Im Frühling fühlt sich die Nachbarin stets bemüßigt, im Freien herumzugehen. Niemand wird je verstehen, warum. Niemand! Und mich jammert sie so lange an, bis ich mitgehe. Und niemand wird je verstehen, warum sie mich mitnimmt. Ich bin eine Koryphäe im Launeverderben und ein hervorragender Stimmungstöter! Wenn sie zum Beispiel einen in voller Blüte stehenden Baum bewundert, stehe ich wie ein kleiner Giftzwerg daneben und schiebe Meldungen wie: „Ja, und voriges Jahr war’s so und nächstes Jahr wird’s auch wieder so sein.“
Man trifft bei diesen wertlosen Spaziergängen ohnehin immer die halbe Stadt. Letztens auch. Die Alte mit dem Hund. Die Nachbarin und sie… endloses Getratsche während ich mir gelangweilt die Füße in den Bauch stand und mich das Arschloch von einem Köter anknurrte. Bis ich die Alte fragte, ob sie sich mit Hundeanatomie auskenne.
„Jaja, die Grundlagen halt. Hihi.“
Weil ich schon immer wissen wollte, wo man einem Hund am besten das Messer reinschiebt, wenn er sich an einem verbeißt. Sehr schnell konnten wir weitergehen.
Irgendwann kamen wir dann völlig zerstritten zu einer Wiese. Die Nachbarin wird nämlich extrem streitlustig und aggressiv, wenn sie bergauf gehen muss. Sie macht es trotzdem… auch so eine Sache, die niemals jemand verstehen wird. Und ich hatte schlechte Laune, weil mir so heiß war. Mir wird immer so schnell heiß… Das Wort „heiß“ tritt es nicht so wirklich… mehr die Dialektversion davon: haaß. Mir wird immer so haaß. Also diskutierten wir auf dieser sonnenverseuchten Scheißwiese, von blühenden Bäumen umzingelt, wer nun eigentlich Schuld an allem war. Als ich dann mein Hemd auszog, weil ich es vor lauter Hitze nicht mehr aushielt, fingen auch noch ein paar verängstigte Kinder zu kreischen an.
Es reicht. Der nächste Spaziergang erst wieder 2019.
Ich aas:
1 Semmel mit Extra, Gouda und Ei
1 Apferl