Die schnelle und die langsame Schlange

Wenn ich mal zur Stoßzeit in die Anstalt muss, gehe ich lieber zu Fuß. Da sind alle Menschen in Autos, Straßen- und U-Bahnen zusammengepfercht und die Gehsteige sind leer. Das ist gut für mich und mein Seelenheil.
Als ich letztens grade die Anstalt erreiche, kommt auch die Strassenbahn zur Haltestelle rein und presst die Leute raus – mir kommt das immer wie Stuhlgang bei Verstopfung vor. Da bildeten die Lemminge vor mir zwei Reihen. Die auf der linken Seite des Gehsteiges, die eigentlich ein Fahrradweg ist, war voll von den Typen, die in die Bürogebäude auf der anderen Strassenseite liefen – meine Anstalt ist auch dort. In der rechten Reihe latschten die entlang, die zum AMS vor mussten. Die Arbeitslosen, du weißt schon. Schon seltsam. Die Reihe der Bürohengste war wesentlich schneller, die Leute auch sehr viel größer und dünner. Die AMS-Reihe dagegen zog wie eine Horde von Pinguinen dahin. Die watschelten mit ihren Plattfüßen und dicken Ärschen ziemlich armselig die Strasse entlang. Automatisch hatte ich mich rechts gehalten, doch überlegte ich kurz, ob ich die Seite wechseln sollte. Auf die schnelle Seite, die sportliche. Aber ich ließ es. Hatte dann doch zuviel Angst von einem Handytelefonierer überrannt zu werden.

Heute sieht es traurig aus in meinem Kühlschrank. Bin daher rauf zur Nachbarin. Da fand ich aber auch nur das, was ich vielleicht doch noch aas:
1 Kübel mit altem Obst – bereits sehr nach Kompost riechend.

 

Die Gefahr, die von Obst ausgeht

Mein Arzt, der Trottel, sagt mir, ich soll schleunigst Obst essen, sonst fallen mir noch alle Zähne aus. Außerdem habe ich schlechte Leberwerte. So ein Blödsinn! Ist doch nur Panikmache!
Und wie kann man bei einer maroden Leber nur Obst empfehlen? Meine Oma hat immer gesagt: „Iss am Abend bloß kein Obst! Das fängt in deinem Baucherl zu gären an und dann wirscht bald Probleme mit der Leber kriegen, Burli.“ Und meiner Oma glaube ich. Ihre Lebensweisheiten waren immer unumwerflich. Zum Beispiel: „Steht der Bauer Abends neben dem Bett, dann schlaft er net.“ Oder so ähnlich.

Ich muß mein Leben radikal ändern. Tagsüber für das körperliche Wohlbefinden mehr Obst, Abends dafür mehr Alkohol – für mein Seelenheil.

Ja und so esse ich hier im Rattenloch:
1 Apfel
1 Pfirsich, Marille oder Nektarine (ich merke mir das nie!)