Ins Dunkel treiben und ewig Binden

Der Hammer auf meinem Kopf hat Spuren hinterlassen. Nicht so sehr körperliche, vielmenr seelische.
Ich war gestern Abend oben bei der Nachbarin (Notiz: prüfen, warum ich momentan so oft bei der Alten stecke), um in ihrem hellerleuchteten Badezimmerspiegel meine Wunde zu begutachten. Als ich schon bald begann, mir selbst Grimassen zu schneiden, entdeckte ich im Spiegel den kleinen blauen Plastikkübel hinter mir. Etwas Blutiges lag darin. Ich drehte mich um und tat darüberliegende Wattebäuschchen weg. Es war eine Binde, lieblich und blutgetränkt. Eine Zeit lang stand ich etwas ratlos vor dem Ding, gemischte Gefühle im Gehirn. Nach einer Weile erst wurde es mir klar: wenn ich ehrlich war, wenn ich wirklich wirklich ehrlich war, dann musste ich mir selbst eingestehen, dass ich doch irgendwie hoffte, bald wieder Blut zu sehen, es zu riechen, es zu schmecken. In diesem Moment kam mir eine Idee. Mal sehen, ob ich die Nachbarin dazu überreden konnte, wenn nicht, würde ich in meine Wohnung gehen und mir den Hammer erneut auf den Kopf werfen.

Ich aas:

Alles neu macht der Herbst

Schon seit Wochen steht ein Paket in meiner Wohnung. Irgendein Paketdienstler hat es mir gegeben, weil der Neue von der Tür am Ende des Gangs nicht zuhause war. Diesen Neuen sehe ich nur, wenn wir zufälligerweise beide am Fenster rauchen. Ich mag neue Nachbarn nicht.
Gestern bin ich mit dem Paket zu ihm rüber, läutete an. Er schrie irgendwas durch die Tür, ich hielt ihm das Paket vor das Guckloch. In Unterhose stellte er sich vor.
„Ferdinand.“
„Matla. Hier hast du dein Paket, Alter.“
Er konnte das Paket nicht holen, weil das Gekritzel des Paketdienstlers, der ihm eine Nachricht hinterlassen hatte, völlig unlesbar war.
„Bist du nicht der, den ich manchmal am Fenster sehe?“
„Ja.“
„Rauchst du in diesen Geräten Tabak oder gibst du andere interessante Zutaten dazu?“
Verdächtige Frage und der neue Nachbar sah bei genauerer Betrachtung tatsächlich wie ein Polizist aus.
„Ich scheiß auf Tabak.“
„Ok, Matla, dann komm ich mal auf einen Rauch vorbei.“
„Fein. Lebwohl, Alter.“
Ich war schon im Gehen, die Tür schon fast zu, als mir noch was einfiel.
„Ferdinand, kannst du mir eine Rolle Klopapier leihen?“
So werden bei uns neue Mitbewohner empfangen. Herzlich und hilfsbereit.

Ich aas:
1 Brot
1 Käse
1 Eieraufstrich
1 Käsewurst
1 Kronprinz Rudolf Apfel JAWOLL!

Herbstwochenenden

Ein nervenaufreibendes Wochenende. Weil ich nichts besseres zu tun hatte, lungerte ich in der Wohnung der Nachbarin herum. Mußte nur einmal kurz raus, als einer ihrer Freier auftauchte.
„Hey, Matla.“, grüßte er mich.
Ich gab nur ein kurzes Grunzen von mir und verzog mich mit aufgestelltem Kragen in den Kälte.

Als ich mit schlechter Laune in die Wohnung der Nachbarin zurückkehrte, hatte die Nachbarin ein großes Glas Wein in der Hand und sie sagte nur: „Geh bitte Zähneputzen.“ Ich wußte zwar nicht warum, ging aber trotzdem in ihr Badezimmer. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Hundekot auf den Schuhen kleben hatte und eine grausige Spur des Ekels durch die Wohnung gelegt hatte. Wischte mir die Sohle mit ihrem weißen Plüschhandtuch ab, inspizierte die Tabletten im Spiegelschrank und kehrte dann ins verrauchte Wohnzimmer zurück.
„Fertig.“, sagte ich.
„Hast du eine Zahlbürste in MEINEM Badezimmer?“
„Nein.“
In meiner Wohnung zählte ich bald darauf die Platten durch. Bitteres Herbstwochenende.

Ich aas:
1 Salami
2 Brot
1 Käse
1 Apfel Kronprinz Rudolf und hoffe, Darrrling desertmum ist wenigstens unter einem Haufen dieser Sorte begraben
1 Zipfer

Der Schlatter kommt!

Als ich heute bei Sonnenaufgang müde die Gruft der Nachbarin verlassen durfte (sie hatte mich bis in die frühen Morgenstunden angekettet und gefoltert) und ich in meine Wohnung stolperte, wurde mir eines schlagartig bewußt: wenn es den Alkohol nicht geben würde, müßte ich mich umbringen.

Nach einem flüssigen Frühstück prüfte ich die Emails. Schrecken durchfuhr mich! Bruno Schlatter, der geschlauchte Herrscher über Noseland, möchte am Donnerstag kommen und Umamatlarumma kennenlernen!
Sofort sprang ich auf und rannte im Kreis. Ich als Herrscher war ja nun wohl für einen würdigen Staatsempfang verantwortlich. Das Gehirn im Kopf arbeitete auf Hochtouren, eine Checkliste war schnell erstellt:

  1. Das Volk auspeitschen und es zwingen, dem Schlatter glücklich und zufrieden zuzujubeln
  2. Die Marihuanaplantagen tarnen und den Sklaven Kleidung und Krücken geben
  3. Den eingekerkerten Staatsfeinden die Zunge herausschneiden
  4. Den Zeugen meiner gewaltsamen Machtübernahme die Zunge herausschneiden (sicherheitshalber auch die Augen ausstechen)
  5. Gutaussehende Nutten bestellen
  6. Mit den herausgeschnitten Zungen die Toilette sauberlecken
  7. Die Reisplantage in der Badewanne etwas aufforsten
  8. Meine Insignien, sprich Herrscherstab und Reichseier, gründlich waschen (mit Hirschseife), rasieren und mit lustigem Cellophan verzieren
  9. Die alte Leiche aus dem roten Teppich rollen und entsorgen, Teppich mit Duftspray einsprühen und ausbreiten (wichtig: Blutflecken auf die Unterseite)
  10. Staatstreue und gewissenlose Scharfschützen postieren, um etwaige Saboteure im Vorfeld zu killen (wichtig: Schalldämpfer verwenden)
  11. Eine beliebige Verfassung kopieren und vorrübergehend in den Reichsschaukasten legen (heroische Herrscherportraits etwas in den Hintergrund rücken)

Da wartet viel Arbeit auf mich – andererseits: vielleicht willigt der sehr verehrte Noselandherrscher in ein Treffen auf neutralem Gebiet ein? Vielleicht im Stephansdom?

Ich aas in Gedanken versunken:
2 Brot mit Käsewurst
1 Käse
1 Portion schwarze Oliven
1 Portion Sandwichgurken

Gewaltsandwich

Der Himmel weint
mein Herz ist müde.
Und wie es scheint,
bleibt’s auch morgen trübe.

Was hilft da gegen Montagsdepression? Genau! Fressen, was das Zeug hält! FRESSEN!
Mit dem Messer in der Hand bin ich zur Nachbarin rauf, klopf an, sie öffnet nicht. Ich stech mit dem Messer ein paar Mal gegen die Tür. Endlich kommt sie und macht auf.
„Ich will jetzt FRESSEN!“, schrie ich ihr ins Gesicht.
Nachbarin plärrt zurück: „Haben sie dir ins Gehirn geschissen?“ Und knallt die Tür zu.
Ich falle auf die Knie, beginne zu weinen und zu wimmern: „Ich will ja nur fressen…. mach bitte auf…. oder… oder…. oder ich schneide mir jetzt einen Kilo Fett von meinem eigenen Oberschenkel runter und FRESSE ihn hier vor deiner Tür!“
Traurig schnitze ich meinen Namen in die Tür der Nachbarin. Mein Werk bleibt unvollendet. Sie reißt die Tür auf, ich kippe in ihre Wohnung. Sie versetzt mir einen Tritt in den Magen:
„Du Volltrottel! Geh zum Psychiater!“ Sie steigt mir mit ihren weichen Hauspatschen aufs Gesicht.
„Es ist ja nur…. weil Montag…. ich mag nicht und ich….. ich weiß nicht, warum.“
Sie schnappt mich feste am Ohr und schleift mich auf den Wohnzimmerteppich. Ich versuche mit dem Messer zu bremsen, seltsames Geräusch.
Die Nachbarin nimmt ihren Siebzigerjahrekristallaschenbecher vom Couchtisch und fährt mich mit bebenden Nasenflügeln an: „Steh auf, oder ich schwör’s dir, ich hau dir mit dem verdammten Ding den Schädel ein!“
Ich steh auf und sage: „Fressen. Und nachher bring mich bitte um.“
Nach einer kurzen Messerstecherei haben wir uns doch noch geeinigt. Es gibt Sandwich.

Ich aas:
2 Sandwich mit Tomaten, Sandwichgurken, Schinken, Käse, Senf, Mayonnaise

(Das Foto konnte ich nur unter höchster Lebensgefahr erstellen. Für dich, du Arsch.)

Zombiekrikri

Ich wandle etwas verloren in der Wohnung herum. Taste mich von Wand zu Wand, suche nach dem Ausweg. War wohl zu lange auf Kreta.

Auf Kreta jedenfalls stammelte ich eines Tages auf den Felsen herum. Eigentlich ohne Ziel, wollte nur sehen, was los ist. Dazwischen fand ich plötzlich ein verendedes Kri-kri. Zahllose Fliegen schwirrten herum, Getier kroch auf und in der toten Wildziege. Ich hockte mich neben das Ding und beobachtete das Getümmel. Stellenweise sah man schon den Schädelknochen durch das fleißig abgetragene Fleisch, das leblose Auge würde wohl bald nicht mehr in den Himmel schauen. Ich nahm einen Ast und stocherte etwas lustlos an dem Kadaver herum. Auf einmal begann das tote Kri-kri mit mir zu sprechen:
„Hol mich hier weg, Wandersmann! Nimm mich mit, nimm mich mit in deine Hütte! Zerteile mein Fleisch, räuchere es und iss es! Lass mich nicht hier so verenden, von aasfressendem Getier bis auf die Knochen gequält, stinkend und wertlos!“
„Das geht aber nicht, liebes Kri-kri.“, antwortete ich und erzählte dem toten Tier, von meinem österlichen Krenflash vor zwei Jahren. Damals, als es über mich kam und ich beschloss, kein Fleisch mehr zu essen. Wie ich einerseits zwar durch eifriges mentales Training die ohnehin bereits schwache Tötungshemmung gegenüber Menschen endgültig abbauen konnte, andererseits aber keine Tiere mehr töten konnte. Zuviele Gründe gab es an Menschen, zuwenige bei Tieren. Ich erzählte auch, wie ich heuer, genau zwei Jahre nach Beginn meines Vegetariersdasein, beschloss, damit aufzuhören. Ich hatte es versucht, es würde gehen, doch warum nur das eine? Warum auch nicht das andere? Langsam begann ich wieder Fleisch zu essen, doch mit etwas Grauen und Unsicherheit.
Das Kri-kri antwortete nicht mehr. Ich stupste es mit meinem Ast am Auge, doch es kam keine Reaktion. Ich stand auf von meinem Felsen und ging. Ich wußte nun, was zu tun war. Ich würde zu meinem griechischen Freund, dem Bauern, gehen und ihn um einen letzten Gefallen bitten.

Ich aas:
1 Knackwurst
2 Brote mit Leberstreichwurst und Kren
1 Käse

Polsterfetzen

Einen so einen leiwanden Fetzen hatte ich am Freitag! War schon lange nicht mehr so super! Ein Fetzen mit allem Drumunddrran: wertlose Gespräche, Gedächtnislücken und Teleportation.
Obwohl am Freitag doch einige Merkwürdigkeiten passierten:

  1. Ich verließ meine Wohnung (mache ich normalerweise gar nicht gerne)
  2. Ich besuchte Menschen (mag ich überhaupt nicht)
  3. Ich redete, die Menschen hörten zu (passiert so gut wie nie, dass ich mal das Maul aufmache)

Keine Ahnung, welche und wie viele Leute ich letztendlich wirklich besucht hatte, rückblickend tauchen ich in meiner Erinnerung jedoch unglaublich viele Köpfe vor mir auf, die ich mit meinen Worten überrollte.
Ich hoffe stark, dass ich nach Aussetzen des Gehirns nichts gesagt habe, was ich ernst gemeint haben könnte. Und wer auch immer mich in meine Wohnung teleportiert hat: Danke.

Ich aas:
1 äußerst leckeren Polsterzipf
1 Käse
2 Brot
1 Liptauer
1 Apfel

Eierfolter ums Eck

Ich kam gerade von der Bäckerei zurück, als ich die Stimme der Nachbarin hinterm Hauseck vernahm. Sie sprach  mit der Klingonenfrau, die ein Haus weiter im Erdgeschoß wohnt. Ich blieb stehen, um etwas zu lauschen. Das ist normalerweise nicht meine Art, aber ich muss ja den Eierfolterer finden.
„Und ist Matla gute Mann?“
„Naja. Er hat halt wie alle Mannsbilder seinen Vogel, aber… ja…. naja.“, hörte ich die Nachbarin seufzen.
„Ah, darum er zieht sich an Gewand wie Vogelscheuche!“
Die Frauen brachen in Gelächter aus.
„Nix rasieren, nix waschen. Seine Eier stinken bis zu Himmel!“ Wieder Lachen, aber dieses Mal hauptsächlich von der Klingonin. Ich hatte genug gehört. Ich sprang ums Hauseck und stieß einen lauten Gruß aus. Die Frauen erschraken.
„Matla! Wenn man von Teufel spricht, er gleich da!“
„Ja? Hoffentlich redet ihr nur Gutes über den Teufel.“, sagte ich und ging davon.
Vor meiner Wohnungstür fand ich weider ein geschundenes Osterei. Lila, mit aufgestochener Luftblase. Bestialisch! Das Ei lag durch krankhafte Genauigkeit auf den matschigen Überresten des von mir gestern zertretenen Eiers gebettet. Ich kümmerte mich nicht darum. Ich ließ alles liegen und verschwand in meine Wohnung.
Gestern Abend hatte ich wieder versucht, Kontakt mit den Wissenschaftern aus CERN aufzunehmen. Ich wollte etwas durch das von ihnen aufgerissene schwarze Loch zurückschicken, wußte aber nicht, wo das Loch war. Ich hockte mich mit meinem besten Paar Socken auf den Boden vor der Tür und wartete. Würde ein Socken nämlich plötzlich wie durch Zauberhand bewegt und schließlich verschwinden, wüßte ich, wo das schwarze Loch war. Leider ohne Ergebnis.

Der Eierfolterer kann mich mal und ich aas – frisch aus der Bäckerei:
1 Packung Liptauer – endlich wieder!
1 Brot
1 lila Ei mit Einstich
3 Stück Marillenkuchen

Das grüne Osterloch

Wieder. Ein Osterei vor meiner Tür. Heute wies das arme Ei, grün, wirklich heftige Spuren schwerer Mißhandlung auf. Ich hab gar nicht lange herumgefackelt, habs gleich zergatscht, erschreckend routiniert.

Der Ostereifolterknecht ist noch nicht gefunden. Aber mir kam ein Gedanke. Was, wenn es gar keinen Ostereifolterknecht gibt? Vielleicht hat Johannes recht, wenn er sagt, es wird wohl der Osterhase sein, der auf Grund starker Blähungen die Ostereier vor meine Haustür scheißt.

Nach der Inhalation psychoaktiver Pflanzen kam mir gestern auch noch eine andere Idee. Vielleicht endet zufälligerweise genau vor meiner Wohnung die andere Seite des schwarzen Lochs, das sie gestern in CERN erzeugt haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass die freakigen Wissenschafter dort wie überdrehte Kinder Ostereier in das schwarze Loch schmeißen, um zu sehen, ob sie wieder irgendwo rauskommen.
Als die Kräuter etwas später ihre höchste Wirkung zeigten, hockte ich mich nackt vor meine Haustür und wedelte mit dem Schwanz. Ich fand das umgemein witzig. Wenn die Wissenschafter in CERN in das schwarze Loch gaffen und wie durch eine Lupe vergrößert ein männliches Geschlechtsteil hinundherflattern sehen. Und einer der Wissenschafter sagt: „He, Fritz, schmeiß noch ein paar Eier rein. Vielleicht wirds größer.“
Ja, gestern hatte ich meinen Spaß.

Ich aas:
1 Topfen
1 Sirius (Grüße!)
2 Brot
1 erbärmlich stinkenden Käse
1 gefoltertes Osterei
4 Bierkapseln

Der Ostermörder

„Sein Kopf wird zerschellen!“ Das versprach ich gestern dem sterbenden Ei und ich werde den Mörder auch finden. Der Kreis der Täter kann eigentlich schnell eingekreist werden. Es muss jemand aus dem Haus sein. Die Nachbarin kommt dafür natürlich in Frage, der verwesende Körper der schon langen toten Hausmeisterin wohl kaum. Die anderen Bewohner kenne ich zwar nur vom Sehen: den Bobo von oben, der mich stets auf seiner Seite sehen will und mich permament unaufgefordert anspricht. Die Studentin, die Flötenunterricht gibt und, wenn man den Gerüchten glauben kann, gegen einen kleinen Aufpreis auch gerne mehr bläst als die Flöte. Die Familie mit den beiden Mädchen, die ich bisher nur im Laufschritt gesehen habe. Den Pensionisten, der sich einen halben Tag lang vom Erdgeschoß hinauf in seine Wohnung schleppt – wenn ich den auf der Stiege treffe und er völlig versteinert dasteht, stupse ich ihn an, um zu sehen, ob er noch lebt. Den ständig benommenen Typen mit den Dreadlocks. Und schließlich ein abgeleckter, etwas kleingeratener Typ in Anzug und Krawatte, der mit seinem Headset wie ein Kyborg aussieht. Aber trotzdem. Sie alle kommen in Frage, ihnen allen traue ich einen Mord zu.
Heute vormittag ist etwas passiert, das meinen Verdacht gegen die Nachbarin erhärten läßt. Ich war im Kaffeehaus und latschte gerade nach Hause, als ich von Weitem schon die Konturen der Nachbarin bemerkte. Seltsam sah sie aus, irgendwie aufgedunsen. Es war eigentlich gar nicht so kalt, doch sie war angezogen wie ein Astronaut. Eine dicke Pudelmütze tief ins Gesicht gezogen, eine Winterjacke, aufgeblasen wie ein Heißluftbalon, Fäustlinge, Rollkragen über den Mund und große Sonnenbrille. Aus der Ferne konnte man meinen, die Nachbarin würde jeden Moment ihre Ski auf die Füße schnallen und versuchen, damit den Hang herunterzurutschen. Sie kam mir entgegen, wechselte dann aber schlagartig die Strassenseite. Ich tat es ihr gleich, ich wollte mit ihr sprechen. Wieder wechselten wir auf den gegenüberliegenden Gehsteig. Sie versuchte, mir auszuweichen. Mit einem Sprung kam ich genau vor der Nachbarin zu stehen und sagte schnell:
„Schmeißt du Eier auf meine Tür?“
Die Nachbarin reagierte nicht, ja, sie sah mir nicht einmal in die Augen. Sie verzog ihre Lippen nur zu einem kurzen künstlichen Grinsen und schlüpfte dann an mir vorbei. Ich ließ die Nachbarin passieren und blickte ihr nachdenklich hinterher. Irgendetwas mußte sie unter diesem Anorak haben, er sah so aufgeblasen, so ausgefüllt aus!
Zuhause angekommen fand ich wieder ein Osterei vor meiner Wohnung. Diesesmal ein oranges. Es war wohl wieder gegen die Tür geschleudert worden, denn es hatte ein paar Sprünge. Ich konnte es nicht mitansehen. Schnell und heftig trat ich auf das liebe Ei, um es von ihren Schmerzen zu befreien. Die Leiche der toten Hausmeisterin wird das Ei wohl nicht wegputzen.

Ich aas:
1 Brot
1 Ei
1 Topfen
1 Käse