Putzland IIIIIII

Hier gehts zum Anfang der Geschichte

Da der kleine Gimp gerade erst gefrühstückt hatte, wollte er die Zeit bis zur nächsten Jause nutzen, um dieser neuen Hektik auf den Grund zu gehen. Er begann durchs Putzland zu schlendern und beobachtete die Putzfrauen und die Putzmänner. Sie putzten! Aber wozu? All der Schmutz hatte doch schon vor langen Jahren das Putzland auf ewig verlassen!
„Warum putzt du denn da so sehr?“, fragte der kleine Gimp einen Putzmann, der wie ein Irrer eine Hauswand schrubbte.
„Na, der Dreck….“, keuchte der Putzmann, „…. der muss weg!“
„Aha. Aber da ist kein Dreck. Es gibt keinen Dreck im Putzland.“, antwortete der kleine Gimp verwundert.
„Aber siehst du nicht? Es ist alles verdreckt! Und es wird immer schlimmer!“, schoss der Putzmann in panischer Angst hervor, ohne mit dem Putzen aufzuhören. Der kleine Gimp schob seinen gelben Hut mit der riesigen blauen Feder in den Nacken und kratzte sich die Stirn.
„Also ich seh keinen Dreck. Siehst du etwa hier irgendwo Dreck?“, wollte der kleine Gimp jetzt wissen.
Der Putzmann wich von seiner Hauswand zurück, sah sich um und lachte dann:
„Ja, du hast recht. Es ist hier nirgends Dreck. Ich sehe auch nichts. Aber der Putzteufel, unser oberster Omputzmann, der sieht den Dreck! Und der wird’s wohl wissen. Aber hab keine Angst, der Putzteufel hat schon Medizin besorgen lassen, die dagegen hilft.“ Und als ob der Putzmann von seinen eigenen Worten angefeuert worden wäre, putzte er nun umso eifriger seine saubere Hauswand.
Der kleine Gimp wurde müde. Er verstand das alles nicht. Welcher Dreck? Medizin wogegen? Das gab’s ja wohl nicht! Da entschloss sich der kleine Gimp kurzer Hand dazu, sich den Putzteufel einmal genauer anzusehen. Er hatte ihn noch nicht kennengelernt, denn von Omputzmännern und so weiter, wusste der kleine Gimp nicht viel.
Also machte sich der kleine Gimp auf, um den Putzteufel kennenzulernen. Alle Putzfrauen und Putzmänner, die er unterwegs traf, fragte er, wo er den Putzteufel finden könne.
„Am Hauptplatz, am Hauptplatz!“, riefen ihm alle ganz abgehetzt entgegen.
Erstaunt, dass soviel Hektik überhaupt möglich war, aber auch etwas besorgt darüber, schlug der kleine Gimp sofort den kürzesten Weg zum Hauptplatz des Putzlandes ein. Und tatsächlich! Mitten am Hauptplatz stand der Putzteufel und hielt eine seiner großen Reden. Und wie er dabei mit seinen Armen in der Gegend herumfuchtelte! Das halbe Putzvolk schien am Hauptplatz versammelt zu sein. Manche trugen seltsame Gesichtsmasken, andere putzten unentwegt an sich selbst herum, aber alle hörten sie dem Putzteufel zu.
Der kleine Gimp verstand kein Wort von dem, was der Putzteufel da sprach. Viel zu schnell und viel zu dreckig war das für den kleinen Gimp.
Den Putzteufel wollte sich der kleine Gimp ganz aus der Nähe ansehen. Er zwängte sich durch die Menge, doch was der kleine Gimp da sah, verwirrte ihn schon sehr. Der Putzteufel war ja voll Dreck! Der sah ja aus, wie ein stinkender Misthaufen, wie ihn die Kinder im Putzland aus den alten Märchen geschildert bekamen.
„Pfui Teufel!“, sagte sich der kleine Gimp, „Der macht ja unseren ganzen Hauptplatz dreckig! Ja, sieht denn das keiner?“
Etwas verärgert über die Blindheit seiner Landsleute schnappte sich der kleine Gimp einen der herumstehenden Putzeimer, holte sich frisches Wasser aus dem Brunnen am Hauptplatz – es war das sauberste Wasser der Welt – und schüttete alles über den Putzteufel.
Peng! Da war es auch schon geschehen. Die saubere, glänzende Hülle des Putzteufels, die das ganze Putzvolk außer den kleinen Gimp getäuscht hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Und zum Vorschein kam endlich die wahre Gestalt des Putzteufels. Der Putzteufel war kein sauberer Putzmann, nein nein, der Putzteufel war in Wirklichkeit ein grindiger, stinkender Beidl! Noch dazu ein sehr krummer Beidl! Und zwar so krumm, dass sein Gesicht immer etwas zur Seite auf den Boden blickte.
Der Putzteufel lachte grimmig.

Weiter zu Teil 8 dieses Märchens

Lesen Sie morgen, was der Putzteufel, der stinkende Beidl, dem Putzvolk zu sagen hat und warum er eigentlich gekommen war.

Ich bin heute etwas konzeptlos und aas:
1 Etwas, das im Dunkeln verborgen liegt – sowas wie Topfen, Käse, Apfel
1 Corona, das mein Herz erwärmen soll

Gedankenkäse

Ja, vor diesem wunderbar monströsen Stück Emmenthaler bin ich nun einige Zeit gesessen. Wie’s dazu kam?
Am Vormittag latschte ich zur Bäckerei – bevor die Sonne noch meine Strasse erreicht haben würde. Spazierte ins Geschäft und da stach mir sofort dieses Stück Käse ins Auge.
Ich sagte: „Eine Dose Bier und den Käse da, bitte.“
„Das ganze Stück?“
„Ja.“
Die Chefin wog den Käse, tippte auf ihrer alten Kassa alles ein und nannte mir den Preis. Soviel hatte ich nicht mit.
„Macht nichts, Herr Matla. Bringen Sie mir den Rest einfach nächstes Mal mit.“
So verzog ich mich wieder nach Hause. Ausgebrannt und doch reich.
Daheim packte ich das gewaltige Stück Emmenthaler aus und setzte mich mit ihm gemeinsam ans Fenster. Ich drehte den Käse in alle Richtungen, beobachtete dabei die Veränderung des glänzenden Lichts. Dann fühlte ich die Temperatur des Klumpens mit meiner rechten Wange und schließlich setzte ich mich eine Zeit lang darauf, um zu sehen, wie hart oder weich Käse wirklich war.
Nachdem die materielle, die feststoffliche Seite des Käses ausgiebigst untersucht war,  machte ich mich an die metaphysischen Problemstellungen. Wie war mein Verhältnis zu dem Käse, was war seine Daseinsberechtigung, was war der Sinn dahinter?
Zuletzt ließ ich den Emmenthalerziegel auf den Boden fallen. Mehrere Male. Der Käse verursachte deutlich sichtbare Abdrücke am Boden.
„Siehst du, Matla?“, dachte ich mir, „Der Käse hinterläßt Spuren. Tust du das auch?“
„Nur wenn du aus dem fünften Stock springst.“, sagte der Andere.

Ich aas:
1 Stück Käse

Futterzauberer und die „gute“ Fee

Endlich weiß ich, warum mich die Scheißkatze meiner Nachbarin umbringen will. Sie glaubt nämlich, ich bin ein böser Zauberer! Wie ich auf das komme? Jedesmal wenn ich bei der Nachbarin oben bin und zum Kühlschrank gehe, um mir ein Bier zu holen, kommt sie zu ihrem Futterschüsselchen gelaufen, welches sich schräg unter dem Kühlschrank befindet. Dann steht die Katze dort, starrt in den Freßnapf und wartet auf die wundersame Erscheinung des Futters. Sie stiert so lange in die Schüssel, bis ich mich vier Meter vom Kühlschrank entfernt habe. Eindeutig oder?
Wenn die Katze mich daher um die Ecke bringen will, kann ich es ihr nicht verübeln. Ich kann Zauberer auch nicht ausstehen. Und Fehen und Magier auch nicht. Alles, was Dinge herbei- und wegzaubern kann. Diese verhexten Mutanten mochte ich schon als Kind nicht. Schon damals war mir nämlich klar: von nix kommt nix. Das Universum befindet sich in einem Zustand des Gleichgewichtes. Was auf dem einen Eck erscheint, muß am anderen verschwinden! Logisch! Das heißt, wenn eine angeblich „gute“ Fee dir einen Wunsch erfüllt, z.B. eine neue Badewanne, dann hat auf einmal irgendwer irgendwo keine Badewanne mehr. Ein Kind bekommt ein Spielzeug gezaubert – irgendwoanders steht ein Kind kurz vorm Selbstmord.
Und daß Zauberer existieren, steht ja nun völlig außer Zweifel! Wie sonst verschwindet wohl stets ein Socken eines Paares? Na? Genau! Es existiert ein Planet mit einbeinigen Zauberern, die sich ihre Socken nicht kaufen, sondern sie herbeizaubern.

Alles klar in meiner Birne und ich aas:
1 Apfel
1 Liptauer
1 Käse
1 Brot
3 Tomaten

PS: Der filmische Beweis: die verfickten Zauberer sind unter uns!

Die fünf Tode des Brunnens

Vor einigen Wochen berichtigte ich ja vom Abriss der alten Fabrik, die ich durch das Scheißhausfenster sehen kann. Nun, sie ist jetzt dem Erdboden ebenbürtig. Manchmal steige ich noch immer auf den Clodeckel, um den Arbeitern zuzusehen und siehe da! Seit gestern ereignen sich merkwürdige Dinge:
Anscheinend sind sie gerade dabei, das ganze Grundstück auszubaggern, um einen Keller bauen zu können. Gestern beobachtete ich, wie der Bagger kurz innehielt und die zwei Arbeiter, die sonst nur dem Bagger zuschauen, herbeigelaufen kamen, um sich über etwas zu wundern, das der Bagger gefunden hatte. Zuerst konnte ich nichts erkennen, aber dann schaufelte der Bagger eine größere Fläche um den Fund frei. Die Entdeckung sah aus, wie ein großer, gemauerter Brunnen. Den Durchmesser würde ich mal auf vier bis fünf Meter schätzen. Das Mauerwerk zeigt sich teils mit gepreßten Ziegelsteinen, doch teilweise auch mit wilden Felsbrocken. Dieser „Brunnen“, wenn es ein solcher überhaupt ist, hat jedoch keine Öffnung. Auf ihm drauf liegt ein gewaltiger flacher Granitblock, der scheinbar nur mit einfachem Werkzeug gerundet und geflacht worden ist!
Bis heute haben sie den Felsdeckel und den „Brunnen“ in Ruhe gelassen. Es waren bloß einige Leute hier und haben ihren Senf abgegeben. Jetzt gerade stehen auch ein paar Typen am „Brunnen“, die Arbeiter machen dem Bagger gerade einen riesigen Luftdruckhammer dran.
Jetzt wird’s spannend. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  1. Es wurde das seit Jahrhunderten verschlossene Tor zur Hölle gefunden. Sobald der Granitblock bricht, strömt der Brodem des Teufels auf die Welt. Wien wird zur Außenstelle der Hölle.
  2. Die Arbeiter entdecken ein extraterrestrisches Artefakt, das von einem alten, aber sehr weisen Volk eingemauert wurde, um die Erde vor Schaden zu bewahren. Das Artefakt schaltet sich bei Kontakt mit Sonnenlicht ein und beginnt zu leben. Wien wird dem Erdboden gleichgemacht (warum auch immer).
  3. Hitler war tatsächlich im Besitz der Atombombe, konnte sie aber nicht mehr einsetzen! Der „Brunnen“ ist ein Raketensilo für diese Atombomben aus dem zweiten Weltkrieg. Felsenteile fallen auf den vermodernden Zündmechanismus und Wien explodiert.
  4. Wir haben das Böse aus den vergangenen Zeitaltern geweckt. Zu tief und zu gierig haben die Menschen gegraben. Ein Balrog, der angeblich von einem antiken Zauberer getötet worden war, lag die Jahrtausende bloß im Koma, erwacht jetzt auf Grund der tollen Wiener Luft und nimmt Rache an Mittelerde. Wien verbrennt.
  5. Der „Brunnen“ ist eine Art Tempel der Druiden, die damals in der Gegend um Wien wohnten. Dieser Tempel war das Zentrum eines alten Friedhofs. Wir, die dämlichen Wiener, entweihten ihn einst, weil wir eine Fabrik darauf gebaut haben, und entfachten so einen bösen Fluch. Die Massenselbstmorde, die unangenehmen Blähungen und die Geistererscheinungen in  meinem Wohnblock haben nun endlich eine Erklärung gefunden. Durch die Zerstörung des Tempels wird dem „Brunnen“ ein übelriechender, teuflischer, feuchter Materialfurz entfahren – der Fluch ist gebrochen. Die Vögel fallen vom Himmel, die Wiener ersticken, ich kann in Ruhe schlafen. (Und ich habe einen Ort gefunden, an dem ich die verschissene Katze der Nachbarin verscharren kann)

Ich aas:
3 Paradeiser
1 Kren
1 Sandwichgurken
1 Eckerlkäse
1 Kräuterkäse

Heimkehr aus Griechenland, Teil 3

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

Am nächsten Tag rief ich erst gegen Abend die OSE-Reservierungsnummer an. Tagsüber hatte ich keine Lust und die Sache schien mir sowieso ziemlich aussichtslos zu sein. Ich sah mich schon mit der Nachbarin per Autostop nach Hause zu fahren. Trotzdem wählte ich noch einmal diese Nummer, 1110, und erklärte der Dame am Telefon mein Problem: ich konnte die Zugfahrkarten nicht 72 Stunden vor Abreise kaufen, weil ich auf See war. Die Telefonisten antwortete mir darauf genauso gelangweilt, wie ich geklungen haben mochte.
„No problem, sir.“ Ich müsse einfach so schnell es mir möglich war die Fahrkarten kaufen.
Das Wunder war tatsächlich geschehen.
„I am very happy with you, lady!“ Ich liebe diesen Satz.
Ich erzählte das der Nachbarin, deren Blutdruck sich sogleich erholte.
„Schön ist es in Griechenland. Das Land, die Menschen, so entspannt und unkompliziert!“

So vergingen die Tage. Am Freitag kamen wir mit unserem Schiff in der Alimou-Marina in Kalamaki, Athen, an. Wir brachten flott die Bootsübergabe, die Dank des Vercharterers vorverlegt werden konnte, hinter uns. Die beiden Typen, welcherne zu uns kamen und das Boot untersuchten, waren nicht gerade erpicht darauf, irgendwas zu beanstanden. Sie sahen nur kurz auf den Kartenplotter und auf die Navigationsgeräte und verzogen sich dann wieder.
Sofort rief ich die Nummer der OSE an. Kennst du schon: 1110. Ich erkundigte mich, wo denn die nächste Möglichkeit für mich wäre, die Scheißfahrkarten zu kaufen. Ganz einfach. Entweder am Hauptbahnhof oder in einer Agentur, die sich in unserer Nähe befand. Ich ließ mir die Adresse der Agentur buchstabieren, und bestand auch auf deren Telefonnummer.
Strasse: Eleutheria 52
Irgendwas: Venezielu – was die Frau nun mit Venezielu meinte, konnte sie mir nicht sagen.
Daraufhin maschierten die Nachbarin und ich gut gelaunt in das Marinabüro und belästigten einen Bürohengst mit allerhand Fragen. Wie kommen wir zu dieser Agentur, wie ist die Adresse des Hauptbahnhofes und mit welchen Linien gehts dort hin, außerdem lass noch einen Stadtplan rüberwachsen.
Stadtpläne waren gratis aber aus, ‚Eleutheria‘ kannte er nicht, Venezielu war aber mit der Linie XY leicht zu erreichen, Station gleich außerhalb der Marina.
Auf dem Weg zur Station trafen wir einen Taxifahrer, der grade im Schatten stand und an einem Sandwich herumkaute.
„Where is Eleutheria street, Taxidriver?“
„Please speak lightly.“
„Eeeeleeeeuuuutheeeeerrriiiiaaaaa?“
„I don’t know.“
„Bye.“
Okay. Sehr verdächtig. Ich wählte die Nummer der Agentur.
„Hi, are you a company where I can buy train tickets?“
„Yes.“
„And the name of the street is ‚Eleutheria‘?“
„Yes. It’s near the XY place.“
„I will come to you shortly.“ Englisch ist scheisse.
So, wir waren bei der Straßenbahnstation. Und was jetzt? Braucht man Fahrkarten? Ein alter Sack, der auf einer Bank saß, winkte uns zu sich. Er gab uns zwei Tickets zu einem Preis von je einem Euro, zufällig hatte er ein paar dabei. Ich fragte ihn, wo die Eleutheriastrasse sei. Keine Ahnung, aber er kenne Venezielu. Das sei eine enorm lange Strasse, aber wenn wir in die Nähe des XY Platzes müßten, dann sollte wir mit der Linie XY fahren und bei Station Megairgendwas aussteigen.
„Thank you, old man.“
Wir fuhren los, stiegen nach ungefähr zehn Stationen aus. Mein Gott! Wir waren ja auf der Venezielustrasse! Noch so ein Wunder! Geil!
„Weißt du was, Matla, suchen wir einfach mal Nummer 52 und sehen wir, ob die Agentur dort ist.“
„Na gut.“
Bei Nummer Venezielu Nr. 52 angekommen, fragten wir eine herumlungernde Frau. Tatsächlich, die Agentur war gleich ums Eck. Und warum erzählten uns dann alle etwas von Eleutheria?
Wir gingen ein paar Stockwerke hoch.
„Hi, here we are.“
„Hi.“
„What is ‚Eleutheria‘?“
„I don’t know.“
Gut, kann passieren. Wenigstens stand der Ticketkauf nun unmittelbar bevor.

Dachten wir zumindest. Morgen gehts weiter.

>> hier gehts zum nächsten Teil der Irrfahrt des Odysseus.

Ich aas ein Herbstmenü
1 Flasche Sturm
1 Glas Salzgurken
1 Packung Butter-Mandel-Stollen
1 Kronprinz Rudolf Apferl

Heimkehr aus Griechenland, Teil 2

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

So wählte ich vier Tage vor unserer geplanten Abfahrt mit der Eisenbahn in Athen siegessicher die OSE-Reservierungsnummer 1110. Wir befanden uns gerade auf einer Überfahrt, es herrschte etwas ruppiger Seegang, Kommunikation unter Deck fiel auf Grund des Lärmpegels etwas schwer.
„Hey, lady! I wanna do a reservation!“, brüllte ich ins Telefon. Sie piepste eine Antwort zurück, die ich nicht verstand. Nach der Bitte lauter zu sprechen, bat mich die Telefonisten, um die genauen Daten. Ich erklärte ihr alles.
Sie sagte mir, nein, so ginge das nicht. Ich könne zwar reservieren über diese Telefonnummer, doch müsse ich 72 Stunden vorher bezahlen.
Nein, nein, das wäre ein Mißverständnis, erklärte ich, ich hätte mich schon erkundigt, ich müsse bloß 72 Stunden vorher telefonisch reservieren und erst zahlen, wenn ich mir direkt vor der Abfahrt das Ticket holte.
Nein, ZAHLEN!
Nein, RESERVIEREN!
Nein, ZAHLEN!
„Hey lady! I am not happy with you!“
Ein Mann kam ans Telefon, ich müsse die Fahrkarten tatsächlich 72 Stunden vor Abreise bezahlen.
Ich legte dem Typen die Sachlage dar. Ich könne die Fahrkarten erst am Tag unserer Abreise kaufen, denn ich wäre auf einem Segelboot und käme erst kurz vor Abreise in Athen an.
„Ah, island hopping?“
„No, sailing.“
„Island hopping?“
„Yes. Island hopping.“
Und wo käme ich denn als nächstes hin?
Nirgends verdammt, antwortete ich schon etwas gereizt, ich wäre auf einem Segelboot. Ich käme vielleicht erst wieder in Athen irgendwohin.
Der Typ am Telefon sagte mir, ich müsse dann wohl einen Kurier in Anspruch nehmen. Der Kurier müsse für mich die Tickets kaufen, aufbewahren und von dort müsse ich sie mir dann holen.
„Gimme a number.“
„I don’t have a number of a courier. You have to call the Greek directory.“
„Gimme the fucking number of this fucking directory. Please, be so good.“
Tüt tüt tüt. Aufgelegt.
Gut, ich ließ mich nicht entmutigen. Ich bat das Crewmitglied mit dem Laptop mir zu helfen. Er fand übers Internet die Telefonnummern von fünf verschiedenen Kurierservices in Athen.
Alle fünf Nummern versuchte ich und natürlich bot dieses Service niemand an. Wer kauft schon Tickets für jemanden, der am Telefon höflichst darum bittet?
Ich wählte erneut 1110, die Nummer des OSE-Reservierungsservices. Wieder erzählte ich die ganze Geschichte und daß es keinen Kurier gab, der die Tickets für mich kaufen würde.
Tja schade, war die Antwort, da könne sie mir nicht weiterhelfen. Wirklich schade.
Ich entschied mich einfach nichts mehr zu tun und erst morgen wieder anzurufen. Vielleicht geschah ja ein Wunder in Griechenland.

Morgen geht die Irrfahrt durch die griechische Welt der telefonischen Zugreservierung weiter.

>> zum 3. Teil der Heimkehr

Heute aas ich unterwegs:
1 Pizza
1 Flasche Coca Cola

Waschen im Jahre 2010

Am Vormittag war ich im Rattenloch – nach einer Ewigkeit mal wieder! Eine Stunde Fahrzeit, eine halbe Stunde für die Sicherheitschecks (ich hatte meine Karte vergessen), eine weitere halbe Stunde, um die neuen Zugangscodes zu bekommen, eine Viertelstunde Arbeit, dann eine Stunde Heimfahrt. Ziemlich sinnlos.
Und auch ekelhaft. Bin nach langer Zeit wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Eine Tortur! Bei diesem schwülen Wetter stinkt ihr Menschen mehr als sonst! Ihr verdient es, vernichtet zu werden!

„Du stinkst, Matla!“, begrüßte mich die Nachbarin, die mir am Gang auflauerte.
„Du stinkst auch, du Sau!“, konterte ich gekonnt.
„Nein, im Ernst! Und wechsel mal die Hose! Siehst du nicht die braunen Flecken über den Hosentaschen? Und die Löcher! Dir hängt ja fast schon der Schwanz aus der Hose!“, nörgelte sie herum.
„Keine Zeit zum Wäschewaschen! Bis dann und Prosit 2010!“, sagte ich und ging davon.
„Aber wenigstens Händewaschen könntest du dir!“, rief sie mir noch nach.
Mann! Hat sie keine andere Sorgen als waschen, waschen, waschen?
„Beim nächsten Regen stell ich mich raus!“, rief ich zurück und hoffte auf ein Wunder.

Ich aas:
1 Becher Kaffee mittags unterwegs
Und was ich jetzt esse, weiß ich noch nicht.