Wirtshauspissoir

Meine abgespaltene Persönlichkeit Johannes, der kleine Gimp, hat es gestern genau erkannt: das Wirtshauspissoir ist ein Ort der meditativen Reinigung.
Man sitzt in der Stube oder steht am Tresen beim Brandinesa, plaudert mit den anderen verkommenen Arschlöchern und jagt sich dabei ein Glas nach dem anderen rein, stundenlang. Da staut sich natürlich einiges an. Man spürt so einen Druck, einen Drang irgendwas loszuwerden, bald beginnt man zu schwitzen, nervös herumzusteigen, steckt sich eine Hand in den Hosensack, um sich unauffällig seinen Schwanz zu drücken. Und wenn es dir zuviel wird, wenn du glaubst, du müßtest schon bald wie eine Wasserbombe explodieren und du an dem Punkt angelangt bist, an dem deine Willensstärke endet, dann rennst du aufs Häusl, reißt dir die Hose auf, packst deinen bereits freudig zuckenden Schlauch aus und pisst los. Erleichterung! Leuterung! Heilung! Du atmest heftig erregt, beginnst entspannt zu grinsen, lehnst dich cool mit einer Hand oder gar mit der Stirn gegen die Wand, wischt dir den Schweiß ab.
Jetzt wird alles gut. Der ganze Dreck verläßt den Körper, der Alkohol bleibt in ihm. Und während du Gott für diese Wohltat dankst, bist du wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Nun siehst du auch die Gespräche und Ereignisse der letzten Stunden in einem neuen Licht. Beherzt quetscht du auch noch den letzten Tropfen ins Pissoir, schüttelst und würgst den Penis, spannst ruckartig die Bauchmuskeln an, auf daß auch nicht ein einziger Tropfen der Pisse mit dir zurück in die Gaststube gelange. Neuer Mut! Tatendrang! Ja, das ist Leben!

Ich aas:
1 Schlierbacher – der letzte der Fünferpackung
1 Afperl
1 halbes Käsestangerl

PS: Wer in Wien den Little Buddha besucht, darf sogar in einen Wasserfall brunzen. Ein Erlebnis der anderen Art!

Der Marsch der Nudeln

Mittlerweile begleitet mich Admiral Kuckkuck ständig, wenn ich im Rattenloch bin. Ich hab mich an seine permanente Anwesenheit gewöhnt. Hole ich mir Kaffee, watschelt er mir hinten nach, bin ich beim Essen, hockt er neben mir und sieht mir ganz fasziniert zu, wie ich mir Bissen für Bissen ins Maul stopfe. Er selbst isst und trinkt nichts. Admiral Kuckkuck spricht auch nicht mit anderen Menschen und niemand scheint ihn zu kennen oder gar zu beachten.
Heute in der Cantina fragte ich ihn, warum er eigentlich in meine Zelle versetzt worden ist. Er erzählte, ihn habe das Grau seiner alten Zelle so depremiert, daß er den Entschluss fasste, die Wände rot anzumalen. So kam er eines Tages mit Farbe und Ausmalrolle ins Rattenloch, wurde jedoch vom Hausmeisterandroiden überrascht und fast mit Gewalt dazu gezwungen, die Malerei zu beenden. Man beschlagnahmte seine Zelle und unterziehe sie nun einer Generalsanierung.
Alsbald verließen wir die Cantina und ich sprach Admiral Kuckkuck wegen dieser Geschichte meine Bewunderung aus. Doch unsere Unterhaltung wurde jäh durch den Marsch einiger Frauen unterbrochen, die mit Füßen, die so dick wie Stämme von Mammutbäumen zu sein schienen, vor uns einhergingen. Wir verlangsamten unsere Schritte, um nicht durch herabfallende Möbelteile erschlagen zu werden, als mir der Schwuchteltest von desertmum einfiel. Möglichst unvoreingenommen fragte ich den Admiral, ob er wohl meinen Schlauch halten wolle. Er sah mich ganz verdutzt an und sagte:
„Welchen Schlauch?“
Ich wollte den Test möglichst authentisch durchführen und fragte noch einmal:
„Würden Sie meinen Schlauch halten wollen?“
„Ja wo ist er denn, mein lieber Matla? Welchen Schlauch meinen Sie?“
„Vergessen Sie es“, antwortete ich, steckte meine Hände in die Hosentasche und hielt meinen Schlauch selbst.

Ich aas:
1 Teller mit den Resten der letzten Woche – es war beschissen
1 Schüssel mit Gras
1 Schokomuffin – er war besser
1 kleiner Brauner