Manuskriptische Unternehmung II

Gar nicht so einfach diese Scheiße! Habe den gestrigen Tag damit vertan, das Manuskript, die ganzen Kaszetteln zusammenzukratzen und zu sortieren. Einiges ist wohl für immer verloren… aber das ist vielleicht gut so. Beim Drüberfliegen ist mir aufgefallen, dass vieles davon Kacke ist… also… keine Ahnung, werde wohl teilweise nochmals ändern und ergänzen.
Mir ist außerdem noch nicht ganz klar, wie ich das mit der Gliederung machen soll… es stand ja noch kein Titel fest… auch keine Kapitel… daher bleibe ich vorerst beim Arbeitstitel und gestalte den Inhalt spontan… mit einem Inhaltsverzeichnis, welches entsprechend dem Fortschritt permanent erweitert wird… ja, klingt nach Plan.

Ich aas:
1 halbe Kanne Kaffee

… ist ja nicht normal um diese Uhrzeit!

Prosit 2019

Ja. Wann war ich zuletzt da? Letztes Jahr im August? Das ist ja hervorragend… viel Scheiße inzwischen die Donau runter geronnen. Naja… im Grunde… zusammengefasst… wie es eben zu erwarten war… nichts Besseres ist mehr nachgekommen. Alles nur schlimmer geworden… das ist… wenn man es nüchtern betrachtet… was ich nicht bin… aber dennoch… das ist eigentlich die Grundessenz hier… man handelt sich von Tag zu Tag… hofft, dass es den einen oder anderen Lichtblick gibt… diesen Moment, wo du dir denkst, es zahlt sich doch noch aus, weiterzumachen. Dass deren genug sind, um nicht im Nichts zu versickern… um wenigstens hin und wieder den Dreck in deinem Leben zu überblenden… dass du wenigstens kurz das Gefühl von einer gewissen Art von Lebendigkeit erfährst… um sich erinnern zu können, wie es einmal war… wo du dir aber wieder denkst, dass es so hätte bleiben sollen… dass es ein Grundrecht ist, das zu haben… was man festhalten mag… Dinge… Kleinigkeiten nur… die Sonne, den Mond, den morgendlichen Geruch der Nachbarin, die Donau, den blauen Himmel, den Regen, die Jahreszeiten, den Wind, Wien, die Wiener auch, den Gürtel, den schwulen Nachbar, der mir hin und wieder einen Tschick rüber wirft, die Hummel, die zweimal im Jahr vorbeifliegt, den Grünen Veltliner, Bier, egal welches, die Teilzeitfreunde im Beisl, die besoffenen Gespräche, weiches Clopapier, sinnlose Diskussionen, nochmal den Wind, vor allem den Rückenwind, aber auch den Gegenwind, Essen, das dir nicht schmeckt, aber was soll’s, es macht dich satt, die Billafrauen, auch die eine, die mich wie die Pest hasst, das Gefühl, wenn du eine Münze findest… und letztlich der Augenblick, wenn du draufkommst, dass du eine Liste ziemlich lange weiterführen könntest…

Ich aas:
1 Teller Grießkoch

Scheißhaus

Ich verbringe die meiste Zeit nur noch am Scheißhaus. Es stinkt zwar und die Clodeckel haben Flecken und der Boden ist voll mit Urintropfen, die Spülung tropft mehr als dass sie fließt und die Closchüsseln sind überzogen mit braunen Bremsspuren. Dennoch. Es ist hier immer noch der angenehmere Ort.
Ich habe herausgefunden, dass, wenn ich mir eine volle Arschpapierrolle zwischen Lendenwirbeln und Wassertank zwicke, ich lange Zeit sehr bequem sitzen kann. Die Behälter für das Arschpapier sind außerdem so angebracht, dass man sie gut als Schlafstütze verwenden kann, wenn man den rechten Arm als Polster nimmt. Wenn ich wirklich etwas Schlaf brauche, starre ich so lange den Clobesen an, bis mein Geist in eine bessere Welt gleitet. Da die Lüftung ohnehin nie funktioniert hat, ist auch das Rauchen nach dem Aufwachen kein Problem. Niemand erkennt den Unterschied.
Allein… das Essen am Scheißhaus bringe ich noch nicht übers Herz. Ich denke aber, dass ich in ein paar Wochen so weit sein werde. Dann sind meine fünf Sinne dermaßen abgestumpft, betäubt, gelyncht, dass auch kulinarische Vergnügen kein Problem mehr sein können.
Ich werde mich bemühen, einen Laptop zu bekommen. Damit wird das Schreiben am Clo nicht mehr so anstrengend sein… ja, ich bin gut darin, Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Auch hier in diesem Scheißhaus-Bunker ist es möglich, Scheiße zu produzieren. Auch schriftlich.

Ich aas:

1 Semmerl mit Extra, Gouda und Ei

Anstalt

Der Boden in der Anstalt ist grau und besteht aus einem Material, das die Füße schwer werden lässt, und aus einer Farbe, die Schwindel verursacht. Die Bildschirme haben einen Defekt, denn die Augen ermüden ungewöhnlich schnell. Aus der Zuckerdose kratze ich jeden Tag den letzten Rest. Der Kaffeesatzbehälter ist immer voll und der Kaffee in Wirklichkeit koffeinfrei. Das Trinkwasser ist mit Schlafmittel versetzt. Die Scheißhauskabinen werden mit Betäubungsgas geflutet und die Pissbecken mit Nervengas, das den Schwanz verschwinden lässt, berieselt. Warum die Augen und Hoden vollständig eintrocknen, habe ich noch nicht herausgefunden. Die Fenster filtern die Freundlichkeit der Sonne weg und lassen sie wie ein Riesenarschloch am Himmel hängen. Auf die Gesichter der „Kollegen“ wird etwas Unsympathisches projiziert, das man nicht näher definieren kann. Die Scheiße, die aus den Belüftungsanlagen strömt, enthält keinen Sauerstoff. Von den Tastaturen bekommt man juckenden und eitrigen Ausschlag auf den Fingerkuppen. Du hast irgendwie ständig das Gefühl, als würde jemand hinter dir stehen und dir die Kehle zudrücken. Die Sessel sind so konstruiert, dass man ununterbrochen die Position wechseln muss. Alle Fluchtwege führen im achten Stock aus dem Fenster hinaus. In unregelmäßigen Abständen hört man einen hohen Quietschton, den man nicht lokalisieren kann. Im Raucherzimmer ist immer um ein Platz zu wenig und die Lüftung aus der Tiefgarage mündet darin. Die Computermäuse gleiten nicht, sie kratzen am Tisch herum. Und die Ratten können fliegen.

Ich aas.

Anstalt.

Intim im Loch

In dem gestern erwähnten Loch kann man mit seinem Handy nicht telefonieren und kommt auch nicht ins Internet. Nur am Scheißhaus funktioniert das hervorragend. Und ich habe mich immer gewundert, warum am Clo so viele Leute telefonieren und warum die so lange beim Scheißen brauchen. Ich mach das jetzt auch so. Sitze gerade hier, seile ein paar große Braune ab und ruiniere mir beim Schreiben am Handy fluchend die Augen… das Kreuz beginnt auch schon zu ziehen… da fällt mir ein… hab jetzt kein Essen fürs Foto dabei… hmmm… nein, das wäre dann doch zu intim… wenn ich die großen Braunen fotografieren würde.

Ich aas:

1 EKG, ganz klassisch.

Oelek mich doch!

Manchmal setze ich mich zur Nachbarin, wenn sie fernschaut. Gestern auch. Und da fiel mir wieder auf… Da fiel mir schon wieder(!) auf, dass das Fernsehprogramm seit Jahren scheinbar hauptsächlich aus Kochsendungen besteht. Ich kann den Reiz daran überhaupt nicht nachvollziehen! Nach ein paar Minuten reicht es mir dann meistens und ich laufe schreiend davon. Schreiend… wütend! Jedes Mal, wenn einer beginnt, im Essen herumzustochern und zu nörgeln… so wie: „naja, ich hätte mir etwas mehr von XY gewünscht“ oder „zu komplexe Geschmackskomponenten“… oder wenn die unnötige Tischdekoration nicht zur Farbe der Suppe passt… oder so ein Scheiß! Da muss ich den Fernseher anschreien! Ich muss! „Na – dann – geh – doch – scheißen – Alter!“ Und stell mir vor, wie ich seinen Schädel bei jedem Wort mit dem Gesicht voran ins Essen donnere. Da! Friss Scheiße! Und dann riech meinen Arsch!

Ich aas:
1 Knacker mit Sambal Oelek
1 Griechischer Schafskäse
1 Brot

Weihnachtseinkauf mit der verlorenen Beidlgeschichte

Am Freitag war ich mit der Nachbarin einkaufen. Weihnachtszeugs. Normalerweise hasse ich es, aus dem Scheißeinkaufen ein gesellschaftliches Ereignis zu machen und in Begleitung ganze Einkaufsstraßen abzugrasen. Und dabei Scheißdreck zu kaufen, den du nachher ohnehin nie wieder anrührst. Ich komme mir dabei immer wie der letzte Arsch vor… wie dieser Esel mit der Karotte vor seiner Nase, der er unablässig folgt, obwohl er sie nie erwischen wird.
Aber gut, Weihnachten ist eine Ausnahme. Ich komme sowieso nicht davon, also mache ich das beste daraus… die Nachbarin hat es sogar schon geschafft, dass ich mich richtiggehend darauf freue! Ja! Schon im Vorfeld lege ich mir ein paar hinterlistige Streiche zurecht… zum Beispiel auf der Rolltreppe nach oben fahren und dem hinter mir ins Gesicht zu furzen, oder einen, der bis oben hin mit Geschenken vollgeladen ist, „unabsichtlich“ ein Bein zu stellen oder einen Rempler zu geben, dass ihm alles auf die Straße kracht.
Heuer… naja… blöd… ich hatte eine Wette, bei der es um das Gewicht meines Schwanzes auf der neuen digitalen Küchenwaage ging, verloren und musste deswegen bei der Einkaufstour eine rote Weihnachtsmannzipfelmütze tragen… und du weißt, wie ich die Amerikanischen Weihnachtssitten verabscheue. Aber verloren ist verloren.
Na jedenfalls suchte die Nachbarin mit mir erstmals einen Laden auf – weiß der Teufel warum – der nur schwarze Kleidung mit Totenköpfen und Folterwerkzeug drauf führte. Als ich ins Geschäft stolperte, zuckte ich gleich erschrocken zusammen, weil ich plötzlich von Verkäuferinnen umzingelt war, die wie eine Horde lebender Toter auf mich zutaumelten. Etwas gehetzt sah ich um mich… diese Scheißzipfelmütze hatte auch noch so kleine beschissene Goldglöckchen drauf, die bei jeder, einfach bei jeder Kopfbewegung bimmelten. Die Zombies starrten alle geifernd auf meine Zipfelmütze… ich machte ein paar Schritte zurück und flüsterte zur Nachbarin, dass wir jetzt lieber gehen sollten, doch die hing schon halb in einem Wühltisch mit Aktionsware.
Eigentlich war ich gar nicht allzu überrascht, den insgeheim ahnte ich bereits, dass hier die Jünger des Satan Klaus vor mir standen.

Ich aas:
1 Thunfisch mit Reis

Back to Oarsch

Ich würde ihnen  ja am liebsten auf die Budel reiern! Die Arschritzenbedienung, an einem Dienstag, so zeitig… das erzeugt Brechreiz. Da reckts dich! Aber gut. Wenigstens hier hat sich seit Mai nichts verändert.
Dachte ja bisher immer, es kann nicht schlimmer werden, aber es geht immer schlimmer! Und selbst wenn du wirklich einmal ganz unten sein solltest, geht es dennoch weiter bergab! Dann reißt dir der Teufel grinsend die Falltür unter deinen Füßen auf und lacht dir hinterher, während du mit einem langen, erbärmlichen Schrei in die Hölle stürzt.
Die letzten Monate habe ich oft schon diese Falltür rattern gehört. Bin wochenlang neben dem Bett der Nachbarin in dem Scheißkrankenhaus gesessen. Habe ihr  Gesellschaft geleistet, während sie zuerst ums Überleben und danach um ein normales Leben kämpfte. Dieses öde Zimmer, die Nachbarin vor mir, der Teufel unter uns, Krankenhausgestank, Alter, Krankheit, Tod, Menschen, Pisse, Scheiße, erfolglose Versuche, alles mit Desinfektionsmittel zu übertünchen, kein Ausweg, Ärzte, denen du am liebsten eine reißen würdest, Papierkrieg, Telefonate mit Idioten.
Und dann, alles erledigt, alles geschafft, alles überlebt, dann sitzt du in einem Büro und fragst dich, wozu das alles. Dir gegenüber einer, der aussieht, als würde er jeden Moment aus dem Fenster springen, und du sollst Dinge machen, die in Wirklichkeit nur in einem Computer existieren. Ollas voi fian Oarsch!

Ich aas:
1 EKG
1 Plastikpackung Weintrauben der Sorte „Satana“… nein „Sultana“

No Future

Heute werden wir diesen mehr als anstrengenden „Lösung aller Probleme der Menschheit“-Zyklus abschließen. Hier nochmals die ganze Vorgeschichte in der richtigen Reihenfolge:

  1. Die Lösung aller Probleme dieser Welt befindet sich in meinem Hirn – wie alles begann
  2. Flucht in Dosen – der Lösungsweg
  3. Das Dilemma I – die erste Istzustandsanalyse
  4. Das Dilemma II – die zweite Istzustandsanalyse
  5. Das Dilemma III – die dritte Istzustandsanalyse
  6. Föderierte Fakten der Zukunft – wie die Lösung aussähe
  7. Engels, Marx und die Scheiße, die keiner wegräumen will – Reaktion auf die zahlreichen (drei) Leseranfragen
  8. In Zukunft ohne Mampf – Schnitzelseitige Vorbehalte

Gestern sprach der Entenimperator einen wichtigen Punkt an, der gut zu meinen Schlussgedanken passt. Er meinte, die Menschheit sei noch nicht reif für eine Welt ohne Probleme, sie wolle Probleme und keine Lösungen. Nun, ich möchte das etwas präzisieren und sagen: die Menschheit braucht Probleme! Denn im Grunde ist es ja so: wegen des langen, langen und teilweise aussichtslosen Kampfes der frühen Menschheit gegen die Natur, hat sie nach und nach die Kultur erschaffen. In seiner Kultur fühlt sich der Mensch wesentlich wohler, er hat die Dinge mehr oder weniger unter Kontrolle, ist in Sicherheit. Katastrophen, Kriege, Seuchen, all die schrecklichen Dinge haben schon immer den Erfindungsgeist im Menschen gefordert, um nicht unter zu gehen. Und was brachte uns das? Grandiose zivilisatorische und technische Errungenschaften, philosophische Erkenntnisse, man denke nur an die Zeit der Aufklärung, menschliche Grundrechte, Emanzipation!
Darum – obwohl „ollas Oarsch“ ist und die Menschheit mit dem derzeitigen Weg gegen eine sehr harte Wand rennen wird – sehe ich darin keinen Grund zum übertriebenen Pessimismus. Nein! All unsere Probleme, Ressourcenverschwendung, Umweltzerstörung, Überbevölkerung, Anstieg der Armut, weiteres Aufgehen der Schwere zwischen Arm und Reich, noch immer Kriege, Seuchen und tausend andere schreckliche Dinge, all diese Probleme fordern weiterhin unsere Kreativität heraus. Sperren wir uns nicht ein – oder aus -, geben wir nicht auf, suchen wir nach Verbesserungen, Lösungen! Unser Überlebenswille wird wie immer stärker sein als alle Hindernisse!

Ich hasse euch zwar alle, aber der Menschheit im Gesamten stehe ich eigentlich nicht so negativ gegenüber. Und das nur, weil ich Star Trek mag.

Ich aas das Faschingsdienstag Menü:
1 Krapfen
1 Schaumspitz

Engels, Marx und die Scheiße, die keiner wegräumen will

Da gibt es ja interessante Gedanken der Leserschaft zum gestrigen Auswurf zur Gesellschaft des 23. Jahrhundert.

Zum Beispiel Duck Vaders Vergleich mit dem Kommunismus. Ich kann nicht sagen, inwiefern sich hier die Konzepte des Sozialismus, Kommunismus, von Engels und Marx widerspiegeln. Fest steht jedoch wohl, dass so ein Gesellschaftsentwurf nicht nur teilweise umgesetzt werden kann, es müsste global und komplett umgesetzt werden… wobei hierfür natürlich noch wesentliche Voraussetzungen fehlen: die Replikatoren, die alles erzeugen können, was ein Mensch braucht. Außerdem ist es mit den Menschen momentan so wie Herr Johannes sagt – bzw auch Gandhi sagte:

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.

Brunnhilde wiederum macht sich Sorgen, wer wohl ihre Scheiße wegräumt und die Roboter repariert. Nun, ich kenne Altenpfleger, Behindertenbetreuer, die täglich mehrmals Ärsche putzen und Scheiße wegräumen, aber die kämen nie auf die Idee es sei erniedrigend oder ein Hindernis für Erfüllung im Beruf!
Klar, so wie das System heute ist, wenn wir einen das öffentliche Scheißhaus putzen sehen, denkt man sich: „Der hat nix glernt, kann nichts Anderes. Und bekommt bezahlt auch nix dafür, der Trottel!“ Und der, der das Scheißhaus putzt, weiß das: „Die Anderen sehen in mir den Trottel, der das machen muss.“  Aber in einem System, in dem jeder das gleiche verdient (nämlich nichts), wird das ganz anders sein. Wenn meterhoch der Dreck herumliegt, alle Clos zugeschissen sind, dann wird man diesen Leuten für ihre Arbeit dankbar sein, sie so schätzen wie einen z.B. Raumschiffkapitän. (Ganz abgesehen davon, dass es heute schon sich selbst reinigende öffentliche Toiletten gibt.)
Und warum sollte es keinen geben, der Roboter repariert. Nochmals: die Menschen wollen arbeiten, wenn sie das arbeiten können, was sie möchten!

Ich denke, wenn erst einmal dieses Statusdenken überwunden ist, wird vieles einfacher sein. Dann können Dinge erfüllend sein, die man heute noch als erniedrigend einstuft.

Los! Ich bitte um Gegenargumente, Bedenken, Beschimpfungen!

Ich aas:
2 Sandwiches mit Salami und Schimmelkäse