Der Kronprinz ohne Hirn und Adel

In Kürze werde ich einem Attentat zum Opfer fallen. Die Nachbarschaft ist ein Krisenherd, ein Pulverfass, die Konflikte spitzen sich zu.
Erinnerst du dich trotz deiner Demenz an den Stoßstangenfetischisten? Das war der seltsame Mensch, der mir durch Lügen und falsche Zeugen eine Strafe besorgte. Das war vor knapp einem Jahr und seither passieren seltsame Dinge mit meinem Auto. Regelmäßig neue Kratzer im Lack, Zigarettenstummel auf der Windschutzscheibe und Schrauben im Reifen. Die Kratzer sind mir scheißegal, die verbrannten Scheibenwischer ebenfalls, nur die Reifen… das ist blöd. Ein Auto fährt auch mit Kratzern und mit kaputten Wischern, doch mit einem Platten fahren… das geht nicht.
Genauso wie ich damals auf die dummen Briefe des Stoßstangenfetischisten reagiert habe, reagiere ich nun auf seine Aktionen gegen mich. Nämlich überhaupt nicht. Das ist Kindergarten, weißt du? Wo bleibt da sein Stolz, sein Selbstwertgefühl als Mann, seine Ehre?
Seit einer Woche dürfte dieses Waserl wohl ein neues Opfer haben. Aber eines, das wie er ist! Das Auto des Stoßstangenfetischisten hatte vor ein paar Tagen einen zerquetschten Cremekuchen auf der Windschutzscheibe kleben und heute, als ich zu Billa einkaufen latschte, sah ich eine mit Lackstift gemalte Karrikatur auf seinem Auto. Das Gesicht eines Schweines. Was mußte ich lachen! So sieht er tatsächlich aus! Ich hoffe, dem Typen ist klar, das ich da nicht meine künstlerischen Finger im Spiel habe.

Auf dem Nachhauseweg kam er mir entgegen. Und da merkte ich einmal mehr, was er für ein Mensch ist. Ich sah ihm in die Augen, fixierte ihn und er, was tat er? Er wich meinem Blick aus, bekam eine rote Birne und machte einen großen Bogen um mich. So handelt kein Mann, nur Menschen ohne Ehre handeln so.
Ich kann mich also auch weiterhin auf Überraschungen freuen.

Ich aas:
1 Bresso
1 Kronprinz Rudolf Apferl – die vielen Kronprinz Rudolf Äpfel der letzten Wochen machen mich stark und klug – meine Zähne wachsen wieder
1 Brot
1 Dillsenf
1 Käse

Venedig und der Schuß meines Lebens

Ich bin wieder da. Arbeite wieder, drehe Kugelschreiber zusammen, muß überleben.

Die beiden Vögel Jorge und Ramon sind mir schon nach einem Tag auf den Wecker gegangen. Sie sind sowas von unflexibel. In deren Schädel geht NICHTS! Beim einen Ohr rein, beim anderen wieder raus! Jedes Wort war fürn Arsch! Haben die Viehcher überhaupt Ohren, diese Wichser?
Ich hab den Schlüssel jedenfalls einfach einem anderen Nachbarn gegeben, der sich um die Kanarienvögel kümmern sollte, und bin weggefahren.

Nach Venedig bin ich. Ich war erst einmal einen halben Tag dort, als wir auf einem Segeltörn Proviant benötigten. Diesesmal nahm ich mir vier Tage Zeit.
Ein Bekannter konnte mir trotz meiner mehr als spontanen Eingebung ein kleines Zimmer in der Wohnung einer alten zahnlosen Verrückten in Castello besorgen. Castello ist eine abgefuckte Wohngegend im östlichen Venedig.
Venedig. Ich weiß nicht, warum man um diese Stadt immer so ein Theater macht. Venedig ist wie ein verstopftes Scheißhaus auf Sizilien. Niemand macht sich die Mühe die Verstopfung zu beseitigen und alle pinkeln trotzdem rein bis du bis zu den Knöcheln rauf in der Pisse stehst.
Ich meine, versteh mich nicht falsch. Mir gefällt Venedig. Für Typen wie mich ist das ein idealer Ort. In dieser Stadt spiegelt sich genau meine Meinung über die Menschheit wieder. Alles geht den Bach runter. Man versucht noch schnell mit irgendwelchen Tricks über die Runden zu kommen, aber jeder weiß, daß es zu Ende geht.

Ich hatte auch einen Fotoapparat mit… immer auf der Jagd nach einem aufregenden Motiv. Und eines hatte ich gefunden. Und was für eines! Mit diesem Foto hätte ich alle Preise gewonnen! Leider ist über mein Motiv eine Gruppe japanischer Lemminge gelatscht. Mitten am Markusplatz nämlich hatte ich eine Taube entdeckt. Irgendwas muß sie zur Explosion gebracht haben, denn die Taube war erstens tot und zweitens waren von ihr nur mehr die durch die blanke Hüfte und deren Gelenke verbundenen Flügel da. Ich wollte mich schon auf den Boden werfen, um zwischen den Flügeln hindurch hinter den Hüftknochen die Markuskirche mit dem Fotoapparat ins Visier zu nehmen, doch die Japsen haben alles zerstört… meine Karriere als Fotograf mit ihren Füßen zertrampelt. Wurscht!

Ich war noch nicht einkaufen und muß Reste essen:
1 Glas Fisch in roter Sauce – sogenannte Teufelsroller
3 Tafeln Schokolade aus der Schweiz – der letzte Rest… Frigor Cailler, Blanquita und noch was blaues.

Lehrmeister Natur und die Schwanztrompeten

Ja, naja. Ich weiß. Sieht wieder ziemlich beschissen aus. Ich war gerade bei anderen Nachbarn eingeladen. Die fahren weg und ich soll auf ihre Schwanztrompeten aufpassen. Ich meine, ich habe ja nichts gegen Vögel ansich, aber etwas Traurigeres wie Vögel im Käfig kenne ich nicht. Aber gut, ich paß auf die Viecher auf.
Während des Essens habe ich die beiden Kanarienvögel, ein blaues und ein grünes Stück, beobachtet. Die hängen ziemlich schlapp im Käfig herum. Verkrachte Existenzen. Wenn die Nachbarn weg sind, werde ich ihnen ein paar Videos vorbeibringen. „Leben im Amazonas“ oder „Jäger der Wildnis“ oder ähnliches. Ich glaub, das wird etwas Abwechslung in ihr langweiliges Käfigleben bringen. Die Nachbarn nämlich haben einen dieser neumodischen Fußballbreitundflachfernseher und eine Musikanlage dabei, die Rundumgeräusche ermöglicht. Ich werd die Vögel einfach vor dem Fernseher in die Mitte des Zimmers stellen und sie dabei beobachten, wie sie reagieren, wenn sie einen Tiger von vorne auf sich zuhechten sehen, aber das Gebrüll von schräg hinten kommt. Vielleicht habe ich auch Glück und die Nachbarn von Stiege 45 fragen mich bald, ob ich auf ihre Katze aufpassen kann. Dann kann ich den Vögeln noch mehr beibringen.

Ich aas:
1 Teller mit Nudelmix und zerdrückten Paradeisern

Snoopy und Olivia

Habe ich dir schon einmal die Geschichte von Snoopy und Olivia erzählt? Nein? Na, dann paß auf! Sie ist mir erst gestern wieder eingefallen!

Du kennst Snoopy, den Zeichentrickhund. Und du kennst Popeye’s Freundin Olivia, die Zeichentrickfrau. Stell dir die beiden kurz vor und überlege dir dann, wie es aussieht, wenn sie sich nackt gegenüberstehen. Genau das ist das Bild, das ich schon seit Jahren regelmäßig vor Augen habe. Nicht in meiner Phantasie, sondern im Haus gegenüber. Wenn ich aus dem Fenster schaue, was ich quasi ununterbrochen tue, sehe ich die Wohnung von Snoopy und Olivia. Ich sehe dort drei ihrer Fenster (eines davon ist ein ungewöhnlich großes Badezimmerfenster) und ihren Balkon. Und ich sehe Snoopy und Olivia nackt. Immer. Die Beiden sind scheinbar von der Sorte Freikörperkulturtype. Sie kochen nackt, essen nackt, telefonieren nackt, schlafen nackt, hängen im Sommer am Balkon nackt Wäsche auf und duschen nackt (ja, auch das darf ich mitansehen, wenn der Wasserdampf am Fenster die Sicht nicht vernebelt). Eigentlich machen sie alles nackt.
Auch wenn Snoopy während der Woche schon früher zuhause ist, wartet er nackt am Fenster auf die Ankunft von Olivia. Und wenn er sie auf der Straße daherwackeln sieht, beginnt er ganz aufgeregt zu winken. Ich warte ja geradezu darauf, daß er eines Tages zur Begrüßung am Fenster seinen Penis wie einen Flugzeugpropeller zu drehen beginnt.
Und, verdammt nochmal, sie WISSEN, daß ich zusehe! Oft beobachten sie mich, wie ich sie beobachte. Unsere Blicke treffen sich dabei sogar des Öfteren. Grußlos und ohne Regung.
Es ist klar, daß man sich als Nachbarn manchmal auch über den Weg läuft. Auf der Straße oder bei Billa, an der Haltestelle oder an der Kreuzung. Wir tun dann so, als hätten wir uns noch nie gesehen, würden uns nicht kennen. Meist wechsle ich sogar die Straßenseite oder trödle absichtlich lange bei der Wursttheke herum, wenn ich sie beim Einkaufen treffe, um Abstand zu schaffen. Das geht schon seit Jahren so. Es gab bis jetzt nur zwei kleinere Zwischenfälle, wenn man das so nennen kann.
Der erste Zwischenfall ereignete sich vor ungefähr einem halben Jahr. Ich hatte gerade noch den Bus erwischt und hielt für die Nachkommenden die Tür auf. Leider erkannte ich zu spät, daß ich das für Snoopy und Olivia tat. Ich war nicht gewohnt, sie in Kleidung zu sehen. Sie sagten: „Danke.“ Und ich: „Gerne.“. An diesem Abend haben sie es zum ersten Mal am Fenster getrieben.
Der zweite Zwischenfall geschah heuer genau zum Jahreswechsel. Ich ging um Punkt Mitternacht zum Fenster, denn ich wollte wissen, wie es wohl aussehen mochte, wenn Snoopy und Olivia mit Sektgläsern anstießen und nackt Walzer tanzten. Kaum war ich am Fenster, da öffnete sich auch schon die Tür und Snoopy (voll bekleidet) kam auf den Balkon gehüpft. Er lachte mich an, winkte und fuchtelte ganz hysterisch mit einem lächerlich kleinen Leuchtstab herum, so als sähe er einen lange vermißten Freund und wollte mir sagen: „Hallo! Erkennst du mich nicht? Ich bins, Snoopy! Ich hab jetzt Hemd und Hose an!“

Ich hocke im Rattenloch und aas:
1 Frankfurter Würsteln mit Semmel und Senf (Estragon und Kremser)
1 kleinen Braunen im großen Häferl
1 Stück Marmorguglhupf

Die Spirale des Hasses

Der Hass geht weiter.

Der erste Kommentar zu meinem letzten Beitrag öffnete mir die Augen! Danke! Ich bin Rassist und habe das endlich  erkannt!
Ich hasse tatsächlich alle Menschen und am meisten mich selbst. Ich hasse vorallem unzivilisierte Menschen wie z.B diese arme Seele: Bitte hier klicken
Ich verabscheue abgeleckte Arschgesichter, wie z.B. Tom Cruise. Fotomodelle – Pfui! Ich steh auf krumme Beine und gelbe
Zähne!
Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, hasse ich die Autofahrer. Wenn ich mit dem Auto fahre, hasse ich die Radfahrer. Wenn ich zu Fuß gehe, hasse ich überhaupt alle anderen, die ich gezwungen bin, wahrzunehmen.
Ich hasse meine Nachbarn, weil ich lieber in einer einsamen Hütte in den Bergen wohnen würde und mich deshalb das kleinste Geräusch, das sie von sich geben, zum Ausrasten bringt.
Ich hasse Kinder, weil sie nicht denken wie ich.
Ich hasse alte Leute, weil sie nicht denken wie Kinder.
Ich hasse arme Leute, weil sie zu blöd sind, um reich zu sein.
Ich hasse reiche Leute, weil sie alles geschenkt bekommen haben.

Ich hasse mein Essen:
2 Semmeln mit Bauernschinken, Bergbaron und Gurkerl
1 Sack Vollkorn Kekse
1 Apfel (ich hasse ihn, weil er kein Kronprinz Rudolf ist!)

Ich hasse dieses Foto:

Beschnittenes Gurkerl

Ich erzähle, wieso Haareschneiden für mich nicht so entspannend ist.

Es war in den späten 70ern. Ich lebte in einem kleinen Dorf, war im besten Kindergartenalter und trug Glockenhosen und langes Haar. Der kleine Matla spielte regelmäßig mit Nachbars Töchtern – ungefähr im selben Alter.
Eines Tages in einem heißen Sommer entdeckten wir Spielgefährten einen Unterschied. Ich hatte etwas, was sie, die Mädels, nicht hatten und es sah eigentlich ziemlich wertlos aus.
Mutter kam gerade in den Garten, als sie erkannte, was wir vorhatten. Die Mädchen wollten mir mit einer rostigen Baumschere das Spatzerl abschneiden. Noch nie hatte ich Mutter so panisch und hysterisch erlebt wie damals und auch danach nie wieder – außer als ich mit 26 meine erste Freundin nach Hause brachte.
Für mich geschah alles wie in Zeitlupe. Meine Mutter durchzuckte es. Sie ließ alles fallen, was sie in der Hand hatte und lief mit einem gekreischten NEIN auf uns zu. Während ich vor Schreck zu pinkeln begann, sprangen die Mädchen weinend davon. Die Baumschere fiel vor mir auf den Boden und blieb in der weichen Gartenerde stecken. Meine Mutter nahm die Schere, hielt sie in die Höhe und lief laut schluchzend ein paar mal um mich herum. Als sie in die Knie ging, erklärte sie mir lang und breit mit einer Mischung aus Weinen und Schreien scheinbar wichtige Dinge, von denen ich überhaupt nichts verstand.
Damals prägte sich jedoch dieses Bild in mir ein: Menschen mit Schere, vor allem Mädchen, sind sehr gefährlich. Sie würden etwas tun, was du dein Leben lang bereuen könntest.

Das ist also die Geschichte. Eine Friseurin bereitet mir deshalb Schweißausbrüche. Meine äußeren Geschlechtsorgane – das wird dich, lieber Fan, wahrscheinlich nicht mehr interessieren – ziehen sich im Angesicht einer Schere in der Hand einer Frau soweit zurück, daß nur noch die Vorhaut lose herabbaumelt.

Viele Jahre später habe ich eines der Mädchen wieder getroffen. Ich habe sie gefragt, ob sie das, was sie wegschneiden
wollte, sehen will. Sie hat mir einen Fausthieb in die Magengegend verpaßt, den ich nicht vergessen werde.

Ich esse:
2 Kornspitzen mit Leberkäse, Käse und Gurkerl
1 Dose fru fru – gerührte Sauermilch mit Heidelbeeren

Feuerwasser

Notfalltropfen und Alkohol sorgen für ruhigen und erholsamen Schlaf.

Die Schulung letzte Woche ist anscheinend für meine ohnehin schon zerschundene Seele eine ziemlich starke psychische Belastung gewesen. Zweimal bin ich dieses Wochenende in der Nacht verschwitzt aufgeschreckt, weil ich dachte, ich wäre während der Schulung wieder eingepennt. Völlig verwirrt habe ich dann das heimelige Licht des Beamers gesucht und gehofft, diese Hölle möge endlich an mir vorübergehen.
Manchmal kostet es mich soviel Kraft, einfach wachzubleiben und regelmäßig zu atmen.
Mein Nachbar sagt immer, daß ausreichend Alkohol am Abend recht hilfreich sein kann. Ich hingegen bin mehr für Notfalltropfen.

Ich esse:
2 Kornspitzen mit Leberkäse, Gouda und Gurkerl

Schnee in Reinform

Das Erwachen am Sonntag war nicht so gut. Wieder Neuschnee. Das kann man sich nicht gefallenlassen. Will man sich denn ewig von der Wettermaschine auf den Kopf sch…neinen lassen? Plop – ein paar Notfalltropfen eingenommen und den Föhn aus dem Badezimmerbereich unter der Küchenarbeitsplatte geholt.
Ich mußte ein Zeichen setzen, quasi einen symbolischen Akt: ich tötete Schnee mit Föhn – am Fensterbrett. Der Nachbar von gegenüber holte sich gerade mit einem Zahnstocher das Frühstück aus den Zähnen und beobachtete mich interessiert.
Ich ließ es bald bleiben, denn ich erinnerte mich plötzlich, was unter dem Schnee lauert. Die Stadt und ihre dicke Schicht aus Feinstaub und Taubenkacke.

Ich esse:
2 Semmeln mit Extrawurst, Gouda und Essiggurkerln

Das ist Mittagessen in Reinform!