Törnbericht Kykladen 2009 – Teil I

Ja, toller Segeltörn. Es gab einige Überraschungen. Angenehme, aber auch sehr unangenehme. Und es gab Premieren.

1. Tag – Anreise und Bootsübernahme:
Per Flugzeug nach Athen. Zum ersten Mal bin ich mit einem Verkehrsflugzeug geflogen, das völlig ohne Beschriftung war. Kein Logo einer Fluglinie, keine Firmenfarben, nichts. Einfach nur weiß. SkyEurope. Doch der Flug war pünktlich und ohne Absturz.

Irgendwie hoffte ich in Griechenland die alten Verhältnisse vorzufinden und zündete mir gleich nach der Landung in der Gepäcksschleifenhalle eine Zigarette an. Nach nicht allzu langer Zeit kam so eine Art Polizistin angerannt und fuchtelte ganz aufgeregt mit ihren Händen vor mir herum. Ich tat so, als würde ich nichts verstehen und bot ihr eine Zigarette an, damit sie sich beruhigen konnte. Das brachte die Polizistin noch mehr in Rage. Sie nahm mir die Zigarette ab, redete auf mich etwas böse ein und verschwand dann.
Wir waren zu viert. Drei Typen aus meiner Gegend und ich selbst als Skipper. Meine Nachbarin (ja, genau die) wollte in drei Tagen auf Mykonos zu uns stoßen. Ich habe ihr davon abgeraten, aber ich ließ mich überreden. Und du wirst noch sehen, warum ich das mein Leben lang bereuen werde.
Wir vier fuhren mit einem Taxi zur Marina Alimou in Kalamaki. Der Taxifahrer war ein armer Hund. Er sah wie ein abgelecktes Arschgesicht aus und war sehr besorgt um sein Auto, das nicht minder abgeleckt aussah. Ganz vorsichtig öffnete er die Türen, versuchte das Auto möglichst wenig zu berühren, er lud das Gepäck wie Bomben, die bei der kleinsten Erschütterung explodieren könnten, ins Auto, versuchte dabei scheinbar, dem Auto möglichst viel Gewicht abzunehmen. Richtig ärgerlich wurde er, als einer meiner Freunde seinen großen Seesack mit Gewalt in den Kofferraum drücken wollte und sich mit seinem vollen Gewicht auf das Gepäck lehnte. Mit einem Schrei und heftigen Kopfschütteln stieß er meinen Freund vom Auto weg. Sowas gefällt uns natürlich nicht. Daher habe ich während der Fahrt seinen Stadtplan bei offenem Fenster auseinander genommen, dabei „unabsichtlich“ eine Ecke eingerissen und dann auch noch falsch zusammengelegt, ich habe den Seitenspiegel auf meiner Seite so verdreht, daß ich meine Nasenhaare sehen konnte, habe Fingerabdrücke an Fenstern und Spiegel hinterlassen und dann streute ich ihm noch einige Nasenmänner auf die Fußmatte. Die hintere Reihe hat inzwischen etwas Radau veranstaltet. Tja, der Taxler kam ordentlich ins Schwitzen.
In der Marina angekommen, gab es endlich die erste positive Überraschung in Griechenland. Wir bekamen ein völlig neues Boot! Noch niemand hatte es gechartert, es war seine erste Charterfahrt! Eine nigelnagelneue Oceanis 40! Das Schifflein roch innen noch ganz neu. Und was für nette Details! Großflächige Luken im Salon, eine abpumpbare Kühlbox, ein Gasherd mit Piezozündung, zwei Naßzellen mit Duschen usw. Wow. Die Crew und ich waren von den Socken. Wir übernahmen das Boot, es hieß „Artemis“, und gingen sogleich einkaufen.
Während die Crew sich sorgfältig um Planung und Kauf der Vorräte kümmerte, war meine größte Sorge der Alkohol. Auf See muß gesoffen werden. Das hält Stimmung und Crew aufrecht, stärkt den Zusammenhalt und sorgt für genügend Flüssigkeitszufuhr in der salzigen Umgebung. Der griechische Supermarkt war nicht groß und Einkaufswagen bekam man nur auf Anfrage. Wir nahmen zwei, um alles zur Marina transportieren zu können. Einen Wagen stopfte ich mit Wein und anderen Spirituosen voll und stellte mich zur Kassa. Ein Grieche, der das sah, schmunzelte und fragte: „Are you going to war?“. Jetzt im Nachhinein bin ich mir sicher. Ja, ich zog tatsächlich in den Krieg.

>> weiter zu Teil II

Ich aas heute:
1 Bier
1 Apfel
1 Brot
1 Topfen
1 Maigouda

mytoern.net

Segeltörn mit Schlepptop und das Zwitscherdings als Logbuch

Heute ist es soweit. Der letzte Arbeitstag vor dem Segelurlaub. Ich befinde mich in einem tranceartigen Zustand, denn ich schlief eigentlich nichts diese Nacht. Zuviele Kugelschreiber mußte ich noch bauen, um zeitgerecht liefern zu können.
Doch nun, du nichtsnutziger Leser nichtsnutziger Blogs, werde ich mich auf den Segeltörn vorbereiten. Das Schiff ist gechartet, die Flüge gebucht, die Route steht fest. Nur noch das Gepäck muß gesammelt werden (Moccakocher nicht vergessen)… oh shit… wo ist der Reisepaß… okay, ich machs jetzt kurz… ich werde nicht völlig aus der Welt sein. Denn weißt du was? Mit der Hilfe des glorreichen technischen Schöpfers, der mir erklärt hat, was es mit diesem Zwitscherdings auf sich hat, und der dafür gesorgt hat, daß der ganze Scheiß aus diesem Misthaufenblog auch am Zwitschderdings zu sehen ist, kann ich nun auch per SMS in das Zwitscherdings schreiben. Ich weiß nicht wie, aber es funktioniert. Und ich habe vor, dieses Zwitscherdings als kleine Ergänzung zum Logbuch zu nutzen.
Außerdem nimmt eines meiner Crewmitglieder einen Schlepptop mit Internetverbindung mit. Wenn ich den Herren erst genug eingeschüchtert habe und der neue Besitzer des Schlepptops bin, werde ich vielleicht auch die Gelegenheit finden, hier etwas zu schreiben.

Ahoi im Zwitscherlogbuch.

Ich aas:
1 Gurkerl
1 Liptauer
1 Apferl
1 Käse
1 beschte Sorten

Das Ende allen Seins

Übermorgen, mein verachtenswerter Leser, findet mein Dasein ein Ende. Dann werde ich nicht mehr da sein, sondern für zehn Tage dort. Auf den Kykladen segeln. Und du weißt, ich habe das verdient.

Die letzten Tage und Nächte vor einem Segeltörn verbringe ich vor der Werkbank und drehe Kugelschreiber zusammen – jeder Urlaub beinhaltet automatisch eine prä- und postferiale Woche des Leidens.

Und weil ich dermaßen verkatert bin, daß ich keinen geraden Satz denken kann, wars das auch schon für heute.

Ich aas:
1 Liptauer scharf
1 Essigkurkerl sauer
1 Flasche Tabasco scharf
1 Kornstange viel

Das Foto wird geliefert, sobald sich die Verstopfung in der Handyleitung gelöst hat.

Nachtrag 2 Stunden später: Ähä, hier ist das dumme Foto:

Atlantisches Hopsassa!

Kuckuck! Hihihi!

Die letzte Nacht war eine Qual – böse Träume! Daher habe ich beschlossen, mit Admiral Kuckkuck reinen Tisch zu machen. Ich werde mit ihm ja im Sommer einen Segeltörn machen und wie ich gestern geschrieben habe, neige ich dazu, die Crew zu bescheissen. Ich wollte gerade den Admiral anrufen, als plötzlich das Telefon läutete.
„Matla hier.“
„Ja, hier ist der Admiral, lieber Matla!“
„Welcher Admiral?“
„Admiral Kuckkuck!“
„Ah, ich wollte dich auch grade anrufen.“
„Ja, ich weiß. Was wünschen Sie? Wie kann ich Ihnen helfen, lieber Matla?“
„Wenn wir den Segeltörn machen, wirst du alles bezahlen. Ich bin völlig mittellos.“
„Ach, lieber Matla! Machen Sie sich deswegen doch keine Sorgen! Glauben Sie, ich hätte Geld? Auch nur Stück Gold? Nein, mein lieber Matla, wir brauchen kein Geld.“
„Aber Admiral.“, sagte ich in einem mitleidigen Ton, „Was ist mit der Bootsmiete, was ist mit der Kaution… das habe ich schon paarmal probiert. Zumindest eine Anzahlung müssen wir machen…“
„Matla, ich habe selbst ein Schiff! Wir brauchen keines zu chartern!“
„Du hast ein Schiff? Wo? Welches?“
„Es ist die Santa Hopsassa!“
„Santa Hopsassa? Witzig. Und wo liegt es?“
„In Atlantis, mein lieber Matla.“
„Atlantis? Welches Atlantis?“
„Sagen Sie bloß, sie kennen Atlantis nicht! Den verschwundenen Kontinent! Atlantis, das…“
„Okay, stop! Hör mal zu, Alter…. ich bin mir nicht sicher…. reden wir ein andermal weiter. Ich weiß nicht… ich habe Kopfschmerzen. Bis dann.“
Ich legte auf.

Das Mittagessen habe ich dem Admiral gewidmet. Ich habe versucht, ihn mit dem Zeug zu portraitieren. Vor allem die Nase ist sehr gelungen.

Ich aas:
1 Nase (nein, es ist kein Schwanz)
2 Augenklappen (nein, das sind nicht die Eier)
4 Stück Honiggurken (nein, das ist keine Vagina)
1 Stück Brot

Gratis Segeltörn für Skipper

Wie kommt man zu einem Gratissegeltörn? Diese Frage stellt sich manch einer, der gerne segelt. Ich stelle dir nun meinen Weg vor – funkioniert aber nur, wenn du selbst der Skipper bist. Denn auf hoher See ist dir die Crew auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Erstens kennst nur du dich aus und zweitens hast du sogar durch das Gesetz gebene Exekutivgewalt an Bord deines Schiffes. Paß auf:

  1. Sorge dafür, daß du keinen Schilling für die Bootsmiete und Flüge ausgibst. Zum Beispiel indem du die Crew bittest, dir das Geld vorzuschießen oder indem du bereits vorab für die Bordkasse, welche während des Segeltörns die allgemeinen Ausgaben begleicht, soviel Geld einsammelst, um damit auch deinen Bootsanteil begleichen zu können.
  2. Man fahre am dritten oder vierten Tag des Törns mit seiner Crew – den seekranken Fischbekotzern trotzend – aufs offene Meer. Die Crew sollte bereits sehr kleinlaut sein, denn du mimst schon seit dem Beginn des Segeltörns den unzurechnungsfähigen Alkoholiker. Rasch erzürnt, herrisch, aber stets kompetent jede Situation im Griff habend.
  3. Ist alles Land außer Sicht und die Crew sucht mit besorgten Augen den Horizont nach Rettung ab, beginne mit deiner Vorstellung. Offenbare deiner Crew nun, das bittere Ende sei gekommen,  dieses Boot werde auf gar keinen Fall jemals wieder einen Hafen anlaufen können, denn du seist pleite. Du hättest alles verloren, die geliehene Bootsmiete könntest du niemals wieder zurückzahlen, es bliebe nur noch ein Ausweg und das bedeute den Freitod, mit Boot, Crew und Ratte im Ozean zu versinken oder für immer ohne Ende zu segeln.

Normalerweise brauchst du dann für den restlichen Segeltörn kein Geld mehr. Zurück an Land zerbrechen meist lange Freundschaften und Beziehungen, aber, mein Gott!, seien wir uns doch ehrlich: was solls? Du hattest deinen Spaß, deinen Segeltörn, und das ohne Ausgaben!

Ich aas daham:
1 Brot mit Topfen – viva la Topfen!
1 Käse
1 Glas Pfefferoni
1 Flasche Lacrima Cristi

Das Aas segelt mit Problemen im Raum-Zeit-Kontinuum

Na, da wär’n ma mal wieder im Rattenloch, s’ist schon ein Monat her, denk‘ ich.
Es tat richtig gut, den Admiral wiederzusehen. Außerdem haben wir eine gemeinsame Leidenschaft festgestellt. Die Seefahrt! Okay, ich hätte es mir eigentlich schon fast früher denken müssen, daß der Admiral mit seinen beiden Augenklappen, den Haken an seinen Händen, den beiden Holzbeinen und dem Problem mit dem Raumzeitkontinuum auf seinem Kopf ein alter Seebär sein muß, aber du weißt ja, daß ich nicht immer alles gleich schnalle. Außerdem, auch das weißt du, habe ich sehr viel mit Androiden zu tun und die haben häufig anstatt ihrer Gliedmaßen diverse Geräte angeschlossen, die für ihre Aufgabe geeigneter sind (z.B. Motorsägen statt Hand, Saugrüssel statt Penis, Laserkanonen statt Augen, Massagestab statt Zunge).
Und so haben wir beschlossen, in diesem Jahr gleich zwei Segeltörns gemeinsam zu machen.

Ich, Hülle mit Inhalt, aas im Rattenloch:
1 Hülle mit Inhalt
1 Hülle mit Inhalt

Lacrima Cristi

Das mit der Realität ist so eine Sache. Jetzt wo ich Tag und Nacht nur noch Kugelschreiber zusammendrehe, verschwindet die Welt hinter meiner Werkbank im Dunkeln. Obwohl eigentlich voll in der harten Wirklichkeit des Alltags gefangen, erscheinen mir die Dinge immer mehr wie eine Fata Morgana. Ist Admiral Kuckkuck echt? Ist er wirklich da, wo ich bin? Oder sind eher die alten Prophezeiungen nun erfüllt? Der charismatische Weltherrscher aus der neuen Welt, der Antichrist in spe?
Mir ist es egal, denn meine Realität spielt sich heute innerhalb meiner vier Wände ab. Mit zwei Flaschen Lacrima Cristi, die ich trinke, um vor dem Antichristen gefeit zu sein. Das Gesöff wirkt tatsächlich wie Knoblauch gegen Vampire oder Frauen.
Doch mehr erinnert dieser Likörwein mich an meinem Segeltörn im letzten Jahr, denn Lacrima Cristi stammt aus Sizilien, wohin es mich schon zieht.
Und wieder passiert es! Die erste Flasche kaum geleert, schwinden mir die Sinne…. Taormina….. die Göttin, die ich liebte, mit Augen so grün wie die Essiggurke…. Realität oder Traum?

Ich aas:
1 Topfen – der reinigt wie Weihwasser die Seele
1 Geheimratskäse – geheime Räte produzieren nur Käse
1 kleines dünnes Brot
2 Flaschen Lacrima Cristi – eine bereits leer

Vom Sterben

Das Sterben kannst du dir so vorstellen:

Es ist heiß. Du bist völlig am Ende, weil du schon stundenlang in der Hitze herumrennst, die Kleidung klebt am Körper, die Zunge am Gaumen. Der Schweiß rinnt dir komischerweise in die Nase, du hast das unbestimmte Gefühl, jederzeit zu kollabieren. Du kannst den Blick kaum mehr nach vorn richten, weil die Sonne in den Augen schmerzt und irgendwas juckt die ganze Zeit in der rechten Kniekehle und am linken Ellenbogen. Mann, du bist am Abklappen! Doch halt! Was ist denn dort vorn in diesem schattigen kühlen Gärtchen? Etwa ein kleiners Teicherl? Ja! Die Rettung! Du beginnst dich immer schneller auf das Naß zuzubewegen, reißt dir dabei das Gewand wie alte Tapete vom Leib, und dann…. UND DANN: mit letzter Kraft stolperst du über deine eigenen Schuhe, die du erst halb ausgezogen hast, fällst wie ein Stein in den Teich und versuchst noch schnell etwas Eleganz in den Fall zu bringen, indem du einen Köpfler vortäuscht. PLATSCH! Jetzt hast es geschafft! Du spürst, wie das kühle Wasser dir Ruhe und Erholung bringt, Kummer und Harm sind weggewaschen, du vergißt das, was hinter dir liegt, denkst dir noch „Was war das doch für ein Scheißtag.“, und tauchst davon. In Glückseligkeit.

So ist das Sterben. Und das jetzt kombiniert mit einer Seebestattung schlägt alle Fliegen auf einen Streich. Koala sagte gestern in den Kommentaren ganz richtig, daß die Seebestattung eigentlich erst nach dem Tod stattfinden sollte, aber warum nicht mit einem allerletzten Segeltörn kombinieren? Mit dem Schiff weit raus aufs Meer segeln und dort mit ihm untergehen. Erspart allen Beteiligten Zeit, Geld und andere Ärgernisse! Ersaufen ist außerdem sehr schön und leidlos.
Und im Wasser verfaulen ist auch nicht schlechter als anderswo.

Dessen eingedenk aas ich:
1 Bier – es ist die letzte Dose dieses…. dieses Unbieres!
1 Stück Käse – das muß bis morgen reichen

Die Hure auf Samos

Du hast dich vielleicht gewundert, warum ich dir gestern nichts geschrieben habe. Ja? Hast du dich gewundert? Na und! Ist mir scheißegal. Aber ich gutmütiger Kerl ich erzähls dir trotzdem.
Gestern am Morgen schon habe ich begonnen, mir zu überlegen, wie ich diese Podcasts mache. Und da habe ich mir gedacht: „MOMENT! Schon in meiner Kindheit und Jugend gabs sowas!“ Und so habe ich die alten Sachen ausgekramt und begonnen, sie mit meinem alten Telefunkenplattenspieler durchzuhören.

Dabei verfiel ich in eine Art postadoleszente Depression und mußte mir die Welt etwas „versüßen“. Mit Samos – Samos gehört seit dem diesjährigen Segeltörn in Griechenland zu meinen Grundnahrungsmitteln.
Zu Mittags jedenfalls befand ich mich bereits im Land der schönen Träume und habe das am Nachmittag wiederholt.

Heute habe ich wieder alles im Griff und überlege mir die weitere Vorgehensweise….. vielleicht eine Art Hörspiel mit Maja, der Hure aus Steyr.

Wir werden sehen:
1 Brot
1 Käse
1 Topfen

Venedig und der Schuß meines Lebens

Ich bin wieder da. Arbeite wieder, drehe Kugelschreiber zusammen, muß überleben.

Die beiden Vögel Jorge und Ramon sind mir schon nach einem Tag auf den Wecker gegangen. Sie sind sowas von unflexibel. In deren Schädel geht NICHTS! Beim einen Ohr rein, beim anderen wieder raus! Jedes Wort war fürn Arsch! Haben die Viehcher überhaupt Ohren, diese Wichser?
Ich hab den Schlüssel jedenfalls einfach einem anderen Nachbarn gegeben, der sich um die Kanarienvögel kümmern sollte, und bin weggefahren.

Nach Venedig bin ich. Ich war erst einmal einen halben Tag dort, als wir auf einem Segeltörn Proviant benötigten. Diesesmal nahm ich mir vier Tage Zeit.
Ein Bekannter konnte mir trotz meiner mehr als spontanen Eingebung ein kleines Zimmer in der Wohnung einer alten zahnlosen Verrückten in Castello besorgen. Castello ist eine abgefuckte Wohngegend im östlichen Venedig.
Venedig. Ich weiß nicht, warum man um diese Stadt immer so ein Theater macht. Venedig ist wie ein verstopftes Scheißhaus auf Sizilien. Niemand macht sich die Mühe die Verstopfung zu beseitigen und alle pinkeln trotzdem rein bis du bis zu den Knöcheln rauf in der Pisse stehst.
Ich meine, versteh mich nicht falsch. Mir gefällt Venedig. Für Typen wie mich ist das ein idealer Ort. In dieser Stadt spiegelt sich genau meine Meinung über die Menschheit wieder. Alles geht den Bach runter. Man versucht noch schnell mit irgendwelchen Tricks über die Runden zu kommen, aber jeder weiß, daß es zu Ende geht.

Ich hatte auch einen Fotoapparat mit… immer auf der Jagd nach einem aufregenden Motiv. Und eines hatte ich gefunden. Und was für eines! Mit diesem Foto hätte ich alle Preise gewonnen! Leider ist über mein Motiv eine Gruppe japanischer Lemminge gelatscht. Mitten am Markusplatz nämlich hatte ich eine Taube entdeckt. Irgendwas muß sie zur Explosion gebracht haben, denn die Taube war erstens tot und zweitens waren von ihr nur mehr die durch die blanke Hüfte und deren Gelenke verbundenen Flügel da. Ich wollte mich schon auf den Boden werfen, um zwischen den Flügeln hindurch hinter den Hüftknochen die Markuskirche mit dem Fotoapparat ins Visier zu nehmen, doch die Japsen haben alles zerstört… meine Karriere als Fotograf mit ihren Füßen zertrampelt. Wurscht!

Ich war noch nicht einkaufen und muß Reste essen:
1 Glas Fisch in roter Sauce – sogenannte Teufelsroller
3 Tafeln Schokolade aus der Schweiz – der letzte Rest… Frigor Cailler, Blanquita und noch was blaues.