Hauptattraktion zum Schnüffeln

Gestern kam ein Magazin mit der Post. Gratis. Umsonst. Wenn ich den Inhalt der Zeitschrift zu ihrem Namen  machen darf: „Braindead“. Seite um Seite befüllt mit unerträglich langweiligen Fotomodellen, widerwärtig fetten Kindern, unnötig hochkompliziertem Essen, dekoriert, dekadent, und völlig belanglosen Inhalten.
Nur ein Artikel zog meine Aufmerksamkeit auf sich – denn dieser war beschmückt mit einem herrlichen Foto des Meeres. Ich las den Text, leider. Es gibt in der Südsee ein Hotel mit fünf Sternen, welches sich knapp unter der Wasseroberfläche befindet. Alles ist aus Glas, man ist umgeben von leuchtendem Wasser und schimmernden Fischen. Special feature: wenn es den Fischen zu langweilig wird, den Menschen im Luftaquarium zuzusehen, und sie in eine andere Bucht abhauen, kann man sie wieder zurücklocken. Auf Knopfdruck kann man Futter ins Wasser spritzen! Ich meine, gehts euch noch gut? Ja, alles klar da oben?

Ich hab auch eine Urlaubsidee – aber eine für den etwas bodenständigeren Typ, der auch etwas für seine Bildung und für sein Ego tun möchte: Ein Panzerglashotel mitten in den Armenvierteln von Delhi! So lernt man Indien von seiner wahren Seite kennen. Aug in Aug mit den verwahrlosten Kindern, die im Müll wühlen, um dort zu schlafen oder um ihn zu fressen. Auf Knopfdruck kann man stets frischen Klebstoff zum Schnüffeln in diese abgefuckte Horde spritzen – oder auch etwas Brot. Man wird die Hauptattraktion des ganzen Ghettos sein!

Ich aas:
1 Kornweckerl mit explodiertem Getreide oben drauf
3 Stück Käse
2 Paradeiser klein
1 Paradeiser gross

Von der Leichtigkeit des Kuchens

Ich hocke im Rattenloch und erfreue mich des Lebens. Admiral Kuckkuck tänzelt summend und lachend im Zimmer herum, während ich mir den iPod auf den Kopf geschnallt habe und mir lustige Musik reinziehe. Obwohl der Kuckkuck etwas blad ist, tanzt er wie eine kleine Fee. Drehungen auf einem Holzbein sind für ihn kein Problem.
Ein Neuer sitzt auch in der Zelle. Der schaut mich manchmal ziemlich sauer an. Wahrscheinlich mag er es nicht, wenn ich mit Admiral Kuckkuck rede.
Ja, übrigens kann ich deine Bedenken ein für allemal beseitigen. Um jeglichen Peinlichkeiten vorzubeugen, habe ich nämlich den Admiral gefragt, ob er den Neuen sehen kann.
„Ja, natürlich, mein lieber Matla!“ Also du siehst, alles klar. Der Neue ist echt.
Vor einer Stunde hatte ich eine Phase, in der mich die Musik in meinen Ohren regelrecht mitriß! Im Takt der Musik öffnete und schloß ich den Reißverschluß meiner Hose. Der Admiral und ich haben sehr gelacht. Sogar ein echter Lachkrampf war drin, als sich ein Büschel Schamhaare im Hosentor verhedderte. Der Neue hat den Raum verlassen.
WOW! Ja, ich bin gut drauf! So richtig euphorisch! Am liebsten würde ich den Monitor vom Tisch reißen und versuchen, ihn mit viel Schwung durch das Panzerglas zu werfen. Oder mit der Tastatur die Glatze des Neuen polieren. Weißt du, solche Sachen. Doch Admiral Kuckkuck nimmt mir die zu werfenden Dinger immer wieder aus der Hand und dreht sich ein paar Mal mit mir im Kreis herum. Das ist ein Spaß!

Ich aas:
1 Teller mit weißen Würfeln und Senf
1 Gebäck
1 Apferl
1 Kaffee
1 kleinen Kuchen

Österreich wählt den Imperator

Nachdem ich gestern die ersten Hochrechnungen der Nationalratswahl erhalten hatte, fielen mir zuerst diese typischen Szenen aus Weltuntergangsfilmen ein: die Menschen wissen, daß sie sterben werden, und brechen dennoch in irrsinnigen Wahnsinn aus. Der Mob läuft durch die Straßen, auf denen alle Autos brennen, blutende Menschen plündern Geschäfte, schwangere Mütter erschießen sich gegenseitig, Jugendliche werden von der Armee, der auch schon alles egal ist, mit Panzern niedergewalzt (während der Held der Geschichte mit Ohropax ganz ruhig in einem kleinen Zimmer hockt und ein letztes Mal seinen Blog zu Ende schreibt, hehehe).
So ein Wahlergebnis bedeutet für einen linkslinken Radikalanarchisten, wie ich einer bin, natürlich eine herbe Entäuschung. Wirds wieder nix mit der autonomen Herrschaft der Vernunft unter den Menschen. Vielmehr bedeutet es das, was zur gleichen Zeit am Parallelkanal ausgestrahlt wurde. Dem Kanzler, Imperator in spe, rutscht die ganze Farbe aus dem Gesicht, als er gegen den Schwarzen kämpft, und das auserwählte Kasperle wird zum Darth Vader, nachdem ihm Arme und Beine abhanden gekommen und Haut und Haar verbrannt waren. Ja und das kleine grüne Maxerl büßt zwar etwas an Macht ein, überlebt aber weiterhin.

Mit solchen Gedanken aas ich unter dem Banner des Märzen:
1 Brot
1 Apferl

Robopanzer

Nach langer Zeit war ich heute endlich wieder einmal im Schloß des Herren der Kugelschreiber zu Gast, um zu arbeiten. Und weil es heute so schönes Wetter draußen gab, haben wir uns auf seine Wiese hinter dem Schloß gesetzt, in der er einen Pool gebaut hat. Ja, normalerweise nichts außergewöhnliches, aber was ich dort heute entdeckt habe, hat mir die Sprache verschlagen! So ein Pool muß scheinbar regelmäßig gereinigt werden und der Herr der Kugelschreiber macht das  nicht etwa selbst, steigt nicht selbst in den Pool und kratzt die Algen mit der Spachtel vom Boden weg, nein nein, er hat einen Roboter im Pool, der – hör zu! – der VON SELBST den ganzen Pool abfährt und den ganzen Boden und sogar Teile der Wände sauberleckt! Diese fahr- und tauchfähige Maschine hat ungefähr einen halben Meter im Kubik… also nicht so klein. Und weißt du, was das geile daran war? Man kann dieses Ding sogar selbst steuern! Wie ein ferngesteuertes Auto ist es durch ein Kabel mit einem Steuerkasten an Land verbunden!!! Also mir sind die Augen wässrig geworden, als ich das gesehen habe!
„Bei aller Liebe, Alter!“, sagte ich zum Herren der Kugelschreiber, „Jetzt komme ich schon seit JAHREN zu dir, um zu schuften, und du zeigst mir das erst JETZT?“
Der Tag war gelaufen! Er hat mich von dem Robopanzer nicht mehr webgekriegt. Er hat ein paar kalte Bier gebracht und wir haben Unterwasserkrieg gespielt. Ich konnte dann bereits am frühen Nachmittag ganz coole Stunt mit dem Ding hinlegen. Wenn ich zum Beispiel gegen diesen Ding gefahren bin, aus dem Wasser mit hohem Druck strömt, dann konnte ich zu einen bestimmten Zeitpunkt den Panzer vorne aufsteigen lassen! Sah wie ein Wheelie mit dem Panzer aus! Wir hatten vielleicht Spaß! Und die ganze Zeit dachte ich an den doofen Robokopf daham. Ich muß ihm so ein Gefährt besorgen. Das freut ihn bestimmt.
Der Kugelschreiberherr und ich begannen nur fast zu streiten, als ich mir eingebildet hatte, den Panzer mit Tarnfarbenlack anstreichen zu müssen!

Und so aas ich heute erstaunlicherweise keinen Käse! Doch mir gehen die Schweizer Kekse ab! UND WIE! Mann, davon erzähle ich dir morgen.

Ich aas:
1 Gebäck
1 Aufstrich
1 Apfel

Herr Fetz

Habe ich schon einmal von Herrn Fetz erzählt? Ich glaube nicht.

Herr Fetz – ich hoffe, man schreibt seinen Namen so – ist ein Mann, der mit den Kugelschreibern, die ich im Rattenloch zusammenbaue, zu tun hat. Zumindest nehme ich das an, denn er stellt mir in unregelmäßigen Abständen recht schlüssige und sinnvolle Fragen zu meiner Arbeit – geradezu so, als würde er sich mit den Dingen, die ich mache, auch beschäftigen.

Ich selbst habe Herrn Fetz noch nie zu Gesicht bekommen – unsere ganze Beziehung läuft über Telefon ab. Und das einzige, was ich mit Sicherheit von ihm weiß, ist, daß er ein Arbeitstier ist. Immer, wenn wir telefonieren, befindet er sich nämlich in einer Situation, in der andere Menschen nicht unbedingt telefonieren wollen. Er bleibt aber trotzdem immer sachlich und erwähnt in keinster Weise die unpassende Gelegenheit dieses Telefonats. Manchmal entschuldigt er sich sogar dafür.

Meistens sprechen wir miteinander, wenn er beim Mittag- oder Abendessen ist. Er dürfte immer in Großkantinen essen, in denen man ums Essen kämpfen muß.
Zweimal haben wir telefoniert, als er scheinbar bei einer Bundesheerübung war. Im Hintergrund hörte ich Maschinengewehrfeuer und Schreie nach Sanitätern. Er sprach ganz lässig mit mir – nur einmal setzte er aus, weil er einem Panzer aus dem Weg robben mußte.
Vor drei oder vier Jahren telefonierten wir – da war er sehr außer Atem. Einige Wochen später hat er sich dafür entschuldigt. Er wollte an diesem Tag in Italien heiraten und war gerade eiligst auf dem Weg zur Kirche.
Und heute rief ich ihn an, weil ich schon lange nichts mehr von ihm gehört hatte:
M:“Herr Fetz! Hier spricht Matla! Hätten Sie vielleicht kurz Zeit?“
F:“Ja. Aber nur kurz.“
Im Hintergrund das Geschrei spielender Kinder.
M:“Herr Fetz! Ich wollte nur… verstehen Sie mich?…. ich wollte nur….“
Plötzlich im Hintergrund ein lautes: „Paaaaaapaaaaaa!“ – so als würde ein Kind in eine endlose Schlucht stürzen!
F:“Äh, doch nicht. Auf Wiedersehen!“
Klick.

Eine Stunde später rief er zurück, entschuldigte sich förmlich und sagte, daß er sowieso etwas sehr ernstes mit mir besprechen wolle. Er begann zu sprechen, doch auf einmal wurde er wieder von Hintergrundgeräuschen übertönt. Anscheinend spielten Kinder gerade eine alte, eiernde Kinderliedkasette ab und sangen kreischend dazu – „Alle meine Entlein“. Herr Fetz sprach lange, ich verstand kein Wort. Ich wollte aber nicht unhöflich sein und beteuerte daher in regelmäßigen Abständen den Ernst seiner Aussage. Zum Beispiel sagte ich nach „…sonst wird dich der Jäger holen…“ ganz passend: „Das ist ja schrecklich, Herr Fetz!“

Seltsam benommen esse ich:
1 Grahamweckerl mit EKG
1 Apferl, das mit seinem Ständer bald davonsegeln wird