Taxlerkitzler

>> Teil I

Ich verstand den chinesischen Taxler nur schlecht. Er konnte das R nicht aussprechen. Ich dachte immer, dass sie das Problem nur mit dem Hals-R hätten, aber das spanische Zungen-R geht scheinbar auch nicht besser. Übrigens beherrsche ich beide Varianten. Das Zungen-R verwende ich vor allem immer dann, wenn ich eine Klitoris zwischen den Zähnen habe. Genau das erzählte ich dem chinesischen Taxler und klopfte ihm munter auf die Schulter. Er fand das gar nicht witzig.
Seine Karre war am Auseinanderbrechen. Für den Zustand der Strassen fuhr er außerdem viel zu schnell. Strassen wie Schweizer Käse, wohin man auch sah, ein Loch nach dem anderen.
„Wie heißt du, Chinese?“, fragte ich ihn. Vielleicht würde das seine Aufmerksamkeit auf mich lenken und ihn das Tempo etwas reduzieren lassen. Es war ein Fehler. Während ich mit dem Kopf gegen das Autodach knallte, da er ein Riesenloch übersehen hatte, sagte er: „Gelonimo.“
„Alter! Was? Wie? Gelonimo?“ Ich rieb mir den Schädel.
„Nein, Gelonimo!“
Nun fuhr er fast in den zugemüllten Straßengraben, weil er dem nächsten Schlagloch ausweiche wollte, aber ein LKW entgegenkam.
„Hör mal, Gelomino!“ – ich verfiel vor Aufregung wieder ins Mafiaspanisch – „Leck mich doch am Arsch, du Sohn einer Hure auf vier Pfoten! Fahr jetzt gefälligst wie ein normaler Mensch, sonst schneid‘ ich dir mit einer Gartenschere jede Zehe einzeln ab, du nichtsnutziger Taxler!“ Das hätte ich nicht sagen sollen. Der Chinese machte eine Vollbremsung, wir standen mit dem Wagen mitten auf der Strasse – war wohl ohnehin gut so, denn direkt vor uns klaffte ein Schlagloch im Asphalt, das uns wahrscheinlich umgebracht hätte.
„RRRRRRRRRRrrrrrrrrrrrrrrrrr“, sagte Gelonimo… ich wußte nicht recht, was ich davon halten sollte. War es Nervosität… oder Ärger?
„Wenn du jetzt eine Klitoris zwischen den Zähnen hättest, Alter!“

>> nächster Teil

Ich aas:
1 EKG – ganz klassisch

 

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil I

Ja, toller Segeltörn. Es gab einige Überraschungen. Angenehme, aber auch sehr unangenehme. Und es gab Premieren.

1. Tag – Anreise und Bootsübernahme:
Per Flugzeug nach Athen. Zum ersten Mal bin ich mit einem Verkehrsflugzeug geflogen, das völlig ohne Beschriftung war. Kein Logo einer Fluglinie, keine Firmenfarben, nichts. Einfach nur weiß. SkyEurope. Doch der Flug war pünktlich und ohne Absturz.

Irgendwie hoffte ich in Griechenland die alten Verhältnisse vorzufinden und zündete mir gleich nach der Landung in der Gepäcksschleifenhalle eine Zigarette an. Nach nicht allzu langer Zeit kam so eine Art Polizistin angerannt und fuchtelte ganz aufgeregt mit ihren Händen vor mir herum. Ich tat so, als würde ich nichts verstehen und bot ihr eine Zigarette an, damit sie sich beruhigen konnte. Das brachte die Polizistin noch mehr in Rage. Sie nahm mir die Zigarette ab, redete auf mich etwas böse ein und verschwand dann.
Wir waren zu viert. Drei Typen aus meiner Gegend und ich selbst als Skipper. Meine Nachbarin (ja, genau die) wollte in drei Tagen auf Mykonos zu uns stoßen. Ich habe ihr davon abgeraten, aber ich ließ mich überreden. Und du wirst noch sehen, warum ich das mein Leben lang bereuen werde.
Wir vier fuhren mit einem Taxi zur Marina Alimou in Kalamaki. Der Taxifahrer war ein armer Hund. Er sah wie ein abgelecktes Arschgesicht aus und war sehr besorgt um sein Auto, das nicht minder abgeleckt aussah. Ganz vorsichtig öffnete er die Türen, versuchte das Auto möglichst wenig zu berühren, er lud das Gepäck wie Bomben, die bei der kleinsten Erschütterung explodieren könnten, ins Auto, versuchte dabei scheinbar, dem Auto möglichst viel Gewicht abzunehmen. Richtig ärgerlich wurde er, als einer meiner Freunde seinen großen Seesack mit Gewalt in den Kofferraum drücken wollte und sich mit seinem vollen Gewicht auf das Gepäck lehnte. Mit einem Schrei und heftigen Kopfschütteln stieß er meinen Freund vom Auto weg. Sowas gefällt uns natürlich nicht. Daher habe ich während der Fahrt seinen Stadtplan bei offenem Fenster auseinander genommen, dabei „unabsichtlich“ eine Ecke eingerissen und dann auch noch falsch zusammengelegt, ich habe den Seitenspiegel auf meiner Seite so verdreht, daß ich meine Nasenhaare sehen konnte, habe Fingerabdrücke an Fenstern und Spiegel hinterlassen und dann streute ich ihm noch einige Nasenmänner auf die Fußmatte. Die hintere Reihe hat inzwischen etwas Radau veranstaltet. Tja, der Taxler kam ordentlich ins Schwitzen.
In der Marina angekommen, gab es endlich die erste positive Überraschung in Griechenland. Wir bekamen ein völlig neues Boot! Noch niemand hatte es gechartert, es war seine erste Charterfahrt! Eine nigelnagelneue Oceanis 40! Das Schifflein roch innen noch ganz neu. Und was für nette Details! Großflächige Luken im Salon, eine abpumpbare Kühlbox, ein Gasherd mit Piezozündung, zwei Naßzellen mit Duschen usw. Wow. Die Crew und ich waren von den Socken. Wir übernahmen das Boot, es hieß „Artemis“, und gingen sogleich einkaufen.
Während die Crew sich sorgfältig um Planung und Kauf der Vorräte kümmerte, war meine größte Sorge der Alkohol. Auf See muß gesoffen werden. Das hält Stimmung und Crew aufrecht, stärkt den Zusammenhalt und sorgt für genügend Flüssigkeitszufuhr in der salzigen Umgebung. Der griechische Supermarkt war nicht groß und Einkaufswagen bekam man nur auf Anfrage. Wir nahmen zwei, um alles zur Marina transportieren zu können. Einen Wagen stopfte ich mit Wein und anderen Spirituosen voll und stellte mich zur Kassa. Ein Grieche, der das sah, schmunzelte und fragte: „Are you going to war?“. Jetzt im Nachhinein bin ich mir sicher. Ja, ich zog tatsächlich in den Krieg.

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Ich aas heute:
1 Bier
1 Apfel
1 Brot
1 Topfen
1 Maigouda

mytoern.net

Sandler

Was ich gestern geschrieben habe, ist natürlich alles gelogen – wie könnte es anders sein? Kein einziges Wort in diesem Blog entspricht der Wahrheit. Wie oft ich das wohl noch sagen muß?

Dennoch würde ich gerne wissen, ob es „Marias Bar“ noch gibt. Das Lokal hieß nicht wirklich so – die wahren Namen will ich hier nicht nennen.

Während jener Zeit, in der ich Kellner und dann Taxifahrer war, lernte ich einige Insassen des Männerwohnheims kennen. Und auch andere „Sandler“.
Im Grunde ist der typische Sandler ein guter Mensch. Problematischer sind die etwas jüngeren. Die sind teilweise schwer zu handhaben, denn sie geben noch der ganzen Welt die Schuld an ihrem Zustand und das macht sie manchmal ziemlich aggressiv.
Von den alten Sandlern hat man nichts zu befürchten. Das sind die, die mit dem erwähnten krummen Rücken herumwandeln, Vollbart, kleine Schritte, leerer Blick, an Körperpflege oder Wäsche kein Interesse, namenlos. Die machen sich nichts mehr vor, die wissen, daß alles irgendwann zu Ende geht.
Aber nicht alle sind so. Im Männerwohnheim gab es auch Bewohner, die einfach das Beste aus ihrer Situation machten. Der Ferdl zum Beispiel, in Wien 20 durchaus bekannt, schwerer Alkoholiker, der stand jeden Morgen um Punkt fünf Uhr auf, ging duschen, zog sich saubere Kleidung an (meistens alte Sakkos aus den Siebzigern, Glockenhosen, riesige Kragen), setzte sich seine mit Hansaplast zusammengeklebte Brille auf die Nase und marschierte los. Zuerst besorgte er sich eine Zeitung, setzte sich dann ins Cafe, um diese zu studieren und um sein erstes Achterl zu trinken. Ihn konnte man auch als Taxifahrer getrost mitnehmen, denn er ließ sich nur eines rufen, wenn er auch genug Geld hatte.
Manchmal kamen Sandler in Marias Bar, die einfach nur auf der Durchreise zu sein schienen. Die tauchten wie aus dem Nichts aus, blieben ein paar Nächte und verschwanden dann wieder spurlos. Allerlei Typen lernte man da kennen. Zum Beispiel welche, die ihre Methode durchs Leben zu kommen, richtig in den Himmel priesen. Sie zeigten ihr Geld, das sie sich am Tage erbettelt hatten, luden andere ein, gaben übermäßig viel Trinkgeld und waren überhaupt sehr großzügig.
Es gab darunter natürlich auch Frauen. Eine kam eines Tages zu mir ins Lokal und wollte ein Bier, nennen wir sie Eva. Ich gab Eva ohne zu zögern ein Krügerl, denn ich freute mich immer über neue Gesichter. Leider hatte sie dann kein Geld, um das Bier zu bezahlen. Ich wurde etwas sauer, weil ich selbst nicht viel Geld hatte und ja alles genau abrechnen mußte – Ware, die nicht bezahlt wurde, mußte ich auf meine Kappe nehmen. Eva lief aber nicht weg oder ging einfach kommentarlos davon, sondern schnappte sich alle Aschenbecher aus dem Lokal und ging sie ins Scheißhaus waschen. Die Aschenbecher waren aus Ton und stanken danach wie die Hölle, aber gut. Sie sagte mir, sie würde gerne arbeiten und Geld verdienen (wie ich ja selbst eben gesehen habe), aber sie bekommt keinen Job!
Als Taxifahrer hat man es mit den Sandlern auch nicht leicht. Die meisten Taxler bleiben gar nicht mehr stehen, wenn ein Sandler winkt, oder jagen sie weg, wenn sie zum Standplatz kommen. Manche machen es auch so, daß der Sandler zuerst das Geld herzeigen muß, bevor er einsteigen darf. Da hat man allerdings immer das Risiko, daß sie ins Auto pissen oder daß die Rückbank dann längere Zeit stinkt. Und wenn sie einschlafen hast du überhaupt Pech gehabt. Denn die kriegst du nicht mehr so schnell aus dem Auto und dann pinkeln sie mit Sicherheit den Sitz voll.

Kurz: der Sandler ist ein Mensch, bei dem manche Dinge schief gelaufen sind, aber dennoch ist ihm mit Respekt zu begegnen (sollte man eigentlich gar nicht sagen müssen). Und was man so hört, mögen die Wiener ihre Sandler. Und ich auch.

Ich aas:
nichts, aber trank dafür umso mehr – der alten Zeiten wegen und weil Freitag is. Und es wird heute noch viel mehr werden. Alkohol schärft den Verstand und die Sinne.