Rock-Credo – letzer Teil (VI)

Nur zur wichtigsten Lektion im Rock. Hast du bist jetzt alles brav mitgemacht? Das Credo gelernt, die Gebote beachtet und den ganzen Tamtam? Ja? Dann kann ich dir nun zum Abschluss folgendes sagen:

Haben sie dir ins Hirn geschissen?

Rock-Credo? Lächerlich! Wie unfassbar lächerlich! Keine wahre Rockseele lässt sich irgendein Credo aufzwingen! Ein Rocker tut und denkt, was er will! Er glaubt, was er will!

Rock-Religion? Rocker scheißen auf Religion! Religion bringt nur Langeweile und/oder Krieg! Religion bedeutet Terror! Abschaffen! Alle Religionen abschaffen! Jetzt! Sofort!

Rock-Gebote? Im Ernst? Was soll das! Sind wir hier im Kindergarten? Oder im Schwimmbad? Ein Rocker schafft sich seine eigenen Regeln und hält sich nur an die, die ihm angemessen erscheinen.

Jeder für sich und Led Zeppelin für uns alle!

Ich aas:
1 Leberstreichwurstbrot
1 Kronprinz Rudolf Apfel

Led Zeppelin Sammlung

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil X – Die Ochsentour

>> zum Anfang dieses Törnberichts

Völlig erschöpft kamen die Ausflügler von Delos aufs Boot zurück. Verschwitzt, ausgetrocknet, hungrig. Jesus, der von allen noch am hoffnungsvollsten dreinblickte, wurde von mir dazu auserkoren, für uns alle das Mittagessen zu bereiten. Er sei schließlich Koch. Während sich alle auf das Trinkwasser stürzten und noch schnell eine Runde im Meer schwammen, machte Jesus ein paar kräftige Züge aus der Weinflasche und begann zu kochen. Ein paar Minuten später holten wir den Anker ein und fuhren weiter Richtung Naxos.
Ich meine, ich habe nie herausgefunden, ob Jesus wirklich Koch war, aber er stellte sich ziemlich geschickt an. Er holte sich die Pütz – das ist der Kübel, mit dem man Wasser aus dem Meer holt, um damit das Boot zu putzen oder der verwendet wird, wenn einer den ganzen Tag kotzt – und begann, alle Zutaten in den Eimer zu geben. Er schnitt Gemüse hinein und kleine Fleischbrocken, gab irgendwelche Flüssigkeiten dazu, Gewürze – was weiß ich, was alles – und rührte kräftigst um. Der letzte seekranke Mageninhalt, den ich in der Pütz gesehen hatte, sah genauso aus. Fürs Kochen der Nudeln jedenfalls konnte sogar ich – ja, du liest richtig – sogar ich unserem Koch Jesus einen Tipp geben: auf Segeltörns kocht man Reis und Nudeln mit Seewasser. Man spart sich das lästige Salzen und Nachsalzen und – es ist einfach cool.
Kaum waren wir aus der Durchfahrt Delos-Rinia raus, kam etwas Wind auf, nicht viel. Wir setzten Segel – es war dabei etwas schwierig, die Nachbarin davon zu überzeugen, daß es sinnvoll ist, Segel zu setzen, wenn man mit einem Segelschiff unterwegs ist.
Die Umstände waren nun ideal, um meinen Verpflichtungen als Skipper nachzugehen: das Üben von MOB-Manövern (Mann-über-Bord). Bei diesen Übungen springt natürlich niemand wirklich ins Meer – obwohl ich gut Lust gehabt hätte, die Nachbarin ins Meer zu schmeißen -, nein, man wirft einen schwimmfähigen Gegenstand und versucht danach, diesen zu retten – so als ginge es um Tod oder Leben. Nur durch permanentes Wiederholen dieser Situation besteht die Chance, im Ernstfall richtig zu reagieren. Ich holte für diese Übung heimlich eine halbleere 3-Liter-Weinflasche aus Plastik und schoß sie völlig überraschend mit einem schrillen „Retsina über Bord!“ ins Wasser. Die Reaktionen der Crew waren unterschiedlich. Während die alten Hasen, die das schon kannten, aufsprangen, um meine Befehle zu hören, kam Jesus, der am Kochen war, wie ein Tornado aus dem Schiffsinneren herausgeschossen und wollte der Flasche ins Ungewisse nachspringen. Meine Nachbarin fragte mich nur, ob ich nun von allen guten Geistern verlassen worden sei und zeigte mir den Vogel. Und Mutter sah mich mitleidsvoll an. So als ob sie sich fragen würde, ob sie während ihrer Schwangerschaft nicht doch zuviel Alkohol getrunken hatte. Nichtsdestowenigerzumtrotz fuhr ich mit dem Manöver fort und teilte den Leuten ihre Aufgabe zu – ich wollte diese Flasche zurück. Letztendlich habe ich den Großteil der Rettungsarbeit selbst geleistet. Die anderen waren damit beschäftigt, Jesus festzuhalten und der Nachbarin Länge mal Breite zu erklären, warum wir so ein Tamtam wegen einer blöden Plastikflasche machten, um sie zu retten. Nach vier Versuchen hatte ich die Scheißflasche aus dem Wasser geholt. Ich war völlig am Ende. Vor allem mit meinen Nerven.

Ich, der ich ein Herz wie ein Ochse habe, aas heute:
1 kaputte Marille
2 Ochsenherzparadeiser
1 Apfel

mytoern.net