Wenig Ich

Montag ist Katertag. Da ist Kater von drei Vollräuschen auszutragen. Ist nicht leicht.

Bin trotzdem früh wach geworden. Bin auf und hab einen Spaziergang zur kleinen Bäckerei gemacht. Heute nicht mit dem Fahrrad, bin zu betäubt. Würde einen mich zu überrollen drohenden LKW nicht rechtzeitig erkennen. Würde einfach weiterfahren mit dem Fahrrad und erst Stunden später erkennen, daß ich gar keinen Körper mehr mit mir herumschleppe.
War schon ziemlich eigenartig, als ich dann in der Vierfachhaltestelle stand und die Lemminge an mir vorbeihetzten.
Kam mir vor, als würde ich in einem reißenden Fluß stehen und den entgegenkommenden Wassermassen standhalten
müssen. Oder so wie in den Musikvideos, in denen sich die Musiker ganz langsam bewegen und die Zeit um sie herum wie im Fluge vergeht. Ich spürte richtig den Gegenwind, den die Lemminge erzeugten. Angstschweiß, übler Atem, Kebab.
Ich dachte mir nur: „Bloß nicht kotzen, sonst fliegt dir alles ins Gesicht.“

Ich esse:
1 EKG
1 A

PS: habe ein paar Wörter weggelassen – bin zu faul.
PPS: werde versuchen, meine Augen mit einer schmerzlindernden Salbe einzureiben. Das geht: Augenöffner

Satan Klaus

Weihnachten wird einem ja richtig aufgedrängt. Überall laufen schwere Alkoholiker mit rotem Gesicht und geschwollener Nase in roten Mänteln herum. Weihnachtsdekoration, Zimtgeruch, dämliches Grinsen,…

Bei uns in der Firma wurden wir außerdem genötigt, dieses Engerl-Bengerl-Spiel zu tun. Kennst du oder? Man zieht einen Zettel aus einem Hut, auf dem der Name desjenigen steht, dem man dann unbedingt etwas schenken muß.
Ich habe mich natürlich mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, denn wenn mir jemand etwas schenkt, fühle ich mich ihm mit Haut und Haar verpflichtet. Und das mein Leben lang.
In der Gegenwart dieses Menschen beginne ich noch dazu vor Nervosität zu schwitzen und entwickle einen beißenden Schweißgeruch.
Ich selbst muß einen „Kollegen“ aus der Abteilung für verlorene Seelen beglücken. Weil dieser eine immer so traurig schaut, schenke ich ihm eine gefühlsechte Gummivagina – ich als Mann weiß ja, was einem so fehlt. Ich freue mich, wenn er heute das haarige Ding vor versammelter Mannschaft voller Stolz auspackt – zuerst im Glauben, ein kleinen Igel zu bekommen.

Ich esse:
1 Semmel mit Leberkäse, Gouda und Gurkerl
1 Apfel Kronprinz Rudolf

PS: das neue Handy mit den wow-scharfen Fotos, schafft es gerade nicht, das heutige Kunstwerk zu senden. Ich muß es wohl nachbringen.

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Nachtrag:
Das dumme Hendi hat es geschafft. Ich habe das Foto erhalten.
Man sieht den Weihnachtsbaum mit den Engerl-Bengerl-Geschenken und mein Geschenk an mich. Die Wurstsemmel mit dem Kronprinzen Rudolf.

Ich bin ein Daumenlutscher

Der Urlaub ist aus. Das finde ich nicht so gut.

Ich hocke hier und bin mit den Nerven am Ende. Lola, meine kleine Flasche, sieht toll aus – sie hat sich während meiner Abwesenheit gut erholt. Das stellt mir wohl kein so tolles Zeugnis aus.
Während ich wie das letzte Arschloch aussehe. Der kalte Schweiß steht mir auf der Stirn, ich zittere am ganzen Körper und bekomme auch sonst nur wenig mit.

Schon in der Sonderschule war es so, daß ich nach den Ferien in ein tiefes Stimmungsloch gefallen bin und darin mehrere Tage dahinvegetierte.

Ich sitze mir hier also den Arsch zu Matsch, trinke zu viel Cafe und höre zu laut Death-Metal.

Trotzdem fresse ich, was das Zeug hält:
1 Kornspitz mit Pikantwurst, Gouda und Gurkerl
1 Apfel

Verschwitzter Leberkäse mit Mundgeruch

Ich bin völlig verschwitzt. Der Leberkäse war teilweise sehr scharf.

Wegen Bush und seinen Gegnern bin ich gestern 2 Stunden im Stau gestanden. Ich hasse seine Gegner. Und ich hasse Bush. Eigentlich hasse ich alle Menschen, aber das nur nebenbei.
Ich will jetzt keine Beschwerden hören, wie:“Du Trottelautofahrer! Verpestest die Stadt. Na selber schuld, wennst im Stau steckst!“ Bitte! Keiner bringt mich im Sommer in eine Strassenbahn oder Autobus! Mein eigener Schweiß- und Mundgeruch würde mich zum Erbrechen bringen!

Ich esse:
1 Kornspitz mit pikantem Leberkäse, Emmenthaler und Gurkerl
1 Apfel

Beschnittenes Gurkerl

Ich erzähle, wieso Haareschneiden für mich nicht so entspannend ist.

Es war in den späten 70ern. Ich lebte in einem kleinen Dorf, war im besten Kindergartenalter und trug Glockenhosen und langes Haar. Der kleine Matla spielte regelmäßig mit Nachbars Töchtern – ungefähr im selben Alter.
Eines Tages in einem heißen Sommer entdeckten wir Spielgefährten einen Unterschied. Ich hatte etwas, was sie, die Mädels, nicht hatten und es sah eigentlich ziemlich wertlos aus.
Mutter kam gerade in den Garten, als sie erkannte, was wir vorhatten. Die Mädchen wollten mir mit einer rostigen Baumschere das Spatzerl abschneiden. Noch nie hatte ich Mutter so panisch und hysterisch erlebt wie damals und auch danach nie wieder – außer als ich mit 26 meine erste Freundin nach Hause brachte.
Für mich geschah alles wie in Zeitlupe. Meine Mutter durchzuckte es. Sie ließ alles fallen, was sie in der Hand hatte und lief mit einem gekreischten NEIN auf uns zu. Während ich vor Schreck zu pinkeln begann, sprangen die Mädchen weinend davon. Die Baumschere fiel vor mir auf den Boden und blieb in der weichen Gartenerde stecken. Meine Mutter nahm die Schere, hielt sie in die Höhe und lief laut schluchzend ein paar mal um mich herum. Als sie in die Knie ging, erklärte sie mir lang und breit mit einer Mischung aus Weinen und Schreien scheinbar wichtige Dinge, von denen ich überhaupt nichts verstand.
Damals prägte sich jedoch dieses Bild in mir ein: Menschen mit Schere, vor allem Mädchen, sind sehr gefährlich. Sie würden etwas tun, was du dein Leben lang bereuen könntest.

Das ist also die Geschichte. Eine Friseurin bereitet mir deshalb Schweißausbrüche. Meine äußeren Geschlechtsorgane – das wird dich, lieber Fan, wahrscheinlich nicht mehr interessieren – ziehen sich im Angesicht einer Schere in der Hand einer Frau soweit zurück, daß nur noch die Vorhaut lose herabbaumelt.

Viele Jahre später habe ich eines der Mädchen wieder getroffen. Ich habe sie gefragt, ob sie das, was sie wegschneiden
wollte, sehen will. Sie hat mir einen Fausthieb in die Magengegend verpaßt, den ich nicht vergessen werde.

Ich esse:
2 Kornspitzen mit Leberkäse, Käse und Gurkerl
1 Dose fru fru – gerührte Sauermilch mit Heidelbeeren