Sport im Ort

Und so redete die Nachbarin:
„Wir wollen mehr Sport betreiben, um dem Tempel der Seele zu huldigen.“
Sprach es, reichte mir die Schuhe und jagte mich die Stiegen hinunter auf die unergründlichen Pfade des Herrn.

Ich hatte Sonnenbrillen auf, denn ich wollte nicht erkannt werden. Ohne Erfolg.
„Hearst, Matla!“, hörte ich es an manchem Eck‘. „Haumsta ins Hirn gschissn?“
Spott und Gelächter verfolgten uns. Der Nachbarin war es egal.

Aber ich muss sagen, die Schuhe waren nicht schlecht. Die hatten unten an der Sohle so einen Hohlraum und mir kam vor, als würden die Schuhe wie von selbst laufen. Ich kann es mir nur so erklären, dass sich in diesem Holraum ein Überdruck bildet, wenn man draufsteigt, der einen dann in die Höhe katapultiert. Und: je schwerer man ist, umso größer müsste dieser Überdruck eigentlich sein.
Beschwingt von meinem leichten, jugendlichen Laufstil – die Nachbarin warf nur manchmal ein: „Du rennst wie ein Känguruh, Oida.“ – schweiften meine Blicke in die Ferne, um neue Ziele zu finden. Höhere, steilere, schnellere. Da! Ein Busch! „Den nehmen wir“, sagte ich zu mir selbst. Die Nachbarin: „Was is?“ „Den schnupf’ma!„, schrie ich und lief auf den Busch zu, um ihn wie ein stolzer Hirsch zu überspringen. Tja, der Sprung glich eher dem eines alten Ziegenbocks. Ich landete im Busch, zwischen den stacheligen Ästchen. Ein lauter Fluch ließ die kleinen Kinder am Spielplatz interessiert aufhorchen. Die Nachbarin verdrehte bloß die Augen und lief weiter.

Nunja. Gestern blieb ich in meiner Bude. Das Gehen war mir nur sehr zaghaft möglich, wenn überhaupt. Die Schürfwunden werden verheilen.

Ich aas:
1 Glas Bohnensalat, der sehr gut bei Muskelkater und Sehnenzerrungen hilft.

 

Heimkehr aus Griechenland, Teil 1

Der seglerische Teil unseres Urlaubs war also zu Ende: siehe Törnbericht Golf von Korinth 2009

Die ursprünglich gebuchten Flüge, von Athen nach Wien, fielen ins Wasser (Sky Europe) und andere Flüge waren der Nachbarin und mir zu teuer bzw. zu indirekt. Weil ich schon längere Zeit nicht mehr mit der Eisenbahn unterwegs gewesen war, kam mir die Idee, einfach nachzufragen, wieviel denn die Fahrt von Athen nach Wien kosten würde. Ungefähr 180€ pro Person für die gesamte Strecke ergaben meine Nachforschungen.
Der Plan für unsere Reise war schnell aufgestellt:

  1. 26.09.2009 – Athen nach Thessaloniki, 10:51 bis 15:50, IC 52
  2. 26.09.2009 – Thessaloniki mit Nachtzug nach Belgrad, 17:04 bis 05:44, D 334
  3. 27.09.2009 – Belgrad nach Budapest, 07:30 bis 14:54, IC 344
  4. 27.09.2009 – Budapest nach Wien, 15:10 bis 18:08, EC 968

Wir wären also am Samstag um 10:51 in Athen abgefahren und am Sonntag um 18:08 in Wien angekommen. Eigentlich nicht schlecht. Zweiunddreißig Stunden.

So ging ich also gleich am nächsten Morgen zum Westbahnhof, um die Tickets zu kaufen. Sollte ja gehen.
Fehler. Geht nicht. Der ÖBB-Schaltermaxi erklärte mir, die Züge in Griechenland seien reservierungspflichtig, er könne von hier aus nichts tun, das System sei für Griechenland gesperrt.
„Und wos moch i jetzt, Oida?“
Das Beste sei, direkt in Griechenland, sofort nach der Ankunft, die Reservierung vorzunehmen oder, noch besser, die Tickets gleich zu kaufen.
„Wiedaschaun.“

Ich bin von Natur aus Personen gegenüber mißtrauisch, die mir Auskunft erteilen. So suchte ich mir sicherheitshalber die Internetseite der griechischen Eisenbahngesellschaft heraus. OSE. Ich fand eine Telefonnummer für Reservierung, die aber nur innerhalb Griechenlands erreichbar war. Also schrieb ich eine Email über das Kontaktformular auf der OSE-Seite, hinterließ Name, Telefonnummer und meine Absichten. Ich erwartete mir nichts.

Eine Woche verging. Die ungelösten Fragen ließen mir keine Fragen.
Die Nachbarin: „Weißt du schon, wie das mit den Fahrkarten geht?“
„Na.“
„Wann kümmerst du dich darum?“
„Eh boid.“
„Muß ich es wieder selbst machen? Hm?“
„I ruaf jo eh scho au.“
Auf anderen Internetseiten fand ich Telefonnummern von Büros der OSE. Ich rief an. Niemand sprach Englisch. Shit.
Plötzlich läutete mein Telefon, es war eine Frau der OSE. Ich war völlig baff. Man schreibt eine Email an eine griechische Firma und wird tatsächlich zurückgerufen? Wahnsinn, die globalisierte Welt funktioniert doch irgendwie! Die Frau sprach gutes Englisch und erklärte mir folgendes: das einzige, was ich tun müsse, wäre in Griechenland 72 Stunden vor Abreise die Telefonnummer 1110 zu wählen und zu reservieren. Die Tickets bräuchte ich erst direkt vor Abreise am Schalter zu bezahlen. Ich bedankte mich sehr herzlich für dieses ausgesprochen ungewohnte Service.
„Thank you, lady. I am very happy with you.“

Nun war alles geklärt, die Nachbarin fand ihren Frieden.

Morgen geht die Geschichte weiter. Sie findet ihre Fortsetzung auf dem Segelschiff. Ungefähr achtzig Stunden vor der Abreise mit dem Zug in Athen.

>> zum 2. Teil der Heimkehr

Ich aas:

1 Guglhupf – das ist Heimat pur!

Der österreichische Geheimdienst und andere Ribisel

Ich bin durchaus noch in der Lage einen Fakeanruf von einem richtigen Anruf zu unterscheiden, ja? Gestern schrieb ich zwar, mir würde der Sinn für Realität entschwinden, aber das heißt nicht, daß mir ALLE Sinne eingehen. Ja?
Stell dir vor, du mißratener Leser, erhielt ich gestern einen Anruf. Einen FAKE-Anruf! Ich nehme an, vom österreichischen Außenministerium. Ich als Nichtösterreicher – ich habe ja vor Kurzem erst meinen eigenen Staat gegründet – bin natürlich ständig umgeben von Spionen und Geheimdienstlern. Die überwachen Tag und Nacht mein Haus, mein Auto ist verwanzt, die Telefone werden abgehört, sie haben Kameras in meiner Wohnung installiert – eine davon habe ich übrigens schon lokalisiert: genau im Siphon der Clomuschel – wenn ich scheiße, schaut das österreichische Außenministerium zu, wie ich die Kacke aus dem Arsch drücke.
Aber zurück zu dem Anruf von gestern. Mein Handy läutet.
„Mh.“
„Matla? Bist du das wirklich? Ich bins! Der Patl! Kennst mich noch? Weißt eh, fünfzehn Jahre is es her!“
„Hearst, du oida Scheißa! Des gibts jo net!“
Ich hatte keine Ahnung wer er war. Ich ging alle Gesichter und Namen in meinem Gehirn durch, die da gespeichert waren. Erst als er von damals in Algerien sprach, wurde mir klar, wer er war. Oder besser: wer er vorgab zu sein! Obwohl er den Patl, den ich kannte, gut imitierte – vorallem das arogante Lachen -, gab es doch einen wesentlichen Makel. Er redete nach der Schrift! Der echte Patl, Sohn neureicher Bergbauern, würde das nicht tun. Niemals. Wozu auch?
Geschickt stellte ich ihm ein paar Fallen, in die er tadellos stolperte! Ich lenkte das Gespräch nämlich immer wieder auf bestimmte Themen, die nur der echte Patl und ich wissen konnten. Er wußte viel über den echten Patl – ob sie ihn wohl abgemurkst haben, den Armen? – und mein Gesprächspartner war ein Profi, der meine Fallen durchaus erkannte und Gegenmaßnahmen ergriff, doch man kann mich nicht täuschen.
Und so fütterte ich ihn mit Falschinformationen, wo es nur ging. Zum Beispiel wußte er von meinem Aufenthalt in der Schweiz. Er fragte, wo ich da war, wo ich gewohnt hatte, denn er wolle auch in die Schweiz fahren. Ich erzählte ihm irgendwas von einem See, den er nie finden wird. Haha.
Zu guter Letzt gab ich ihm noch den Rest und bat ihn, er solle mir doch ein paar Säcke Kekse aus dem Kambly-Fabriksladen in der Schweiz mitnehmen und mir baldigst bringen. UND SOLLEN SIE ES WAGEN MIR EINEN ANDROIDEN ZU SCHICKEN, DER WIE DER ECHTE PATL AUSSIEHT!!!! Fuck, ist das ärgerlich.

Ich aas:
1 Schachtel Ribisel
1 Portion Paradeiser
1 Schachtel Eieraufstrich

Kleine Stücke zum Krochn

„Bam, Oida!“, „Fix, Oida“ – das höre ich momentan ziemlich oft! Woran liegts? Ist das neue Mode? Gibt es Musikidole, die so sprechen? Oder gehört das zu einer Fernsehserie? Ein Film? Oder gar eine neue Sprachrevolution ausgelöst durch Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Proletenkinder? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, daß es mich bis in den Schlaf verfolgt. Ich habe heute geträumt, daß ich etwas überreagierte, als ich auf offener Straße mit „Krochn, Oida“ angesprochen wurde. Ich bückte mich, öffnete eine Kiste und zog eine brandneue, rote Motorsäge hervor, mit der ich dem Kerl zuerst in der Höhe des Bauchnabels eine kleine Öffnung verpaßte, aus der allerhand Gedärm herausquoll (es zuckte leicht), und ihn dann fragte: „Was hast du gesagt?“ Er antwortete: „Nau fix.“ Daraufhin habe ich den Rest von ihm mit heulender Motorsäge in kleine Stücke geschnitten. Ich erinnere mich sogar noch, wie die Säge leicht ins Stocken geriet, als sie sich in den Knochen der Wirbelsäule verhedderte. Und ein Teil des rechten Ohrs, das sich kurz in der Motorsäge verfangen hatte, ist mir aufs Auge geklatscht. „Nau fesch, Oida“, dachte ich mir leicht amüsiert.

Eine Lösung für die Milchknappheit nach der Apokalypse habe ich bereits erdenkt (Bericht folgt), daher kann ich ruhigen Gewissens Topfen und Käse essen:
1 Topfen
1 Brot
1 Käse

Wodolo?

Ich weiß nicht. Ich bin irgendwie krank. Phantasien mit Extrawurst oder Würstchen haben normalerweise meinen kleinen Penis beflügelt, doch nun? Ich könnte kotzen! Die Vorstellung alleine, daß extrawurstähnliches Zeug meine Speiseröhre hinunterrutschen könnte, genügt, um mich zum Würgen zu bringen. Ich brauche dringenst seelischen Beistand! Den Psychologen habe ich schon angerufen, ich habe bald eine Notsitzung.
Bei Billa bestellte ich wie gewohnt: „Servas, geh, gibstma a Semmi mit Extrawurst… wäh…….. na, Oida! Gibma a Semmi mit Schinkn… geh schleichti, is mir schlecht….“ Usw… Siehst du? Wodolo? Ich habe starke Probleme! HILFE!

Daher esse ich:
1 Semmel mit Kürbiskernschinken, Emmenthaler und Gurkerl
1 heilsamen Kronprinz Rudolf Apfel
1 Tube Maionäse, die ich mir in die Semmel drücken werde, falls der Magen mein täglich Brot verweigert.

Wäh!

Auf der Alm, da

mähen sie mit den Kühen den Rasen.

Um wieder einmal Österreich pur zu erleben, bin ich am Wochenende wandern gefahren. Ich wollte möglichst hoch hinaus, um den Menschen zu entgehen. Aber egal wie hoch man fährt, man trifft immer auf Menschen. Und die sind sogar sehr
zweifelhafter Natur! Sie sprechen eine Sprache, die ich kaum verstehe, kleiden und verhalten sich seltsam.
Auf einer kleinen Almhütte angekommen habe ich natürlich – wie im Film – als erstes die Spokfingerspreizgrußgeste
vollzogen und gesagt: „Ich komme in Frieden.“
Diese humanoiden Lebensformen versuchten sogar ein Gespräch mit mir. Einer konnte dann sogar doch etwas deutsch, nachdem ich ungefähr zehnmal gefragt habe: „Wos is, Oida?“
Letztendlich kam das heraus:
Humanoid: „Du bist aus Wien, gell?“
matla: „Ja, woher wissen Sie das?“
Humanoid: „Weilst so an Buckel hast.“
Alle lachen. matla nicht.

Etwas verwirrt esse ich:
1 Semmel mit Proschütto, Käse und Gurkerl
2 Äpfel, einer rot, der andere grün