Traditionsbäckerei unter Lemmingen

Ich muß zugeben, daß ich leicht betrunken bin. Es ist jedoch nicht so wie sonst. Es ist keine Weltschmerztrunkenheit, kein Antistressrausch wie so (zu) oft. Es ist….. einfach nur schön. Stell dir vor. Ich latschte heute aus meinem Haus raus und zwar in die Richtung, in die ich normalerweise nicht gehe. Die Richtung, in der die Menschen sind. Wo sie wie Lemminge auf und ab rennen. Doch heute war ich dort. Nicht lange, denn bald floh ich mich in eine kleine Seitengasse, um die aufkeimende Aggression und den neu entflammten Menschenhass wieder abflauen zu lassen. Und siehe! Ein kleines hübsches Konditorei-Bäckerei-Cafe, die meinem Streben bisher verborgen blieb! Ich ging unauffällig zum Schaufenster hin und, indem ich mit beiden Händen das Licht abschirmte, kontrollierte ich, ob denn Menschen darinnen anwesend seien. Alles leer! Flugs hineispaziert hieß es! Und was ich sah, erfreute das Gemüt. Die Einrichtung alt aber gepflegt, düstere Erinnerungsfotos, die die Geschichte dieses Geschäftes erzählten und eine fette, kugelförmige Bedienung, mit roten Wangen und roten Haaren und unglaublich abstehenden Riesentitten. Gekonnt stellte ich Fragen und riskierte einen geheimen Blick nach hinten. Diese Bäckerei stellt ihre Sachen eigenständig und auf traditionelle Weise her! Ich kaufte Brot.

Sieht es nicht lecker aus? Ja!

So mußte ich es tun. Brot, Emmenthaler und Rotwein! Ein Gericht für Götter!

Und das also aas ich eben:
1 Brot – lecker lecker
1 Emmenthaler
1 Rotwein

Das Dingsda aus Griechenland und eine Feier unter dem Traktor

Das war ein Wochenende nach meinem Geschmack. Ich war zwar mit der Nachbarin unterwegs – was mir normalerweise die Stimmung wie angepisster Schnee zerlaufen läßt – aber es war….. gut. Wenns ums Saufen geht, hält sie nämlich ordentlich viel aus und wenn ich mal besoffen bin, halt ich auch viel aus – von ihr.
Weil ich ihr dieses Dingsda aus Griechenland mitgebracht hatte, wollte sie mich übers Wochenende in die kleine Pension ihrer Cousine einladen.
„Nein, ich will nicht ins Ausland…. hör mal, das Dingsda aus Griechenland… es war doch nur…“
„Matla, es gibt keine Widerrede! Ich lade dich ein… du kommst mit…. ich war richtig überrascht, daß du an mich gedacht…..“
„Ja, aber ich will nicht ins Ausland!“
„Was redest du ständig von Ausland, Ausland, Ausland? Wir müssen nicht ins Ausland. Wie kommst du darauf?“
„Naja, das ist die Pension deiner Schwester und…“
„Cousine, nicht Schwester. Cousine.“
„Ja, wie auch immer und ich dachte, weil du ja aus Transsilvanien kommst, daß wir…“
„Transsilvanien? Was soll das? Bin ich ein Vampir oder sowas?“
„Naja…. äh… du bist so blaß und alt und äh…. aber Knoblauch magst du nicht besonders oder?“
„Matla, halts Maul und verdirb nicht wieder alles. Wir bleiben in Österreich und du kommst mit.“

Gesagt, getan. Am Samstag fuhren wir los. Ich habe nie verstanden, wohin wir wirklich fuhren. Es muß im Süden gewesen sein, denn ich habe während der halben Autofahrt durch die verrauchte Windschutzscheibe nichts außer einer langweilig milchigen Landschaft gesehen.
Beim Fahren haben wir uns abgewechselt. Denn Autofahren hasse ich – genauso wie ich es hasse, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren… überhaupt hasse ich Bewegung jeglicher Art… außer auf dem Wasser. Na jedenfalls kamen wir am frühen Nachmittag in diesem Dorf an. Ich weiß nicht, wozu dort überhaupt Leute wohnen, aber es schien ihnen gut zu gehen. Sie bereiteten gerade irgendein Fest vor, das am Abend stattfinden sollte.
Mann… die Schreiberei, also ich will mich kurz fassen. Wir haben bald zu saufen begonnen, die Schwester oder Cousine der Nachbarin ist Antialkoholikerin oder so – ein schwerer Fehler – das Fest aber war lustig, vor allem die Blasmusik… als es dunkel wurde, hat mir der fette Tubaspieler das Tubaspielen beigebracht. Ziemlich schwer – ich glaub, mein Gefurze dabei war lauter als alle Töne, die ich dem Ding entlocken konnte. Der fette Tubaspieler hat sich halb tot gelacht.
Schön finde ich aber, daß die Nachbarin und ich uns mal so richtig ausgesprochen haben – wir haben uns alles gesagt, was es zu sagen gibt, alles ist geklärt, jetzt kennen wir uns besser und überhaupt das Dingsda aus Griechenland…. das ist jedenfalls die Version der Nachbarin, ich selbst erinnere mich nicht an so ein Gespräch.
Ich habe aber nicht alles vergessen. Ich erinnere mich daran, wie mir plötzlich kalt wurde. Wir saßen im Freien unter einem Traktor oder so und ich hatte ja nur eine kurze Hose und billige Flipflops an. Ich weiß noch, wie ich aufgesprungen, gegen irgendwas mit dem Schädel gedonnert bin und zu laufen begann.
„Maaatlaaaa! Wohin rennst du verdammt??“, schrie die Nachbarin.
„In die Scheißpension! Mir ist scheißkalt!“
„Du rennst in die falsche Richtung!“
„Shit!“
Ich machte eine Wende und lief zur Nachbarin zurück, die sich gerade auf den Boden fallen ließ. Lachanfall.
„Was ist? Was soll das? Was lachst du so?“
„Deine Beine! Haha! Die Haare stehen so weg! Haha! Deine Beine sehen wie zwei Clobesen aus! HAHA!“
„Hehe. Sehr lustig. Ich hau hier ab.“
Ich lief wie ein Irrer durch das Dorf, die lachende Nachbarin hinter mir her, ständig Steine in den verdammten Flipflops, sprang herum, um die Steine loszuwerden.
Endlich kamen wir zur Pension, doch die war abgeschlossen, alles dunkel und wir hatten keine Schlüssel.
„Scheiße! Ist mir kalt! Wo ist deine dämliche Schwester?“
„Nichte! Nichte! Es ist nicht meine Schwester!!! NICHTE!“
Ich lief fluchend um die Pension herum, vielleicht gabs ja einen Hintereingang. Ich fand einen, doch der war auch abgeschlossen. Die Nachbarin kotzte gerade die Rosen voll und ich wollte eben mit einem kleinen Hocker ein Fenster einschlagen, als ohne Vorwarnung der Dorfpolizist auftauchte.
„Ich hab schon angerufen, meine Herrschaften. Das Fräulin wird gleich runterkommen und euch aufmachen.“
Ich erschrak so sehr, daß ich den Hocker nach ihm geworfen habe. Gottlob ging mein Wurf ob meiner enormen Trunkenheit so sehr daneben, daß der Polizist ihn nicht als Angriff gegen seine Amtsperson wertete. Er wanderte nach einem dezenten Kopfnicken wieder weiter. Ich wollte ihm noch ein paar freundliche Worte mit auf den Weg schicken, als hinter mir die Tür aufsprang. Die Nichte oder Cousine oder Schwester meiner Nachbarin im Pyjama. Sie begann uns anzuschreien. Ohnehin zu betrunken, um etwas sinnvolles zu sagen, machte ich ein paar unschuldsbeteuernde Unschuldslammgesten und schnitt dumme Grimassen. Die Nachbarin, ihrerseits betrunken, beschimpfte sie in grobsten Tönen. Worte wie Schlampe, Hure, Fotze sind nur einige der Dinge, die mir an dieser Stelle spontan einfallen.
Die Pensionsbesitzerin jedenfalls habe ich nie wieder gesehen und jetzt bin ich beim Herren der Kugelschreiber und esse nichts, denn der Kater liegt mir im Magen.

Trachtenterminator

Es hätte böse enden können, wenn in diesem Dorf auch damals schon die Maschinen regiert hätten.

Am Wochenende war ich in meiner alten Heimat. Außerhalb von Wien. Also dort, wo man seine Feinde und Jungfrauen zum Frühstück kocht.
Ich traf am Sonntag nach der heiligen Messe und nach der heiligen Beichte (dort regiert noch immer die heilige Inquisition) meinen alten Freund, den heiligen Dorfpolizisten. Er hat mir inzwischen  schon verziehen, was ich mir vor einigen Jahren zum  Faschingsdienstag geleistet hatte. Verkleidet als so eine Art  Trachten-Terminator mit Gummistiefel, Ledermantel, riesiger  Sonnenbrille, Lodenhut mit Gamsbart und realistisch wirkendem Plastiksturmgewehr habe ich im Vollrausch meine Schlüssel  verloren. Das habe ich aber erst auf dem Nachhauseweg gemerkt. Da  es sehr kalt war und ich sehr müde, bin ich – trotz  Trunkenheit – auf die glorreiche Idee gekommen, mich in das stets  geheizte Foyer der Bank zu legen.
Ich habe dabei nicht an meine Verkleidung gedacht und auch nicht  daran, daß das Foyer videoüberwacht war. Die genaue  chronologische Abfolge der darauf folgenden Ereignisse ist mir bis
heute ein Rätsel.

Auf die alten Zeiten esse ich heute:
1 Semmel mit Gartenpikaten, Gouda und Gurkerl

22. August 2005 – Golden Delicious und mein Beruf

Naja.

Der Urlaub ist aus, mein Gehirn formatiert. Ich muß meinen Beruf neu erlernen und überall neue Paßwörter anfordern. Zumindest habe ich den Weg hierher vor den Bildschirm gefunden.

Erinnerst du dich noch an mich, lieber Fan?
Mein (wirklicher) Name ist matla, ich bin sozial engagiert, habe viele Freunde, bin glücklich, bin Vegetarier und besuche jeden Sonntag die Kirche.

Im Urlaub, der 3 allzu lange Wochen dauerte, hatte ich das volle Programm:
2 Panikattacken
1 Kreislaufkollaps
3 Vollräusche
15 kleine Räusche
4mal war ich im Freien
76 Stunden war ich nicht einsam

Doch das wesentliche ist, daß ich wieder Wurstsemmeln fressen darf:
2 edle Extrawurstsemmeln mit Gouda und Gurkerln
1 Golden Delicious Klasse I aus Österreich
1 Snickers (von Masterfoods, die bald den gesamten Lebensmittelhandel beherrschen werden)

Lola, die Flasche, ist wieder mit von der Partie. Ich habe ihr nicht gefehlt und ich war auch froh, daß ich sie 3 Wochen los war.

Auf Wiedersehen.