, die eine Fahrkarte wollen, Taschendiebe und so weiter. Alle meine Sinne standen Wache.
Doch die Fahrt vom Rattenloch zu mir nach Hause dauert fast eine Stunde. Und eine Stunde immer am Sprung sein, ständig bereit zu töten, das kostet Kraft. Deshalb habe ich dem Mechaniker gesagt, er soll mein Auto reparieren. Es war gar nicht schwer, etwas zu finden, das ich ihm an Stelle von Geld geben kann. Nächste Woche kann ich wieder mit dem Auto fahren. Sollte es mir dann nicht bald besser gehen, liegt der Zustand an etwas anderem. Die Kontemplation jedenfalls geht weiter.

Ich aas in der hoffnungslos überfüllten Cantina des Rattenlochs:
1 Mohnding mit Käse und Senf
1 Salzgurkerl
1 Nestea

Gürkchen Vanilla

Ich hasse Joghurt und es hasst mich. Bekomme immer Ausschlag auf Gesicht und Brustkorb – ist aber sowieso ein Dauerzustand.

Ich habe gestern in den Kommentaren als Jonny English sehr genau erkannt, daß ich Arschpapier mit Vanilledurft gekauft habe. Bravo.
Ich bin erst vor einigen Tagen auf den Geschmack von Vanille gekommen. Sowohl als Nahrung als auch als Duft. Köstlich. Das Arschpapier, das ich also gekauft habe, verwende ich nicht nur für guten Geruch am Arsch – nein – sondern auch für viele andere erhellende Dinge.
Zum Beispiel als Einlage: wie du weißt, verlasse ich das Haus nie ohne Mundschutz – nicht nur, um vor dem Todesvirus geschützt zu sein, sondern auch um Tiere und Pflanzen vor meinem üblen Mundgeruch zu bewahren. Dieses sehr flauschige und wohlriechende Arschpapier dient hier als Einlage. Ein Blatt in den Mundschutz gelegt, bevor ich ihn aufsetze und das Haus verlasse, sorgt mindestens 20 Minuten lang für parfürmierte Atemluft – das ist genug Zeit um z.B. bei Billa ein Semmerl zu kaufen.
Oder zum Beispiel als Nahrungszusatz: ich habe bereits ein Stück Toastbrot in Vanillearschpapier gewickelt und es in die Brotdose gelegt. Morgen habe ich dann zum Frühstück Toastbrot mit Vanillegeschmack! Ist das nicht toll?
Oder zum Beispiel als Hygienemittel: ich wickle Hodensack und Schwanz in Vanillearschpapier. Das sorgt erstens für wohlriechende Genitalien und zweitens erspare ich mir das umständliche Händewaschen vor dem Toilettengang.
Und den Tip von Jonny English werde ich natürlich auch probieren.

Ich esse:
1 Semmerl EKG
1 Dose Vanillejoghurt, das ich nur esse, um den erregenden Geschmack von Vanille in mir zu haben
1 Apferl