Gourmet im Erbrechen oder das Anti-Gourmetblog

Gestern ergab sich im Kommentarbereich eine künstlerisch hochwertige Diskussion. Über Fotos, über Kunst, über wasweißichnoch. Das Hinundher des Gespräches und die dadurch neu enstandenen Sichtweisen und Weltbilder ergriffen die realen, aber meist imaginären, Beteiligten dermaßen, dass sie beeinflusst davon neue Kunstwerke erschufen (erschaffen mussten!). Das Opus magnum des (realen) Johannes findest du hier, äh… Johannes (ich weiß nicht, warum ich das überhaupt schreibe, denn du bist ohnehin der einzige Leser, Johannes): „Was ist Kunst„.

Auch ich hatte eine schlaflose Nacht, träumte von Kunst und Nichtkunst, von Fotos, die alle unscharf sein sollten. Inspiriert durch diesen nächtlichen Horrortrip leiste nun ich, der geistesgestörte Autor mit der gespaltenen Persönlichkeit, meinen Beitrag: eine Fotoinstallation, die den Leib und Seele dieses Misthaufenblogs repräsentiert.

Worum geht es eigentlich hier?
„Das Manifest des Erbrechens“ ist und bleibt ein Gourmetblog der Sonderklasse – mit Bildungsauftrag. Das Blog sieht sich als Gegenpol zu allen anderen Internettagebüchern dieser Art. Der Autor Augustin Matla distanziert sich vollständig und ewiglich von jeglicher Form des gastrophilen Fetischismus. Für ihn bedeutet Nahrungsaufnahme bloß die Erfüllung eines menschlichen Zwanges, einer körperlichen Notwendigkeit. Jegliches Drumherum ist umsonst. Alles Handeln, welches die Nahrungsaufnahme verkompliziert, hinauszögert, den Sinn der Tätigkeit ansich verändert, ist irrelevant und Zeitverschwendung. (Eigenständiges) Kochen, Geschmack, Farbe, Form, Gäste, Dekor, Gedanken und Bücher zum Thema, all das ist im Sinne Matlas Manifests sinnlos und zweckentfremdend.

Um nun näher auf meinen künstlerischen Beitrag einzugehen, möchte ich vorausschicken, dass ich nicht auf Essen „scheiße“. Weder im wörtlichen, noch im übertragenen Sinne. Wir alle können hier glücklich sein, essen zu können. Meist wann, wo und wie viel wir wollen. Dafür danke ich dir, Superman.
Dennoch beschäftigt sich das nun vorgestellte Werk mit Essen und Scheiße. Diese Fotoinstallation trägt den Titel: Gourmet im Erbrechen (klicke auf den Link, um es zu sehen)

Warum sieht die Semmel so beschissen aus?
Neben dem eigentlichen Ziele der Nahrungsaufnahme, nämlich Erreichung von Sattheit bzw. Vermeidung des Verhungerns, gibt es noch ein nicht gänzlich außer Acht zu lassendes Nebenprodukt: die Scheiße. Das Werk „Gourmet im Erbrechen “ verdeutlicht das. Essen bringt Sattheit und Scheiße. Da die Nahrung an sich vor der Scheiße kommt, liegt auch die Scheiße zu oberst. Doch Vorsicht: im Werk wurde nicht der Lauf der Zeit umgekehrt, und es wurde auch nicht aus Scheiße eine Wurstsemmel gebastelt, nein, hier stammt die Scheiße von Nahrung, die einen Tag zuvor verspeist wurde! Auch das mit Absicht: der Künstler will damit zum Ausdruck bringen, dass einem stets bewusst sein sollte, dass auch die Nahrung, die man heute, morgen oder irgendwann aufnimmt, doch wieder nur Sattheit und Scheiße erzeugen wird.
Das
ist der Inhalt im Manifest des Erbrechens.

Ich aas:
1 Semmel mit Pikantwurst, Edamer und Gurkerl – und es wird wieder Scheiße werden

 

Wie man den depperten Chef von Heimarbeit überzeugt

Nur mehr zwei Vormittage schleppe ich mich in die Anstalt, um Kugelschreiber zusammenzubauen. Lästig genug.
Gestern hockte ich wieder dort, als die Tür aufsprang und einer schrie:
„Matla! Der Chef will sie sprechen!“
„Wer ist das?“
„Na, der Herr Sauerkopf! Was für eine Frage!“
„Und wo ist der?“
„Im Zimmer gegenüber.“
Na gut. Ich ging in dieses Zimmer und hockte mich hin. Niemand grüßte.
„Darf man hier rauchen, Sauerkopf?“, fragte ich und holte die Zigaretten heraus.
„Natürlich nicht, Matla!“, schrie er empört auf.
Da er mich einige Sekunden nicht beachtete, stand ich wieder auf, um zu gehen.
„Moment, warten sie, Matla. Tschuldigung, bin gleich so weit.“
„Also?“
„Wollen Sie nicht mehr für uns arbeiten? Ich meine: mehr Stunden?“
„Nein.“
„Was ist das Hinderniss, Matla?“
„Ich komm‘ mir dämlich vor, wenn ich zwischen den Schwachköpfen da drüben hocke.“
Der Mann, der der Chef sein wollte, blicke mich amüsiert an.
„Außerdem“, fuhr ich fort, „Alles Zeitverschwendung. Und die Verbindung mit den Öffentlichen hier her ist auch für’n Arsch. Ich muss einmal umsteigen…“
„Verstehe, Matla. Hören sie. Wenn sie zu Hause arbeiten könnten, würden Sie dann einige Stunden mehr für uns machen?“
„Naja, weiß nicht. Hab‘ eigentlich keine Lust…“
„Matla, es wäre nicht schwer. Ich hätte hier ein paar Dokumente, die sie durchgehen müssten. Ich will ihre Meinung dazu hören.“
„Nein, echt, keine Lust.“
„Kommen Sie, Matla, es ist ja nicht kompliziert!“
„Naja, ich könnte die Dokumente mal mit nach Hause nehmen, mir unter den Kopfpolster legen und schauen, was passiert.“
„Na, sehen Sie, Matla? Geht ja.“
„Aber mehr kann ich nicht versprechen.“
„Matla, das ist ok.“
„Wie machen wir das mit den Stunden?“
„Aufschreiben und mir dann sagen.“

Heute Nacht hatte ich die Scheißzetteln bereits unter meinem Kopfpolster liegen.
Notiz: 5,25 h – Dokumentenanalyse (bisher ohne Ergebnisse)

Ich aas:
2 Brote mit Knoblauchsalami
1 Stück Käse

Vielleicht lege mich jetzt für ein Stündchen hin und analysiere weiter.

Ficken, Fressen und Saufen

Im Grunde bin ich ein ziemlich emotionsloser Mensch. Die meisten Dinge interessieren mich nicht, berühren mich kaum. Bestes Beispiel: Ficken. Bereits wenige Minuten nach Beginn der Initiierungsrituale (gegenseitiges Ablecken, heftiges Atmen, Begrapschen, Drücken der Geschlechtsteile usw.) entsteht in mir der Gedanke, es könnte ein Fehler gewesen sein, es überhaupt so weit kommen gelassen zu haben. Nach der ersten halben Stunde des Aktes komme ich mir dann schon ziemlich blöd vor. Rein, raus, rein, raus, Stellungswechsel, rein, raus, rein, raus. Was soll das hier eigentlich? Ist es die Mühe wirklich wert? Man weiß ja, worauf es hinausläuft. Eine Stunde lang abrackern, nach dem Höhepunkt – wenns überhaupt soweit kommt – wenige Sekunden etwas überdreht und sofort die schmachvolle Ernüchterung. Wofür hat man sich da bloß hergegeben? Man kennt das ja:
„Stört es dich, wenn ich jetzt nach Hause gehe?“
„Aber du wohnst ja hier, matla.“
„Is ein Argument. Kannst du dann gehen?“

Beim Essen geht es mir ähnlich. Nun, eigentlich ist es da noch schlimmer, denn Sex habe ich wenigstens nur alle paar Jahre einmal. Essen tue ich fast täglich. Und es ist ein Jammer. Alles schon gesehen, alles schon versucht. Es bringt nichts mehr – Essen ist nur mehr Nahrungsaufnahme, um dem Körper das Notwendigste zu geben. Ob es gut riecht oder nicht, ob es schmeckt oder nicht, es ist mir egal. Je weniger ich essen muß, um nicht umzufallen, umso besser. Ein Menü mit drei Gängen? Zeitverschwendung.

So etwas wie Enthusiasmus taucht bei mir nur mehr auf, wenn ich einen Joint baue, die Shisha für eine längere Sitzung vorbereite, beim Saufen oder wenn ich das Katana in die Kücheneinrichtung jage.

Scheiß drauf. Ich aas:
1 Paprika
1 Brot
1 Käse

Jubiläumsbuffet. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen!

***JUBILÄUM ***
„Heute ist ein guter Tag, um diesen Blog zu beenden.“
Könnte ich sagen. Wenn ich wollte.
DENN:
Vor genau 1 Jahr, 1. Juni 2005, habe ich mit diesem beschissenen Weblog begonnen und zwar mit den idiotischen Worten: „Heute ist ein guter Tag, um mit diesem Blog zu beginnen.“1 Jahr Schwachsinn, Zeitverschwendung und unterschwellige Billa-Werbung.
Lustig begonnen, mittlerweile zu abgedroschen, um interessant zu sein.Dieser Weblog hat mich erkennen lassen, daß ich an gespaltener Persönlichkeit leide. Denn nur ich selbst habe die Nerven, diesen Blog zu lesen und alle Kommentare dazu zu verfassen.
Dafür danke ich mir!Dieser Weblog gibt mir auch schon 1 Jahr lang die Möglichkeit, meine Botschaft in der Welt zu verbreiten (auch, wenn nur ich selbst sie lese).
Die da wäre:

Aber nun zum wichtigen Teil dieses Blogs. Dem Essen.
„Zufällig“ durfte ich mich heute in den Überresten eines Buffets suhlen.
Hier das Foto:

Und hier ein Detailfoto: