Not to have

Die Nachbarin ist eine Anti-Hausfrau. Sie hasst es. Sie hasst es wirklich. Und trotzdem hat sie mich heute in der Anstalt angerufen und mich mit ihren süßen Worten eingelullt.
„Was hältst du davon, wenn du ich dir heute was zu essen mache? Hm, Matla?“
Mein Gehirn dachte: „Leg auf und lauf um dein Leben.“ Aber mein verweichlichtes Maul sagte:
„Ja, ok. Bin in einer Stunde bei dir.“
„Gut, dann ist das Essen schon fertig.“
Als ich in der Bude der Nachbarin eintraf, erwartete mich eine Dunstglocke aus giftigen Dämpfen und finstren Flüchen. Sogleich eilte ich zum Herd, um dem drohenden Supergau ein Ende zu bereiten. Ich hielt einen Schuh in der Hand, weiß auch nicht, wie ich mir das vorgestellt hatte.
„Greif hin und ich bring‘ dich um.“, zischte mich die Nachbarin an. „Wenn du willst, dass ich für dich koche, dann hock‘ dich hin und verhalte dich ruhig, verdammtnochmal, Matla!“
Ich blieb ruhig und verwünschte mich selbst.
Nach einigen Minuten warf sie mir das Futter vor, etwas rührselig sprach ich das Tischgebet.
„Herr, lass mich leben. Und gib uns die Nummer der Vergiftungszentrale, wenn es schnell gehen muss.“
Überraschenderweise schmeckte das Zeugs tatsächlich wie etwas, das ich schon einmal aas… ja, es kam mir bekannt vor. Ich nickte.
„Gewöhn dich bloß nicht daran, du Arsch“, sagte die Nachbarin, während sie mir beim Essen zusah und zufrieden rauchte.
„Nein, meine Liebe. Das ist das Letzte, was ich will.“, versicherte ich ihr. Dann fütterte die Nachbarin die Katze und murmelte dabei: „Du verwöhntes Arschloch von Katze du.“
Nach dem Essen hat sich mich und die Katze hinausgeworfen.

Ich aas:
1 Weckerl vom Anker

Das dreisprachige Tischgebet der Nasi

Während sich meine beiden Leser köstlichst über ihre eigenen Witze amüsieren, lebe ich weiter. Und  zwar seit gestern Nachmittag wieder in einer geheizten Wohnung. Dafür gab ich zwar das ganze hart verdiente Geld der letzten Kugelschreiberladung aus, doch besuchte mich dafür die Nachbarin, um mir zu der neuen Heizung zu gratulieren.
„Ich wollte dir das zwar schon zum Nikolo schenken, aber…. naja…. hier bitte. Warmes Essen und etwas Süßes.“, sagte sie zu mir und ich glaubte ein leichtes Erröten in ihrem Gesicht zu erkennen.
„Na gut, danke. Hast du das schon zum Nikolo gekocht oder ist das von heute?“, fragte ich sie, während ich das ungewöhnliche Mahl beschnupperte.
„Laß dich überraschen, Matla.“, antwortete sie mit einem kurzen Aufleuchten in ihren Augen, was mich vorsichtig werden ließ, denn ich war mir nicht sicher, ob es das Flackern des Hasses war oder die Flamme der Liebe. Wir setzten uns beide zu Tisch und ich hoffte inbrünstigst, es möge das Flackern des Hasses sein.
Bevor wir zu essen begannen, hielt ich kurz inne, um das dreisprachige Tischgebet zu sprechen:

Beten wir die freundliche Kunde. Der Tag der Abfahrt möge kommen, wenn die Tausendeinhundert den uns bekannten Raum frei verlassen. Das Pack soll darniederfallen in unserem Lager.

Danach sagte ich für mich selbst zu Gott: „Herr! Wenn da Nasi im Goreng sind, erschlag die Nachbarin mit einem Blitz.“

Ich aas:
1 Teller mit scheinbar Nudeln und Tomatensauce
1 Stück Schokolade in Gestalt eines alten Mannes

PS: das dreisprachige Tischgebet fand ich einst in Italien an der Wand eines Esszimmers: