Heimkehr aus Griechenland, Teil 1

Der seglerische Teil unseres Urlaubs war also zu Ende: siehe Törnbericht Golf von Korinth 2009

Die ursprünglich gebuchten Flüge, von Athen nach Wien, fielen ins Wasser (Sky Europe) und andere Flüge waren der Nachbarin und mir zu teuer bzw. zu indirekt. Weil ich schon längere Zeit nicht mehr mit der Eisenbahn unterwegs gewesen war, kam mir die Idee, einfach nachzufragen, wieviel denn die Fahrt von Athen nach Wien kosten würde. Ungefähr 180€ pro Person für die gesamte Strecke ergaben meine Nachforschungen.
Der Plan für unsere Reise war schnell aufgestellt:

  1. 26.09.2009 – Athen nach Thessaloniki, 10:51 bis 15:50, IC 52
  2. 26.09.2009 – Thessaloniki mit Nachtzug nach Belgrad, 17:04 bis 05:44, D 334
  3. 27.09.2009 – Belgrad nach Budapest, 07:30 bis 14:54, IC 344
  4. 27.09.2009 – Budapest nach Wien, 15:10 bis 18:08, EC 968

Wir wären also am Samstag um 10:51 in Athen abgefahren und am Sonntag um 18:08 in Wien angekommen. Eigentlich nicht schlecht. Zweiunddreißig Stunden.

So ging ich also gleich am nächsten Morgen zum Westbahnhof, um die Tickets zu kaufen. Sollte ja gehen.
Fehler. Geht nicht. Der ÖBB-Schaltermaxi erklärte mir, die Züge in Griechenland seien reservierungspflichtig, er könne von hier aus nichts tun, das System sei für Griechenland gesperrt.
„Und wos moch i jetzt, Oida?“
Das Beste sei, direkt in Griechenland, sofort nach der Ankunft, die Reservierung vorzunehmen oder, noch besser, die Tickets gleich zu kaufen.
„Wiedaschaun.“

Ich bin von Natur aus Personen gegenüber mißtrauisch, die mir Auskunft erteilen. So suchte ich mir sicherheitshalber die Internetseite der griechischen Eisenbahngesellschaft heraus. OSE. Ich fand eine Telefonnummer für Reservierung, die aber nur innerhalb Griechenlands erreichbar war. Also schrieb ich eine Email über das Kontaktformular auf der OSE-Seite, hinterließ Name, Telefonnummer und meine Absichten. Ich erwartete mir nichts.

Eine Woche verging. Die ungelösten Fragen ließen mir keine Fragen.
Die Nachbarin: „Weißt du schon, wie das mit den Fahrkarten geht?“
„Na.“
„Wann kümmerst du dich darum?“
„Eh boid.“
„Muß ich es wieder selbst machen? Hm?“
„I ruaf jo eh scho au.“
Auf anderen Internetseiten fand ich Telefonnummern von Büros der OSE. Ich rief an. Niemand sprach Englisch. Shit.
Plötzlich läutete mein Telefon, es war eine Frau der OSE. Ich war völlig baff. Man schreibt eine Email an eine griechische Firma und wird tatsächlich zurückgerufen? Wahnsinn, die globalisierte Welt funktioniert doch irgendwie! Die Frau sprach gutes Englisch und erklärte mir folgendes: das einzige, was ich tun müsse, wäre in Griechenland 72 Stunden vor Abreise die Telefonnummer 1110 zu wählen und zu reservieren. Die Tickets bräuchte ich erst direkt vor Abreise am Schalter zu bezahlen. Ich bedankte mich sehr herzlich für dieses ausgesprochen ungewohnte Service.
„Thank you, lady. I am very happy with you.“

Nun war alles geklärt, die Nachbarin fand ihren Frieden.

Morgen geht die Geschichte weiter. Sie findet ihre Fortsetzung auf dem Segelschiff. Ungefähr achtzig Stunden vor der Abreise mit dem Zug in Athen.

>> zum 2. Teil der Heimkehr

Ich aas:

1 Guglhupf – das ist Heimat pur!

Wirtshauspissoir

Meine abgespaltene Persönlichkeit Johannes, der kleine Gimp, hat es gestern genau erkannt: das Wirtshauspissoir ist ein Ort der meditativen Reinigung.
Man sitzt in der Stube oder steht am Tresen beim Brandinesa, plaudert mit den anderen verkommenen Arschlöchern und jagt sich dabei ein Glas nach dem anderen rein, stundenlang. Da staut sich natürlich einiges an. Man spürt so einen Druck, einen Drang irgendwas loszuwerden, bald beginnt man zu schwitzen, nervös herumzusteigen, steckt sich eine Hand in den Hosensack, um sich unauffällig seinen Schwanz zu drücken. Und wenn es dir zuviel wird, wenn du glaubst, du müßtest schon bald wie eine Wasserbombe explodieren und du an dem Punkt angelangt bist, an dem deine Willensstärke endet, dann rennst du aufs Häusl, reißt dir die Hose auf, packst deinen bereits freudig zuckenden Schlauch aus und pisst los. Erleichterung! Leuterung! Heilung! Du atmest heftig erregt, beginnst entspannt zu grinsen, lehnst dich cool mit einer Hand oder gar mit der Stirn gegen die Wand, wischt dir den Schweiß ab.
Jetzt wird alles gut. Der ganze Dreck verläßt den Körper, der Alkohol bleibt in ihm. Und während du Gott für diese Wohltat dankst, bist du wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Nun siehst du auch die Gespräche und Ereignisse der letzten Stunden in einem neuen Licht. Beherzt quetscht du auch noch den letzten Tropfen ins Pissoir, schüttelst und würgst den Penis, spannst ruckartig die Bauchmuskeln an, auf daß auch nicht ein einziger Tropfen der Pisse mit dir zurück in die Gaststube gelange. Neuer Mut! Tatendrang! Ja, das ist Leben!

Ich aas:
1 Schlierbacher – der letzte der Fünferpackung
1 Afperl
1 halbes Käsestangerl

PS: Wer in Wien den Little Buddha besucht, darf sogar in einen Wasserfall brunzen. Ein Erlebnis der anderen Art!

Schließ dich, oh Sommergolatsche, und behalt den Topfen für dich!

Das schöne am Sommerloch ist, daß fünfzig Prozent der Wiener darin verschwunden sind. Die Stadt wird wieder halbwegs belebbar, sie gewinnt an Lebensqualität. Man sitzt in leeren Vorstadtlokalen, der Sud ist im Süden. Man kann sich mit Verkäufern wieder normal unterhalten, ja, man bekommt sogar vernünftige Antworten. Möge das Sommerloch nie enden oder wenn es denn enden muß, so möge es sich leise schließen, wie ein totgeschissener Arsch, und alles in sich verschlungen lassen, möge es den Dreck rückstandslos irgendwo im Weltall entsorgen.

Stillte ich gestern mein Verlangen nach Aperol, so ist es heute meine Gier nach österreichischer Bäckerei. Ich aas:
1 Brot
1 Topfengolatsche
1 Sack Aniskekse

BITTE, bleibt weg!

’s ist Sommer über den Dächern von Wien

Nur mühsam schleppe ich mich hierher, um diesen Mist zu schreiben. Draussen auf meiner Dachterasse ist es so angenehm. Habe mir morgens um zehn einen Klappstuhl rausgestellt, ein nicht allzu kaltes Biertschi getrunken und nachgedacht, ob ich mit der Shisha rauchen soll oder mir den Ofen nach alter Manier selbst zusammendrehen soll. Ich hab mich fürs Selbstdrehen entschieden und dann Stunden damit verbracht, an meinen Zehennägeln herumzukletzeln. Ich bin völlig entspannt, Mann! Voll cool!

Mein Mittagessen war außerordentlich sommerlich. Ich aas:
1 Apfel
34 Ribiseln
1 Brot
1 Zigeuneraufstrich
2 Tomaten

Der Schrecken der Takeda Ryu am 8. Kirschhainfest auf der Donauinsel

Gestern war ich auf dem von der japanischen Botschaft veranstalteten 8. Kirschhainfest auf der Donauinsel. Anlässlich des 1000-Jahr-Jubiläums Österreichs 1996 haben japanische Partnergemeinden von Wiener Bezirken der Stadt Wien nämlich eintausend Kirschenbäume als Symbol der österreichisch-japanischen Freundschaft gestiftet. Am 30. April 2002 wurden die letzten Bäume gepflanzt. Das Kirschenhainfest soll an diese Geste erinnern.
Das Fest war schön und gab viel her. Meine tod- und verdrußbringenden Kampfgenossen von der Takeda-Schule hatten eine umfangreiche Präsentation ihrer Ausbildung. Zuerst wurden sie gar nicht so sehr beachtet, doch bereits kurz nach dem Beginn der Präsentation, während der ständig das Blut der Demonstrierenden ins Publikum spritzte, liefen einzelne Zuseher aus Furcht schreiend davon. Als der Fürst und seine Samurais nach der Präsentation ihre Bühne verließen, brach überhaupt Panik unter dem niederen Volke aus. Eltern brachten ihre Kinder wie gackernde Hühner in Sicherheit und Männer bemühten sich generell, als Gegner und Opfer möglichst unattraktiv zu wirken.
Bis zum blutigen Ende gab es Workshops für Shodo (Kalligraphie) und Origami, Manga, die Teezeremonie und jede Menge mehr.

Und ich aas:
1 Portion Shushi
1 Tasse Grüner Tee mit aufgeschäumter Sojamilch

Die Beweisfotos des Blutbades wurden vernichtet.

Bier, Bier, Bier. Und der Frühling der Hormonlosen.

Ja, schön ists draußen. Bin heute am Fensterbrett gesessen, solange die Sonne da war, hab meine Speckfalten beleuchten lassen und Bier getrunken. Manche vorbeifahrenden Autos sind langsamer geworden, um meinen Luxuskörper genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich! Was sonst? Und die alte Fuchtel von schräg Vis-à-vis hat sich auch nicht hinter ihrem Vorhang bewegt.

Der Frühling! Ja! Der in Wien nach Hundescheißdreck riechende Frühling! Heiler des Seelenschmerzes, Freudenspender der Hormonlosen! Alles wird gut.

Ich trank und aas
1 Brot
1 Käse
1 Aufstrich
1 Apfel

Outing für das Kaiserreich Japan

In meine Wohnung kommt nie Sonne. Vorteil im Sommer, Nachteil im Winter. Nur einige Tage im Frühling und im Herbst scheint die Sonne, wo ich wohne. Und zwar scheint sie da quasi parallel zum Erdboden durchs Fenster und läßt die ganze Wohnung erstrahlen. Vorteil für die etwaige morgentliche Masturbation am Sofa, Nachteil für die Pizzareste am Teppich, Tisch und Schrank. Herrlich!

Die Erklärungen, die ich meinen beiden Lesern nun aufgrund meines Arbeitsoutings schuldig bin, muß ich wohl bald liefern (Nachts im Rattenloch, Fernseher am Kopf, Schweißerschirm, Motorsägenhartgummidildo,…). Wenn einmal Zeit ist, werde ich es tun. Vorab nur soviel: als Samurai diene ich nur einem, nämlich dem Kaiser von Japan. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß ich nicht alles über die japanischen Atommülllagerstätten unterhalb Wiens verraten kann.

Ich aas:
1 Käse
1 Brotrest
1 Apferl

PS: sollte dieser Blogmisthaufen nicht bald ständig erreichbar sein, werde ich bei inode eigenhändig ein paar Köpfe abhacken!

Leckerer Liptauer auf wienerische Art

Montag. Es ist Zeit sich auszuruhen. Und zwar auf den eigenen Lorbeeren.

Meine größte Leistung für die Volkswirtschaft war ja damals die Erfindung des Liptauer-On-The-Fly. Quasi mein Lebenswerk. Jaja, s’ist schon einige Jährchen her, gell? Und heute gebe ich damit hemmungslos an!

Hier die Zubereitung des Liptauers auf wienerisch:

Wie du siehst, eine Premiere! Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Misthaufenblogs gibt es eine ganze Fotostrecke, in der man die Zubereitung des heiligen Mahls sieht! Zum ersten Mal nicht nur zusammenhangloses Gestammel!

Hier das Rezept (eine leichte Variation):

  1. Ich baute die Basis des Brotes. Brot mit Topfen und Paprika.
  2. Senf gibt dem Liptauer-on-the-fly die richtige Würze – man schreibe mit dem Senf nach Belieben einige Beschwörungsformeln, um die Götter wohlzustimmen und um gutes Gelingen zu bitten
  3. Nimm einen Pfefferoni, töte ihn und nimm ihn aus. Die sterbliche Hülle legst du ausgerollt auf das Liptauerbrot.
  4. Um das Kunstwerk zu vervollkommnen, streue noch etwas Paprika drüber und serviere den Liptauer mit Bier und Apfel

PS: eine weitere Variation wäre es, alles mit einem Pürierstab zu zerfetzen und müslilike zu futtern.

Adventdaten

Wien, Österreich, Europa, Planet Erde, Sol-System.

  • Freitag, der zwölfte Dezember.
  • Regen. 3,6 °C.
  • Kopf und Rücken schmerzen, vereiterte Augen, geschwollene Gesichtsmuskulatur.
  • Schließmuskel hat Arbeit eingestellt.
  • Speiseröhre in Dauerejakulation.
  • Foto: „Adventinstallation #37“

Fleischhacker beim Heurigen

Seit Montag habe ich El Carro zurückbekommen und eigentlich könnte ich nun wieder öffentliche Verkehrsmittel aus meinem Bewußtsein löschen. Aber weißt du was? Ich bin erst einmal mit El Carro herumgefahren. Ich nutze weiterhin die Wiener Linien!
Ich glaube, wenn man sich erst an die abstoßende Widerwärtigkeit der Menschen gewöhnt hat, kann man ganz gut mit ihnen zurechtkommen. Die frühe Fahrt der letzten Tage ins Rattenloch war geradezu ein Genuß! Ich las, hörte Musik und beobachtete die Menschen. Und, du glaubst es nicht, mir ist dabei zum ersten Mal in meinem Leben aufgefallen, daß jeder Mensch anders aussieht. Wenn man sich Mühe gibt, erkennt man in diesem grauslichen Gewühl von Gesinde tatsächlich Individuen. Fast könnte man dem Irrglauben anheimfallen, es wäre interessant, mit dem Einen oder Anderen zu kommunizieren. Ich wage es kaum zu sagen, aber manche dieser Humanoiden könnte man doch eventuell wirklich beinahe als…. ja… möglicherweise sogar als „schön“ bezeichnen. Auch eine gewisse Form von Intelligenz ist mancherorts zu beobachten.
Geht es mir nun wie dem Fleischhacker in Ruhestand? Der nun, befreit von seiner mordenden Berufung, beginnt, Tiere zu lieben, sie als solches wahrzunehmen, ihre Seele zu erkennen?

Ich aas wie beim Heurigen:
1 Käseteller mit Liptauer und Käse
1 Gebäck
1 Kaffee
1 angeschwollener Ring